Dienstag, 19. Dezember 2006

Traum? Realität? Und das Muskelmaedel ...

Eigentlich weit mehr als nur eine Vorliebe. Direkt eine Obsession. Ja, regelrecht eine Sucht.

Was?

Das hatte er längst glasklar analysiert.

Er mochte Frauen mit Muskeln.
Er hielt sie für sexy und erotisch.
Er zog solche Frauen jeder anderen Frau vor.

Doch gab es dabei ein Problem. Denn er behielt seine Vorliebe für sich und das, seitdem er sie entdeckt hatte.

Warum?

Nun, er hatte Angst, dass man sich über ihn lustig machen würde. Wobei das Wort »man« für seine Verwandten, für seine Freunde, seine Bekannten und Kollegen steht. Allzu oft hatte er ihre Meinung gehört, wenn die Rede auf Themen wie Frauenbodybuilding oder Gewichtheben für Damen kam, ganz zu schweigen von Frauenboxen oder gar Ringen. Er konnte es im Schlaf hersagen: »Das sind doch alles keine richtigen Frauen mehr« oder »Wer das mag, der steht doch gleich auf Kerle!«

Kurz: Es ging ihm um den Verlust seines Ansehens als Mann. Also blühte seine Leidenschaft im Verborgenen. Blühte. Wuchs. Und gedieh.

Am Anfang war es noch harmlos. Als Jugendlicher malte er kleine, comicartige Bildchen von starken Frauen. Die sahen noch gar nicht so richtig muskulös aus, sondern hatten riesige Brüste und endlos lange Beine. Stark ja, sicher, aber nicht mit großen und gut ausgeprägten Muskelpaketen. Er dachte, so eine Frau gäbe es gar nicht. Daher sahen seine gezeichneten Amazonen und Superheldinnen immer schön und stolz aus, doch entsprach ihr Körperbau noch nicht dem späteren Ideal. Freilich vertrimmten sie in seinen hausgemachten comic-strips jeden Mann, der ihnen mit unlauterer Absicht in den Weg trat.

Dann entdeckte er etwas, das ihm wie eine konzentrierte Injektion von Viagra in den Unterleib fuhr: Nach einem mittäglichen Kurs saß er in einer Cafeteria mit anderen Teilnehmern bei einer Cola zusammen. Und müßig blätterte er in einer der ausliegenden Zeitschriften, als er plötzlich eine besondere Geschichte entdeckte. Eine Fotoreportage. Mehrseitig. In Schwarzweiß. Mit hartem Licht ausgeleuchtete und ziemlich grobkörnige Aufnahmen.

Doch die Motive waren klar zu erkennen: Frauen, die in knappsten Bikinis auf der Bühne standen und stolz einem zumeist männlichen und offensichtlich begeisterten Publikum ihre bestens trainierten, starken und deutlich sichtbaren Muskeln präsentierten. Vor allem die Bizepsmuskeln und die Waschbrettbäuche waren zu sehen, da aus allen Blickrichtungen aufgenommen.

Minutenlang stierte er auf die Fotos. Mit dem letzten Rest an Selbstbeherrschung wahrte er einen gleichgültigen Gesichtausdruck und tarnte seine plötzliche Erektion, in dem er die Beine übereinander schlug. Er schaffte es nur mit Müh und Not, gleichgültig weiterzublättern und das Heft hinzulegen.

Immerhin hatte er noch einen Blick aufs Titelbild geworfen und festgestellt, dass es sich da um eine bereits mehrere Wochen alte Ausgabe handelte. Daher wollte er das Heft mitgehen lassen – doch kaum hatte er sich abgewandt, als die Bedienung es auch schon beim Abräumen der Gläser an sich nahm und damit verschwand.

Er schaffte es mit Müh und Not nach Hause.
Er schaffte es noch, die Tür seines Zimmers abzuschließen.
Er schaffte es nicht, sich zu beherrschen.

Danach war »am Haken«, wie er das selber nannte. Er ging auf die Suche nach Magazinen, die solche Frauen zeigten. Eine andere Möglichkeit hatte er nicht. Zwar gab es schon Fitness-Studios, doch dafür fehlte ihm das Geld. Und die Frauen, die dort ein- und ausgingen, sahen zwar sportlich aus, aber nicht so extrem muskulös wie auf den Schwarzweiß-Fotos.

Immerhin verbesserte sich bald schon die Lage auf dem Zeitschriftenbereich. Er entdeckte, dass die Amerikaner eigene Magazine nur über muskulöse Frauen druckten. Schon bald war er ein Stammleser davon. Er hortete diese Journale und hütete sie wie einen Schatz.

Und als er mit den Jahren auch das ein oder andere Mal etwas weiter herumkam, sah er auch manche Frau, die einen gut geformten Körper, starke Arme und kräftige Waden aufwies. Er wurde Kunde in mehreren Fitness-Studios, trainierte auch tüchtig, doch hielt er mit seiner Vorliebe hinter dem Berg. Er hatte den Eindruck, sich dafür schämen zu müssen. Und Angst, sich zu blamieren, wenn er einer Frau sagte, er fände sie vor allem wegen ihrer extremen Muskulatur scharf.

Also blieb er allein.
Na, jedenfalls fast. Ab und zu traf er sich mit anderen Frauen.

Doch seine stille Leidenschaft blieb. Und manchmal konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Heimlichkeit den Genuss noch verstärkte. Das gab noch einmal einen Extra-Kick, wenn er beispielsweise heimlich einer Muskelbraut beim Wadentraining zusah oder sich so setzte, dass er bei ihrem Armtraining ungehindert auf ihre schwellenden, schweißüberströmten Bizeps blicken konnte.

Dann kam das Internet. Und plötzlich entdeckte er, dass auch andere diese Vorliebe hatten. Doch machte es ihm die Anonymität dieses Mediums nur allzu leicht, sein Inkognito zu wahren. Allerdings gestattete sie ihm auch, seine Phantasien weiterzuentwickeln und zumindest in Wort und Bild auszuleben. Er sammelte Fotos und Filme, Comics und Kurzgeschichten, speicherte sie auf Disketten, CD’s und Festplatten. Übte sich in Bildbearbeitung und hängte sich selbstgemachte Poster von seinen heißgeliebten Muskelamazonen auf.

Auch seine Vorstellungen wandelten sich. Nach wie vor ergab er sich in seinen Mußestunden ergab er verlockenden Vorstellungen. Doch sahen die zu Anfang noch recht harmlos aus.

Etwa, wie er im an einem verregneten Tag im vollgestopftem Bus stand, neben einer an und für sich ganz normalen Frau im Regenmantel.
Wie er sich mit einem Blick ins angelaufene Fenster die Krawatte richtete.
Wie der Bus genau in dem Augenblick plötzlich bremste.
Wie er erschreckt nach einem Halt griff und ihn auf ihrem Oberarm fand.
Wie seine Hand durch den dünnen Ärmelstoff --- überraschend harte Muskeln spürte.
Wie sie ihn ansah, ohne eine Miene zu verziehen.
Wie sich der Bizeps plötzlich unter seiner Hand nach oben zu wölben schien.
Wie sich der olivgrüne Stoff des Regenmantels ruckartig spannte und in den Nähten knackte.
Wie er unwillkürlich über die ganze Pracht tastete und »boah« sagte.
Wie sie augenzwinkernd entgegnete: »Tja, da staunen Sie. Sie sollten mal den Rest sehen.»

Später wurden seine Illusionen konkreter. Da saß er beim hellsten Sonnenschein auf einer Parkbank inmitten grüner Rasenflächen. Stets zur gleichen Tageszeit und stets darauf wartend, dass etwa diese aus seinen Magazinen bekannte, »lateinamerikanische Wucht« mit den extrem definierten
(so hieß das in Bodybuilderkreisen; den Slang dieser Subkultur beherrschte er im Schlaf)
Schenkeln vorbeijoggte.

Und dass sie dann eines Tages nicht zur gewohnten Zeit vorbeikäme.
Und er enttäuscht in die Runde blickte.
Und sein Fernglas zusammenpackte.
Und dann stünde sie vor ihm: in einem ultrakurzen, einteiligen, figurbetonten Hosenanzug aus beigefarbenem Stoff, hochgeschlossen, mit langen Ärmeln, aber unten so kurz, dass der Stoff noch nicht einmal ihre Pobacken komplett bedeckte.

Und wie um ihre schon enormen Muskeln noch gesondert zu betonen, trüge sie an den Füßen ein paar Plateauschuhe mit extrem hohen Absätzen.
Und dann bliebe sie vor ihm stehen.
Und zöge den eh schon super knappen Stoff in ihrem Schritt noch höher.

Und präsentierte ihm mit Dreh-, Beuge- und Anspannbewegungen ihre extrem harten Beinmuskeln unter der dünnen, von einem Geflecht von Adern durchzogenen Haut.
Und die Sonne glänzte auf dem Kokosölfilm, der ihre nussbaumfarbene Haut bedeckte.
Und die Frau fragte ihn: »Na, Kleiner, gib’s schon zu, dir gefällt das doch!«
Und wie sie sich dann mit einem verwegenen Lächeln zu ihm herunterbeugte.
Und wie dann ihre starke Hand ihm mit einem entschlossene, sicheren Griff in den Schritt packte.
Und wie sie durch den Stoff seiner dünnen Sommerhose seine unübersehbare Erektion knetete.
Und wie es zum finalen Fiasko kam – mitten in aller Öffentlichkeit.

Und wie egal ihm das war.
Und wie egal ihm das ist.
Immer noch.

Na, jedenfalls in seinem Traum.

Schließlich aber wurde es ihm zu bunt. Immer allein. So lange, lange, lange. Nie so zu zweit, wie er sich das in seinem tiefsten Inneren doch eigentlich immer wünschte. Da ging er in die Offensive. Er ging zu mehreren Bodybuilding-Wettkämpfen, machte sich mit einigen der Damen bekannt. Buchte auch mehrere Sessions. Und traf schließlich eine nette, witzige, kluge und zudem erotische Frau mit enormen Muskelpaketen, die genau auf jemanden wie ihn gewartet hatte. Die zu ihm passte.

Sie trafen sich.
Und blieben seitdem zusammen.

Auch ein Traum?
Alles Hirngespinste eines leicht versponnenen Schreibers?
Na, das können Sie so sehen.

Er aber sieht das nicht so. Er weiß ja, dass es stimmt. Er hat im Moment nur ein Problem. Er muss beim Schreiben dieser Zeilen aufpassen, dass er die Tastatur nicht zu sehr mit dem Öl und der Hautfarbe verkleckert, die noch an seinen Fingern klebt.

Das Öl und die Hautfarbe, die er gerade auf ihren extraharten, superstarken Körper aufgetragen und einmassiert hat. Einen Körper, den sie ihm jetzt gleich in neuer, eigens für ihn gekaufter Lederkleidung präsentieren wird.

Denn sie kennt seine Vorliebe. Seine Obsession. Seine Sucht.
Sie mag es, wenn er angesichts ihrer breiten Schultern, der Arme mit den mächtigen Bizeps, des prallen Popos und der wuchtigen Schenkel so verrückt wird wie der sprichwörtliche Hund in der Pfanne.

Und dann macht sie mit ihm ...

Ui!
Oh! Oh!
Also, das erzählt er ein anderes Mal, denn jetzt --- ah, ah, ohhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

1 Kommentar:

  1. Anonym23/12/07

    Das ist wirklich Deine Geschichte oder? Nun, zumindest bis auf das "traumhafte" Ende...
    Habe mich an vielen Stellen selbst wieder erkannt. Wie soll das mit uns weitergehen? Schön, daß Du da draußen bist.

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...