Mittwoch, 25. April 2012

"Downsizing" - oder nieder mit
dem Women's Bodybuilding

Kris Murrell - mit so einem Body
fällt man in der neuen Physique-
Klasse durch ...
Alle paar Wochen ist es zu hören, das Geraune dazu, ob denn das Frauen-Bodybuilding überleben werde. Das Neueste zu dem Thema sind die diversen Urteile bei der ein oder anderen Meisterschaft, bei der dann nicht die symmetrisch-muskulösesten Ladies vorn landen, sondern diejenigen des Typs "the most shredded" und mit sichtlich weniger Muskeln als bislang. Die Fans im Saal nehmen es mit Erstaunen, ja sogar Zorn und Wut. Die Richter zucken die Achseln und reden etwas davon, dass eine Klasse mit "weiblicheren" Athletinnen besser der Allgemeinheit zu vermitteln sei, das würden ja auch die Zahlen der Besucher belegen.

Hm. Wieder einmal frage ich mich, was in dem Zusammenhang unter "weiblich" zu verstehen ist. Augenscheinlich reicht dazu das intakte Vorhandensein primärer und sekundärer weiblicher Geschlechtsorgane ebenso wenig aus wie das dazugehörige Selbstempfinden der jeweiligen Dame. Also wird irgendetwas festgesetzt. Als Ergebnis kommt etwas zustande, das man schlichtweg als Tits'n'Ass mit ein paar leicht ausgeprägten Muckis bezeichnen kann. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, ich bin ja auch nur ein Mann und als solcher jemand, der gern seinen Blick über solche Maedels schweifen lässt.

Aber: Der aktuell geforderte Trend heißt "Downsizing". Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - das bedeutet ja nichts anderes, als Grenzen beim Muskelaufbau zu fordern. Wer's nicht glaube, lese sich mal Statements durch wie dieses hier von NPC-Wettkampfrichter Lee Thompson. Die Tendenz ist doch klar: Man will die "zu muskulösen" Athletinnen ausschließen können, darauf läuft's raus.

Hä? Wie bekloppt ist das denn? Es diskreditiert das Frauenbodybuilding als solches, weil es nicht die sportlichen Grenzen auslotet. Das ist ungefähr so, als würde man beim Schießen sagen, dass der Schuss ins Schwarze als solches reicht, es aber überflüssig ist, jedesmal genau die Mitte der Zielscheibe zu treffen. Oder dass es überflüssig sei, mit Blick auf einen neuen Weltrekord zu laufen, zu schwimmen, zu springen.

Apropos: Man könnte ja beim Stabhochsprung eine Grenze von, sagen wir, fünf Metern einziehen - dann wäre der gerade errungene Weltrekord schon überflüssig. Schlimm genug, dass sich bereits einige BB-Athletinnen mit Blick auf ihre sportliche Zukunft gezwungen sahen, diesem Verdikt Folge zu leisten.

Kris Murrell, wie sie mal ausgesehen hat.
Downsizing. Was für ein Unfug! Denn die Frage stellt sich ja auch, ob man diese Einschränkungen beim Männerbodybuilding auch vornimmt. Antwort: Nein, hier geht der Trend immer noch zu Masse (und das nicht unbedingt im Verhältnis zur Größe des Körpers). Von Boyer Coe über Frank Zane bis hin zu Arnold Terminalgovernator - sie alle hätten in ihrer guten Form keine Chance gehabt gegen das, was heute angesagt ist. Und das ist auch etwas, dass sich mancher mal anschaut - aber nicht mit Blick auf die sportliche Würdigung und fürs Ästhetische, sondern, um so etwas Unglaubliches mal gesehen zu haben. Dann aber ist das nichts als eine Freakshow. Jedoch nichts, was allgemein akzeptiert wäre - der Lüge sollte man sich nicht hingeben. (Was wiederum auch den Betroffenen nicht gerecht wird, weil es deren Leistung ignoriert).

Nun kann man von meiner Meinung halten was man will. Mein Punkt ist aber der, dass da aus sportlicher Sicht mit ungleichen Maßstäben gemessen und ein überkommenes Geschlechterbild zu zementieren versucht wird. Es hat ja niemand etwas gegen weitere Klassen - aber deswegen muss man doch nicht die Klasse der richtig muskulösen Maedels absägen.

Und da sind wir bei dem eigentlich Wichtigen: Was ist eigentlich mit den Interessen der Betroffenen, die starke, massige Muskeln haben und dem Publikum vorführen wollen? Die stolz sind auf Bizeps von über 40 Zentimeter und Oberschenkel von 65 Zentimeter? Denn es wird immer Maedels geben, die Muskeln haben wollen, Muskeln dick und prall und stark. Madels, welche sportliche Grenzen ebenso überschreiten wollen wie das Maximale aus ihre Körper herauszuholen.    

Das Diskreditieren ist ja alles nichts Neues. Schon vor einem Vierteljahrhundert bekamen Athletinnen wie Kay Baxter und Bev Francis ihr Fett weg - das sah man als direkten Angriff aufs allgemeine Geschlechterverständnis. Daran hat sich immer noch nichts geändert. Was aber anders sein sollte, ist die Menge der Frauen, die seitdem ihre Karriere angetreten haben. Erfolgreiche Sportlerinnen wie zum Beispiel  Iris Kyle, Lenda Murray oder Betty Pariso. Gerade Batty Pariso - wer so viel Courage hatte, beim Posing dauernd frechweg die Zunge rauszustrecken, wer nun mit der "Europa" einen eigenen Wettbewerb ausrichtet und - vor allem - wer lange Jahre zu den ästhetisch-muskulösesten Frauen dieser Erde gehört hat - der sollte doch wissen, wie die richtigen Muskelmaedels ticken und sich dafür stark machen, oder?

Betty Pariso - vor einigen Jahren in
anbetungswürdiger Form. Sie war da bereits
über 50 Jahre alt ... 
Doch bislang frage ich mich: Wo ist der Einsatz von den "Aushängeschildern" des FBB, um so das Überleben des Frauenbodybuilding in der IFBB (denn davon rede ich) langfristig zu sichern? Wo ist ein Wettbewerb, der Masse und Symmetrie und ästhetisches/erotisches/originelles Posing fordert und nicht nur Pflichtposen mit stets weiter verkürzter Kür? Selbst wenn bei solch einem Wettbewerb anfangs noch keine großen Gelder fließen sollten, so wäre es doch ein Anfang.Und etwas, der dem Selbstbewusstsein der Betroffenen stärkend auf die Sprünge helfen würde. Wo ist der Einsatz solch prominenter Ladies, um vielleicht auch mal die ein oder andere Story in einem der BB-Magazine unterzubringen? Wo die Unterstützung für Leute wie Bill Dobbins, der schon fast als einziger ab und zu ein nicht diskreditierend, sondern bewundernd geschriebenes und gestaltetes Buch über Muskelmaedels vorliegt (und dabei alles andere als reich geworden ist)?

Und wenn alle Stricke reißen: Wo ist diejenige, die sich traut, dann zu einem anderen Verband zu gehen? Und wo ist der Verband, der dann in die Lücke geht?

Donnerstag, 19. April 2012

Es geht looooos: Die FIBO beginnt heute

So, heute ist es wieder soweit: Die Muskelfreunde haben die Chance, sich in Essen zu treffen - und die Fans der Muckimaedels können natürlich vor Ort ihre starken Ladies bewundern, aus der Ferne mit Blick auf die Bühne, im kurzen Plausch unterwegs oder ganz nah nach Verabredung. Davon abgesehen ist die FIBO auch die Messe, auf der man sich ingesamt in zig Hallen über allemöglichen un unmöglichen Trends informieren kann, es gibt reichlich Show-Effekte und einkaufen kann man auch. Mehr Info zur Messe und auch zur Anfahrt gibts hier.

Ich weiß noch nicht, ob ich es schaffen werde, da beruflich uU am Wochenende noch eingespannt. Mal sehen. Wer will, kann mir ja was schreiben und vielleicht auch ein paar Fotos zum Veröffentlichen zumailen. Gleichgültig, ob als Teilnehmerin oder als Zuschauer: Es sei allen viel Spaß gewünscht!


Sonntag, 15. April 2012

Vorher - nachher: Sheena, die Dschungelkönigin

Mit entsprechend stärkeren Muckis macht
das Vertrimmen der bösen Buben doch
gleich viel mehr Spaß - gell, Sheena?
So was wie das da kommt davon, wenn man mal einen Sonntagnachmittag lang völlig sinnentleert am Rechner sitzt und mit seinem Bildbearbeitungsprogramm vor sich hin bastelt. Dann kommen auf Basis eines Panels aus einem uralten Sheena-Comic solche Dinge wie das hier heraus: Eine Comic-Heldin, vorher-nachher. 

Was das ausgelöst hat? Mehr als einmal ging es mir hier darum, dass die Comics mit Dschungel-Heldinnen lange völlig unglaubwürdige Heldinnen präsentierten: Da wurde sich an Lianen quer durch den Urwald geschwungen, in reißenden Fluten geschwommen, mit jeder Art Untier von der Riesenschlange über den Menschenaffen bis hin zur Raubkatze gerungen, mit allerlei Bösewichtern gekämpft - oft genug wurden dann das zwei- wie vierbeinigen Bestien auch noch gestemmt. Und das alles ging scheinbar spurlos an der Physis dieser Heldinnen im neckischen Leoparden-Outfit vorbei. Egal, wieviele Schurken sie lässig verdroschen und wie viele arme Wichte sie einarmig aus Gefahrenlagen zu sich an die Liane hochzogen - die Lianenladys behielten Ärmchen, auf die vielleicht noch die Hungerkinder aus Heidi Klums Modelzirkus stolz wären.  


Hier ist es dann gleich
Carcharodon carcharias, mit
dem sich Dschungelheldin
 Nyoka anlegt - und das mit
entspanntem Lächeln und für die
1950er Jahre gar nicht sooo
dünnen Armen...  

Und so kam ich ans Basteln und dachte, ich spendiere der Dschungeldame mal einen praxisgerechteren Body. Einen mit kräftigen Armen und starken Schenkeln, weil sie derlei bei ihrer Betätigung sicher besser braucht - so einen gestählten Leib wie den in dem eingangs zu sehenden Motiv im Bild rechts. Oder einen wie den hier:


Shanna - the She-Devil auf dem
Baum.  Und der ausgeprägte,
kräftige 
Arm vermittelt eine
Idee davon, 
wie sie da oben
hinauf
gekommen ist...  

Denn längst hat sich das auch bei den Comiczeichnern und -textern herumgesprochen. Die guten Leute sind ja auch nicht blöd und sehen, dass sich da im vergangenen Vierteljahrhundert beim Thema "trainierter Frauenkörper" einiges getan hat. Was in den Achtzigern noch ein Aufreger war und sofort "Doping!"-Rufe provozierte, das ist heute für viele Frauen zumindest zeitweise völlig normal, gilt als schick und sexy. Und für ihr Umfeld auch. Die Ausnahme sind immer noch die supertrainierten Muskelmaedels. Aber denen geht es (wie zigfach ausgeführt) inzwischen auch nicht mehr anders als den supertrainierten Bodybuildern: Beide kommen beim Mainstream nicht an. Hingegen die Maedels mit sichtlichen Muskeln ungefähr auf Rachel-McLish-Niveau, das ist inzwischen weithin mehr als nur genehm, wie auch bei mancher zu Recht weithin als attraktiv gefeierten Film-Heldin zu sehen.  

Wenn was in den Armen steckt,
dann kann man auch richtig fette 

Beute ganz entspannt wuppen ...

Wenn man die Comic-Zeichner nun als Gradmesser nimmt, dann kann man schon sagen, dass sich da beim Schönheitsideal etwas getan hat - und solche Bastelstunden eigentlich überflüssig sind. Eigentlich, wenn da kein sinnentleerter Sonntagnachmittag gewesen wäre und wenn auch solcher Blödsinn manchmal nicht ziemlich viel Spaß machen würde: Man muss halt sich und seinen Spleen nicht immer so ernst nehmen ...        

Donnerstag, 12. April 2012

Wenn die Maedels ihre Muckis höher legen:
Muscle Lexx and High Heels, 2.0


Warum sollen Fortsetzungen immer nur im Kino, bei Zeitschriftenromanen oder beim Ehestreit stattfinden? Warum nicht auch einmal hier? Nun denn, es sei: Weil ich doch einiges an positivem Feedback muskulöse Frauenbeine und hochhackige Schuhe erhalten habe, seien unter dem Motto "Muscle Lexx in High Heels" noch ein paar schöne Ansichten nachgereicht. Oben eine, bei der mit einem Paar Stilettos bekleidete Dame in gekonnter Pose mit Vollendung zeigt, wieso Supermuskeln und Sexyness sich eben nicht ausschließen, sondern im Gegenteil einander bedingen - ohne die Muckis fehlt die erotische Anziehung. Zumindest meiner Ansicht nach.

H
ier drunter gleich die nächste schöne Aussicht - die Bewegung des vorderen Beines betont die unglaublich-umfänglichen Formen ihres Beinbizeps und die bogenförmige Wölbung ihres vorderen Oberschenkels. Gleichzeitig können sich dank des hohen Absatzes die Füße sexy biegen und die kraftgeladene Wade unverschämt-ausladend darbieten:


Ich habe die Bilder alle nachbearbeitet. Dafür gab es mehrere Gründe. Zum ersten war die mir vorliegende Qualität zum Teil unterirdisch. Zum zweiten wollte ich die Beine und die Schuhe in den Vordergrund stellen. Das war bei dem ein oder anderen Bild zwar beabsichtigt, aber wegen der enorm unruhigen Bildhintergründe oder wegen nicht ganz korrekter Belichtungen nicht gelungen. Zum dritten wollte ich etwas sexy Glamour in die Bilder bringen. Hingegen habe ich die Bilder ganz und gar NICHT gemorphed: Die Maße der gezeigten Beine entsprechen dem, was das jeweilige Foto gezeigt hat. So wie hier:


Das sind schlichtweg Super-Beine: Die Ausmaße der Oberschenkel imponieren ebenso wie die Ausprägung der einzelnen Muskeln: Vom "Spanner der Oberschenkelfaszie" über den (enorm voluminösen) "Äußeren Oberschenkelmuskel" bis zum  tropfenförmigen "Inneren Oberschenkelmuskel" kann man jeden der gewaltigen Stränge erkennen. Klar und stark ausgeprägt auch "Schienbeinmuskel" sowie Wadenmuskel mit den eckig ausgeformten, unteren Partien. So. Und weil die Besitzerin dieser Beine weiß, wie sie sich zu bewegen und weil sie sich zudem ein paar unglaublicher High Heels zugelegt hat, ist das nicht nur aus medizinisch-sportlicher Sicht interessant, sondern auch aus männlicher unglaublich aufregend.


Apropos aufregend: Wenn das Muskelmaedel dann auch noch weiß, wie sie diese bloßen, sonnengebräunten, von liebevollen Hand eingeölten, superstarken Beine langsam und genüsslich mit diesem erregenden, durch die Bewegung von Haut auf Haut erzeugten, leicht reibendem Geräusch übereinander zu schlagen hat, wenn sich dann die Beinbizeps dramatisch nach unten wölben, während sich die Waden - durch die Schuhform beeinflusst - oben am Unterschenkel stramm zusammenballen - dann kann unsereins nur noch schauen und jiepern, aber nicht mehr denken.


Mindestens ebenso gefährlich für den Blutdruck des Betrachters ist das in Sachen Kleidung sparsame, aber in punkto Fuß-Distanz großzügige Maß. Vor allem dann, wenn sich die ganze Pracht aus leichter Untersicht darbietet. Und wenn sich der Blick gar nicht entscheiden kann, worauf er nun verweilen soll: auf der durch die Schuhform erzeugen Kurve des Fußes? Auf dem Doppelkant der Waden? Auf der langen Wölbung der äußeren Oberschenkel? Auf dem prallen, festen Doppelrund des Popos? Oder auf dem, was man verhüllt dazwischen sieht?


Die gekonnt lässige, so typisch weibliche Darbietung der nackten Haut über diesen harten und doch so feminin geformten Muskeln. Dazu das schwarze Nichts am Oberkörper und die Stilettos, die bei jedem Schritt klicken und klacken, während die Innenpartie des Schuhs leise gegen die Ferse patscht - das geschieht nach außen mit vollendeter Vortäuschung der Ahnungslosigkeit, während das Muskelmaedel genau weiß, was es damit bewirkt. Die vollendete Verführung durch solche eine starke Frau: Sie weiß, dass man(n) ihr nicht widerstehen kann --- und dass sie auch noch stärker ist als er.


Wie gekonnt ein Muskelmaedel mit der Kamera und damit dem Betrachter tändelt, das zeigt dieses Bild der fantastischen Colette Nelson, die ihre dekorativ dargebotenen und gut geölten Muskelreize genauso ver- oder entpackt hat, wie es nötig ist, um bei ihren Fans zum Herzkasper zu führen - wozu auch dieser männermordende Blick das Seine beiträgt.


Der verschmitzt-freche Gesichtsausdruck verrät es: Auch Heather Policky weiß wohl haargenau, was sie da tut, mit welch scheinbarer Nonchalance sie hier nicht nur ihre Beine, sondern auch ihren Popo präsentiert. Diesen berühmten, unglaublich ausladenden, hammerharten, straffen und runden Superduperpopo - dessen pralle, dralle Formen sich hier nicht nur dank der Plateau-Stilettos, sondern auch stramm gespannten, knallroten Latex-Umhüllung erst so recht erregend präsentieren... 

Sonntag, 8. April 2012

Es gibt eine neue Story:
Das Web. Das Muskelmaedel. Und ich.


So, und weil mir danach ist, präsentiere ich heute mal wieder eine neue und - wie von dem ein oder anderen gewünscht - auch längere Geschichte. Text und Titel-Artwork stammen von mir, das belegt auch dieser Schriftzug: © by mattmuscle. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

»Schreib’s auf« – so heißt der Rat, den wir an der Journalistenschule bekommen haben. »Was immer du an Besonderem siehst, hörst oder erfährst, schreib’s auf – selbst wenn du keine unmittelbare Verwendung dafür hast, so schult es doch deine Schreibkunst und deinen Umgang mit den verschiedenen Stoffen. Außerdem kommst du so zu einer Stoff- und Themensammlung. Und wer weiß, vielleicht kannst du es ja eines Tages verwenden?«

Nun, das tue ich hiermit. So, wie ich es mal gelernt habe. Ganz im Sinne des Philosophen Schopenhauer: „Gewöhnliche Worte für eine ungewöhnliche Geschichte“. Und ungewöhnlich, das ist sie schon, auch wenn es »nur« um einen Mann und eine Frau geht. Und ungewöhnlich daran ist auch, dass ich der Mann bin und das erlebt habe, ja immer noch erlebe. Ich muss also nur aus mir selber schöpfen, um zu erzählen. Die Frage ist nur: Wie tief kann ich in mir graben, was will ich preisgeben? Auch vor mir selber. Denn zum Schreiben muss man bestimmte Gedanken ganz klar fassen, die sonst nur vage auf einer der tieferen Bewusstseinsebenen liegen oder die man von sich wegschiebt, wenn sie mal auftauchen.

Es geht um mich und die Frau, mit der ich zusammenlebe. Nicht nur, dass sie als Mittvierzigerin deutlich älter ist als ich, der noch ein paar Jahre bis zu seinem vierzigsten Geburtstag vor sich hat. Sondern auch, dass sie durch ihr spezielles Äußeres auffällt.

Denn sie hat außerordentlich stark trainierte und ausgebildete Muskeln. Unter der Haut sieht das aus wie geschnitzt und poliert, so sehr grenzen sich die einzelnen Partien ihres Körpers voneinander ab. Derart, dass sie im Sommer mit leichter Bekleidung durch ihr bloßes Erscheinungsbild sofort und stets Reaktionen auslöst: Nur selten offene Bewunderung, aber fast immer Neid, Verunsicherung, Ablehnung – mitunter sogar Hass. Das alles, weil sie es wagt, derart offen ihren Körper zu trainieren und zum Beispiel Oberschenkel zu haben, deren Form und Ausprägung die entsprechenden Partien aller anderen Frauen und auch die der meisten Männer bei weitem übertreffen. Von der darin steckenden Kraft gar nicht zu reden.

Eine besondere Frau also. Sie verstößt gegen Konventionen, vor allem gegen geschlechtliche. Demnach sind Männer unverrückbar die Starken in unserer Kultur. Wer das anders sieht, stellt die immer noch gängige Rollenverteilung auf den Kopf. Und folglich ist derjenige wohl kein richtige Mann, der solch eine Frau attraktiv findet – das ist das, was unterschwellig bei all diesen Gefühlen mitschwingt, die ihr und vor allem mir immer wieder entgegenkommen.

Deswegen habe ich eigentlich angefangen, dies zu schreiben, um so das präzise herauszuarbeiten, was da in mir steckt. Und daher auch, wie es um meine männlichen Züge bestellt ist und ob diese Anwürfe von außen überhaupt Sinn ergeben. Aber je mehr ich schreibe, desto mehr stelle ich zu meiner Überraschung fest, dass mich das völlig gleichgültig lässt. Mich nicht kümmert, kratzt oder juckt, mir schnurzpiepegal ist – aber so was von. Sollen sie sich die Mäuler zerreißen. Hier geht es um mich. Und ich bin erstmals in meinem Leben glücklich. Sowohl in der Beziehung als solches wie auch in erotischer Hinsicht. Gerade und vor allem in erotischer Hinsicht. Und das, obwohl ihr Körper so ungewöhnlich ist. --- Nein, das ist völlig falsch ausgedrückt. Es muss heißen: gerade weil sie solche Muskeln hat.

- Wenn sie ihren Leib ertüchtigt, ihn durch vielfaches Gewichtestemmen stärkt, ihn durch Yoga, Gymnastik, Tanzen und Ringerübungen geschmeidig und beweglich hält. 
- Wenn sie abends etwa einen Tanga anlegt und ihre kraftvollen Glieder langsam und intensiv mit Öl einreibt. 
- Wenn sie mir ihre Muskeln vorführt und mich dazu auffordert, sie gebührend zu bewundern.
- Wenn sie mich in einen Kraftvergleich nötigt. 
- Wenn sie leise spöttische Bemerkungen darüber macht, wie es denn komme, dass ich als Mann ihr körperlich unterlegen sei. 
- Wenn sie mich mit spielerischer Leichtigkeit niederringt. 
- Wenn ich in ihrer Armbeuge stecke und diese unwiderstehliche Mischung aus Parfüm, Öl und Schweiß rieche.
- Wenn sich ihr klotziger Bizeps so fest wie ein Stück Hartholz an meinen Hals presst. 
- Wenn sie rittlings auf meiner Brust thront und mit einer kraftvollen Hand meine beiden Handgelenke wie im Schraubstock fixiert. 
- Wenn sie schließlich ihren prallen, nackten Hintern auf mein Gesicht senkt und ihre Hände über meinen Bauch wandern, erst in meinen Slip, und dann zu meiner fleischgewordenen Erregung – –  
dann ist für mich der Höhepunkt des Tages erreicht.

Ich genieße es, dieser Frau aussichtslos ausgeliefert zu sein, von ihr nach ihrem Gusto dominiert zu werden und ihre in einen äußerst muskulösen Körper gepackte unbezwingbare Kraft ebenso zu spüren wie ihre mit ausschweifender Phantasie gepaarte enorme erotische Ausstrahlung. Als halbwegs belesener Mensch kann ich über Gunther von den Nibelungen nur lachen. Der hat ja gar nicht gewusst, was er an der starken Königin Brünhild gehabt hat.

Lachen muss ich auch, wenn ich darüber nachdenke, wie meine Geschichte vor gut einem Jahrzehnt begann. Das war nämlich ganz banal. Es fing alles mit eine Diskussion in unserer Clique von Filmverrückten an. Wir debattierten darüber, ob sich die damals immer mehr aufkommenden Internet-Filmchen durchsetzen und vielleicht sogar Fernsehen und Kino Konkurrenz machen könnten. Als erklärter Fan alter Kinosäle mit Riesenleinwänden und Plüschsitzen wehrte ich mich heftig gegen diesen »Kleinkram«. Das tat ich solange, bis einer aus der Runde fragte: »Sag mal, hast du dir das eigentlich überhaupt mal angeguckt?«

Die Frage nahm mir allen Wind aus den Segeln. Nein, ich hatte nicht. Das hatte ich bislang für unter meiner Würde gehalten: »Titanic«, »Tomb Raider« oder »Terminator« nicht auf meterhoher Leinwand, sondern im Maßstab einer Zigarettenschachtel – also, das hielt ich schlichtweg für einen Verstoß gegen die Menschenrechte. Und sagte das auch so oder so ähnlich. Alles lachte. Dann sagte mein Bekannter: »Seh’ ich ähnlich, ganz klar. Aber darum geht’s jetzt nicht. Sondern darum, dass nun jeder zeigen kann, was er will. Und jeder auf der Welt kann’s sehen. Ohne Verleih, ohne Sender. Sind doch ganze neue Möglichkeiten!«

Treffer, versenkt: Das Argument saß. Ebenso das nächste: »Pass mal auf, was wir noch für Sachen zu sehen kriegen. So Sachen, die man nie im Fernsehen oder im Kino sehen würde. Aus allen Richtungen. Ihr werdet es erleben.«

Tja, und das machte mich neugierig. Da traf es sich gut, dass ich seit zwei, drei Monaten  einen nagelneuen Rechner zuhause stehen hatte. Einen Rechner samt Internetverbindung. Etwas, das ich lange abgelehnt hatte, aber nun auch aus beruflichen Gründen brauchte.

Also machte ich mich mal ein paar Abende lang dran, surfte und fand einen unglaublichen Müll: Kleinformatige Kurz-Filmchen, kaum länger als ein Werbespot und zumeist in nicht mehr messbarem Maß schlecht. Es gab da völlig unbegabte Teenies bei »künstlerischen« Darbietungen. Dann unsägliche Familienfeier-Mitschnitte. Filme mit den lieben Kleinen und/oder den lieben Tölen. In allen erdenklichen Fremdsprachen brüllende, schreiende, ja geifernde Politiker. Ansammlungen von (miesen) Einzelfotos, die wie eine Diashow liefen und genauso langweilig waren. Ödes über Randsportarten von Schach bis hin zu Steckenpferdpolo. Schlecht aus dem TV Abgefilmtes. Und natürlich die unverzichtbare Fleischbeschau vom Nacktfoto am Strand bis zum üblen Privatporno.

Das alles bot sich der Welt in einer technischen Qualität, die schlicht unterirdisch war. Extrem grobe Pixel verdarben viele Details. Und je nach Web-Verbindung lief das ganze auch noch mehr oder weniger ruckelig: Es war einfach nur zum Erbarmen.

Aber dann.
Dann kam dieser spezielle Film.
Dieser eine.
Der formal genauso schlecht war.
Aber alles anders machte.

Er begann mit einem Vorspann. Keinem in Kinofilmlänge, sondern einem kurzen und ganz einfach gemachten. Ein blau leuchtendes Feld, auf dem diese – mir unvergessliche – dreizeilige Angabe in unscharfer weißer Schrift stand: »FSP. The CB-Files. Vol. 8«. Das war alles. Und natürlich wusste ich weder, was sich hinter »FSP« verbarg und was hinter »CB« steckte. Immerhin waren mir »Files« und »Vol.« sofort klar: Das war das achte Kapitel, die achte Folge von irgendeiner Serie oder »Akte«.

Ja, und dann fiel mir noch der Bindestrich auf. Der wird ja in der englischsprachigen Welt kaum benutzt, schon gar nicht bei zusammengesetzten Begriffen. Da dachte ich mir: »Das Ding stammt bestimmt aus Deutschland oder Österreich und macht einen auf USA. Hahaha, wie lustig. Mal sehen, was ich da wieder für einen Schrott gefunden habe.«

Der Vorspann hakelte, ein Streifen flirrte. Als es weiterging, gab es erst einmal einen wilden, schnellen Kameraschwenk. Und Stimmen, die unter einem unangenehm lauten Geraschel dumpf und unverständlich klangen. Dann kam der Kameramann zur Ruhe – und zeigte --- sie.

Sie war gerade dabei, sich mit dem Rücken zur Kamera zu drehen. Aber einen Moment lang, da sah man noch ihr Gesicht in Frontal-, dann in Seitenaufnahme. Dieses Gesicht, diesen Kopf, die ich beide seitdem zigtausendfach aus allen Winkeln gesehen habe: Lockiges schwarzes Haar, oben auf dem Kopf üppig wuchernd und ihr vorn fast bis zu den Augen herunter fallend. Aber seitlich auf Höhe der kleinen Ohren und im Nacken bis zur Mitte kurz gestutzt. Große, irgendwie italienisch anmutende braune Augen. Eine ganz leicht gebogene, etwas zu lange Nase. Einen schmalen, lächelnden Mund mit sehr schönen Zähnen.

Aber das war keine junge Frau mehr. Bestimmt Ende Dreißig. Die hatte schon ein paar Falten. Und das Gesicht war zwar insgesamt sehr regelmäßig geschnitten. Aber es hatte ein scharf konturiertes Kinn und hohle Wangen unter klar ausgeprägten Jochbeinen. So wirkte die schmale Physiognomie hager, ja, beinahe eckig. Ich weiß noch haargenau, wie ich beim ersten Hingucken dachte: »Boah, wer will denn noch Weiber in dem Alter im Bikini sehen?«

Denn das trug diese Frau. Dieser Bikini fiel mir als nächstes auf. Roter, glänzender Stoff, aber in Copa-Cabana-mäßigem Ultraknapp: Über der Brust gab es zwei Dreiecke, ungefähr so groß wie eine diagonal durchgeschnittene Toastbrotscheibe. Den Stoff im Schritt hätte man mit einem Salatlöffel verdecken können – mit einem kleinen. Zusammengehalten wurde das durch ein paar dünne Schnüre. Das war’s mit dem Stoffanteil. Kleiner als jedes Taschentuch.

Damit aber lag der restliche Körper frei. Um den ging es auch, um diesen sonnenbraunen Leib. Das heißt, in dieser achten Folge ging es um zwei spezielle Teile davon. Nämlich um ihre Arme. Die hob und drehte sie, mal einzeln, mal zusammen. Aber immer, so dass man sie aus allen erdenklichen Perspektiven sehen konnte und jedes Detail erkennen konnte.

Der Mensch mit der Kamera ging ganz nah ran und machte extreme, zum Teil wackelige Nahaufnahmen, bei denen er erst zoomte und dann die Schärfe korrigierte. Völlig untalentiert und ganz unroutiniert. Aber mein sonst so ausgeprägter Anspruch an die cineastische Güte der Kameraarbeit, an klare, nicht immer wieder von Pixeln beeinträchtigte Bilder war mir mit einem Mal gleichgültig. Völlig egal angesichts dessen, was ich trotz all dieser Fehler sah, als der wilde Schwenk direkt nach dem Vorspann vorbei war:

Die Frau hob da gerade ihren Unterarm und stellte ihn senkrecht.
Als die Hand auf Augenhöhe war, machte sie langsam eine Faust und einen kleinen Ruck.
Und da sprang am Oberarm ein Muskel in die Höhe!
Und was für einer!

Das war nicht nur die mal mehr oder weniger sanfte Rundung, die es bei jedem gibt, der seinen Arm so hält. Nein, sie hatte da einen regelrechten, steil aufragenden Minihügel unter ihrer nussbaumfarbenen, glänzend schimmernden Haut. Eine kantige Erhebung, die sich sowohl zur Armbeuge wie zur Schulter und deren einzelnen Strängen hin klar abtrennte. Am höchsten Punkt sichtlich höher als die ebenfalls weit nach oben gewölbten Schultern. Und so dick, dass die Innenseite des Unterarms die ihm zugeneigte Partie des Muskels berührte.

Der Rest des Armes passte dazu: Die Unterseite des Oberarmes verlief nicht gerade, sondern wölbte sich in einem weiten Bogen nach unten. Das trug natürlich das Seine dazu bei, dass der Oberarm von der Seite her so enorm breit und hoch war. Der Unterarm wiederum wurde vom Handgelenk ausgehend zum Ellbogen hin dramatisch breiter – das sah fast aus wie ein langes, schmales Dreieck mit gebogenen Linien. Bei der Anspannung zeichneten sich unter der Haut nicht nur einige dicke Venen, sondern auch die einzelnen Muskelstränge beinahe so deutlich ab wie in einem Anatomiebuch. Und als die Frau die Spannung erhöhte, hielt die Kamera auch fest, wie das die Muskeln vibrieren ließ: Man musste gar nicht anfassen, um zu wissen, wie sich das wohl anfühlte: Bestimmt ganz fest. Und hart. Sehr, sehr hart!

Nun, natürlich hatte ich vorher schon einmal derart muskulöse Menschen gesehen. Ich bin ja nicht auf einer einsamen Insel aufgewachsen. Das ließ sich allein schon gar nicht vermeiden, wenn man wie ich in den 1980er Jahren den Löwenanteil seiner Zeit im Kino verbrachte. Denn das war die Blüte von Muskelhelden wie Arnie und Sly. Und es war die Zeit, in der überall Bodybuilding-Studios entstanden und in jedem Schwimmbad diese Muskelprotze aufgebläht und breitgereckt herumstolzierten.

Auch ließ es sich damals nicht vermeiden mitzubekommen, dass auch Frauen verstärkt Bodybuilding zu treiben begannen und ihre so erworbenen Muskeln spielen ließen. Ab und zu sah man diese Athletinnen in Magazinen, in Sportsendungen und auch mal in Nebenrollen bei irgendwelchen Trash-Filmen. Hundertmal gesehen, ebenso oft die Achseln gezuckt und jedes Mal aufs Neue den Kopf geschüttelt. Die Frau in diesem Schrottfilmchen war eigentlich auch nur eine weitere Bodybuilderin, einmal mehr eine dem Fleischeskult erlegene Person. Nur noch ein »Hohlkörper«,wie wir das in den achtziger Jahren nannten.

Alles richtig, und dennoch in eben diesem Fall anders: Ich hatte einfach den Eindruck, noch nie solch einen Arm gesehen zu haben. Einen Arm mit einem Bizeps-Muskel, dessen Form und Ausprägung mir einzigartig mächtig vorkamen. So, wie es mir noch nie bei irgendeiner anderen Frau und bei kaum einem Mann aufgefallen zu sein glaubte. Allein schon der schiere Umfang überraschte, ja schockierte mich ebenso, wie er mir vom Fleck weg richtig unanständig vorkam.

Unanständig,
Weil die schwarzhaarige Dame so stolz und ungeniert ihre körperliche Seite präsentierte.
Weil sie offensichtlich so viel Zeit darauf verwandt hatte, diesen Körper zu trainieren und diese Muskeln so unübersehbar gewaltig auszubilden.
Weil sie unübersehbar überhaupt nichts darauf gab, ob ihr Körperbau mit all dem wie stählern anmutenden Fleisch zu einer gängigen Vorstellung von Weiblichkeit passte.
Weil ihre Superarme und damit ihr Äußeres verstörte und provozierte.
Weil sie genau das nach allen Regeln der Kunst zelebrierte.
Weil sie dabei aber mit allen Mitteln weiblicher Tändelei spielte.
Und wie sie das tat!

Sie bot die Arme mit diesen gewaltigen Muskeln mit solch hingebungsvoll-aufreizender Langsamkeit dar, dass man bei jeder Bewegung, bei jedem Zucken spürte, wie sie das genoss.

Aber das war es nicht allein. Denn zum Schluss drehte sie noch leicht den Kopf und schaute durch das Dreieck hindurch, das von Schulter, Bizeps und Unterarm gebildet wurde. Sie schaute direkt in die Kamera, wie das immer so schön heißt. Die großen, fast schwarzen Augen weit geöffnet, ohne Flackern der Augenlider. Und mit einem Gesichtsausdruck, ebenso verlockend wie selbstsicher, ja befehlend: Die Augen, wie gesagt, frank und frei weit offen – und diese feinen, schmalen Lippen mit einem Minimallächeln, so dass die ganz leicht hochgezogenen Mundwinkel durch ihre scharfen Wangenfalten betont wurden.

Ja, ich glaube, das gab den Ausschlag. Der mit unverschämter Souveränität dargebotene Supermuskelarm und der ebenso unverschämt-selbstsichere Gesichtsausdruck: Als das Filmchen vorbei war, saß ich da wie vom Donner gerührt, den Mund sperrangelweit auf, die Augen auf meterlangen Stielen vor dem Kopf. Ich starrte regungslos auf das Schlussbild. Auf das Bild mit ihrem stolzen Blick, ihrem leicht süffisanten Lächeln und diesem wuchtigen Muskelfelsen. Egal, ob ich das eine Sekunde wie in Trance ansah oder tausendmal so lange, danach war das Bild unverrückbar in mein Bewusstsein eingebrannt. Das ist es noch. Hätte ich etwas Zeichentalent, könnte ich das bestimmt ohne Hinzugucken zu Papier bringen.

Als sich diese Schockstarre gelöst hatte, sah ich mir das Filmchen noch mal an. Noch mal. Noch mal. Nochmalnochmalnochmalnochmal – wie viele „Noch Mals“ es an dem Abend gab, ich weiß es nicht. Immerhin kann ich mich daran erinnern, dass ich erst damit aufhörte, als sich meine Heizung längst abgeschaltet hatte und es in meinem Arbeitszimmer empfindlich kalt zu werden begann. Also weit nach ein Uhr in der Nacht. Schließlich erhob ich mich widerstrebend, aber nicht, ohne mir noch die URL von dem Ding aufzuschreiben (das war noch, ehe es auf jedem Rechner eins der vielen Programme zum Film-Download gab).

Im Bett konnte ich erst einmal nicht schlafen. Nicht nur, dass ich die Bilder dieses dilettantischen Filmchens nicht aus dem Kopf bekam. Sondern auch, dass ich verstört darüber war, weil mich das dermaßen in seinen Bann gezogen hatte. Aber so richtig verstört war ich erst am nächsten Morgen. Da stellte ich völlig gerädert fest, dass ich nachts vom Superbizeps dieser Muskellady geträumt --- und wie ein Teenager ganz feucht darauf reagiert hatte. Und zwar mit einem so enormen Erguss, wie ich seit Pubertätstagen keinen mehr erlebt hatte.

Zumal ich direkt beim Wachwerden gleich wieder gekonnt hätte: Kaum dachte ich auch nur an die starke Dame mit den großen dunklen Augen und den zwei sexy Mundwinkelfalten, als sich bei mir die Muskeln der Lust erneut anspannten und sich gegen den unangenehm feucht-klebrigen Pyjamastoff stemmten. Der fast schon schmerzhafte Erregungszustand hielt den ganzen Tag über an – »wie gut, dass ich wieder Single bin«, dachte ich in einem Anfall von Galgenhumor, »ich würde sonst den ganzen Tag lang über meine Jeweilige herfallen.«

Das war der Anfang. Mühsam hielt ich es bis zum Abend aus. Dann begann ich damit, dieser Muskelgöttin im Internet nachzustöbern. Ich fand alsbald auch die anderen Teile von » FSP. The CB-Files«. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei eigentlich um eine Art Video-Dokumentation handelte – nämlich der ihres muskulösen Körpers.

Passend zu diesen mächtigen Armen hatte sie nämlich ein enorm breites, von oben nach unten keilförmiges Kreuz, wuchtige Schultern, eine superschmale Taille und wie geschnitzt wirkende Bauchmuskeln. Ihre Oberschenkel wölbten sich bei jeder Bewegung nach außen. An der Innenseite über dem Knie zeichnete sich eine dicker tropfenförmige Partie ab, von der ich noch gar nicht gewusst hatte, dass es die überhaupt gab. Ihre Waden waren kantig-voluminös und passten sicher nicht in normale Stiefel. Und ihr Popo war gleichzeitig so rund und ausladend, wie er stramm und fest war. Im Vergleich zu dieser mittelalten Athletin mit ihrem Hyperhintern hatte jedes Topmodel eine schlaffe Kehrseite.

In der Folgezeit fand ich auch heraus, was hinter den ominösen Abkürzungen steckte. »CB« – das stand für ihren Namen, Clara Bein. Und hinter »FSP« steckte »Female Supremacy Productions«. Das war wohl ein anonym tätiges Produktionsteam, das sich auf Filme mit derart muskulös austrainierten Frauen verlegt hatte. Es gab Dutzende dieser Streifen, in denen enorm kraftvolle Damen ihre physische Überlegenheit demonstrierten. Wahrscheinlich habe ich mir sie fast alle angesehen. Die Wirkung war meist ähnlich wie bei Clara Bein – aber immer nur fast. Die schwarzhaarige Clara mit ihrem kantig-attraktiven Gesicht, ihren braunen Kulleraugen und ihrem harten Superbody blieb unangefochten meine Favoritin.

Zumal ich bald feststellte, dass sie bei Wettkämpfen von den Fans zwar für ihre extrem ausgeprägten Muskeln und die herrliche Gesamtsymmetrie ihres Körpers bejubelt wurde. Nicht aber von den Bodybuilding-Kampfrichtern. Die verwiesen die Dame aus dem Südwesten Deutschlands aus unerfindlichen Gründen öfters auf einen der hinteren Ränge. Jedoch machte Clara alsbald im Internet eine steile Karriere: Nämlich im virtuellen Untergrund bei den männlichen Verehrern weiblicher Muskeln. Und als ich feststellte, dass es davon nicht nur einen, sondern viele gab, da begann ich mich auch an all dem Material zu Clara zu delektieren – wenn auch nur heimlich.

Weil diese Gemeinde ihr die Treue hielt, versorgte Clara Bein sie im Gegenzug mit einer Flut von Filmchen und Fotos, die sie in unzähligen scharfen Outfits zeigten: Schwarze, hautenge Miniröcke und hochhackige Pumps. Wie auflackiert anliegende Lederhosen und -tops. Durchsichtige Nylon-Leotards. Latex-Bikinis und schneeweiße Ganzkörperbodys. Derlei betonte ihre sinnlich-erregende Muskulosität aus meiner Sicht mehr, als dass sie sie verhüllte.

Sie posierte in Fotostudios ebenso wie in Hotelzimmern. Sie war allein vor der Kamera oder mit Bewunderern, die ihre Muskeln hingebungsvoll einölten und andächtig befühlten. Sie stand in Fetzenjeans im Fitnessstudio und ließ sich beim Aufpumpen ihrer als »Guns« bekannten, venenüberzogenen Bizeps-Muckis ablichten. Sie verwandelte sich mit Riemchensandalen und einem aus Metallringen geflochtenen Brust- und Unterleibsschutz in eine Amazone im Stil der Comic-Heldin Red Sonja. Das entsprechende Video zeigte sie im Abendrot vor einer Felskulisse beim überraschend gekonnten Jonglieren mit einem großen Schwert. Ich habe nie verstanden, warum sie daraufhin nicht in einem Action-Film eine Hauptrolle gespielt hat . Sie hätte sowohl die Physis wie auch die Ausstrahlung dafür gehabt.

Auch stöckelte sie in kaum popolangem, schwarzem Latex und mit ebenfalls schwarzen Plateau-Stilettos verkehrsgefährdend durch Japans Hauptstadt. Dabei spannte sie ihre satt eingeölten Mörder-Bizeps auch in der bekannt langsam zelebrierenden Weise vor drei einheimischen Geschäftsleuten an. Prompt bekamen sich die bebrillten, schmächtigen Kerlchen nicht mehr ein. Sie schubsten und drängelten sich gegenseitig weg, um an ihre Arme zu gelangen. Vergaßen, dass da eine Kamera lief, die alles fürs weltweite Netz festhielt. Das und auch Claras rauchige Stimme in dialektgefärbtem Deutsch und ihren fraglos ungeplanten, aber staubtrockenen Kommentar, der im Web ihren Kultstatus nur noch mehr festigen sollte: »Ui, wie’s aussieht, brauchen die heut’ awwer alle kän Viagra! Ob das die Buxen aushallen?«

Zwischendurch befasste sie sich immer mal mit allerlei Szenekunst. Sie unterstützte eine Gruppe New Yorker Bodybuilderinnen, als die eine Vernissage und eine Show zum Thema »Kraftvolle Frauen in der Gegenwartskunst« zusammenstellten. Sie spielte auch in einigen Performance-Filmen mit. Davon schafften es einer bis zur Documenta nach Kassel und der nächste bis zur Biennale nach Venedig. In diesem posierte, schritt, hüpfte und sprang sie nackt und von Kopf bis Fuß schneeweiß geschminkt herum – der künstlerische Ausdruck des Films wurde ebenso gelobt wie der experimentelle Schnitt der Filmemacher.

Kunst hin, Kunst her – sie war sich auch nicht zu schade dafür, in Underground-Streifen aufzutauchen und da in Minimalgewandung eingeölt und aufgepumpt den ein oder anderen Kerl beim Kräftevergleich und Ringen fertigzumachen. Und sie veranstaltete »Private Appointments«. Also private Treffen, die üblicherweise in der Szene »Muscle Worship Session« heißen: Gegen einen entsprechenden Obulus traf sie sich mit ihren Verehrern, meistens in einem Hotel und immer in einer Aufmachung der Kategorie »männermordend-heiß«. Die Typen konnten da ihre Muskeln bewundern, ihre Überlegenheit spüren und sich auch mal herumtragen und sich von ihr nach Strich und Faden dominieren zu lassen.

Im Lauf der Zeit bekam ich das alles heraus. Ich sammelte jedes Fitzelchen an Information, den ich zu Clara Bein finden konnte. Trug ein Riesen-Archiv an Fotos und Filmen zusammen. Kaufte Bodybuilding-Zeitschriften mit Reportagen über sie. Schrieb sie schließlich sogar mehrfach an, um mir Fotos mit Autogramm zu bestellen, sie zu der ein oder Sache zu befragen und ihr ein paar private Informationen abzuluchsen. Damit erstellte ich dann eine Biographie – die bei Wikipedia ist auch von mir.

Ich recherchierte alles von ihrer Geburt in einem kleinen Dorf nahe der französischen Grenze, über ihre Schulzeit und ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin. Über ihre Ehe, die nach zwei Söhnen und gut fünfzehn Jahren geschieden wurde. Über ihre jugendliche Begeisterung fürs Gitarrespielen, Tanzen, Springreiten und Pistolenschießen. Auch wusste ich alles darüber, wie sie sich nach ihrer Ehe »nicht mehr so flott« fühlte und schließlich in einem Fitnessstudio landete. Wo sie der Betreiber schon nach vier Wochen fragte, ob sie denn nicht einmal an einem Wettkampf teilnehmen wolle, bei den Armen und Schultern? Ich wusste, wie sie da abgeschnitten hatte (Platz eins bei den Heavy Weights) und welche Wettkämpfe noch folgten.

Natürlich kannte ich ihre »Stats«, also ihre Körpermaße: zum Beispiel ihr Körpergewicht von fünfundsechzig Kilo, ihre Körpergröße von knapp Einsdreiundsechzig, den Umfang ihrer Arme und Waden (jeweils einundvierzig Zentimeter), Oberschenkel (sechzig Zentimeter) und Schultern (hundertvier Zentimeter). Ich wusste, dass sie bei der als Bizeps-Curl bekannten Übung für die Oberarme schon mehrfach Hanteln im Gewicht ihres Körpers bewegt hatte. Dass sie bei einem Kraftvergleich-Wettkampf für Frauen bei einem solchen Curl-Durchgang mit sechzig Prozent ihres Körpergewichts fünfundvierzig Wiederholungen schaffte und beim Bankdrücken ihr Gewicht in Eisen dreißigmal hoch wuchtete. Und dass sie da sage und schreibe dreiunddreißig Klimmzüge hinbekam.

Jedesmal, wenn ich Bilder von ihr sah, erlebte ich Frühlingsgefühle und kam mir vor wie ein antiker Fruchtbarkeitsgott. Das ging schließlich soweit, dass ich – von einer Ausnahme abgesehen – zu kaum einer anderen Frau mehr hinfand. Clara Bein war meine Traumfrau. Und das kann man wirklich wörtlich nehmen. Genau deswegen aber schaffte ich es auch nicht, mich in all den Jahren einmal mit ihr für eins ihrer »Private Appointments« zu treffen. Ich hatte einfach Angst, mein Bild von ihr zu zerstören. Freilich kann ich nicht ausschließen, dass ich irgendwann zum Stalker geworden wäre und ihr heimlich nachgestellt hätte. Gut möglich. Dass das nicht passiert ist, das lag ganz einfach daran: Clara Bein kam mir zuvor.

Rein vom Ablauf her war das wieder nichts Besonderes: Eines Abends klingelte es an der Haustür, ich ging hin und öffnete – und da stand sie. Natürlich nicht halbnackt und eingeölt, sondern in knöchellangem Trenchcoat, einer Ledertasche über der Schulter und mit einem Fleece-Schal um Hinterkopf, Hals und Kinn. So, wie sich auch jede andere Frau anzieht, wenn ein kühler Herbstwind durch die Straßen fegt. Zuerst erkannte ich sie nicht. Der Wind zerzauste, was von ihrem Haar vorn unter dem Schal herauslugte. Und auf ihrer Nase saß eine kleine schwarze Hornbrille. Als ich dann den Flitzer aus Zuffenhausen an der Straße und den Zettel in ihrer Hand sah, dachte ich: »Verfahren. Die will nach dem Weg fragen.«

Sie stellte dann auch eine Frage – aber eine andere, als ich erwartet hatte: »Entschuldigen Sie, sind Sie Herr ***? Ja? Dürfte ich dann mal für ein paar Minuten eintreten, bitte?«

Ich war völlig überrumpelt. Wie willenlos nickte ich, trat zur Seite und schloss die Tür hinter ihr. Denn was ihrer Kleidung mit meinen Augen gelungen war, das schaffte ihre Stimme mit meinen Ohren trotz des heulenden Windes nicht: Diesen rauchigen Klang mit dem lustigen moselfränkischen Akzent hatte ich zu oft gehört, um ihn nicht sofort zweifelsfrei zu erkennen.

Sie wartete in meinem Flur, betrachtete die Filmbilder an den Wänden und ignorierte – so hoffte ich – das mittendrin geparkte Bügelbrett. Wie in Trance ging ich vor, öffnete die Tür zu meinem Wohnzimmer und lotste sie zur Couch. Aber sie setzte sich nicht direkt, sondern fragte: »Kann ich kurz ablegen? Mantel un’ Schal sind doch arg warm hier drin!«

Sprach’s, schlüpfte ohne viel Getue aus beidem und drückte mir die Kleidungsstücke sowie die Ledertasche in die Hand. Ich schaffte es tatsächlich, die Sachen ordentlich über einen Stuhl abzulegen, ohne über meine Füße zu stolpern. Sollte ich gehofft haben, sie trüge unter dem Mantel nur so etwas wie einen ultrakurzen Mini, so sah ich mich ge- und enttäuscht. Ihr Oberkörper steckte in einer normalen, bequem geschnittenen Bluse, ihre Beine in modisch verwaschenen Blue-Jeans, ihre Füße in Stiefeletten. Immerhin hatten die ziemlich hohe Absätze. Und die Jeans lagen eng genug an, um unter dem Stoff die schwellenden Muskelpakete mehr als nur erahnen zu lassen.

Aber der Anblick bot sich nur kurz, dann saß sie schon auf der Couch. Und ich ihr gegenüber auf meinem Fernsehsessel, heilfroh, dass ich nicht wie sonst um die Uhrzeit eine verwaschene Pyjamahose samt altem Sweatshirt anhatte. Oder gar eins meiner selbstgemachten T-Shirts mit frivolem Muskelmaedel-Motiv. Das wäre nicht auszudenken gewesen! Nein, ich steckte in einer leichten Cargohose und in einem halbwegs ordentlichen Hemd: Ich war gerade aus dem Kino zurück, wo ich den Stoff für eine meiner Zeitungskolumnen ermittelt hatte; als Feuilletonist lebe ich auch von Filmbesuchen. Ein paar Augenblicke saßen wir so da und schauten uns an, sie durch die schicke Hornbrille, die ihr überraschend gut stand. Sie brach schließlich das Schweigen, wie es in alten Romanen immer heißt: »Ich brauch’ mich Ihnen nit vorzustellen. Ich weiß ja, datt Sie ganz genau wissen, wer und watt ich bin.«

Es wäre die Untertreibung schlechthin, würde ich hier schreiben, ich sei überrascht gewesen. Ich war von den Socken, erschrocken, es hatte mich umgehauen – das trifft es eher. Ich wusste nicht, was ich entgegnen sollte. Vermutlich sah sie mir an, welche Wirkung ihre beiden Sätze bei mir ausgelöst hatten. Denn sie hob die Hand und sagte leise und freundlich mit dieser mir so wohlbekannten, rauchigen Stimme: »Halt, junger Mann, Sie brauchen sich kä’n Sorjen zu machen. Passiert scho’nix. Aber Sie wüssten schon gern, watt ich hier will, stimmt’s?«

Pause. Ich war noch zu verdattert, um etwas zu sagen. Sie lächelte und sagte: »Oh, oh. War wohl nit so gut, Sie so zu üwwerfallen. Also, ich sag’ Ihnen änfach, worum’s geht.«

Das tat Clara Bein dann. Und das, was sie sagte, war mindestens so überraschend wie ihr Erscheinen vor meiner Türe. Denn sie war hier, um ihren »größten Fan« mal persönlich zu treffen. Ihren »nachgewiesenermaßen größten Fan«, wie sie betonte. Mein Gesicht muss wohl ein einziges Fragezeichen gewesen sein, weil sie mich kurz verwundert ansah und dann kurz losprustete: »Oh, Sie wissen ja gar nit, wie ich zu der Ehre komme. Oder besser Sie. Also ...«

Dann erklärte sie mir, wie sie mich aufgestöbert habe. Es habe damit zu tun, dass der Programmierer ihrer Website ein ausgekochter Informatiker sei und für einige Firmen neue Programme entwickelt habe. Alle mit dem Zweck, die Anonymität im Web zu unterwandern, um Hackern und Viren-Verbreitern nachzuspüren: »Genau weiß ich das auch nit. Ich weiß auch nit, ob mir datt gefällt. Eher nit. Na, jedenfalls hat’s watt mit diesen IP-Adressen zu tun. Und halt mit allen Spuren, die’s wohl beim Surfen im Internet immer gibt.«

Um es kurz zu machen: Der Programmierer hatte Claras Website als Versuchsinstrument benutzt. Und als er das gefundene Material nach Häufigkeit sortierte und nach Herkunft entschlüsselte, landete eine Adresse ganz vorn – meine. Neugierig geworden, wandte dieser Bursche seine »Tools« nun auch an anderen Stellen im Internet an. In Video-Kanälen, Diskussionsforen, Blogs, Bilderdiensten und so weiter. Gemeinsames Kennzeichen: Es ging an der jeweiligen Stelle um Clara Bein. Stets fand dieser verhinderte Detektiv meine Adresse häufiger als die von jedem anderen. Und weil das Internet bekanntlich nichts vergisst, dehnte er den Test seiner Programme auch auf die Vergangenheit aus. Mit demselben Ergebnis.

Als versiertem Hacker ermittelte er schnell Namen und Postanschrift zu den stets wiederkehrenden Daten. So, dass ihm niemand auf die Schliche kommen konnte. Natürlich informierte er Clara Bein über seine Forschungsergebnisse. Woraufhin die ihre diversen E-Mail-Eingänge durchforstete --- und als Folge bei nächstmöglicher Gelegenheit packte, in ihren Sportwagen kletterte und die gut fünfhundert Kilometer zu mir herbrauste. Jetzt saß sie mir gegenüber und sagte, dass ihr das sehr, sehr schmeichele, als Athletin ebenso wie als Frau. Aber sie wolle jetzt nur noch eins wissen: »Warum machen Sie datt überhaupt alles?«

Das war sie, die alles entscheidende Frage. Wie ich geantwortet habe? Na, jedenfalls so, dass es ihr gefallen hat. Sehr sogar. Sonst wäre sie ja wohl kaum eine Viertelstunde danach in das Nichts von Minibody und in die Hochhacken geschlüpft, die sie in ihrer Ledertasche mitgebracht hatte: »Vorsorglich. Man kann ja nie wissen.« Und nicht viel später war ich damit beschäftigt, ihren starken Muskeln zu huldigen und ihre Kraft zu testen. Sie nahm es hin, hielt mir lässig stand und machte anzügliche Bemerkungen – ich möge mich mal anstrengen, schließlich sei ich doch ein Kerl und sie nur eine Frau. Immerhin hätten aber selbst solche schwächlichen Männer immer noch ihre Stärken. Sprach’s und spielte in unverschämter Weise damit herum, während sie sich auf meiner Brust fläzte und mich nach dem Dominiert- aufs Vernaschtwerden »vorbereitete«.

Übrigens tut sie das immer noch. Auch nach all den Jahren. Aber das wissen Sie ja – schließlich haben Sie ja den Anfang dieser Geschichte gelesen, oder?

Freitag, 6. April 2012

Und weil's so schön war ...


... gibt's Nachschlag: Noch ein Muskelmaedel, nicht bis zum Anschlag "definiert", sondern statt dessen über ihren imposanten Muskelpaketen angenehm gerundet. Kraft und Weiblichkeit in unschlagbarer Kombination (wie auch all die Leutchen meinen, die mir Entsprechendes und zum Teil sehr Erregt-Erregendes zu dem Thema geschrieben haben). 


Und wieder einmal eine Lateinamerikanerin. Diesmal in goldfarbenem Minikini und dazu in einem Paar Riemchen-Plateauschuhe, die schon im Schaufenster den Ärger der Jugendschützer provoziert haben dürften.An diesen Beinen mit den prallen Waden und den stramm gerundeten Oberschenkeln machen sie sich aber nachgerade perfekt. Zumal sie in einer typisch weiblichen Pose dasteht - aber souverän und lässig Hände an den Schenkeln abstützt und so ihre stark ausgebildeten Oberarme präsentiert... 


Apropos Lateinamerikanerinnen. Die scheinen keine Scheu vor der ausgefallensten, aber knappsten und somit erogensten Bekleidung zu haben. "Ich habe starke Muskeln und bin sehr sexy" - das Motto würde sie so präzisieren: "Auch weil ich starke Muskeln habe, bin ich sehr sexy!" 


Zumal: Miniröcke, High-Heels und String-Tangas kommen doch erst so recht zur Wirkung, wenn die entsprechenden Formen vorliegen. Entsprechende Formen heißt nicht gertenschlank (vulgo: klapperdürr), sondern ausladend, aber straff. Sehr straff. So straff, dass sie vor Kraft regelrecht zu explodieren scheint und bei jeder Bewegung ihrer Umgebung signalisiert, dass hier die Herrin im Ring kommt. 


Das hohe Maß an Körperkraft ist übrigens keine aus Wunschträumen geborene Einbildung. Es ist übrigens auch bei Bodybuilderinnen in Nicht-Bühnenform der Fall - ihre Körperkraft ist eindeutig in dieser Verfassung am allerhöchsten. Das hat mir die ein oder andere nicht nur bestätigt, sondern auch schon eindrucksvolle vorgeführt. Bizeps-Curl mit 70 Kilo Eisen ... ich wollt's kaum glauben, habe es aber gesehen!!!


Sonntag, 1. April 2012

Private Vasquez - mit Muckis gegen Aliens

Private Jenette Vasquez aus dem
zweiten "Aliens"-Teil. Der ernste
Blick ist etwas, das für die Portraits
amerikanischer Frauen immer noch sehr
unüblich ist - normalerweise lächeln die.
Hier aber sollte der ernste Ausdruck
soldatische Professionalität widerspiegeln ... 
Als das moderne Frauenbodybuilding in den 1980ern seine erste große Blüte erlebte, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Kunst und Medien darauf einstiegen. Dachte man. Denn das Echo war verhalten: Einige Frauenrechtlerinnen feierten die Muskeln dieser Maedels als feministische Errungenschaft. Der überwiegende Teil der Öffentlichtkeit hingegen sah darin einen Angriff auf die angeblich ewigen, tatsächlich aber kulturell definierten Geschlechterrollen und damit auf die jeweilige sexuelle Identität. Dementsprechend rar blieben entsprechende Rollen in Kino und TV - von positiver Darstellung der Muskelmaedels in diesen Medien wollen wir erst gar nicht anfangen.

Blieben noch die Sportlerinnen selber. Einige wenige taten dies sicher auch mal aus feministischen Gründen. Aber das erzeugt einfach nicht das, was man braucht, um wirklich beim Eisenpumpen an der Stange zu bleiben - nämlich Begeisterung. Die speist sich aus anderen Antrieben heraus. Und das Faible teilte auch der Teil der Welt, die sich für die muskelstrotzenden Damen begeistern konnten. Also die Fans, ob sie derlei nun einfach aus sportlicher Sicht genossen oder weil sie's sexy fanden oder beides - anyway...



Ob nun der vor allem durch "Terminator", "Titanic" und "Avatar" zu Weltruhm gekommene US-Filmregisseur James Cameron ebenfalls dieser Schar von Anbetern weiblicher Muskeln angehört, sei mal dahingestellt. Aber es fällt auf, dass er mehr als einmal sportlich gestählte Aktricen in klassische Action-Rollen schickte: Unvergessen Linda Hamiltons definierter Bizeps, den sie im zwoten "Terminator" erst 
beim Klimmzüge-Absolvieren am hochkant gestellten Eisenbett und dann in ärmelfreiem kämpferischem Schwarz beim Hantieren mit mächtig großen Schießeisen zur Schau stellte.

Linda Hamilton als Sarah Connor  in "Terminator 2" -
definiert und unübersehbar mit gut trainiertem Bizeps. Wie
schon PFC Vasquez lässt James Cameron auch sie mit
allerlei lustigem Ballerkrempel hantieren. Übrigens:
Schicke Brille - sowas hatte ich auch mal, das war
damals richtig hip!
Aber das war nicht Camerons erster Coup auf dem Gebiet - der kam schon fünf Jahre zuvor. Also 1986. Und er hieß "Aliens - Die Rückkehr". Denn neben der von Sigourney Weaver verkörperten Hauptrolle der Alien-Jägerin Ellen Ripley gab es da noch eine wichtige Frauenrolle: Private First Class (PFC) Jenette Vasquez. Und auch die errang sich zuerst durch Klimmzüge und ihre unübersehbar starken Arme die Aufmerksamkeit der Zuschauer.


Die berühmte Klimmzugszene aus
"Aliens - die Rückkehr". Fraglos die erste
in einem Hollywood-Blockbuster, in der eine
muskulöse Frau ihre Kraft demonstriert und
zudem nicht als Schurkin, sondern als Heldin
dargestellt ist. Und diese kraftvoll ausgeprägten
Arme waren einfach anbetungswürdig! 
Die Soldatin Vasquez gehört zu dem Trupp von im Weltraum eingesetzten GI's, die sich zuerst einmal durch ihre großsprecherischen Reden unangenehm bemerkbar machen. Ihren ersten großen Auftritt beschert Regisseur Cameron ihr, als sie Klimmzüge macht und dabei ein paar sehr gut ausgeprägter, richtig starker Bizeps-Muckis sich nach oben wölben lässt. Dabei flachst einer ihrer Kameraden und fragt sie, ob sie jemals mit einem Mann verwechselt worden wäre. Ihre trockene Antwort: "Nein, du?"

Neben den Power-Armen fiel auch das übrige Äußere von Private Vasquez auf. Sehr kurze schwarze Haare mit roter Bandana drumherum, die prächtig-mächtigen Arme selbstverständlich frei. Und mit Kino-weltraumgerecht übergroßem, in der Realität aber aus Teilen altbekannter Modelle zusammenmontiertem Schießgerät hantierend, unter anderem der berühmten M56 Smart Gun, verziert mit der ominösen Aufschrift "Adios". Inzwischen schon ein Klassiker der Action-Kino-Ausstattung ist auch ihr Körperschutz (chest plate armor) mit der Aufschrift "El Riesgo siempre vive" zu deutsch: "Das Risiko lebt ewig". Und vor den großen Schießereien mit den bösen, schleimigen Außerirdischen sagt sie noch cool: "Let's rock!" - auch das gilt inzwischen als ein klassisches Kino-Zitat.


Private Vasquez beim Hantieren mit Waffen, die prächtigen
Muckis immer gut zu sehen und gut geölt.  
So. Wie gesagt, ich weiß nicht, warum sich James Cameron als treibende Kraft des Films für diese Figurenzeichnung entschieden hat. Ob er muskulöse Frauen cool, ja anziehend findet? Hm. No idea. Unstrittig ist, dass er gern dominante Frauenfiguren hatte - sei es in "Abyss", sei es in "Terminator 2", sei es eben hier in "Aliens". Zumal die Männer durchaus als defizitär gezeichnet sind. 

Mag sein, dass Cameron einfach mal was gegen den Strich bürsten und gängige Klischees aufbrechen wollte. Mag sein, dass er mit seinen Action-Stoffen nicht nur die traditinell männliche Klientel, sondern eben auch die Frauen anlocken und ihnen daher eine Identifikationsfigur bieten wollte. Mag sein, dass seine damalige Lebensabschnittsgefährtin Gale Anne Hurd da wesentlichen Einfluss ausübte. Jedenfalls kam Private Vasquez als coole Action-Figur rüber - eine muskulöse, burschikose und dazu sehr hübsche junge Frau.


Natürlich jubelten die Feministinnen. Hier eine von Anna Blume verfasste Besprechung jener Jahre, die Private Vasquez' Nebenrolle stark hervorkehrt: „Im weiteren Verlauf der Handlung fällt Vasquez dann die Rambo-Rolle zu (auch visuell: Stirnband, nackte Arme und jede Menge dieser lächerlich überdimensionierten Waffen vor dem Körper). Während männliche Soldaten 'weibliche' Reaktionen zeigen, indem sie angesichts der Bedrohung durch die Aliens 'hysterisch' werden, bleibt Vasquez absolut tough.“ 


Im großen Kampf mit den bösen Außerirdischen ...

Nun ja. Kann man so sehen (und grinsend feststellen, dass auch Feministinnen Filme mit harten Soldaten cool finden, solange die das eigene Geschlecht haben - sowas aber auch...) Man kann es aber auch so sehen, dass es eigentlich in Extremlagen weniger auf's Geschlecht, als vielmehr auf bestimmte charakterliche Eigenschaften ankommt. Auch dann lässt sich die Figur von Private Vasquez noch als beispielgebend ansehen.

Jenette Goldstein und Bill Paxton - sieht fast aus
wie der Beginn eines muscle worship ...
Denn gemäß dem seinerzeit noch allgemein gängigen Kinoklischee handeln die Männer, während die Frauen hilflos zusehen. Steven Spielberg und seine Drehbuchautoren haben das im 2. Teil von "Indiana Jones" auf die Spitze getrieben, nachdem viele US-Kritiker die starke und attraktive Frauenrolle der Marion Ravenwood aus dem 1. Teil von "Indiana Jones" heftig kritisiert hatten: Dass das eine voll geplante Absicht war, zeigt schon der Umstand, dass die Rolle der ständig kreischenden blonden Sängerin mit Spielbergs Frau Kim Cattrall* besetzt war. 

(*Korrektur, 6.4.2012: Es muss statt "Kim Cattrall" natürlich "Kate Capshaw" heißen,  wie ein Leser unten in den Kommentaren sehr zu Recht und natürlich dankenswerterweise mitteilt. Was ich eigentlich auch weiß, da ich die Karriere der gebürtigen Texanerin seinerzeit auch etwas mitverfolgt habe. Dennoch habe ich den falschen Namen hingetippt. Fehlschaltung im Gedächtnis, Prä-Altersheimer, keine Ahnung warum.  Anyway: Entschuldigung an alle! Und jetzt wieder zurück zum Text:)


Somit bleibt die besonnene und tapfere Soldatin Private Vasquez immer noch eine besondere Filmfigur. Eine, die man auch sehr gut ohne den feministischen - pardon - Schmonzes wahrnehmen kann.

Die Alien-Crew gab's natürlich auch als Spielzeug,
Private Vasquez steht ganz links, mit durchaus kraftvollen
Armen. Andere Spielzeughersteller verpassten ihrer
Vasquez-Figur nämlich Spargelärmchen --- pfui!
Ich kann nur sagen, dass mir damals auch das ausnehmend schöne Gesicht der unbekannten jungen Darstellerin mit den schicken Muckis gefallen hat. Die ist ja nicht nur stark, so dachte ich, sondern die hat auch noch ein Gesicht zumVerlieben: perfekt! Bestimmt eine schöne Lateinamerikanerin - mit der Annahme aber lag ich völlig daneben: Diese Darstellerin heißt bürgerlich Jenette Goldstein, kam 1960 zur Welt und ist eine Kalifornierin mit jüdischen Vorfahren. 

Weder sind ihre Augen tiefdunkel noch ihr Haar südamerikanisch-schwarz, geschweige denn kurz. Sie ist eher dunkelblond-rötlich, trägt eine wahre Lockenmähne. 
Und ganz sicher hat sie blaue oder blaugrüne Augen, die auf den meisten Portraitfotos von ihr immer schalkhaft funkelnd dreinblicken. Ganz anders als der ernste, taffe Blick von Private Vasquez - dieser Blick aus den großen schwarzen Augen beruht also wohl zu gutem Teil auf Kontaktlinsen. Tja, im Kino ist eben alles Lug und Trug. Und Jenette Goldstein ist auch keine Hünin, sondern von der Körpergröße her regelrecht zierlich. "Petite" heißt das in Übersee.

Die "Alien"-Crew auf einem Standphoto. Jenette Goldstein
alias Private Vasquez steht links hinter Hauptdarstellerin
Sigourney Weaver. Die steht nun hier ganz vorn in der Mitte
und ist eine mit knapp 1,80 Meter eh groß gewachsene Frau.
Dennoch kann man im Vergleich mit den anderen
Darstellern sehen, dass Jenette Goldstein von der Größe
her sehr zierlich gewachsen ist.
Zu den tollen Muskeln kam sie, als sie mit ihrem ersten Mann nach London zog und dort in Hyam's Gym anfing, Eisen zu pumpen und ihren Body zu builden. Sie war schon durch eine Theaterausbildung bestens präpariert, als sie - wieder in Amerika - ihre erste Filmrolle erhielt. Eben Private Vasquez. 

Dazu gibt's eine Anekdote: Jenette Goldstein dachte angesichts des Drehbuchtitels, es handele sich um einen Film über Einwanderer in die USA. Denn "alien" kommt vom lateinischen "alienus" und heißt erst einmal "fremd", "ausländisch", "nicht dazugehörig" - die Bedeutung "außerirdisch" kam erst viel später. Also kam sie in kurzem Rock, hohen Absätzen und ärmelloser Bluse zum Vorsprechen für ihre Rolle. Dabei aber zeigten sich natürlich ihre kräftig entwickelten Arme mit den tollen Muckis. Ideal für den Action-betonten Charakter, den sie tatsächlich zu spielen hatte.

Private Vasquez in Kampfmontur, inklusive ihres
spanisch beschrifteten Körperschutzes. Und obwohl sie
ihre Arme hier nicht anspannt, sieht man, wie gut die
damals trainiert gewesen sein müssen. 
Seitdem hat sie in zig Rollen gespielt - am Theater, im Kino im TV. Vieles davon Nebenrollen. Sie hat das mit der Private Vasquez-Figur mögliche Actionrollen-Thema nicht ausgebaut. Auch hängte sie das Bodybuilding offensichtlich recht früh wieder an den Nagel. Denn in ihren anderen Rollen wirkte sie überhaupt nicht mehr muskulös.  Leider, leider, leider. Zu ihren Nebenrollen gehören die irische Auswanderer-Mutter aus "Titanic" (wieder unter Cameron) und eine Mutter in "Terminator 2" (wieder Cameron). Wobei es sich bei der Titanic-Sache wohl um einen Insider-Gag handelt - jetzt endlich spielte sie ein Alien, eine Auswandererin. 

Jenette Goldstein heute: Eine Frau mit
sehr freundlichem, ansteckendem Lächeln -
aber völlig anders als die von ihr verkörperte
straff-taffe Weltraumsoldatin. 
Heute sieht sie ganz anders aus als zu "Alien"-Zeiten. Wer ihren Namen nicht kennt und keinen Kino-Spleen hat, der hätte nie im Leben von den "Private-Vasquez"-Fotos und Filmausschnitten darauf geschlossen, dass diese muskulöse Akteurin und diese Dame ein- und dieselbe Person sind. So sehr hat sich Jenette Goldstein gewandelt. Heute ist sie im mittleren Alter, eine Frau mit einer imposanten Lockenpracht, einem breiten, augenscheinlich extrem ansteckenden Lächeln, lustig funkelnden Augen und einer unübersehbar üppigen Oberweite. Die wiederum führte auch zu ihrem Geschäft Jenette Bras - da geht es um BH's in Übergrößen.


Ich weiß noch gut, wie sehr mir damals dieses Gesicht
mit dem klaren, ernsten Ausdruck gefallen hat - und dazu
diese dunklen Augen: Zum Hineinfallen. Heute weiß ich:
leider, leider -- nur Kontaktlinsen ... 
Nun - ein individuelles, hoffentlich reiches und schönes Leben. Trotzdem mag man mir nicht böse sein, wenn ich angesichts dieses Namens eben immer an die junge Frau denke. Die mit dem schönen, ernsten Gesicht, mit den tollen dunklen Augen, mit dem roten Stirnband und dem attraktiven Kurzhaarschnitt. Und damit die junge Dame, die in einer Runde von Möchtegern-Machos und in einer dampfig-schwülen Atmosphäre völlig souverän beim Klimmzüge-Machen ihre imposant entwickelten Oberarmmuskeln vorführt ...