Tja. Ich habe dann mal gerechnet und bin erschrocken. Über mich selber. Denn musste ich doch feststellen, dass ich jetzt seit beinahe 40 Jahren (!) den Muckimaedel-Spleen habe. Es muss 1979 gewesen sein, als diese erste Frauenbodybuilding-Weltmeisterschaft vonstatten ging, damals aus der Taufe gehoben von unter anderem Doris Barilleaux und Lisa Lyon. Ich erinnere mich noch gut an die Zeitschrift mit dem Logo des weißen Zackensterns auf rotem Grund, die damals in seitenfüllendem Schwarz-Weiß über exakt diesen ersten Frauenbodybuilding-Wettkampf in den USA berichtet hat. Und auch erinnere ich mich sehr daran, dass (und wie!) ich von einem Moment auf den anderen auf diese Fotos reagiert habe und dass ich den knochenharten Zustand in den zeitgemäß unten weiten, aber oben sauengen Jeans nur mit Mühe verbergen konnte.
Die Ausgabe der fraglichen Zeitschrift konnte ich seinerzeit aber nicht behalten, da in einem Lokal ausgelegt, in das ich damals mit anderen jungen Leuten kurz auf eine Cola (auch das weiß ich noch) eingekehrt war. Nun, ich kannte den Wirt und so ging ich einen Tag oder zwei später hin und fragte, ob ich wohl die fragliche Zeitschrift haben könne. Der Wirt meinte freundlich, das sei kein Problem, er müsse aber nachsehen. Das Ende vom Lied war, dass er mir nur die nächstfolgende Ausgabe des Wochenmagazins zeigen konnte - da war wohl kurz nach meiner bis heute prägenden Lektüre gewechselt worden.
Nun, das entscheidende Heft habe ich bis heute nicht mehr aufstöbern können. Wahrscheinlich hätte die Lektüre des fraglichen Artikels heute auch nur nostalgischen Wert. Die FBB sehen heute anders aus, muskulöser, perfekter (insoweit man dieses Wort steigern kann), als es damals der Fall war. Aber etwas scheint mir seitdem verloren gegangen zu sein - nämlich diese mit den Muskeln und dem weiblichen Stolz darauf einhergehende Fröhlichkeit. Denn auch daran kann ich mich erinnern, dass eben diese Stimmung durch den Artikel hindurch zu spüren war, dank der in Schwarz-Weiß-Fotos gebahnten Atmosphäre auf dieser Bühne.
Und liest man heute in nicht dem BB verbandelten Medien Artikel (auch ältere) übers extreme FBB und dir ganz starken Muskelmaedels, dann geht es darin immer nur um das Entsetzen über eine Welt, in der die betreffenden Frauen narzisstisch-selbstverliebt, regelrecht süchtig nach Muckis, oft gepeinigt von Dämonen der Vergangenheit mit dem auch gern chemisch-lebensgefährlichen Konsum diverser Mittel ihre Muskelleiber bilden - auch auf die Gefahr irreversibler Vermännlichung hin. Sagen zumindest diese Artikel und vergessen auch nicht zu erwähnen, dass sich viele der Ladies das nötige Geld durch die allseits bekannten Muscle Worship Sessions verdienen. Hinterfragen, wieso es Fans für solche muskulöse Maedels gibt, das tut man dann freilich nicht.
Das führt auch gleich zurück zu der Frage, wann da die Macke/der Spleen/der Fetisch für Muskelmaedels aufgetreten ist. Ich war noch ein junger Kerl damals, hatte aber insoweit eine Vorgeschichte, als dass ich schon als Junge von "starken Frauen" fantasiert habe und die dabei auftretenden Gefühle sehr angenehm waren. Das fängt wohl bei vielen, aber nicht bei allen in dem Alter an. Das hat eine Umfrage ergeben, die ich vor sieben Jahren durchgeführt habe (auch wenn deren Ergebnis sicher nicht repräsetativ im fachlich-wissenschaftlichen Sinne sein kann).
Auf die Frage: "Seit welchem Alter habt ihr den Muckimaedel-Fetisch?" antworteten innerhalb des Fragezeitraums von vier Wochen 325 Personen.
-Unter 15: 144 Personen (44%)
-15 bis 18: 93 Personen (28%)
-19 bis 22: 31 Personen (9%)
-23 bis 26: 22 Personen (6%)
-27 bis 30: 12 Personen (3%)
-Über 30: 23 Personen (7%)
Zwar haben somit viele Leute ihren/unseren Fetisch schon vor dem Alter von 15 Jahren entwickelt, aber ich ging dann eher davon aus, dass das vermehrt im Alter zwischen 15 bis 18 Jahren geschehen würde. Aber bei 72 Prozent der die Umfrage beantwortenden Leute hatte sich diese Neigung bis zum 18. Lebensjahr ausgeprägt. Also kurz nach der Pubertät und damit in der frühen Phase der eigenen bewusst wahrgenommenen und erlebten Sexualität, etwas, mit dem ich ich dann schon vorher gerechnet hatte.
Natürlich ist das "Seit wann .." meiner Frage hinsichtlich der Präzision der Fragestellung hinterfragbar. Es ist sicher das eine, den Zeitabschnitt/das Alter zu benennen, in dem man erstmals von einem derartigen Interesse geahnt hat, aber das andere, für sich selber festzuhalten, seit wann die entsprechende Neigung voll ausgebildet ist. Das ist ganz bestimmt ein Unterschied, da fraglos Zeit zwischen diesen beiden Erkenntnissen liegt, bei dem einen weniger, bei dem anderen mehr.
Aber überrascht war ich dann doch, dass dieser Fetisch sich bei gut einem Zehntel der Auskunft gebenden Leser erst ab dem 27. Lebensjahr manifestiert hat. Ich prognostiziere aber, dass sich diese Zahl fürderhin nach unten verschiebt - wegen des Internet. Denn da gibt es eine solche Fülle an entsprechendem, zum Teil außerordentlich stark erotisiertem Ansichtsmaterial, das in meiner Jugend schlicht nicht vorhanden war. Wo aber derlei fehlt, kann auch niemand ein entsprechendes Interesse entwickeln - und damit auch nicht den entsprechenden Fetisch. Oder wie immer man es nennen mag ...