Samstag, 20. August 2022

Wie alles begann: Zuschrift Nr.14
(und noch etwas mehr)



Neulich, in meinem Postfach:


Vorab will ich ein riesengroßes Dankeschön ansprechen! Durch deinen Blog lese ich mich sehr sehr gerne und finde es äußerst angenehm, Personen zu finden, die die Vorliebe zu muskulösen Frauen teilen.

Ich weiß gar nicht genau wie ich diese E-Mail anfangen soll… allerdings brennt mir eine neue Erfahrung auf der Seele, welche nicht gerade positiv ist.

Vor langer Zeit habe ich in dem noch jungen Alter von ca. **-** Jahren einen Liveauftritt der physique-Klasse auf (lass mich lügen, Eurosport) gesehen. Diese lief mitten in der Nacht und ich bin per Zufall beim Durchzappen darauf aufmerksam geworden.

Danach kreisten meine Gedanken wieder und wieder um das im Fernsehen gesehene und haben mich nicht mehr losgelassen.
 

Ich kann ohne Hehl und voller Stolz sagen, dass mich Frauen mit Muskeln anziehen! Ob Figur-, Physique- oder die obere Riege der absoluten Bodybuilding-Klasse. Dabei kann ich nicht einmal genau kategorisieren wieso, weshalb, warum mir das weibliche Geschlecht mit entsprechenden Muskeln so sehr anzieht.. Allerdings weiß ich, dass ich es nicht mehr missen möchte! Ich merke, dass in mir ein warmes und wohliges Gefühl aufsteigt, wenn ich muskulöse Frauen sehe und an sie denke. (Im entsprechenden förmlichsten Sinne, denn Frauen verdienen immer Respekt und das höchste Maß an Anerkennung!)

Bitte entschuldige den kleinen Exkurs, denn jetzt kommt mein eigentliches Anliegen… :)

Ich habe die Zuneigung zu muskulösen und fitten Frauen, vor nunmehr ** Jahren festgestellt und lebe damit wirklich im Einklang. Ich führe eine glückliche Beziehung bin selber sehr sportlich und alles was dazugehört.. 

Allerdings habe ich mit niemandem jemals über meine Vorliebe gesprochen… durch die sozialen Medien etc. ist es sehr einfach, Bodybuilderinnen etc. zu folgen und sich Bilder und vieles mehr anzugucken…

Dies unter anderem durch Apps wie Instagram… vor ein paar Tagen hat ein langjähriger Freund von mir gesehen, dass ich ein Fan von Alina Popa, Hayley Brylewski und vielen mehr bin. So weit so gut, damit kann ich umgehen.

Was ich jedoch nicht verstehe, ist, dass ich als „kink“ angesehen werde ("kink" = aus dem Englischen, „in der menschlichen Sexualität ist Perversität die Verwendung unkonventioneller sexueller Praktiken, Konzepte oder Fantasien:“)

Also, ich habe mit nun beinahe 2* Jahren als angehender Akademiker viel erlebt und bin der Meinung, eine vernünftige Bildung genossen zu haben, aber ich verstehe einfach nicht, wieso es so verwerflich ist, muskulöse Frauen zu mögen. Durch vernünftige und ruhige Argumentation ist dem Ganzen einfach nicht entgegen zu kommen. Selbstverständlich sollte man die Rolle eines „angeblichen“ Freundes überdenken, wenn dieser so eine Vorliebe o.ä. als Perversität ansieht. Bei mir macht sich dadurch mittlerweile einfach nur noch Unverständnis und mittlerweile Wut breit…. Sogar absolutes Unverständnis!

Das wollte ich doch nur einmal gerne einer Person mitteilen, die mich versteht und das hoffentlich nachvollziehen kann. 

Soweit diese Zuschrift.

Ich habe auch darauf geantwortet und geschrieben, dass ich das gern in anonymisierter Form im Blog veröffentlichen würde - habe aber keine Reaktion erhalten. Daher gehe ich vom Einverständnis aus, zumal ich das Posten dieses Beitrages sowieso nur in strikt anonymer Form vornehme. Aber der Reihe nach.

Geantwortet habe ich per Mail so:

Solange niemand zu Schaden kommt, solange es nicht gegen den Willen des/der anderen bzw. gegen den eigenen geht, solange niemandem Gewalt angetan wird - also solange es auf gegenseitigem Einverständnis zwischen entsprechend alten und damit selbstverantwortlichen Personen beruht --- solange hat auch niemand etwas an der Wahl meiner Vorlieben oder meiner Partner zu bekritteln.

 So ist es zumindest in der Theorie.
 
Frage einmal jemanden, der z.B. als weißer Mensch einen farbigen Partner (welchen Geschlechts auch immer) hat, da gibt es immer noch dumme Sprüche! Dies zum einen - zum anderen habe ich im entfernten Bekanntenkreis auch jemanden, der (kein Witz!) die Domina geheiratet hat, zu der er immer gegangen ist.
Und?
Wenn's passt, alles gut!
 
Zurück zu der Frage, wie mit der mangelnden Akzeptanz unseres Faibles/Fetischs und dem daraus geborenen Spott der anderen umzugehen ist. Wie man da immer souverän verfährt, ist eine Frage, auf die ich leider auch keine Antwort mit halbwegs allgemein umsetzbarer Handlungsanweisung geben kann. Ist in dem Fall natürlich auch zu klären, wie man damit umgeht, wenn die abwertenden Kommentare von jemandem stammen, den man ja als Freund sehr schätzt.

Würde mal meinen, dass genau an der Stelle auch der Hauptgrund liegt, warum viele ihre Neigung doch für sich behalten: Muskelmaedels sind für viele halt doch noch immer extremst ungewohnt und laden daher dazu ein, in ihnen einen unzulässigen Verstoß gegen Geschlechterrollen u.ä.m. zu sehen und die Anhänger dieser Maedels entsprechend zu desavouieren.

Man sollte sich als Muskelmaedel-Fan klar darüber sein, wie die anderen das eigene Faible sehen, halte ich für realitätsbezogen.
Was nicht heißt, dass es richtig ist, wie es ist - das ändert aber nichts daran, dass es so ist.
 
Ob es was helfen würde, deinem Spezl mal in einer ruhigen Minute zu stecken, wie seine Äußerungen auf dich wirken und dass er dich verletzt hat?
Das kann ich nicht beantworten, du kennst ihn, ich nicht.
 
Aber: Ich kenne das Problem, dass "die anderen" auf die eigene Neigung herabblicken und dich verächtlich machen und dass die Angst davor die meisten in die Heimlichkeit zwingt. Eine praktische Lösung dazu habe ich nicht, da das von der Toleranz und der Selbstkritikfähigkeit beim Gegenüber abhängt.

Soweit meine Antwort.



 
Darüberhinaus:
Da sehe ich das auch noch so: Es geht in der o.g. Zuschrift also nicht nur darum, dass sich in ihr einmal mehr zeigt, wie begeistert jemand bei und seit "Erstkontakt" auf Bodybuilderinnen und muskulöse Frauen reagiert. Nein, dazu ist noch mehr zu sagen. So zeugt
der in dieser Zuschrift dargestellte Vorfall doch auch davon, wie herablassend, rücksichtslos und spottend andere auf eben diese Vorliebe, dieses Faible oder meinetwegen auch diesen Fetisch reagieren.
 
Denn trotz allen Gender-gerechten Schreibens mit Sternchen, trotz aller nunmehr mit Pausen im Nomen redenden TV- und Radio-Moderatoren, trotz der Vermeidung generischer Substantive zugunsten der IMHO oft unverständlichen  Partizipialkonstruktionen, trotz aller CSDs, trotz all des gesellschaftlich ach so gern wohlfeil demonstrierten Verständnisses für m/w/d --- da sind die immer noch weithin seit Jahrzehnten üblichen gedankenlos-verletzenden Reaktionen auf die Aussage, dass man als Mann (hetero) auf Muskelmaedels steht. Weswegen das Ausleben dieses Interesses immer noch etwas ist, das vor allem im Heimlichen stattfindet, allem lautem Brimborium an unzähligen Plätzen im Internet zum Widerspruch.
 
Und diese Aussagen zeigen, dass Toleranz nur dort wie eine Monstranz (für alle anderen Heiden: ist was Katholisches) hochgehalten wird, wo es gesellschaftlich genehm ist und somit sozusagen soziale Fleißkärtchen erzeugt.

Ansonsten: Wie immer, wie früher.

Und so lange das so ist (hier wie auch in vielen anderen gesellschaftlichen Feldern), gebe ich auf all diese Political Correctness absolut nichts, da sie billig zu haben ist, da ihre Vertreter und Verfechter damit die moralische Meinung zu dominieren glauben und viele dem eben dort folgen, wo immer es  gesellschaftlich gerade opportun ist. Jedoch ändert dies absolut nichts an den tatsächlichen Missständen und damit auch nicht an denjenigen davon, an deren Beseitung sich etwas tun ließe.
 
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Ansonsten bin ich aus beruflichen wie privaten Gründen derzeit nur äußerst selten dazu in der Lage, hier im Blog sehr viel zu tun. Ich hoffe, dass das bald wieder etwas besser werden wird.