Dienstag, 28. April 2020

Joanna Thomas (1976-2020)


Sie war bis dahin die jüngste Athletin, die ihre IFBB-Pro Card errang - die aus Cornwall stammende Britin Joanna Thomas, der dieses Kunststück im Alter von 21 Jahren gelang. Da hatte sie schon gut sechs, sieben Jahre Training hinter sich, ausgelöst durch sofortige Faszination, als sie bei einem in ihrem Elternhaus einquartierten Studenten ein Bodybuilding-Magazin sah - ihre Begeisterung galt vor allem den darin abgebildeten Muskelmaedels. Thomas, seit Kindesbeinen an Asthmatikerin und daher kaum sportlich, sah in Gewichttraining die Chance, doch zu einer sportlich-muskulösen Figur zu kommen. Und so meldete sie sich schließlich zum Training an, obwohl die Frau des Studiobesitzers sie anfangs nicht als Kundin annehmen wollte. Aber ihr Mann beschloss, das blonde Mädchen zu trainieren. Innerhalb von einem halben Jahr war sie stark genug, um die einzige Frau in dem Studio zu sein, die, so ihre Aussage, "als einzige sauber Klimmzüge hinbekam." Nach zwei Jahren hatte sie ihr Gewicht deutlich gesteigert. Ab ihrem 17. Lebensjahr verfolgte sie das Ziel, Profi-Bodybuilderin zu werden. Das führte zu dieser Wettkampfliste:
  • 1997 EFBB British Championships – 3. Platz (Leichtgewicht)
  • 1998 EFBB Northwest Qualifier – 1. Platz (Mittelgewicht)
  • 1998 EFBB British Championships – 1. Platz (Leichtgewicht und Gesamtsieg)
  • 2001 IFBB Jan Tana Classic – 1. Platz (Leichtgewicht)
  • 2001 IFBB Ms. Olympia – 10. Platz (Leichtgewicht)
  • 2003 IFBB Jan Tana Classic – 2. Platz (Leichtgewicht)
  • 2004 IFBB GNC Show of Strength – 2. Platz (Leichtgewicht)
  • 2004 IFBB IFBB Ms. Olympia – 7. Platz (Leichtgewicht)
  • 2007 IFBB Atlantic City Pro – 4. Platz (Leichtgewicht) 


Und sonst? Ausgebildet war sie als Krankenschwester, arbeitete aber wohl zumindest in ihrer Aktivenzeit nicht in dem Beruf. Zudem inspirierte sie ihre Schwester Nicola zu einer (wenn auch kurzfristigen) Karriere, immerhin gelang es dieser, sehr früh ihre Pro Card zu erhalten, auch wenn sie nie als Profi starten sollte. Joanna Thomas machte sich, so die unterschwellige Aussage einer entsprechenden TV-Doku, zumindest kurz Hoffnung auf eine erfolgreiche Karriere in den USA. Dort lebte sie ab 2001, zeitweise sogar auf Einladung des bekannten FBB-Journalisten Steve Wennerstrom in dessen Haus. Ja, und als in den Zeiten vor Facebook jeder eine eigene Website hatte und auch jeder bloggte, da vermarktete sie sich selber als "Buff Barbie", durchaus offen auch für Erotisches. 



Doch das endete wie auch ihre FBB-Profi-Karriere, die sie 2007 an den Nagel hing. Sie lebte mit ihrem Freund in Florida, ging aber dann zurück in ihre Heimat. Das, was dann von ihr zu vernehmen war, war alles andere als erfreulich: Von arthritischen Problemen geplagt, nahm sie zu, hatte schließlich Schwierigkeiten zu gehen, ersuchte gar via Internet ihre Fans um Hilfe für eine Knieoperation.  

 


Nun ist, so die via Facebook erfolgte Mitteilung ihres Bruders, Joanna Thomas am vergangenen Sonntag, dem 26. April 2020, gestorben - mit 43 Jahren, das ist wieder einmal mehr viel zu früh (und hier wie auch sonst im Netz ist nun sicher nicht der Platz, um, wie andernorts schon geschehen, über die eventuelle Nachwirkung diverser Substanzen zu spekulieren - so etwas macht mich dann auch mal fassungslos. Ich halte solche Vermutungen unter diesen Umständen schlicht für pietätlos).


Was bleibt? Zuerst einmal seitens von Fans wie mir gegenüber ihren Angehörigen unser Mitgefühl und wegen des Verlustes  unsere Trauer. Jenseits allen Sports war sie Teil einer Familie, eines Freundeskreises und da um ihrer selbst willen geliebt, das ist immer und immer wichtiger als jeder sportliche oder berufliche Erfolg. Aber als Außenstehende fokussieren sich die Fans natürlich auf das Sportliche. Denn in der Erinnerung der Fans bleibt und lebt da eine wunderschöne junge Frau, deren Energie auch gleichsam per virtueller Übertragung zu spüren war, jemand, bei dem zumindest ich immer an eine Frau denken musste, in deren Körperlichkeit sich die üppigen 1950er-Jahre-Formen einer Marylin Monroe oder Gina Lollobrigida mit den starken Muskeln der Jahrtausendwende verbanden: Joanna, dies als letzten Gruß eines Fans!