Samstag, 24. März 2018

Nina Melidosian, der weibliche Bizeps und ein spezielles Messverfahren


Da hatte ich vor einigen Tagen eine Anfrage nach einem alten, zwischendurch online mal gratis zu findenden Video zu einer US-Bodybuilderin, die vor Jahren auf der Wettkampfbühne stand und sich durch ihre Hammer-Arme auszeichnete: Nina Melidosian. 


Traurigerweise konnte ich auf keiner meiner Festplatten, auf keiner DVD/CD oder auf einem sonstigen Datenträger Entsprechendes finden, da ich vor ein, zwei Jahren leider einen größeren Crash erlebt habe. Kostenpflichtig findet sich Videos mit Nina Melidosian hier bei WPW und hier bei Muscleville2 (wobei ich mir bei der zuletzt angeführten Fundstelle nicht sicher bin, ob die abgebildete Sportlerin überhaupt Nina Melidosian ist). Aber diese Leseranfrage nach Nina Melidosian brachte mich dann dazu, nach längerer Zeit wieder mal etwas zu schreiben.

Als das seinerzeit mit den Muskelmaedels losging, liebe Schmoes, damals, lange vor der Erfindung von Internet und Smartphone, also gefühlt ganz kurz nach dem Aussterben der Dinosaurier, da kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus: Von kleinauf hatte ich von starken Leuten phantasiert, bis sich meine Tagträume peu à peu auf starke Frauen konzentrierten. Zuerst nur sexy und selbstbewusst beim Vertrimmen von fiesen Kerlen, kam mir zunehmend auch der Gedanke, dass sie, wenn sie denn so viel Körperkraft besäßen, sie eigentlich auch danach aussehen müssten.



Wohlgemerkt: »müssten«, denn, dachte ich als Jungspund, Frauen mit Muskeln, geht das überhaupt? Hier und da mal sah man derlei mal im TV beim Hochleistungssport aufblitzen, zugegeben. Aber das wurde dann bei der Berichterstattung ignoriert, auch seitens der jeweiligen Besitzerin. Aus der Rückschau betrachtet, schien es so zu sein, als ob man diese mich so erregende körperliche Entwicklung als notwendiges Übel zur Ausübung der jeweiligen Sportart betrachtete. Keinesfalls aber als etwas, dem ein eigener, vielleicht gar ästhetischer Wert beizumessen sei – Gott bewahre.

Und dann war da das aus der Angst geborene Schlechtreden. Dies geschah stets unter Verweis auf entsprechende chemische Mittelchen – was ja im Falle diverser ostdeutscher Athletinnen (ob nun mit entsprechend aufgemuskeltem Körperbau oder ohne) auch stimmte, da das Doping dieser Sportlerinnen zumeist ohne deren Willen erfolgte. Das Schicksal der so »Geimpften« interessierte nicht. Einzig stand bei dem rücksichtslosen Agieren der durch sportliche Erfolge zu erzielende Glanz des dikatorischen Staatssystems im Vordergrund: ein vollkommen irres politisches Verständnis. Und das zog zum Teil bis heute andauernde, katastrophale Folgen nach sich.


Völlig richtig – und sicher war das damit zusammenhängende Doping eben nicht in absolut jedem Fall die Ursache dafür, wenn eine sportliche Frau Muckis aufwies. Dass zielgerichtetes sportliches Training und entsprechende Ernährung derlei auch bei Frauen bewerkstelligen könnten, das wurde außen vor gelassen zugunsten der geschlechtlich wie gesellschaftlichen wohlfeilen Formel: »Frauen mit Muskeln, nee, geht nicht auf normalem Weg, Hirngespinst«. Bis dann die Bodybuilderinnen kamen.



Ab dem Moment fühlte ich mich wie in einem Traum: Da waren sie endlich, Frauen bepackt mit harten, starken Muskeln und auch noch darauf bedacht, sie möglichst unübersehbar herzuzeigen, diese schwellende Pracht an ihren Armen, Schultern, Beinen, an Brust und Rücken. Und überhaupt,  dieses Stolz-Darauf-Sein, dieses Souveräne, gepaart mit dem Ewig-Weiblichen, diese Kombination fand ich damals so erregend wie heute noch.

So begann ich dann die Muskelmaedels zu studieren – und entdeckte bald, dass es da durchaus Unterschiede gab. Denn muskulös war nicht gleich muskulös. Die eine war trotz ihrer unübersehbar breiten Schultern und nervigen Arme eher zierlich, die andere hingegen wuchtiger. Dann gab es da den Unterschied zwischen »Off Season« und »definiert«, also dem Zustand in der normalen Trainingsphase und demjenigen unmittelbar vor und dann bei einem Bodybuilding-Wettkampf, für den man durch entsprechende Diät die einzelnen Konturen der Muskeln so genau wie möglich herausarbeitet. Tja, und dann waren da die Maedels mit den richtigen Muskeln, sozusagen – genauer: die mit den besonders ausgebildeten Bizeps’. Und damit dem, was solche Typen wie mich in Ekstase versetzt.


Davon gab es auch schon in früherer Zeit einige, Joan Lauth, Michele Maroldo, Renée Casella, Charla Sedacca, Susan Myers, Christa Bauch, Kris Luebke, Linda Bevelander, Tommie Moreau, Vickie Gates, Klaudia Larson, Sabine Wick, Laura Binetti und natürlich Marja Lehtonen, um nur mal einige zu nennen, einige – nicht alle! Alle mit regelrechten Bizepsklötzen – aber Nina Melidosian hatte an der Stelle etwas, das die Fans so bezeichnen: »Peak«. Und das sehen wir hier:



Heißt: Bizeps, die besonders hoch aufragen, noch höher als bei den auch  schon extrem muskulösen Maedels. Die dann auch von der Form her etwas anders ausfallen, nicht so spindelförmig wie oft sonst, sondern eben sozusagen Höhen-betonter, wenn man den schiefen Vergleich einmal verzeihen will. Exakt so war es der Fall bei Nina Melidosian. Denn sie hatte besonders steil aufragende Bizeps-Gipfel, um es mal alpinistisch zu formulieren. Denn nichts anderes bedeutet ja Biceps Peak auf Deutsch.
 

Von (dem Namen nach zu schließen) armenischer Abstammung und von Hause Krankenschwester, war die schlanke, eher kleine Frau mit dem an Schläfen und Nacken kurz gehaltenen Lockenkopf und der Mörder-Oberweite in den 1980ern und zu Anfang der 1990er aktiv. So gewann sie 1990 die Women’s Extravaganza und machte damals die Fans mit ihren Bizeps-Gipfeln verrückt. Irgendwann danach änderte sich ihr Nachname infolge einer Heirat von Melidosian in Forte. Dem Vernehmen nach lebt sie heute im US-Südwesten und hat sich wohl zumindest aus dem öffentlichen Teil des Mucki-Sports ganz zurückgezogen. Wenn ich auf Basis der mir zur Verfügung stehenden Angaben richtig gerechnet habe, dürfte sie jetzt auch um 63, 64 Jahre alt sein. So, und jetzt noch zweimal Nina Melidosian. In bunt. Und in Farbe:

 



Überhaupt kam ich angesichts dieser anbetungswürdigen Muckipracht darauf, mich mal speziell damit zu befassen – will sagen: mit dem Bizeps-Gipfel. Dazu habe ich diesen Beitrag von einem echten Hardcore-Fan gefunden, der das Ganze auch mal statistisch-mathematisch angegangen ist. Und das Rechen-experiment wollte ich der Welt nicht vorenthalten:

»Ich habe darüber nachgedacht, wie man die Frage »Wer hat den besten Biceps-Peak?« etwas objektiver beantworten könnte. Der Peak ist ein zweidimensional sichtbares Phänomen und sollte so anhand von Fotografien messbar sein. Vorausgesetzt, die Ansicht ist gerade und echt und nicht angewinkelt, ob nun rauf oder runter oder von der Seite, was die Geometrie verzerren würde. Ich zog zwei Messverfahren in Erwägung.

Das erste nenne ich den »puren Peak«. Das ist einfach die Höhe des Peaks, gemessen von einer horizontalen Linie, welche die Oberseite der beiden Biceps-Inserts (dem Fundament des Peak) mit dem höchsten Punkt des Piceps- Peak verbindet, dividiert durch die Horizontaldistanz zwischen den beiden Punkten, an den denen der Biceps-Muskel auf die Inserts trifft [ich nehme an, der gute Mann meint die beiden Punkte, wo die Biceps-Rundung vorn und hinten in den Arm übergeht.]. Man stelle sich ein umgekehrtes »U« vor. Es ist die Höhe des »U«, dividiert durch die Distanz zwischen seinen beiden Schenkeln.


Die zweite Messreihe nenne ich »komplette Armwölbung 1«. Das ist die komplette Vertikalhöhe des angespannten Arms an seinem höchsten Punkt dividiert durch die Vertikalhöhe des Arms an seinem niedrigsten Punkt, typischerweise das Insert genau über dem Ellbogengelenk. Man kann eine Variante dieser Vermessung benutzen, indem man die beiden kürzesten Vertikalhöhen ausmittelt, also die Inserts auf jeder Seite des Biceps-Muskels. Und ich nenne das »komplette Armwölbung 2«. Weil man bei dieser Messmethode mehr als nur die Spitze des Arms in Betracht ziehen muss, ist es nicht das, was die meisten eine Messung des »Peak« nennen würden, aber der »Peak« ist die Hauptkomponente der Messung und die Messung ist intuitiv gesehen ein wesentlicher Beitrag zur allgemeinen Ästhetik des angespannten Biceps.


Ich habe Messungen bei den meisten Frauen durchgeführt, von denen man sagt, sie hätten die besten Biceps-Peaks. Wo immer möglich habe ich Mehrfachmessungen durchgeführt, habe nur »Straight Shots« (also keine Aufnahmen aus Ober- oder Untersicht) und Fotos mit hoher Auflösung benutzt (was einige großartige Kandidatinnen wie Patricia Veldman ausschließt) und alles ausgemerzt, das nicht normal aussah. Trotzdem erbrachte mein Experiment einige interessante Ergebnisse. Die besten Frauen in allen Kategorien sind wie folgt aufgelistet.
 

[Vorher aber zur Auflockerung ein Bild --- Joan Lauth]


»Purer Peak«
 1-   Sedacca   0.33
2-   Wick    0.33
3-   Larson   0.33
4-   Toney   0.31
5-   Binetti   0.31
6-   MRussell   0.31
7-   Klee      0.30
8-   Bramble   0.30
9-   Bevelander0.29
10-   Mullinazzi    0.29
11-   De Jaeger   0.29
12-   Ferunkova   0.29
13-   Maroldo   0.29
14-   Sass      0.29
15-   McMaster   0.29
16-   Gaillard   0.29


[Zwischendurch dann wieder ein Bild --- Laura Binetti]
 


»Komplette Armwölbung 1«
1-   Binetti   1.64
2-   Klee      1.57
3-   Zampa   1.56
4-   Sedacca   1.52
5-   Toney   1.52
6-   Riehl      1.52
7-   Lindquist   1.51
8-   Bauch   1.50
9-   MRussell   1.49
10-   Lisa James   1.49
11-   Wick      1.48
12-   Ferunkova   1.48
13-   Kloepfer   1.48
14-   MMartin   1.46
15-   Bramwell   1.46
16-   Mullinazzi   1.46

[Und wieder ein Päuschen - da wäre noch das Bild hier: Charla Sedacca]


»Komplette Armwölbung 2«
1-   Sedacca   1.43
2-   Toney   1.43
3-   Binetti   1.40
4-   Wick      1.39
5-   Klee      1.38
6-   MMartin   1.38
7-   MRussell   1.36
8-   Riehl      1.35
9-   Bramwell   1.35
10-   Bevelander1.35
11-   Mullinazzi   1.34
12-   Melidosian   1.34
13-   Bauch   1.34
14-   MMorrison   1.34
15-   Ferunkova   1.34
16-   Zampa   1.33
17-   De Jaeger   1.33
18-   AYoung    1.33«

[Ach ja, ein Bild: Klaudia Larson]

 

Oooookay: Hier ist das dann diese Vermessung der Muskelmaedel-Welt erst einmal zu Ende. Jedenfalls hat sich der gute Mann eine jenseitsmäßige Arbeit gemacht, deren Sinn einmal dahingestellt sei. Anmerken möchte ich dazu aber, dass die Wirkung dieser und anderer Muskeln sich auch aus der Gesamtkörpergröße und -struktur der jeweiligen Athletin ergibt – und das zöge dann wieder ein anderes Rechen- und Messmodell nach sich ...

Falls man so etwas wie Muskulosität überhaupt auf diese schematische Weise fassen kann. Na, aber wenn dazu mal Helfershelfer gebraucht werden, also zu dem Unterfangen, das Ganze am lebenden Muskelmaedel praktisch und leibhaftig durchzuführen – hier, wo die Hand winkt: Ich melde mich direkt als erster freiwillig!




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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...