Dienstag, 29. Mai 2007

Supersize She --- ein paar Gedanken von mir

Gestern abend kam der bisher zumindest vom Hörensagen bekannte Film, der die Trainingsvorbereitungen der englischen FBB Joanna Thomas (von ihrer Homepage her auch als "Buff Barbie" bekannt) zeigt.

Es geht mir jetzt weniger darum festzuhalten, dass die Filmleute sich so wertneutral wie möglich mit dieser Welt befasst haben, dass sie sich ganz objektiv mit Miss Thomas' Sicht der Dinge beschäftigt haben, ohne gleich die Anti-Keule zu schwingen. Auch will ich jetzt nichts dazu sagen, dass das ganze Drumherum auf einen Außenstehenden schon arg absonderlich wirken kann -- es ist halt eine Welt für sich, mit allen Extremen, die eine solch außerordentliche Hingabe nun mal mit sich bringt.



Und kein Wort zu der Frage, welchen Anteil Steroide und andere Chemikalien haben - klar, einmal gespritzt, schon entwickelt man Muskeln wie die tolle Miss Thomas (oder kann wie gestochen auf dem Rad zwei Wochen lang die Pyrenäen rauf und runter rasen). Fragt sich nur, warum sie sich dann noch dermaßen ersichtlich in einem Maß schindet und sich dazu mit einer Nahrung ("Essen" oder gar "Mahl" wäre zu viel der Ehre) belohnt, die zu Zeiten der Sklaverei sicher den ein oder anderen Spartacus auf den Plan gerufen hätte. Doch dazu wollte ich ja eigentlich nichts sagen...

Worum es mir geht, ist dies: Viele FBB müssen sich fast schon semi-prostituieren, um ihren Sport durchführen zu können. Und es kam auch ganz klar herüber, dass Miss Thomas sich mit diesem Aspekt nur befasse, auf dass der zum Überleben in ihrer Welt nötige Rubel rolle. Und eigentlich sei ihr der ganze Sex-Aspekt ziemlich zuwider. Sie möchte als Sportlerin und für ihre extraordinäre Leistung wahrgenommen werden, und nicht bloß als Sexobjekt --- all das sagte sie jedenfalls. Meinte sie es aber auch?

All das ließ mich nachdenken. Fraglos ist da mehr dran als nur ein bißchen. Auch ich gehöre zu den Leuten, der auf FBB ganz genau aus diesem Grunde guckt, weil halt nun mal der Mix von Frau und starken Muckis unwiderstehlich wirkt und nicht, weil es mir um die intellektuelle Leistung geht. Ganz bestimmt gehöre also auch ich zu den Leuten, die Muskelmaedels wie Miss Thomas tatsächlich meist derart einseitig wahrgenommen haben. Und nach diesem Film weiß ich, dass bestimmte Leute auf FBB wohl wirken müssen wie das berühmte lästige Übel.

Soweit alles völlig verständlich --- aber jetzt werde ich mal ketzerisch. Erste Frage: Was ist denn bei all dem denn mit Typen wie mir mit meiner Sicht der Dinge? Bin ich denn wirklich so ein Schuft???

So sehr ich manchmal meinen Fetisch (geben wir's doch unumwunden zu) im stillen Kämmerlein und in der Anonymität des Web (gibt's das da???) genieße, so sehr leide ich oft genug darunter. Als Mensch im mittleren Alter, mit einem "standardmäßigen", bürgerlichen Freundeskreis und diversen zum Teil eher taffen Hobbys geht man eben bei der Familienfeier, der Büroparty oder dem Stammtisch nicht hin und erzählt etwas wie: "Menno, gestern war ich bei einer, die hatte Oberarmmuckis, so groß und hart wie Melonen, und dann kam sie in Stilettos, so daß man ihre Wahnsinns-Powerwaden erst so richtig sehen konnte --- ein Traum."

Mag sein, dass das ein paar tun. Die meisten tun es nicht offen, das bezeugen doch all die sorgsam gehüteten Alias-Namen der diesbezüglichen Internet-Szene. Folgerichtig lebt man seine Leidenschaft im Verborgenen aus und führt so eine Art Doppelleben.

Außerdem quält nicht gerade selten die Frage nach dem Sinn des eigenen Tuns, die Frage danach, inwieweit man denn nun ob seiner Obsession völlig verrückt geworden ist oder es zumindest zu werden droht. Eine Obsession, der man eigentlich gern abschwören würde, von der man aber - auch mangels ähnlich lust- und phantasievoller Alternativen - nicht lassen will. Oder kann. Will sagen: Ich habe mir diese "Leidenschaft" auch nicht ausgesucht. Wie viele habe ich auch dagegen angekämpft. Und bin dabei noch heilfroh, dass es "nur" so etwas ist und nichts anderes ...

Da eröffnet das Web nun beiden Seiten Möglichkeiten. Kaum eine FBB, die nicht irgendwann mit einer Homepage anfängt und alsbald einen Member-Bereich eröffnet und die so zumindest einen kleinen Teil ihrer Kosten wieder einfährt. Und kaum ein "Joe Shmoe" wie ich, der nicht das Web intensiv zum Glotzen und Staunen und wollüstigen Träumen nutzt.

Soweit dies.

Trotz der nur allzu verständlichen Aussage von Miss Thomas zu den Umständen ihres Gelderwerbs und den Begehrlichkeiten der Fans --- hier die zweite ketzerische Frage: Macht den Muskelmaedels das Begafftwerden, das Begehrtwerden, der sexuelle Touch ihres Tuns, das leichte Dominafeeling, die Überlegenheitsposen nicht doch Spaß? Zumindest heimlich und wenigstens ein bißchen? Alles nur des schnöden Broterwerbs wegen, alles nur Schauspiel, alles nur Pose? Wirklich?

Genau das habe ich die paar FBB gefragt, die ich bei Sessions getroffen habe. Ihre Antworten - falls ehrlich gegeben und nicht mir zu Gefallen nach dem Mund geredet - ließen mich eigentlich immer annehmen, dass auch sie ihre Freude daran haben. Natürlich verschwieg mir nicht eine, dass es da ums Geld geht, dass das der Hauptantrieb etwa für Muscle-Worship-Sessions sei. Aber eben nicht nur. Wie gesagt: Falls die Antworten ehrlich waren.

Dritte ketzerische Frage --- immer noch das Thema Sex: Wer geht wie weit und was läßt das für Schlüsse zu?

Ich habe mir seit meinem Eintritt ins Internet weiß der Allmächtige allein wieviele Homepages von Bodybuilderinnen und Muskelmaedels angeschaut und eine Unzahl von Bildern gebunkert (das ist einer der Aspekte, bei dem man sich fragt, wieviele Sparren man eigentlich lose hat) und mir alles in allem einen guten Überblick verschafft.

Auch dazu, welche Dame was anbietet.

To speak frankly + to make a long story short:
Fast alle Muskelmaedels bieten Fotos + Filme, von harmlos bis nicht mehr so harmlos.
Viel weniger offerieren "sessions", die meisten ganz klar mit der Aussage: Berühren ja, Ölen ja, lustiges Raufen ja, auch leicht frivole Spielchen ja - aber definitiv no sex. Absolutes Nein.

Noch sehr viel weniger gehen hier weiter.
Bieten sexuelle Handlungen "von --- bis".

Fangen wir mit "von" an:

Der gesamte Aufbau der sehr aufwendig mit Videos, Gif's und durchlaufenden Bildleisten aufgebauten Homepage von Miss Thomas und das da gepflegte Image drehen sich meiner Meinung und meiner Perzeption nach nur um Sex, um so eine Art Marylin Monroe mit Schultern, Bizeps und ausladendem Kreuz: "Joanna Thomas is ... Buff Barbie" heißt es da in mädchenhaftem Pink und Rosa oder "Barbie Doll Beauty, with enough muscle to kick your ass" und, ebenda: "Can you handle it? And what do you think she's gonna to to you?", auch gibt es die im Kontext durchaus anzügliche Frage, ob man mit ihr "flexen" wolle (ich gestehe, dass mich so etwas anmacht).

Auch von Miss Thomas gibt es Nackfotos in allen erdenklichen und auf den männlichen Betrachter durchaus sehr stimulierenden Posen. Auch bei ihr kann etwa der interessierte Kunde allerlei gebrauchte Dinge kaufen. Sagt jemand Höschen? Natürlich und fraglos nachweislich getragen und selbstverständlich luftdicht verpackt geliefert, um das Odeur der Dame und der relevanten Körperpartien möglichst ungefiltert und ungemindert zu bewahren ... Klick!

Dazu von mir KEIN heuchlerisches, abwertendes, moralinsaures Urteil, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Nur die Frage: Geht man so weit wirklich nur des Geldes wegen? Oder doch auch, weil man wenigstens ein klein bißchen Freude daran hat, die Kerle zu verführen und am langen Seil vorzuführen, weil frau es genießt, sie zu reizen und doch die Unerreichbare zu geben? Nein?


Ich ziehe dazu mein erstes Fazit: So etwas tut man NICHT nur wegen des Pekuniären. Da ist schon etwas Vergnügen dabei. Aber DAS offen zuzugeben, das können die meisten FBB nicht. Denn sie befürchten, dass das all ihre Bemühungen konterkariert, als ernsthafte, hingebungsvolle, sich für ihr Ideal, ihr Ziel aufopfernde Athletin anerkannt zu werden. Sie haben Angst davor, dass das als mehr oder minder halbweltbelastet hingestellt und damit noch weiter abgewertet wird, als es gesellschaftlich eh schon der Fall ist. Denken wir doch mal an die vor einigen Jahren im Raum stehende Anerkennung von Bodybuilding als olympische Sportart, an das gute Image, das man und frau etwa bei den world games erworben haben.

Um sich das nicht zu verscherzen (auch und vor allem im Familienkreis nicht), MUSS eine derart erwerbstätige FBB das Geld als alleinigen Grund ihres Tuns vorschieben, sonst wüchse der Druck "mit diesem Unsinn aufzuhören und ein normales Leben zu führen" ja noch weiter.

Dies dazu.

Kommen wir zum Geld und dem, was manche Hardcore FBB dafür tun muss.

Es bedarf keiner Frage, dass die Preisgelder im FBB-Feld eine Unverschämtheit sind angesichts dessen, was die vorn und oben platzierten Jungs so einfahren. Aber woran liegt das? Absicht? Wem nutzt denn das? Ich weiß direkt niemanden zu nennen. Das einzige, was mir einfällt, ist dies: Die Oberen in den Verbänden wollen das Frauen-Fitness-Ding. Das ist sexy, das ist Mainstream-fähig, das entspricht auch der gerade bei den Männern dieser Welt so oft gepflegten Macho-Attitüde.

Dagegen wirken Frauen mit Michelle-Maroldo- und Marja-Lehtonen-Armen auf die breite Masse der Leute immer noch wie ein Tritt in den Bauch, wie ein Angriff auf das übliche männliche wie weibliche Geschlechterverständnis. Das aber ist NICHT verkaufsträchtig, zumindest nicht in der Primetime und nicht bei der Masse. Also weg damit.

Wenn da nicht all die Frauen wären, die da störenderweise Supermuskeln für ihr Ding halten und die mit Fug und Recht auf gleiches Recht für Männlein wie Weiblein pochen und die sagen, dass kein zumeist von Männern geleiteter Verband das Recht habe, ihnen vorzuschreiben, was weiblich und was nicht weiblich sei. Das wiederum würde heutigentags für Aufruhr und Diskussionen und Widerstände sorgen, vielleicht sogar dafür, dass mancher Funktionär seinen Sessel räumen müßte.

Und genau deswegen können die Verbandsoberen die Hardcore-Muckis à la Renné Toney, Bev Francis oder eben auch Joanna Thomas nicht ins Abseits kicken. Sondern sie müssen sie dulden. In so einer Art Reservat, in einer dunklen Ecke. Man tut also soviel dafür, wie man muss, nicht mehr, nicht weniger.

Das war die eine These. Die andere ist die: Ist das mit den niedrigen Preisgeldern für Hochleistungbodybuilderinen nur etwas, das so ist, wie es ist, ohne dass es jemand bewußt so lenkt? Beispielsweise so wie in der Modelszene: Hier sind es die weiblichen Stars, die den großen Reibach machen, während die sich bestimmt nicht weniger quälenden Männer nur einen Bruchteil des Geldes verdienen.

Alles in allem wollte ich nur sagen: Eigentlich ist das Herumgeiere um das Thema "Frauen mit Muskeln als Objekt der Begierde" ein Treppenwitz. Denn man kann das eine nicht vom anderen trennen, weil es meiner Meinung nach eben untrennbar miteinander verknüpft ist -- ich behaupte, dass es eben gerade das sexuelle Interesse entsprechend gepolter Männer diesen Frauen erst ihre Art des Sports und ihre Art der extremen Körperentwicklung finanziell möglich macht. Das aber schmälert doch die Leistung etwa einer Joanna Thomas nicht im mindesten. Sie ist eine Ausnahmeathletin, sie hat eine enorme sexuelle Ausstrahlung und sie nutzt das eine für das andere und sie hat - so meine These - daran durchaus Spaß.

So what?

Und weil es in der Natur des Menschen liegt, alles extrem Körperbetonte auch und eben sexuell zu interpretieren, ist es NICHT verwerflich, dass der Sex UND die Leistung in dem Fall zusammengehen, sozusagen symbiotisch.

Alles andere ist schon ein klein wenig geheuchelt.

Es muss aber nicht alles wiederum ganz offen und freizügig sein, manches darf auch ruhig im Verborgenen ablaufen und wie verboten wirken --- das steigert ja auch den Reiz ...

Stellt sich mir zum Schluß noch die Frage: Miss Thomas hat gezeigt, mit welch außerordentlicher Energie, Zielstrebigkeit und Hingabe sie ihr großes Ziel gegen alle Widerstände verfolgt. Es würde mich mal interessieren, was herauskommt, wenn sie diese Eigenschaften in einem anderen Feld entwickelt. Und ganz neidisch wünsche ich mir, diese
Power (ich meine jetzt nicht die in diesem spektakulären Arm,

Female Body Building

sondern diejenige in dem hübschen blonden Kopf) auch mal zu haben --- da kann man nur eins äußern, und das ist: ganz viel Respekt!!!!

1 Kommentar:

--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...