Samstag, 11. August 2007

Blond, sexy, stark: Joan Rhodes

Eine Figur wie ein Fotomodell, ein Gesicht wie für den Film --- und dazu in ihren schlanken, festen Muskeln eine heraus- ragende Körperkraft, mit der kaum ein Mann konkurrieren konnte. Das war die Engländerin Joan Rhodes in ihrer Blütezeit.


Geboren um 1922 als Joan (nach anderen Quellen Josie) Terena, riss sie wohl schon als Teenager von zuhause aus. Sie landete dann über ihre quasi von ihr adoptierte Familie beim Zirkus. Nebenher modelte sie und ab und zu arbeitete das Muskelmaedel mit den rotblonden (später erblondeten) Haaren auch als Stuntgirl beim Film.

In Zirkus und Varieté arbeitete sie in verschiedenen Tätigkeiten, die aber alle etwas mit Kraft zu tun hatten. Als Akrobatin ebenso wie als Trapezartistin. Berühmt wurde sie aber vor allem in den 1950er und 1960er Jahren als „strong woman“, also als Kraftathletin: Sie verbog Eisenstäbe, zerbrach Fünfzehn-Zentimeter-Nägel und zerriss Telefonbücher mit bloßen Händen (da soll’s aber einen Trick geben – nämlich die Bücher im Backofen vorher erhitzen, so dass das Papier spröde wird. Ich habe es aber nicht ausprobiert ...).

Dass sie außerordentlich stark war, das steht außer Frage, immerhin hatte sie eine Zeitlang mit Ivy Russel, der britischen Kratathletin, Ringerin und Bodybuilding-Pionierin trainiert. Man werfe auch mal einen Blick auf das Foto mit den Telefonbüchern. Klar, das sind keine Bodybuilderinnen-Arme wie bei Kim Perez, aber selbst auf der alten Aufnahme sieht man einen definierten Bizeps und einen Unterarm mit klar erkennbaren, kraftvollen und angespannten Muskeln.

Und so suchte sich Joan Rhodes voller Vertrauen in ihre Kraft Männer aus ihrem Publikum und forderte sie auf, zum Beispiel die verbogenen Eisen wieder gerade zu biegen. Wenn die Kerle dann schmählich gescheitert waren, zeigte ihnen das Mädel in den sexy-Netzstrümpfen, dem knappen Trikot und den High Heels, wie eine starke Frau so etwas mühelos erledigt. Manchmal liftete sie auch in der Show einen großen, schweren Belgier mit dem Künstlernamen „Atlas“ auf ihre breiten, aber schlanken Schultern.

Joan Rhodes war außerdem sehr fit in Jiu-Jitsu, das trainierte sie schon in den 1940er Jahren bei dem Londoner Sportlehrer Micky Wood, der auch Kontakte zum Film hatte. Für eine Fotostrecke ließ er sich von ihr auch mal werbewirksam auf die Matte legen. Männer herumzuwirbeln, das tat Joan Rhodes wohl öfters, das trug ihr auch den Beinamen „Miss Hercules“ ein. Eins ihrer „Opfer“ war der Komiker Bob Hope in dessen Show. Und ich meine, dass sie sich zu Beginn der 1970er Jahre in „Am laufenden Band“ auch mal den Showmaster Rudi Carrell unter die Arme geklemmt und weggetragen hat.

Ach ja, einmal geriet sie in Wien an zwei Olympia-Teilnehmer im Gewichtheben. Um es kurz zu machen: Die Jungs konnten den ihnen gereichten, für Joan Rhodes standardmäßigen Sechs-Zoll-Nagel nicht zerbrechen, wohl aber unsere Frau.

Warum ich all das hinschreibe? Nun, es gibt ein neues Buch. Joan Rhodes hat ihr Leben erzählt: „Coming on strong“ heißt es und ist etwas, das ich mir wahrscheinlich auch noch zulegen werde. Einfach mal bei amazon klicken ...