Samstag, 26. März 2016

Neue Story: Unter Amazonen


Statt eines Klappen- oder eines Buchrückentextes kurz die Erklärung, um was es in der Erzählung geht:

Man stelle sich die fiktiven Memoiren eines ebenso fiktiven adeligen britischen Forschers mit unverkennbaren snobistischen Zügen aus dem Viktorianischen Zeitalter vor, welcher in die noch unentdeckten Regionen Afrikas aufbricht, dort in Gefangenschaft gerät, dabei eine besondere Entdeckung macht, an eine Gruppe sehr spezieller Damen gerät und darüber zu einem späteren Zeitpunkt schreibt - und sehr viel später befasst sich dann ein Herausgeber historischer Texte damit ...

Hier geht es um einen Auszug aus diesem Memoiren, deswegen geht es mit der Story auch direkt mitten hinein: Man stelle sich vor, man habe ein Kapitel aus einem großen Memoiren-Werk vor sich. 

Das ist eine recht lange Geschichte, was ebenso einem Leserwunsch entspricht wie das Setting in Gestalt einer Abenteuererzählung, dem Motto dieses Blogs zufolge natürlich mit Muskelmaedels, in diesem Fall gleich mehrere. Und ich als Verfasser konnte mit der Geschichte zwei Helden meiner Jugendlektüre-Zeit die Ehre erweisen.

Dazu gibt es einige entsprechend gestaltete Bilder, die den langen Text auflockern sollen. Die Rechte an all dem liegen wie immer hier bei mattmuscle von muskelmaedels.blogspot.de - genug der Vorrede, jetzt kann es losgehen mit der Geschichte:

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Nachdem der Leser mir bis hierhin gefolgt ist oder vielleicht auch das Buch an dieser Stelle aufgeschlagen hat, sei er an dieser Stelle um einen Moment des Innehaltens gebeten. Denn nunmehr komme ich zu jenem Teil meiner Memoiren, dem ich mehr als jedem anderen wegen ihrer delikaten Natur eine Erklärung voranstellen muss.

Mein Kollegium von der Königlichen Geographischen Gesellschaft hat sich seinerzeit nach Anhörung meiner Erzählung und Einsicht in meine Expeditionsnotizen zu folgender Empfehlung entschlossen: Ich möge von meinen seltsamen Erlebnissen in den Urwäldern, Bergen und Savannen Afrikas berichten, wie mir der Sinn stünde. Das, so die hochverehrten Kollegen, beträfe jedoch nicht den nunmehr in der Chronologie meiner Fährnisse durch die Wildnis aller Kontinente anstehenden und fraglos merkwürdigsten Aspekt meiner Geschichte.


Denn welcher Forscher kann von sich behaupten, die wahren Amazonen entdeckt zu haben? Meine Rede geht jetzt nicht zu jenen wohl jungfräulichen Kriegerinnen im Lande Dahomey, von denen Seefahrer seit Jahrzehnten berichten, wohl aber zu diesen, auf die ich im bislang weitgehend unerschlossenen Herzen des Schwarzen Kontinentes gestoßen bin. Da habe ich solche Frauen gesehen, wie sie der unsterbliche Dichter der Antike einst besungen hat.


Wer hat sie gesehen, wenn nicht ich, solche wie einst von der Mythologie gefeierten Kriegerinnen, trotz ihrer unübersehbaren Weiblichkeit unüberwindlich im Kampfe, stärker als stark, mit stählern anmutenden Muskeln, die in kaum glaublichem Ausmaß ausgebildet und geübt sind und die jeden modernen Athleten des Abendlandes vor Neid erblassen lassen? Und als wäre das nicht genug, nun noch dieses: Wer kann von sich sagen, dass er der Königin dieser Kriegerinnen begegnet ist, gleichsam der Nachfahrin von Penthesileia oder Hippolyte und diesen sagenumwobenen Heldinnen in voller Weise ebenbürtig?


Im Kontexte dieser Sache sei ich, so meine Kollegen, im Hinblick auf eine etwaige allgemeine Publikation um zweierlei explizit gebeten. Zum ersten möge ich jegliche auf eine Ortsbestimmung hindeutende geographische, botanische, zoologische oder anthropologische Details auslassen. Zum Zweiten möge ich mich bei der Art der Darstellung zurückhalten und nicht „im Pikanten zu plastisch“ werden, wie es der hochverehrte Dekan dieser Institution ausgedrückt hat. Es reiche, zu sagen, dass sich das inmitten Afrikas zugetragen habe.


Meine Geschichte sei auch schon so infolge ihrer hierzulande fraglos als von manchem anstößig empfundenen Details außerordentlich genug. Man müsse nun diese weder in aller Deutlichkeit darlegen noch dem nach derlei Gierenden gar Anregungen erteilen und ihnen so den Weg zum sicheren Untergange weisen, ehe diese Sache von der Wissenschaft sorgsam überprüft und die notwendigen Rettungsmaßnahmen der noch dort Verbliebenen durchgeführt worden seien. Dann erst sei es auch an der Zeit, alle Informationen zu publizieren.


Ich habe mich – auch im Hinblick auf die verschollenen Gefährten – dem Wunsche der würdigen Herren gebeugt, auch wenn dies Vorgehen meinen Bericht um viele interessante, meist ethnologische und sexualpsychologische Aspekte beraubt und ihn so eklatant verkürzt. Es ist nunmehr viel Zeit vergangen, aber endlich gehen Maßnahmen ins Konkrete. Und bis zu deren glücklichem Ende sehe ich mich in der Pflicht, mein Schweigen aufrechtzuerhalten.


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Freilich gibt mir jenseits eben dieser geplanten Maßnahmen dieses Manuskript1) die Freiheit und den Raum, jene höchst privaten Aspekte meiner seltsamen Erlebnisse nicht nur mit dem Auge des Wissenschaftlers, sondern auch mit dem des erlebenden Subjekts samt seiner höchst individuellen Empfindungen zu beleuchten. Damit kann ich in diesen Zeilen auch Dinge zur Sprache bringen und für mich gleichsam sortieren, über die ich ansonsten den Mantel des Schweigens gebreitet hätte. Um zu verhindern, dass diese in den Druck gehen sollten, habe ich für diese fraglichen und zum Teil äußerst delikaten Aspekte eine andere Tinte gewählt – erstmals nun in diesem Abschnitte. Und wie der geneigte Leser bei der Lektüre bemerken wird, habe ich das so vorgenommen, auf dass es den Lesefluss möglichst nicht beeinträchtige.

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[1) Anmerkung des Herausgebers: Seine Lordschaft H. F. schrieb die fraglichen Passagen im dritten Band seiner insgesamt dreiundzwanzig Bücher umfassenden Lebenserinnerungen in fragmentarischer Form nieder. Er notierte sie auf eigenen Seiten und wählte dafür eine rote anstelle der sonst in seinen Texten üblichen dunkelblauen Tinte. Dies fraglos, um diese sehr privaten Passagen mit einem Blick erkennen und sie beim Vorbereiten eines etwaigen Druckes auch zuverlässig weglassen zu können. Da sich die Farbwahl im Druck aus Kostengründen nicht reproduzieren ließ, sind die fraglichen Textstellen durch je eine Asterisk-Reihe über- und unterhalb der jeweiligen Abschnitte gekennzeichnet. Unklar ist bislang, von welchen “geplanten Maßnahmen“ der Lord in diesem Kontext spricht.]




Ich nehme nun den Faden meiner Geschichte wieder auf und gehe zurück ins Jahr 1878. Nachdem ich das vorangegangene Kapitel mit dem Berichte über meine Ankunft mit der damals noch recht neuen Eisenbahn in Port Elizabeth und den langwierigen Vorbereitungen unserer Reise abgeschlossen habe, beginne ich dieses Kapitel gemäß der oben genannten Vereinbarung mit den Ereignissen mitten im Dschungel Afrikas weitab von jeder Zivilisation, lasse also jedweden Hinweis auf die Reise und die Route dorthin aus.

In einem Momente diskutierte ich noch mit einem meiner zwölf Expeditionskollegen darüber, zu welcher Gattung der eben gesichtete Vogel wohl gehören möge (ich behauptete: zu den Regenpfeiferartigen), nur um im nächsten Momente gestört zu werden, als sich das Blattwerk vor uns teilte, weil ein Pulk Männer hervordrang, ja von allen Seiten regelrecht hervorquoll und uns im Handumdrehen gefangen nahm – uns Forscher und alle Träger, die wir einige Monate zuvor und gar manche Tagesreise entfernt zu horrenden Kosten angeworben hatten.


Keiner von uns sah sich zur Gegenwehr in der Lage. Ich allein schon deshalb nicht, weil ich des Morgens den bei der Inspektion der Blüte einer Baumranke höchst hinderlichen Gurt mit der Pistolentasche und dem Buschmesser abgelegt und einem der Träger zur Aufbewahrung anvertraut hatte. Nur unser weißhaariger Führer besaß die Geistesgegenwart, ein, zwei Angreifer mit dem Kolben seiner schweren Elefantenbüchse abzuwehren, ehe er dem Motto des Klügeren folgte und mit einigen schnellen Sätzen im Busche verschwand.


Ich sehe noch, wie sich das Blattwerk hinter dem weißbärtigen Herrn A. Q. schließt, hinter seiner fleckigen sumpfgrünen Jagdtracht und seinem abgegriffenen Schlapphute mit dem unverwechselbaren Bande aus Leopardenfell. Nun, kein Vorwurf an den Mann, der sich während der ganzen Zeit der langen Reise in Gefahr stets durch seine abwägende Umsicht ebenso wie durch seine kühle Ruhe ausgezeichnet hatte – die Lage war angesichts der Vielzahl unserer Gegner auch für einen mit einer Doppelbüchse bester britischer Provenienz bewaffneten und für seine Schießkunst bekannten Jägersmann ebenso aussichtslos wie angesichts der körperlichen Überlegenheit unserer Bezwinger.


Ich gedenke des eingangs Gesagten und bleibe hinsichtlich jedes auf die tatsächliche Region meiner Abenteuer verweisenden Details im Vagen, dennoch sei so viel zu diesen Insurgenten des Urwaldes gesagt: Allesamt angetan mit fleckigen und für abendländische Augen schamlos kurzen Lendenschurzen, trug der eine oder andere noch einen weiten Umhang, wie der Schurz aus dünnem Wildleder gefertigt und wie dieser ebenfalls bräunlich-grünlich, mitunter verziert mit primitiven Mustern. Verziert waren auch die großen polierten Hartholzkeulen, die kurzen Bögen samt ihren Köchern und die langen Spieße der Männer.


Uns erschienen sie allesamt als Sinnbild des Kriegers, hochgewachsen, schnell und agil, von nervigem Körperbau, die dunkle Haut glänzend geölt. Alle waren sehr kräftig, das spürten wir nur allzu rasch, als sie uns mühelos überwältigten, entwaffneten, fesselten und wegbrachten – binnen kürzester Zeit, ich vermag fast nicht so schnell die Feder über das Papier zu führen.


Nun, sie trieben uns so rasch durch den Busch, wie es der Hirte mit dem Vieh auf der Weide tut, wenn es des Abends nach Hause gehen soll. Behindert durch die Handfesseln und zudem aneinandergebunden, ging es im Laufschritt über Stock und Stein, oder besser: über schmale, kaum sichtbare Pfade, entlang an jeder Menge tückischen Ranken- und Wurzelwerkes, das uns Gefangene immer wieder straucheln ließ, während sich unsere Entführer so hurtig bewegten wie ein britischer Athlet auf der Aschenbahn seines Colleges.


Welche Distance wir so zurück gelegt haben, das weiß ich nicht mehr. Nur, dass wir zwei Sonnenaufgänge erlebt hatten, ehe wir schließlich aus dem feuchten Halbdunkel des Waldes über eine lange Lichtung trabten und die Gegend zunehmend trockener wurde, bis wir dann am vierten oder fünften Tage durch eine Region kamen, in der wieder Bäume und Sträucher standen, in der wir jedoch alsbald die Feuchte des Regenwaldes zu vermissen anfingen.


Am sechsten oder siebten Tage stolperten wir Ärmsten mit ausgedörrten Kehlen gegen Mittag in ein Dorf – eben noch im Walde, jetzt unversehens in dieser staubigen Lehmhüttensiedlung, in der struppige Hunde an den Fersen unserer wundgelaufenen Füße schnüffelten und unsere Ohren schmerzten unter dem infernalischen Siegesgeschrei der Leute, dem heiseren Meckern hunderter Ziegen und dem dumpfen Dröhnen Dutzender von Trommeln.


Sie fütterten uns mit etwas Obst, brachten uns alle zusammen ohne Rücksicht auf die Schicklichkeit abseits, dann trieben sie uns wieder zurück, verteilten uns in mehrere Hütten, banden uns im Inneren an tief im Boden steckende Pflöcke und fesselten uns so, dass wir uns nicht rühren konnten. So verbrachten wir eine Nacht oder gar einen Tag und noch eine Nacht – ich weiß nicht wie lange, da ich allein in einer fenster- und damit lichtlosen Hütte unterkam.


In dieser musste ich mich übrigens vor dem Fesseln meiner Kleidung entledigen und statt dessen einen ebensolchen ledernen Schurz anlegen, wie ihn diese eingeborenen Banditen auch trugen. Meine Sachen warfen sie achtlos in eine Ecke, behielten aber mein schönes kleines spanisches Taschenmesser und natürlich mein feines deutsches Monokel. Ich hatte keine Gelegenheit, mich darüber aufzuregen, denn schon erhielt ich die Riemen und zudem einen Knebel und eine Binde vor die Augen – ich nehme an, wie die anderen Mitreisenden auch.


Dann kehrten die Entführer wieder. Sie lösten meine Fesseln, zwangen mich zum Aufstehen, was mir aber wegen der langen Liegezeit und der damit einhergehenden straffen Schnürung arge Probleme und ebensolche Schmerzen bereitete. Das schien die Burschen nicht zu kümmern, sie rissen mich einfach mit sich fort, hin zu den übrigen Leuten unseres Zuges.


Während uns draußen noch die grelle, heiße Sonne blendete, führten, besser: scheuchten sie uns wieder abseits, dann ging es zurück ins Dorf. Man reichte uns etwas zu essen – der Körper forderte sein Recht, ich schlang es hinunter, das tat ich mit einer nachgerade unziemlichen Gier, aber noch heute will ich nicht wissen, was ich da zu mir genommen habe.


Dann kam die Körperreinigung. Oh ja! Diese Heiden waren reinlich! Sie gaben uns etwas, das wie Seife schäumte und durchaus angenehm roch und das wir weidlich nutzten. Dann überschütteten sie uns der Reihe nach mit Wasser. Hernach gaben sie uns ein Pflanzenöl für die Haut. Ja, sie brachten uns sogar Asche, die wir zum Reinigen der Zähne benutzten.


Es sei nicht verschwiegen, dass diese Reinigung wohl tat. Dass sie auch einen anderen Zweck als unsere Erfrischung hatte, erfuhren wir alsbald: Man trieb uns ins Freie auf einen großen gestampften Platz, sonnenbeschienen bis auf jene Partie, gelegen die im Schatten eines Astes, dieser gehörig zu einem uralten riesengroßen Baume inmitten des Dorfes, der Stamm verziert mit vielen eingeschnittenen Mustern und Abfolgen von Bildscenen (die zu studieren ich aber bedauerlicherweise nie die Zeit finden sollte).


Auf dem Platze mussten wir uns hinknien, die Gesichter zu unseren Entführern gewandt. Sie hatten sich wie eine menschliche Palisade aufgebaut, alle im Kreise, alle in Schurz und Umhang, frisch eingeölt, samt und sonders mit Bögen, Spießen und großen Haumessern. Sie stampften mit den Füßen, Trommeln dröhnten– es war unheimlich. Bang fragte ich mich, ob dies die Vorbereitung zum Ende sei; ich schloss die Augen und hoffte, es möge schnell gehen.


Mit einem Mal endeten die Trommeln. Einige Momente der Stille, was von Menschenhand verursachte Geräusche anbetraf. So hörte ich nur das Rauschen des Windes in den Blättern des Baumriesen sowie seiner kleineren Artgenossen außerhalb des Dorfes, von weitem drang der schrille Ruf des südlich der Sahara weit verbreiteten Hagedasch-Vogels an meine Ohren. Aber nichts da mit jenen hässlich-dumpfen Geräuschen, wie sie Schläge von Eisen auf Fleisch erzeugen, kein unheilverkündendes Sirren einer scharfen Klinge, kein letztes Stöhnen infolge einer jener teuflischen Enthauptungen, die im Dunklen Teil der Welt noch ebenso Usus sind wie bei den verflixten Franzosen – nichts. Und so öffnete ich wieder meine Augen.


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So wie ich da kniete, sah ich direkt auf den flachen Unterleib des Kriegers vor mir, sah das Messer an seiner geflochtenen Schulterschnur – und den ledernen Schurz, der sich mit einem Male abstoßend-unsittlich zu wölben schien. Ich wandte voller echt männlichem Abscheu den Blick ab und stellte fest, dass es seinem Nachbarn genau so erging: Auch sein Schurz ragte plötzlich zeltartig vor. Und derjenige des Mannes neben ihm! Und so weiter und so fort! Mir entfuhr ein Laut des Abscheus, aber niemand konnte etwas entgegnen oder mir gar über den Mund fahren, weil nun etwas anderes geschah.
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Die Krieger schlugen sich alle mehr oder minder gleichzeitig mit der Faust auf die Brust und stießen einen kurzen kehligen Laut aus, als ob sie jemanden ihren Respekt erwiesen. Es ging einige Minuten. Dann hörten sie auf, blickten aber starr nach vorn. Und da drehte ich mich auf den Knien um --- nur um eine Scene zu erblicken, mit der ich nie im Leben gerechnet hätte.

Weil besagte Scene oder meinetwegen auch jenes Tableau so überraschend war, hat sich das Gesehene in mein Gedächtnis so fest eingegraben, dass ich auch heute noch, viele Jahre danach, jede kleine und kleinste Einzelheit benennen und darstellen kann, obwohl ich das alles binnen weniger Sekunden wahrgenommen haben muss. Ich gebe das Wesentliche meiner Eindrücke in den folgenden Zeilen wieder:


Nun, nach einem weiteren Moment der Stille traten also aus dem größten der runden Lehmhäuser weitere dieser Wildnisbanditen auf den festgestampften Platz, ähnlich zuchtlos in Fetzen von Leder und anderen Materialien gekleidet, deren Menge in einigen Fällen zweifelsfrei nicht einmal für ein anständiges Taschentuch gereicht hätte. Im Vergleich zu unseren bisherigen Gefangenenwärtern gab es freilich einen eklatanten Unterschied bei diesen Neuankömmlingen – es handelte sich ausnahmslos um Frauen.




Von wegen schwaches Geschlecht! Bei Gott, nein! Allesamt hochgewachsen, wirkten diese Damen geradezu furchterregend stark! Gemessen an diesen erschienen unsere Wächter schmächtig, ja regelrecht schwächlich; dabei waren sie uns bislang als das fleischgewordene Idealbild aller jener antiken Marmorstatuen erschienen, wie sie der in unseren Kreisen allseits bekannte Lord Elgin dem Britischen Museum ehedem zur Verfügung gestellt hat.

Diese Frauen! Ihre Waden und Oberschenkel hätten jeden Stiefelschaft, jede Männerhose gesprengt, so kolossal, ja fast schon obszön bepackt waren sie mit Muskeln. Und um bei dem gerade gewählten Beispiele mit den Beinkleidern zu verharren, auch nur an den Schenkeln hätten die Hosen Halt gefunden, denn am Bunde wären sie infolge gertenschlanker, aber straffer Taillen samt und sonders viel zu weit gewesen, selbst wenn man den ja an der Rückseite jeder Hose befindlichen Riegel ins hinterste Loch gestellt hätte.


Ihre – ich meine natürlich diese Frauen – Abdominal-Partien zeigten sich nämlich nicht nur flach, sondern zudem auch noch scharf konturiert, ja sie sahen aus, als seien die Muskeln unter der Haut herausgemeißelt. Ihre Schultern reckten sich in einer Weise nach beiden Seiten, wie ich es bei kaum einem mir bekannten Manne je gesehen habe. Dazu passend gab es Rückenmuskulaturen, die sich von der Hüfte nach oben fast aufs doppelte Maß zu verbreitern schienen – hätte ich es schematisch darzustellen, würde ich die Form eines auf der Spitze stehenden, langgezogenen gleichschenkligen Dreiecks wählen.


Aber das wohl am meisten ins Auge stechende Zeugnis ihrer Kraft waren die athletischen Arme! Diese Damen aus der Wildnis prunkten am oberen Rumpfe mit ungeheuer markigen und voluminösen Gliedmaßen, angesichts derer zweifelsohne jeder keulenschwingende Kraftmensch im Zirkus vor Neid erbleichen würde. Und unwillkürlich wandte ich meinen Blick zu meinen eigenen, vom Rudern im Balliol College zu Oxford ja durchaus im Sporte geübten Extremitäten und wieder zurück zu den ihren. Ich spürte, wie meine Kehle trocken wurde, wie der Schweiß auf meine Stirn trat und wie meine Fingerspitzen zu zittern anfingen. Allein schon die Vorstellung, gegen eine dieser Kriegerinnen im Zweikampfe antreten zu müssen – an ein Bestehen-Können wagte ich gar nicht erst zu denken!



Nicht nur, dass ich noch nie eine solche Kombination von körperlicher Kraft und weiblichem Geschlecht gesehen hatte. Nein, ich stelle noch einmal heraus, dass das sich hier als der Regelfall und nicht als die Ausnahme darstellte. Es schien, als habe bei diesen Heiden das schöne Geschlecht auch das stärkste zu sein: Die breiten Rücken, straffen Oberschenkel und muskulösen Arme ergänzten sich auf das Herrlichste mit gerundeten Hüften und schwellenden Brüsten. Es ergab ein durchaus harmonisch-symmetrisch anmutendes Erscheinungsbild des unübersehbar Weiblichen, welches sie durch kunstvolle Frisuren, manchen Ohrreif sowie viele feine silberne Ringe an Handgelenken und Knöcheln betonten.

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Zudem fielen die Bewegungen dieser ebenholzschwarzen Göttinnen nicht etwa ungelenk oder steif aus, nein, das Spiel ihrer gigantischen Muskeln erschien glatt und fließend. Ich möchte schon fast meinen: So kriegerisch diese Frauen auftraten, so muskulös ihre Körper ausgebildet waren, so verführerisch bewegten sie sich, schwangen die Hüften, blinzelten mit den Augen, spitzten die Lippen – ja, ich erinnere mich an eine davon, welche kurz ganz ernst meinen Blick fixierte, während sie ihre schamlos offenherzig dargebotenen Brüste massierte.

Nun, das erschien mir, wie ich immer mit Blick auf mich selber sage, einmal mehr eine Folge meines in jenen Jahren ausgeprägten und gleichsam naturgegebenen animalischen Magnetismus’. Mein zweifelsohne stattlicher Wuchs, meine prächtigen Koteletten und auch mein gegenüber der Damenwelt stets freundliches, einer Tändelei nie abgeneigtes männliches Wesen verfehlten auch hier offensichtlich ihre Wirkung nicht – auch wenn das Blitzen meines goldgeränderten Monokels fehlte! Und ehe ich mich versah, hatte ich schon mit einem Auge hinübergezwinkert, freilich ohne eine weitere Reaktion zu erhalten.


Denn ansonsten umgab jede von ihnen die Aura einer Edelfrau zu Hofe. Ich kam mir vor wie ein Bediensteter, seinen Herrinnen unbedingt und willenlos ausgeliefert. Und das war dann jener Moment, indem ich ein starkes Verlangen nach eben diesem anderen Geschlechte verspürte und sich auch mein Phallos begierig reckte und streckte!



Man mag mein Entsetzen nachvollziehen können:

        Zum einen schickt es sich für einen Vertreter meines Standes nicht, an eine geschlechtliche Fraternisierung mit Leuten jenseits der eigenen Gesellschaftsschicht zu denken, schon gar nicht mit offensichtlich Wilden.

        Zum anderen gab mir – ungeachtet der aktuellen Gefahr für Leib und Leben – meine Reaktion auf das Erscheinungsbild dieser Kriegerinnen arg zu denken. Als Soldat wie als Wissenschaftler neigte ich nie dazu, mir etwas vorzuspiegeln, sondern analysiere das, was ich sehe, lese und auch sonst wahrnehme. Und das war in diesem Falle der Umstand, dass mir der Anblick dieser außerordentlich muskulösen, extrem kraftvollen und dabei geschmeidigen Frauenkörper gefiel – und dazu das herrische, ja fast schon überhebliche Auftreten mit den weit gereckten Schultern, dem breitbeinigen Stand und den stolz nach gedrückten Brüsten.

Ich nahm es wahr, ich reagierte und schämte mich für mich selbst – aber noch heute, in der Geborgenheit meines Schlosses und ebenda in der Behaglichkeit meines Studierzimmers, möchte ich bei der Erinnerung an jene ersten Minuten auf diesem Platze nichts lieber tun, als im Staube vor diesen Fürstinnen des Dschungels zu knien, ihre muskulös weiblichen Konturen bestaunen, während ich darauf warte, dass mir eine von ihnen den Fuß gegen die Brust stellt, mich nach hinten mit dem Rücken in den Staub drückt, mit größter Nonchalance trotz meiner Gegenwehr in Form von bis zum Äußersten angespannter Bauchmuskeln und auf dem Boden abgestützter Arme, auf dass ich, gegen die Sonne blinzelnd, wehrlos vor und unter ihr liege, ihren Fuß auf mir, ihre mächtige, steinharte und kantig vom Unterschenkel abstehende Wade über mir. Und mein Gemächt wie ein Pfahl in die Höhe ragend ...

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Das gerade verwendete Wort „Kriegerinnen“ sei weiter ausgeführt. Es erklärte sich nicht nur aus der imposanten Physis jeder dieser Frauen, sondern auch daraus, dass sie allesamt auf Kampf schließende Narben aufwiesen. Die wiederum verwiesen auf eine nicht nur effektive, sondern auch regelrecht ästhetische Wundversorgung – der Blick fiel auf lange und fraglos tiefe Schnitte, aber meist nur auf helle Narbenlinien auf der Haut, kaum aber auf unschöne Kerben oder Hautwülste. Martialisch auch der Auftritt dieser örtlichen Damenwelt, weil sie alle mit Speeren, Keulen und einer Art primitiv anmutendem, Furcht erregenden Krummschwerte auf dem Dorfplatze antraten; mit Fellen bezogene Schilde führten sie auch.




Dabei bewegten sie sich mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass das eine unbedingte Vertrautheit mit diesen Gerätschaften des Ares voraussetzte. Und exactement da, genau in diesem Momente, nach dieser kurzen Zeitspanne meiner ersten Eindrücke, da durchzuckte es mich: „Heureka! Amazonen! Ich bin unter Amazonen!“

Wie um diese meine Annahme zu verifizieren, begannen sie nun damit, ihre Geschicklichkeit mit den Waffen vorzuführen. Und dabei agierten sie nicht nur mit einer Geschwindigkeit ähnlich derjenigen von Leoparden bei der Jagd, sondern auch mit einem jede Gefahr missachtenden Ungestüm. Um es einmal unter Rückgriff auf eine populäre Metapher auszudrücken: Sie schlugen aufeinander ein wie die Kesselflicker.


Es klirrte hell und dröhnte dumpf, untermalt von dem Ächzen und Stöhnen bei den Hieben und einem zunehmend immer mehr aufwallenden Staube. Aber mir wurde schnell klar, dass dies lediglich eine Demonstration ihres außergewöhnlichen Könnens war – es wurde niemand verletzt, auch das ein Beweis ihres nachgerade artistischen Geschicks.


Ich weiß nicht mehr, wie lange das so ging, weil ich wie gebannt dieser beachtlichen Vorführung von Körpergewandtheit und Reaktionsvermögen zusah. Als sie endete, traten die Kämpferinnen zurück, ihre stattlichen Brustkörbe noch vor der Belastung regelrecht wogend, alle von ihnen schweißüberströmt und staubbedeckt, aber keinesfalls erschöpft. Während sie ihre Waffen am Rande des Platzes am Stamm des Baumriesen ablegten, traten einige der Männer hinter diesen. Sie schleppten von da unter Stöhnen und Ächzen einige Steine und Baumstämme in diese Arena mit ihrer menschlichen Umrandung, jeder dieser Gegenstände offensichtlich sehr schwer, teilweise so, dass mehrere Personen sie tragen mussten.


Mit war nicht offensichtlich, wozu diese Stämme und Steine dienen sollten. Jedoch sollte ich nicht lange im Unklaren bleiben. Denn kaum lagen diese Gegenstände in dem staubigen Runde, als diese Amazonen des Urwaldes schon vortraten und damit zu hantieren anfingen. Sie fingen mit den Steinen an – im Kreise stehend, warfen sie diese einander zu, so wie sich Kinder die Bälle zuwarfen. Mit dem Unterschied, dass der kleinste der Steine bestimmt soviel wog wie ein leichter Mann und der größte so schwer war, dass ich ihn kaum heben konnte.


Man mag berechtigterweise fragen, woher ich das weiß. Nun, die Antwort darauf lautet, dass ich und mein verehrter Kollege B. S. als die offensichtlich größten und kräftigsten unserer Gruppe in dieses Spiel eingebunden wurden. Und so gelang es uns beiden immerhin, die kleineren Steine weiterzugeben. Aber beim Entgegennehmen der mit einigem Effet zu uns herübergeworfenen, ganz großen Brocken setzte jeder von uns sich sofort und unweigerlich auf den Hosenboden oder zumindest auf das, was dieser normalerweise zu bedecken pflegte. Die Menge um uns herum johlte, die starken Frauen im Kreise nahmen es mit amüsiertem Lächeln und hochgezogenen Augenbrauen zur Kenntnis.


Auch bei den Baumstämmen dasselbe Spiel: Einige der Amazonen hoben je eines dieser bestimmt fußdicken und siebenmal so langen Stücke vom Boden auf, um es immer wieder über den Kopf hinweg in die Höhe zu stemmen. Andere wickelten einen Streifen Leder darum und hoben es dann bis zur Hüfte, um es von da zur Brust hinaufzubringen und abzusenken, immer wieder, alles nur mit der Kraft der Arme. Ich weiß noch, wie ich da schlucken musste!




Und ich wollte es kaum glauben, dass diese extrem ausgebildeten Muskeln nun noch weiter anschwollen und ich sogar dicke Venen unter der dunklen Haut pulsieren sah. Ein Vorgang, angesichts dessen ich den Eindruck gewann, die Haut müsste bei dieser Kraft in jedem Momente reißen. Die Gefahr gab es bei mir nicht, denn mein Kollege B. S. und ich, obgleich beide sportlich geübt, konnten keine der Nummern absolvieren – man bedenke: Selbst Falstaff dürfte weniger gewogen haben als einer dieser vermaledeiten, bleischweren Baumstämme.

Überhaupt waren diese Amazonen der Wildnis in jeder Weise körperlich geübt: Sie rangen miteinander, warfen einander hoch, schleuderten sich in den Staub, schlangen Beine und Arme umeinander im Bestreben um den Sieg. Sie führten akrobatische Übungen vor, bei denen eine unten stand, während sie eine ihrer Mitstreiterinnen über den Kopf in die Höhe drückte. Andere bauten sich nebeneinander auf, während eine ganze Truppe auf sie sprang und so eine menschliche Leiter bildete, im Nu und ganz leise. Mir wurde klar, dass das bei einem Überraschungsangriffe dazu diente, rasch und unbemerkt einen Wall zu überwinden.


Bei alledem waren sie keiner unbedingten Disziplin im Sinne abendländischen Militärs unterworfen. Sie taten, was sie immer wollten. So hatte eine von ihnen wohl Lust auf anderes. Da sprang sie aus dem Stande auf Mannshöhe in die Luft, einen Arm ausstreckend. Mit der Hand ergriff sie den über ihr befindlichen Ast des genannten Baumriesen – und zog sich daran hoch, mit nur einer Hand, so dass sich ihr Bizeps-Muskel kaum glaublicherweise auf die Größe einer Pampelmuse ballte. Ein mir unvergessenes Bild, das aber nur solange andauerte, wie es braucht, um ein Auge zu öffnen und zu schließen. Denn einen Moment später hatte sich dieses turnerische Naturkind auf den Ast geschlungen, um bäuchlings auf eben diesem zu verharren, die Beine um ihn geschlagen, den Blick nach unten zu uns gerichtet.




Dass zumindest ich mir ob dieser körperlichen Unterlegenheit gegenüber nicht nur einer, sondern allen anwesenden Frauen arg beschämt vorkam, mag sich jeder ausmalen. Ein Gefühl, das noch wuchs, als sich eine dieser sportiven Amazonen vor mich hinstellte, mich aus großen, schönen und kohleschwarzen Augen anblickte und mir mit melodiöser Stimme in prächtigem Alte etwas zurief, etwas im Inhalte mir natürlich völlig Unverständliches.

Sie muss an meinem Blicke erkannt haben, dass ich nicht wusste, was sie von mir wollte. Da trat sie noch näher zu mir hin, dabei die linke Schulter in mein Gesichtsfeld drehend und ihren Unterarm soweit hebend, bis sich ihr Oberarm in der Waagerechten befand. Sie blickte darüber hinweg zu mir herüber und rief etwas, dabei mit dem Kopfe zur Seite und zum Arme hin nickend. Nach ihrem dritten oder vierten Kommunikationsversuche verstand ich – sie wollte, dass ich ihren Arm anfasste.


Gehorsam streckte ich meine Hand aus, legte sie an die gewünschte Position. Darauf hatte sie wohl nur gewartet. Denn kaum befanden sich meine Finger an Ort und Stelle, als sie schon die Faust ballte und den Oberarm anspannte. Und jetzt fuhren meine Finger regelrecht Aufzug, um es einmal volkstümlich auszudrücken: Ihr mächtiger Muskel zuckte nämlich weit nach oben! Ich spürte unter meinen Fingern, wie er sich noch mehr als über das sowieso schon außergewöhnlich hohe Maß hinaus verfestigte, bis ich sogar Kanten daran wahrnahm und überhaupt den Eindruck gewann, ich berühre einen von warmer Haut bekleideten Stein.


Sie ließ ein paar Mal locker, um dann den Arm erneut anzuspannen. Sie drehte ihn auch einige Male leicht hin und her, mir dadurch den Blick auf die kolossalen Ausmaße ihres Oberarmbeugers zu verschaffen. Und aus der Nähe sah ich dann auch, dass sich dieser beim Spiele derart straffte, bis ich die Teilung des zweiköpfigen Muskels, ja sogar einige Stränge erkannte. Und unter der vor Schweiß feuchten und im Sonnenlicht glitzernden Haut mäanderte gar eine dicke, bläuliche Vene – ich hätte nie gedacht, dass bei jemandem die Muskeln solcherart hervortreten könnten, schon gar nicht bei einer Frau.


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Einer Frau, die jung war, zudem ein herbes, aber durchaus anziehendes Gesicht besaß und von der infolge all der körperlichen Betätigung viel Wärme ausging und zudem ein Geruch nach Frau, so stark, wie ich ihn noch nie wahrgenommen hatte.

Einher mit diesem Kontakt ging auch meine Reaktion – als ob es nicht peinlich genug wäre, überhaupt auf eine Wilde körperlich einzugehen, entfaltete mein Phallos erneut gleichsam ein Eigenleben und begann, nur von etwas zudem auch noch lose hängendem, dünnem Wildleder bedeckt, sich noch weiter als zuvor nach vorn zu schieben. So weit, bis er an ihrem massiven Oberschenkel anstieß. Sie blickte ob der Berührung natürlich nach unten. Und meinen Zustand sehen und lachen war eins. Dann rief sie etwas über ihre Schultern nach hinten zu den anderen Kämpferinnen, während sie ihren Arm unter meinen Fingern weiter drehte.

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Einen Lidschlag später stand eine von ihnen hinter ihr, womöglich einen halben Kopf größer als sie, deren Augen auf Höhe der meinen lagen. Und einen weiteren Lidschlag später hatte die neu Angekommene die erste unter den Achseln gepackt --- und sie angehoben und in einem Halbkreise von mir weg nach hinten geschwenkt und wieder abgestellt. Alles mit einer Leichtigkeit, als höbe sie nur ein Holzscheit zur Seite!

Mit ganz dunkler Stimme sagte sie etwas, es klang wie ein Befehl und war wohl ein solcher, da die andere Amazone sofort zurücktrat. Da wurde mir klar, dass diese Frau vor mir die Anführerin dieser Leute war. Oder mit Blick auf meine im Kopfe bereits fest stehende Definition von diesen Frauen als den heutigen Amazonen: die Königin! Und unwillkürlich entfuhr mir „Penthesileia! Hippolyte!“


Aber sie verstand mich nicht. Es wäre nun ohne Hauch eines Zweifels zuviel verlangt gewesen, hätte sie mir mitten in der Wildnis des afrikanischen Kontinents in antikem, mir ja bekanntlich in schriftlichem wie mündlichem Gebrauche vertrauten Griechisch geantwortet oder zumindest in einer Sprache, die sich darauf zurückführen ließ. Nichts da. Sie zog mit fragendem Gesichtsausdrucke die Augenbrauen zusammen, während mich ihre dunklen, von den Lidern halb bedeckten Augen unentwegt anblickten.



Sie hatte ein Gesicht, das mir seitdem unvergessen geblieben ist: pechschwarz die Haut unter geöltem und straff nach hinten gebundenem Kraushaar. Ein markantes, aber beileibe nicht unangenehmes Kinn, ein alles andere als hässlicher Mund mit regelmäßigen, beneidenswert guten Zähnen, eine schmale, leicht gebogene Nase – und dazu der Gesichtsausdruck von jemand, der gewohnt ist, dass andere seinen – in diesem Falle: ihren – Befehlen folgen.


Übrigens ein Gesicht, das der ein oder andere Besucher meines Landsitzes fraglos auch schon gesehen haben dürfte – es ist dasjenige des von mir höchstselbst in Öl ausgeführten Portraits in meinem Raume mit den afrikanischen Artefakten, die „Dame in Leopard“, wie es vor Jahren einmal ein Journalist in der „Times“ nach einem Besuche bei mir zu formulieren beliebte. Ich habe mich bemüht, dieses eindrucksvolle Konterfei der Nachwelt zu erhalten.


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Was ich freilich weder dem Journalisten noch allen übrigen Besuchern je gezeigt habe, ist der Raum neben dem gerade beschriebenen. Hier hängen gut drei Dutzend jener Gemälde, auf welchen ich die Amazonen des Dschungels in voller körperlicher Größe zeige, so wie ich sie erlebt habe: mit ihren Waffen, in ihren Lederfetzen, barbusig oder nackt, mit den silbernen Arm- und Fußreifen, aber immer mit dieser ungewöhnlich ausgebildeten, felsenfesten und titanenstarken Muskulatur, welche im Zusammenspiel mit ihrer weiblichen Ausstrahlung auf mich erregender wirkt als jeder andere Frauentyp. Und wenn ich es recht bedenke, muss es den Männern aus jenem Dorfe ja ähnlich ergangen sein, hatten sie ja alle schon ihre Männlichkeit in Hab-Acht-Stellung, als die Trommeln mit dem Schlagen aufgehört haben.

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Und königlich schienen mir bei dieser Frau auch Haltung und Körperbau, obwohl sie nur in einige Fetzen hellbraunen Leders einherging, oder besser: einherschritt. Mit gehobenem Kinne betrachtete sie mich von oben herab, herrisch, ja arrogant dehnte sich ihr Brustkorb, weitete sich ihr Rücken zu einem regelrechten Muskeldelta. Und ihre aufgrund des Kampfgetümmels schweißglänzende, in der Sonne fast schon blauschwarz schimmernde Haut spannte sich über den wie aus Stein geschnitten wirkenden Wülsten ihrer Muskeln, deren Details bei jeder Bewegung wie fein modelliert das Auge des Betrachters fesselten, während ihr schieres Ausmaß angsteinflößend wirkte: Diese Frau war ein Kraftprotz, und sie genoss es!

Wie anders ist es zu erklären, dass sie schier achtlos neben sich griff, in einen Korb mit Wurzelgemüse, sich eine dicke Knolle griff und diese mit einem Drucke ihrer Hand zermalmte, wobei sich die Unterarmmuskeln unter der Haut beim Kontrahieren zu kantigen Gebilden spannten? Wie anders ist es zu erklären, dass sie mich dann mit einem Male unterlief, nur um mich an Hüften und Rumpf zu packen und mich dann mir nichts dir nichts in die Höhe zu stemmen? Und mich da in der Höhe zu halten, all meinem ängstlichen Zappeln zum Trotz? Dann warf sie mich zu Boden!


Während ich mich berappelte und meine Knochen sortierte, winkte sie einen ihrer Männer heran und sagte etwas zu ihm. Daraufhin ging der zu Boden, rollte sich regelrecht zusammen. Sie bückte sich, griff mit ihrer rechten Hand in diesen menschlichen Ring hinein. Und sie hob ihn dann nicht nur in einer flüssigen Bewegung auf, sondern drückte ihn hoch in die Luft – alles mit nur einem Arme, dessen Muskeln sich unter der Belastung von bestimmt vierzehn Stone derart verhärteten, dass an der Rückseite des Oberarms ein scharf abgezeichneter, gleichermaßen dicker Muskel wölbte, der aussah wie mehrere aufeinander gelegte Hufeisen!


Als der Kerl wieder den Erdboden unter sich hatte, stand sie vor mir, mit einem Körper so fest wie derjenige einer Bronzestatue und dennoch an den sprichwörtlichen „richtigen Stellen“ mit eindeutig weiblichen Rundungen versehen – ich darf sagen, ich habe noch keine körperlich so beeindruckende Frau gesehen! Und gespürt, wie ich ergänzen will: Mit einigen uns semantisch unbekannten Worten sowie einigen absolut unmissdeutbaren Gesten bedeutete sie Herrn B. S. und mir, wir möchten sie angreifen, nur keine Scheu, es wäre genehm.




Anfangs zögerten wir, letzte Reste unserer britischen Erziehung bahnten sich ihren Weg in unser Bewusstsein – wir als Gentlemen eine Frau attackieren? Aber angesichts der Umstände blieb uns nichts anderes übrig, als ihr zu gehorchen. Wir gingen also auf sie los, in der jedem Ringer vertrauten, leicht gebückten Haltung, die Arme abgewinkelt, die Hände auf Hüfthöhe. Doch kaum kam der Kollege in ihre Reichweite, als sie ihn packte und festhielt. Mit einer Hand – die andere ergriff im selben Augenblicke meine Hand und drückte sie zu, wie es mit einem Schraubstocke nicht besser möglich sein sollte, bis mich der Schmerz zu Boden zwang.

Sie griff uns nach Belieben, stemmte uns, warf uns zu Boden, setzte einem den Fuß auf die Brust, während sie den anderen wie einen jungen Hund am Genick packte. Den, der gerade unten lag, hielt sie mühelos unten, während der versuchte, ihre Wade zu ergreifen und sie umzuwerfen. Aber nichts da. Sie lachte und ließ uns aus, dann unterlief sie uns, fasste uns am Leib, hob uns an, warf uns um oder nahm uns in den jedem Ringer vertrauten Schwitzkasten.


Ich kann nicht sagen, wie oft ich im Staube landete, wie oft ich entlang ihrer diamantharten Wade nach oben blickte, entlang der Klüfte ihrer Oberschenkelmuskeln über den Bauch hinweg zu den prallen Brüsten, über denen das Gesicht im Gegenlichte der Sonne lag, die um ihr Haar einen hellen Saum zeichnete – ich sehe es noch genau vor mir. Und dann, ehe ich mich versah, hatte sie uns beide auf dem Boden und zwischen diesen Beinen mit den kolossal geformten Muskelsträngen!


Wir steckten mit unseren Hälsen in dieser fleischlichen Klemme, der Kollege zwischen ihren Waden und ich zwischen ihren Schenkeln. Waden und Schenkel drückten sich nun mit unwiderstehlicher Kraft zusammen. Während meine Hände verzweifelt durch die Luft ruderten und dabei das schiere, weil gewaltige Ausmaß der sich versteifenden und erhärtenden Oberschenkelmuskeln erkundeten, da rauschte es in meinen Ohren, während sich vor meinen Augen ein Blitzgewitter entfaltete, ehe mir die Sinne schwanden.


Als ich wieder wach wurde, sah ich als erstes eine Dachkonstruktion aus dünnen Baumstämmen und Strohbündeln – kurz wähnte ich mich zuhause, in einem britischen Küstendorfe, bei der Sommerfrische im Hause eines Fischers. Doch dann kehrte mein Bewusstsein wieder, es schweifte mein Blick über die Einrichtung. Dazu sei gesagt: Das Gebäude war rund, der Boden aus Lehm, aber glattgestampft, poliert und hier und da mit Flechtmatten und Fellen belegt. Es gab eine große Feuerstelle, sorgsam mit Steinen eingefasst, der Rauch dem Gebrauche der Primitiven gemäß durch eine Dachluke abziehend.


Dann erblickte ich einen auf einem Podest stehenden Stuhl, oder genauer gesagt, eine Art Thron, mit bequemen weichen Leopardenfellen belegt, kunstvoll geschnitzt, die Handablagen aus – ich erkannte es schockiert – aus polierten und von versierter Hand angebrachten menschlichen Schädeln gebildet. Aber nicht nur da, auch an den Eckpfeilern der großen, rundum geschnitzten Bettstatt mit den weichen Fellen darauf waren weißlich glänzende Schädel vorhanden. Das weiß ich, denn ebenda fand ich mich wieder, als ich mein volles Bewusstsein erlangt hatte und mir vollends klar geworden war, wer und wo ich war.


Dann fesselten die Wände meine Aufmerksamkeit. Fein mit hellem Lehme verputzt, gab es da in Augenhöhe angebrachte bildliche Darstellungen, wie sie zuhause in einem Fischerdorfe nicht angebracht wären. Es war eine Wandmalerei, umlaufend wie ein Band oder ein Fries, gehalten in rotbrauner, gelblichweißer und grünschwarzer Farbe, leuchtend wie ein Fresko in den Tönen, primitiv in Ausführung und Anmutung, aber klar und unmissverständlich in der Bildaussage: Die wie im Leben als sehr muskulös dargestellten Amazonen kämpften!




Mit Spieß, Schwert und Schild wüteten sie mit unmenschlicher Grausamkeit unter männlichen Gegnern, deren abgeschlagene Gliedmaßen und enthauptete Rümpfe auf dem Boden lagen, während (als gestrichelte Linien dargestellte) Blutströme aus den Schnittstellen schossen, während die Siegerinnen ihre im roten Lebenssafte gebadeten Füße auf die Brustkörbe der Erschlagenen stellte und ihre titanengleichen Arme anwinkelten und stolz die unüberwindlichen Muskeln schwellen ließen, während ihre Mitstreiterinnen Männerköpfe auf Pfähle setzten oder die Besiegten gen Himmel wuchteten, jede einen, und die Unglücklichen in einen See warfen – erschrocken sah ich, dass es da vor Krokodilen wimmelte!

Andere der Unterlegenen mussten gar den Siegerinnen zu Willen sein – mir dämmerte der Zweck meines Hierseins! Vae victis! Genug des grausam-obszönen Spieles, das zu erwähnen allein der wissenschaftliche Anspruch gestattet. Jedenfalls ließ man mich hinterher nicht in der recht luxuriösen Einrichtung, sondern führte mich ab. Des Nächtens befand ich mich wieder in vertrauter Position in der fensterlosen Hütte, geknebelt und gefesselt am Pfahle. So erinnere ich mich daran, wie drei von ihnen im Schweiße ihres Angesichtes eine mächtige Steinplatte vor den Eingang des kleine Häuschens rollten und mich so am Entrinnen hinderten – diese Mal hatten meine Schergen wenigstens die Binde weggelassen, gnädigerweise.


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Weglassen – das Stichwort passt an dieser Stelle. Das, was im Falle der Drucklegung der Schilderung meines Lebensweges wegzulassen sei, das ich dennoch einmal für mich allein in Worte gefasst sehen will, das folgt nun bei den Gedanken in der roten Tinte, wie ich das nenne. Da kann ich alles schreiben. Und so beginne ich mit den noch nicht geschilderten Einzelheiten dessen, was sowohl die Wandmalerei als auch die Kopfseite der Bettstatt zeigten, bei zuletzt genannter sogar aufwändig in halbreliefartiger Darstellung geschnitzt.

Auf dem erwähntermaßen in Augenhöhe als breites Band rund um die ganze Wand laufenden Gemälde lagen viele der eben noch so streitbaren Krieger nunmehr unter Amazonen, welche sich rittlings auf sie schwangen; unterlegen knieten andere der Besiegten vor den Siegerinnen, die da vor ihnen standen, die Arme in den nach vorn gereckten Hüften, breitbeinig und schurzlos, um so das zu empfangen, was ihnen Mund und Zunge des jeweiligen Opfers boten.


Soweit das Wandbild – die Schnitzerei hinter dem Bette war ähnlich offen obszön. Zeigte sie doch eine auf einem Throne sitzende Amazone, so nackt wie bei ihrer Geburt, die Hände auf den Lehnen, die mächtigen Schenkel lässig übereinander geschlagen, während ihr eine Schar der Besiegten die Haare ordnete und die Haut salbte und die kolossalen Muskeln knetete, einer kauerte neben ihr, die kantige Wade ihres starken Beines umklammernd.


Und alle, ja alle erwiesen der muskelkräftigen Kriegerin auf dem Throne in derselben Weise ihre Ehrbezeugung! Eine Ehrbezeugung, die auch bei sämtlichen auf dem Wandbild dargestellten Besiegten unübersehbar aufragte und wie sie sich bei mir angesichts dieses Bildes fast schon schmerzhaft gegen das dünne Leder meines Schurzes drückte.


Zu meiner Schande muss ich nämlich gestehen, dass ich mich nicht etwa abwandte, angewidert vom Anblick dieser gemäß unserer verfeinerten Kultur doch arg primitiv-vulgären Darstellungsweise – nein, begierig studierte ich jedes Detail ganz aus der Nähe, stand da vornüber gebeugt in unbequemer Haltung wie angenagelt, fühlte mein Blut in den Adern rauschen und ertappte mich bei dem Wunsche, oh, sei ich doch einer der Männer an dem Throne, idealerweise derjenige zuständig für die Massage ihrer Thoraxpartie ---


Und genau in dem Moment spürte ich einen Windstoß, sah aus den Augenwinkeln etwas erst hell und dann wieder dunkel werden, begleitet von ganz leisem Rascheln, ich drehte mich herum, bis auf den Schurz nackt: Wie hingezaubert saß sie mit einem Male da auf dem Throne, die schwarze Penthesilea in all ihrer Pracht, bekleidet ebenfalls nunmehr mit nur einem Lendenschurze, und zwar à la miniature, im gelblich-bräunlichen Farbtone herrlich kontrastierend zu ihrer schönen, fast schon blauschwarzen Haut. Die Schultern breit gereckt, die von ihrem herkulischen Brustkorbe gestützten Brüste nunmehr bloß, so dass ich ihre wohlgerundete Prallheit samt der straff nach oben ragenden Brustwarzen erblickte.




Nie werde ich vergessen, was sie tat. Wie sie meinen Blick an den ihren band, wie sie die nervigen Hände auf den Knien ablegte, wie sie die Arme spannte, wie sich die Muskeln zu neuen kantigen Formen streckten und wie unter der ebenholzfarbenen Haut ein Geflecht von Venen zu mäandern schien und wie sie dann die Beine mit den sich oberhalb der Knie in dramatischem Bogen nach außen rundenden Schenkeln spreizte, ganz lasziv, weit und immer weiter, bis sie ihren Blick nach unten senkte und so meinen Blick auf ihren Schritt lenkte und das, was sich da unter dem dünnen Leder abzeichnete. Was sich infolgedessen bei MIR unter MEINEM dünnen Leder abzeichnete, hinderte mich fast schon am Gehen!

Zumal sie es sah. Ihr Auge senkte sich, verharrte sich weitend einen Moment auf meiner Leibesmitte, ich nehme an, durchaus mit Entzücken, denn ihr Mundwinkel zuckte und eine Augenbraue hob sich. Ich vermute außerdem, sie dachte wohl Dinge wie „wohlgefällig sehe ich sie, die gewaltige Erregung dieses weißen Männchens, gepaart mit unterwürfiger Anbetung und der Erkenntnis, keiner meiner Kräfte standhalten zu können, nicht derjenigen meines titanischen Körpers noch derjenigen meiner geschlechtlichen Anziehung.“


Sie war abgesehen von einer wohl frisch angelagerten, hauchdünnen Staubschicht blitzsauber, aber einen nachgerade animalischen, aber überhaupt nicht unangenehmen Duft verströmend. Welchen ich alsbald aus unmittelbarer Nähe kennenlernen sollte. Denn sie winkte mich zu sich, dabei neben sich greifend und eine kleine Schale erfassend. Aus der nahm sie einen sehr tiefen Schluck, dann reichte sie mir diese. Ich toastete ihr mit einem frohgemuten „Cheers!“ zu, dann trank ich ebenfalls. Es schmeckte süß und nach Kräutern, aber solchen, die ich nicht kannte. Und es war sehr stark, da es mein Blut direkt noch mehr in Wallung brachte.


Nun, als ich die Schale zurückgegeben hatte, folgte wie im Austausch die nächste. Diese war viel größer, ihr Inhalt wirkte zähflüssig und schimmerte ölig. Während ich noch zögerte, davon zu trinken, hörte ich ihre Stimme. Ich blickte zu ihr. Sie wiederholte ihre Worte und machte dabei kreisende Bewegungen mit der flachen Hand und deutete auf sich. Da verstand ich – dies war ein Öl zur Pflege des Körpers und ich sollte es ihr auftragen.


Ihr Wunsch war mir Befehl, so heißt es und so war es: Waren meine Pulse schon am Hämmern, so steigerte sich das nunmehr zum Trommelwirbel: Ich nahm die Schale mit ihrem wohlduftenden Inhalte, stellte sie neben mir ab, tauchte meine Hände hinein, dann begann ich mein Werk. Knetete diesen göttlichen Leib, spürte, wie lässig diese Muskeln unter meinen Fingern spielten, fühlte sie sich kontrahieren und sich entspannen, wobei der Tonus dann immer noch weit über demjenigen bei mir und anderen Leuten in angespanntem Zustande lag.


Welche Massen gestählten Fleisches sich da bewegten! Als sie einmal das Bein spielerisch streckte und mit einem kleinen Ruck anspannte, da sprangen ihre Muskeln vorn oben am Oberschenkel regelrecht zur Seite hinweg, um sich da zu einer Ansammlung harter, straffer, kraftstrotzender Elemente zu verdichten.


Und das alles in Kombination mit ihrer weiblichen Ausstrahlung und nicht zuletzt mit diesem animalischen Geruche, der schließlich den ganzen Raum erfüllte – ich glaubte zerbersten zu müssen! Meine Qual war ihre Lust!


Schließlich hatte sie ein Einsehen: Als ich gerade die Innenseite ihrer Schenkel massierte, da packte sie mich unversehens unter den Armen, hob mich an, so dass sich ihre Armmuskeln wölbten auf die Größe zweier mit Haut bekleideter Kegelkugeln. Sie hob mich also an und ging mit mir in den Händen durch den Raum, wobei ihr nicht verborgen bleiben konnte, was da an ihrem Bauche rieb. Dann warf sie mich auf die Bettstatt.


Ehe ich mich versah, war sie über mir – kniete rittlings ganz weit oben auf meiner Brust, die Beine auf meinen Armen, die Arme in den Hüften und zu mir herunter sehend. Dann lüftete sie ihren Derrière etwas, löste einen Knoten, zog das Leder ab und schob sich noch gut zwei Handbreit nach oben. Und während sie mir so die Luft abschnitt, spürte ich ihre kräftige Hand an meinem Leder, fühlte, wie es abgestreift wurde und alles einen Moment frei aufragte, ehe sie mein Gesicht freigab und mit einem Mal auf mir war und ich in ihr, warm, feucht, fest.


Sie beherrschte mich vollkommen, tat alles, um ihre Lust zu stillen, während sie dafür sorgte, dass ich fast verging. Ich hatte den Eindruck, es dauerte Stunden. Danach ging es wieder von vorn los. Und wieder und wieder. Ohne Übertreibung lässt sich mit Rückgriff auf eine Metapher aus dem Sporte sagen, dass ich völlig ausgepumpt war, als sie mich endlich freigab und dann wie von Zauberhand drei ihrer Krieger dastanden, um mich zurückzubringen – im ersten Momente war ich fast schon erleichtert.


Somit bin ich also der Königin dieser Kriegerinnen begegnet, bin ihr so nahe gekommen, wie ein Mann das nur kann. Ich bin nicht Achilleus, aber ich habe Penthesilea gesehen und war ihr, der Starken, unterlegen – und das in gleich zweierlei Hinsicht!


Geistig immer noch wach, ja übererregt, aber körperlich völlig erschöpft, lag ich nach dieser mir obszön scheinenden Mischung aus Tortur und Genuss in meiner Hütte, voll bangen Erwartens wie voller freudiger Erwartung auf das, was mir als nächstes mit dieser unglaublichen Amazone widerfahren würde.


So fiel ich ermattet in tiefen Schlummer, der mir Träume bescherte von Kämpferinnen, die sich nach der Schlacht die Männer nahmen. Einer davon, so träumte ich, war ich, der zu Füßen der Königin saß, ihren animalischen Duft atmend, ihre muskulösen Waden umklammernd und wartend, dass ich an die Reihe käme. Auch sah ich, wie eine von ihnen nach dem Kampfe in einem lauschigen Urwaldsee ein Bad nahm, mit Wasser spritzte, die Hände hinter dem Schopfe, so dass sich der Busen reckte und die Armmuskeln sich gigantisch wölbten, während sie mir verlockende Blicke und ein ebensolches Lächeln gewährte ...




Dies ist – bei meiner Forscherehre – die Wahrheit dessen, was ich träumte, während sich mein Schurz kaum glaublicherweise schon wieder wölbte. Ich weiß noch, wie sehr mich über der erneuten Anspannung das straffe Leder malträtierte, ich aber wegen der Fesseln nichts, aber auch gar nichts tun konnte, um es mir bequemer zu machen. Es dauerte Stunden.

Übrigens belegt dieser Vorfall, welche Rolle der Geist bei der Lust spielt – etwas, das unbedingt tiefer erforscht gehört. Ebenso das, was wen warum erfreut: So sehr ich mich für das alles schämte, so sehr genoss ich es. Denn ich konnte und kann nichts dafür, es waren die Umstände, die in mir bis heute diese unsägliche Wollust erweckten und mich damals mit dieser unerklärlichen Mischung einander widerstrebender Gefühle den kommenden Tag erwarten ließen und damit eine erneute Begegnung mit ihr. Allein, so sollte es nicht kommen.

**********
Mitten in der Nacht erwachte ich von einem dumpfen Geräusche außerhalb der Hütte. Dann setzte direkt an der Wand ein Geräusch ein, das mir wie Knirschen oder Schaben vorkam, gefolgt von Brechen und Knacken von etwas, das mir meine übersteigerte Phantasie beschrieb als Knochen, zermalmt zwischen den Zähnen mächtiger Raubtierkiefer. Vor Schrecken starr blickte ich in die Richtung, aus der diese unheimlichen Klänge an meine Ohren drangen, voller Angst, es möchte eine Raubkatze sein, die sich an der Wand meiner Hütte zu schaffen machte, um dann mich Wehrlosen bei lebendigem Leibe aufzufressen.

Mit einem Male fehlte ein Stück an der Wand, klaffte da eine nahezu rechteckige Lücke, die mir den Blick auf den klaren Nachthimmel mit den funkelnden Sternen freigab. Doch nur kurz, denn nun zeichnete sich vor der prachtvoll illuminierten Kulisse ein dunkler Umriss ab, aber nicht derjenige eines Untiers aus der zoologischen Unterfamilie der Pantherinae, sondern derjenige eines Menschen.

Jemand, der ein schweres Gewehr hielt und einen breitkrempigen Schlapphut trug. Eine Büchse und einen Hut, wie ich beides zuletzt gesehen hatte zusammen mit einem arg fleckigen grünen Buschanzuge, einem ehedem weißen Hemde, einem schwarzen Halstuche – ich stutzte. Das war doch ...?


Ja, es war unser Führer, Herr A. Q., wie mir alsbald seine in klarem Englisch und mit geflüsterter Stimme verabfolgten Erklärungen zeigten. Demnach war er uns seit unserer Gefangennahme treu gefolgt und hatte nur auf eine Chance zur Befreiung gewartet. Neben mich legte er des Wächters großes Haumesser, mit dem er sich durch die aus Zweigen geflochtene, mit Lehm beworfene Wand geschnitten hatte – nun war es wohl arg stumpf. Ich wollte nicht fragen, was mit dem vorherigen Besitzer des Werkzeugs geschehen sein mochte.


Dann zückte er sein eigenes Jagdmesser und schnitt mich los. Als ich frei von Fesseln und Knebel aufgeregt mit Fragen auf ihn eindrang, legte er seine schwielige Hand auf meinen Mund. Er befahl mir leise und inständig, nichts zu sagen. Ich möge versuchen, mich zu erheben und zu gehen, es könnte gut sein, dass meine Hände und Beine anfangs noch ihren Dienst versagten. Er hatte recht – es war fast so wie viele Stunden zuvor, als man mich aus der Hütte ins Freie gezerrt hatte. Es dauerte einige Zeit, bis die Blutzirkulation wieder einsetzte, wenn auch mit Schmerzen, und ich erst frei stehen und dann auch gehen konnte.


Währenddessen blickte sich der Expeditionsführer in meinem Lehmverschlage um, entdeckte meine Schuhe, meine Kleidung und meine Ledertasche mit den Aufzeichnungen. Herr Q. brachte mir die Sachen, sagte, jetzt könne ich das „Fetzending da“ aus- und meine leider gar entsetzlich nach Schweiß stinkende Kleidung anziehen. Als das geschehen war und ich mich wieder zumindest äußerlich in einen im Auftrage seiner Universität reisenden Gelehrten verwandelt hatte, sagte er: „Hier, lief mir über’n Weg. Ist wohl Ihrs.“ Sprach’s und reichte mir --- mein heißgeliebtes Monokel samt seiner Kette. Es sehen und einsetzen war eins! Herr Q. schien zu lächeln. Dann flüsterte er mir zu, die Hütte durch die zertrennte Wand zu verlassen.


Kaum draußen, wollte ich sofort losmarschieren. Da fasste er mich am Hemdkragen und bedeutete mir, ich möge ihm zuerst noch helfen. Wobei, wurde mir bald offenbar: Er bog sachte die aufgeschnittene Wand zurück, bis das Loch weitgehend verschlossen war und wir nur noch die Schnittkanten sehen konnten. Und die begann er nun mit feuchtem Lehme zu beschmieren, den er eigens herbeigeholt hatte, in einem Topfe vom Lagerfeuer, wie er mir erklärte. So erschien die Hütte bei oberflächlichem Blicke unversehrt – und infolge der noch vor dem Eingange liegenden, wuchtigen Platte auch unbetreten und sicher verschlossen.


Als das geschehen war, erklärte Herr Q. mir, ich möge – im Namen von Königin Victoria – ganz leise sein, jetzt käme die „Hauptnummer“, wie er die nun anstehende Durchquerung des nächtlichen Dorfes nannte. Dass ich heute diese Zeilen schreibe, belegt, dass er mich zum schützenden Dunkel des Waldes geleitete, ohne dass die Hunde anschlugen, die Einwohner der Häuschen uns bemerkten oder wir gar ergriffen wurden. Denn er schritt so ruhig drein wie ein Gentleman im Park, freilich trat hier die lässig auf der Achsel balancierte schwere Büchse an die Stelle des dem Manne von Welt in der Zivilisation gemäßen Spazierstockes.


Mit somnambuler Sicherheit ging er zu einem in einem im Gebüsche verborgenen Lager, wo uns einige Schläuche mit Wasser und einige Dutzend Streifen gedörrten Ziegenfleisches erwarteten, dazu zwei Decken, ein Rucksack samt Blechgeschirr und einer großen Büchse Tee, ein Beil und ein Gurt mit Feuerstein, Zündzeug, Kompass und Messer. Ich hatte für alle Fälle noch das Haumesser aus der Hütte mitgenommen, welches übrigens nun vor mir an der Wand über dem Schreibtische hängt. Sonst jedoch war da nichts, weder Ausrüstung noch Reit- und Zugtiere. Und auch keiner der übrigen Gefährten, niemand.


Als ich Herrn Q. darob fragend ansah, sagte er achselzuckend: „Einer ist besser als keiner.“ Meine empörte Miene war wohl trotz des nächtlichen Halbdunkels zu erkennen, denn er ergänzte – ich zitiere es verbatim, da ich die Worte wohl nie vergessen werde: „Tja, keine Chance auf’n Pott, nicht bei dem Blatt, mein Herzensjunge. Sind in den Hütten zu viele Leute für einen alten Mann. Und dann hat der alte Mann nicht mal so viele Patronen wie Zehen an den Füßen. Nein, geht nicht. Und jetzt: Treck!“


Also brachen wir nach diesem Zwiegespräch auf. In einem Gewaltmarsch brachten wir eine enorme Distanz zwischen uns und das Dorf. Noch heute bin ich stolz darauf, dabei klaglos mitgehalten zu haben. Erst am übernächsten Morgen, als wir an einem Bächlein die leeren Wasserschläuche frisch füllten und uns einen Tee bereiteten, sagte Herr Q., nun könnten wir
normal reden, erst einmal seien wir weit genug von dem Dorfe entfernt.

Wieder brachte ich die Rede auf die Kollegen, aber Herr Q. legte dar, er habe mich bloß deshalb „rausholen“ können, weil er gesehen hatte, in welcher Hütte ich in jener Nacht untergebracht worden sei. Hingegen habe er schlichtweg nicht gewusst, wo zu dem fraglichen Zeitpunkte unsere Begleiter gewesen seien – und dann kam die Information, welche mein Blut förmlich gerinnen ließ: „... also die, wo noch leben. Diese Kriegerinnen haben leider ein paar von uns umgebracht, da beim Ringen und Balgen, hab’s von weitem gesehen, wollt’s Ihnen nicht gleich sagen. Scheußliche Sache!“


So lautete sein schlagendes Argument, dem ich mich dann fügte, wenn auch zögernd und infolge der gerade erhaltenen Nachricht vor Schreck zitternd und zu Tode betrübt.


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„Außerdem,“ sagte er am nächsten oder übernächsten Morgen ganz vertraulich, wie um mich zu trösten, jedoch mit durchaus anstößigem Gesichtsausdrucke, „wenn die anderen Jungs noch leben, dann geht’s ja wohl wie Ihnen neulich, Boss. Sind bestimmt wieder bei diesen Kraftladies mit den ...“, die Feder sträubt sich bei der regelrecht plastischen Anspielung von Herrn Q. auf die weibliche Anatomie und ebenso beim Gedanken an das, von dem er wohl nur allzu berechtigt annahm, dass es nun in diesen Lehmgebäuden geschah oder bereits geschehen war.

In der Tat, ich war schockiert! Herr Q. hatte wohl bei seinem Erkunden einiges von den Vorfällen in dem Dorfe mitbekommen. Darüber auch nur zu reden, war ja schon schlimm genug – aber sein Lächeln oder besser: sein breites Grinsen zeigte, dass er die Erinnerung an das Gehörte und womöglich auch noch Gesehene regelrecht genoss!


Nur so erklären sich jene Fragen, die kein Gentleman je geäußert hätte, deren skandalöse Indiskretion bloß mit lebenslangem, jeglicher Kultur abholden Dasein in Savanne und Busch zu erklären ist und die ich nur nenne, weil ich mich wissenschaftlicher Wahrheit verpflichtet sehe: „Wo ich aber den Beschäler von dieser Kriegerprinzessin rausgeschnitten habe, sollt’ ich wenigstens ein Vergnügen haben. Nämlich rauszukriegen, wie es ist mit so einer, so prall und so stark? Anders als unsere Unterröcke? Na, alter Junge? Wie oft? Oben oder unten?“




Ich antwortete nicht. Da klopfte mit Herr Q. vertraulich auf die Schulter und sagte, dass er meine Diskretion respektiere und dass es keine Schande sei, wenn Mann und Frau täten, was ihnen die Natur zwecks Fortbestand der menschlichen Art aufgetragen habe, auch nicht, wenn beide unterschiedlicher Farbe seien und der Mann der Frau ansonsten körperlich weit unterlegen sei. Denn genau darum sei es ja bei der Aktion ergangen – um Nachwuchs!

Mir wurde anders. Natürlich! – Es war eben nicht nur mein animalischer Magnetismus (oder nicht nur, wie meine Eitelkeit mir versichert), sondern auch ihr Wunsch nach Kindern mit neuen Männern! Daher der Überfall und die Entführung und das Ungestüm, letzteres verstärkt durch den Becher mit diesem vergorenen Safte – als ob der überhaupt nötig gewesen wäre!


Nachwuchs mit einer Wilden? Schockierend ist noch der mildeste Ausdruck, man bedenke, ich, ein Vertreter der britischen Nobilität! Herr Q. sah das freilich ganz, ganz anders: Wenn es „nach so’m Ritt zu ’nem Balg“ käme, sagte er mit sehr entschiedenem Tonfalle, sei das nicht schlimm, sondern schön, denn: „Kinder sind’s Beste, was wir haben! Und auf die Hautfarbe, dadrauf ist aber so was von ge---en, wenn Sie meine Redeweise verzeihen wollen, ’s gibt tatsächlich was Wichtigeres beim Menschen. Bloß meine Meinung, Boss!“


Solche gleichmacherischen Äußerungen und Ansichten hätte ich, wie gesagt, bis zu dem Moment für unverzeihlich-skandalös gehalten, doch in der Folgezeit begann ich das anders zu sehen, auch dank dieser mir unvergesslichen Einlassung Herrn Q.’s. Einerseits: Nicht auszudenken, wenn diese Nacht derartige Folgen gehabt haben sollte. Und andererseits sage ich heute: Ich hätte auch dieses Kind (von dessen Geburt ich heute überzeugt bin) gern aufwachsen sehen und es gern gehabt, so wie meine anderen auch!


Aber allen Zweifeln zum Trotz, die Anmerkungen von meinem Reisegefährten – denn das sollte er ja alsbald für Monate sein – riefen ganz andere Dinge als Scham oder Vatergefühle bei mir wach. Ich muss es leider zugeben, innerlich suhlte ich mich in schauerlich-wohlige Erinnerungen an diese Stunden, an diese muskelstrotzende Kriegerin, wie sie mich beim Ringen hochhob und zu Boden warf, wie sie über mir stand, ihre Hände in den Hüften, die Brüste groß, straff und sachte wippend, ihren Fuß auf meiner Kehle, während ich röchelnd dalag, meine Hände hin und her fuhren, ehe meine Finger ihre Wade ertasteten, diese Wade mit diesem so extraordinär kraftvoll ausgebildeten Muskel, unter der samtig-öligen Haut so scharf ausgeprägt wie eine Tischkante und so hart wie polierter Granit.


Ich kann es nur mit den peinlichen Geschehnissen dieser einen speziellen Nacht erklären, dass sich meine Begierde augenblicklich wieder in einer mir bislang unbekannten mannhaften Dringlichkeit weckte --- in der Zuflucht meines Studierzimmers mag ich es heute über mich bringen, dies dem Papiere mitzuteilen: Froh war ich, dass mein Gesicht im Schatten lag und ich wieder die weite Reisejacke und meine langen Hosen trug.


Aber etwas zu spüren, ist das eine, darüber zu reden, das andere. Und schon gar nicht mit jemandem, der noch nicht einmal der eigenen gesellschaftlichen Klasse angehört, auch wenn er vielleicht einmal als Sohn eines guten Hauses geboren worden sein mag. Aber bei Lichte betrachtet war der zwischenzeitlich fraglos längst verschiedene Herr Q. nichts anderes als ein Stromer. Jemand, der sein Leben lang als Außenseiter durch die Savanne streunte, um zu jagen, Gold und Diamanten zu schürfen oder mit den Heiden zu handeln. Meines Wissens ist das alles erfolglos geblieben, er nannte auch damals, als Mann von gut über fünfzig Jahren, nicht einmal ein kleines Haus sein eigen. Kein Gentleman wird sich dazu hergeben, mit solchen Plebejern über derart intime Details zu sprechen! Auch dann nicht, wenn sie wie der wackere Herr Q. ihr Leben zur Rettung des meinen riskiert hatten.


Genau so verhielt ich mich, wissend, dass diese Erlebnisse allenfalls der Feder und dem Papiere und damit denjenigen vorbehalten sind, welche die Schilderung solcher Geschehnisse im richtigen Lichte sehen – nämlich in dem der Wissenschaft und nicht in dem vulgärer und schnöder Belustigung. Daher blieben meine Lippen versiegelt, wenn auch meine Phantasie in jenem Momente Kobolz schlug und ich mir stundenlang vorkam wie ein griechischer Fruchtbarkeitsgott. Übrigens sei der Vollständigkeit halber angemerkt, dass allein der jetzige Gedanke an die damaligen Gedanken zu der schwarzen Amazone schon reicht, dass es mir im jetzigen Momente wieder so ergeht!

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Infolge der Einlassungen von Herrn Q. blieb mir nichts anderes übrig, als mich zu fügen. Er war der Erfahrene, vertraut mit der Wildnis, darin geübt, auch in unwirtlicher Gegend noch Nahrung zu finden. Überhaupt sollte mich dieser schlichte Mann in den kommenden Wochen noch mehrfach damit überraschen, dass er einen erstaunlichen Instinkt besaß, meiner Ansicht nach so, wie die wild aufgewachsenen Menschen dieses unerforschten Landes auch.

Vor dem Aufbruche hingegen war er durchaus zögerlich, klagte wieder darüber, dass er so wenig Patronen besäße und dass er sich glücklicher fühlen würde, wenn er wenigstens etwas jenes Materials hätte, das der Jäger braucht, um die leergeschossenen Patronen wieder füllen zu können. Schießpulver und Blei erwähnte Herr Q. und weitere Bestandteile und Geräte, deren Bedeutung mir unklar ist, so dass ich ihre Bezeichnung leider nicht wiedergeben kann.


Nun, um mit unserer Flucht fortzufahren: Niemand aus dem Dorfe folgte uns. Oder besser gesagt: Niemand fand uns, was sich vor allem dem Geschicke meines Führers verdankt. Dennoch war diese Reise von mehreren tausend Meilen, war unser Marsch durch Urwald und Savanne weit davon entfernt, ereignislos zu sein. Aber es mag genügen zu sagen, dass immer wieder Schmalhans der Küchenmeister war und dass wir bei der Begegnung mit den ersten Soldaten Ihrer Majestät Bärte trugen, die bis zur Gürtelschnalle hinabreichten. Und dennoch hatte Herr Q. es geschafft, noch zwei Patronen von seinem kargen Vorrate übrig zu haben.


Als wir uns ausgeruht und wieder zivilisiert hatten, stellte ich mich den Fragen der Soldaten. Leider konnte ich ihnen zum Schicksale meiner Reisegefährten nichts sagen, außer, dass sie in den starken Händen der unüberwindlichen Amazonen des Urwaldes verblieben waren, denn ---


[Hier bricht der Bericht in der oben erwähnten Weise ab, so dass sich die restlichen persönlichen Ansichten Seiner Lordschaft zu den Geschehnissen jener ereignisreichen Zeit nicht rekonstruieren lassen, allen Anstrengungen zum Trotz. Die übrigen Expeditionsmitglieder blieben verschollen. Auch ist es bislang keinem wagemutig ins Landesinnere vordringenden Forscher gelungen, Spuren der erwähnten Krieger und der über sie herrschenden muskelkräftigen Amazonen zu entdecken. Lord H.F. hielt es für geboten, an eben dieser Stelle mitten im Satz aufzuhören und nunmehr mit einem Bericht seiner nächsten Reise nach Fernost fortzufahren. Der Herausgeber.]


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