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Donnerstag, 26. Dezember 2013

"Chemical Pink" - kommt nun der Film? Und was geschieht dann?

Titel der Erstausgabe
von Arnoldis Roman

Katie Arnoldi hat mit dem Roman "Chemical Pink" einen (in diverse Kultursprachen - nur nicht ins Deutsche - übersetzten) Roman geschrieben, der die Subkultur des Frauenbodybuilding und seiner Entourage unverblümt darstellt - dazu kann man an dieser Stelle bei Muskelmaedels.blogspot.de mehr lesen. Die Verfasserin weiß als ehemalige Wettkampfbodybuilderin, von was sie da geschrieben hat. 

Katie Arnoldi in ihrer Bodybuilding-Zeit.
Das Buch, so habe ich damals geschrieben, solle verfilmt werden - was aber lange unter anderem an einer geeigneten Hauptdarstellerin gescheitert ist. Nun, ein Blick auf die Website zeigt, dass das mit den Dreharbeiten wohl endlich voranzukommen scheint: Als Regisseur ist Scott Coffey auserkoren, manchem noch als Schauspieler bekannt, unter anderem in "Mulholland Drive" von David Lynch. Nun denn.



Interessant aber auch, was Frau Arnoldi auf ihrer Website (oben, 2008 mit Autorenkollegen) zu dem ganzen Thema noch schreibt: "Die Welt der Physique-Wettkämpfe hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren drastisch verändert. Chemical Pink spielt in den frühen 1990er Jahren, als Frauenbodybuilding eine relativ neue Sportart war. Frauen experimentierten immer noch mit Methoden, um Muskeln aufzubauen und ihre östrogenweichen Figuren in kompakt-muskulöse und fein gezeichnete Formen zu verwandeln. Zu der Zeit lautete der allgemeine Konsens "Je größer, desto besser". Es wurden viele Fehler gemacht, viele Frauen kamen zu Schaden als Ergebnis rücksichtslosen Experimentierens mit Steroiden, Wachstumshormonen, Insulin und anderen wachstumsfördernden Drogen. Heute sind die Sportarten Frauenbodybuilding/Physique/Fitness/Figure viel weiter ausdifferenziert. Lektionen wurden über das gelernt, was geht und was nicht. Was gut für Männer ist, ist nicht notwendigerweise richtig für Frauen."


Sportlich ist die Schriftstellerin wohl immer noch.

Das heißt aber auch: Wenn der Film gemacht wird und in die Kinos kommt, wird er - sofern er da nicht von der Vorlage abweicht - den "technischen" Stand vom Beginn der 1990er Jahre spiegeln. Den aber werden viele - entgegen des oben zitierten Statements - für den Jetzt-Sachstand nehmen und es wird erneut alles am FBB ins Rampenlicht gezogen werden, was ihm schadet. Die Hingabe an diesen Sport, die (auch) sportliche Freude der Fans, das wird dann wieder hinten runter fallen.

Titel einer späteren Auflage - der
gefällt mir zudem besser.

Bedeutet das, was Katie Arnoldi gesagt hat, mit anderen Worten nicht auch, dass die in dem Buch (oben zwei verschiedene Titelversionen) beschriebenen Extreme in der Form nicht mehr existieren? Das Training hat sich doch verwissenschaftlicht, die Gabe von Zusatzstoffen aller Art ist demzufolge wohl sicherer geworden oder? Hm. Da sollte man sich nicht selber die Hucke volllügen. Die ein oder andere biochemische Nebenwirkung tritt nach wie vor auf, nicht nur als Spätschaden aus den 1980ern. Sei es bei einigen deutlich veränderten Gesichtern und der Körperbehaarung (siehe das in dem Kontext immer wieder internetweit gern gezeigte Foto unter diesem Abschnitt) sowie vor allem bei der allseits bekannten und in manchem Forum auch offen diskutierten Änderung  im Intim-Bereich der Hardcore-Athletinnen - genau das bildet nämlich heute bereits einen eigenen Fetisch ... 


Apropos Fetisch: Das Internet (und damit auch in sehr bescheidenem Maße dieser Blog) hat das Seine dazu beigetragen, dass diese Subkultur gewachsen ist - ich wage zu behaupten, dass sie das auch noch dauernd tut: Allein die Bilder- und Video-Menge nimmt permanent in einer Weise zu, von der ältere Fans wie ich in den 1980er und 1990er Jahren nicht zu träumen gewagt hätten: Schon meine entsprechenden Daten dürften quantitativ locker das übersteigen, was einst in sämtlichen Jahrgängen von Zeitschriften wie "Women's Physique World" zu finden gewesen ist. Auch wenn das Verhältnis zwischen Fans und Muskelmaedels immer noch unausgeglichen ist - jede der richtig starken Damen könnten, so sie wollte, sich ihren Begleiter aus einer ganzen Schar Anbeter heraussuchen. Und auch etwas anderes nimmt zu - es gibt zunehmend professionelle Liebesdienerinnen und Dominas mit zum Teil richtig wettkampfgerechten Muskelfiguren.


Titel eines anderen Romans
von Katie Arnoldi - inzwischen hat
sie drei Bücher verfasst.
Katie Arnoldi macht auch klar, dass außerhalb des inneren Zirkels rund um die Muskelmaedels, ihre Trainer, Fans etc. pp. kaum jemand die Auswüchse für real hält. Immer wieder, schreibt sie, sei sie in den vergangenen zwölf Jahren nach dem Wahrheitsgehalt gefragt worden: "Diejenigen unter Ihnen, die sich in der Bodybuilding-Welt auskennen, wissen, dass man Versionen meiner Romanfigur Charles Worthington in Fitnessstudios und Wettkämpfen überall auf der Welt finden kann. Ich habe nicht übertrieben. Aber diese solide und gruselige Wahrheit ist für manche Leute immer noch schwer zu verdauen." 

Louis Theroux traf für seine BBC-Doku auf FBB
wie Linday Mulinazzi - und spielte prompt in
dem Awefilms-Streifen "Gladiatrix" ein Opfer
der starken rothaaarigen Amazone.
Und so verweist sie auf diese bekannte BBC-Doku des Briten Louis Theroux, die sich in einer Folge seiner Reihe "Louis Theroux's Weird Weekends" (= bizarre Wochenenden) unserer Subkultur annimmt und die einiges von dem, was sie geschrieben hat, bestätigt. Den Tipp für diese Sendung habe sie von Scott Coffey bekommen (und da schließt sich der Kreis: In dem oben erwähnten Kinofilm "Mulholland Drive" spielte Coffey zusammen mit Justin Theroux, dem Bruder des Dokumentarfilmers). 

Theroux gegen Tatianna --- keine Chance ...
Theroux besuchte die Welt des US-Bodybuildings, darunter auch die Fetisch-Szene rund ums Frauenbodybuilding und dabei auch den Wrestling-Film-Produzenten Charles Peoples. Der britische TV-Mann war unter anderem bei Dreharbeiten zu dem Awefilms-Streifen "Gladiatrix" mit der damals umwerfend gigantischen und enorm entspannten Tatianna Butler und der nach wie vor aktiven und heute womöglich noch muskulöseren Lindsay Mulinazzi. Für seine Doku ließ er sich von Tatianna Butler den Ablauf eines Female Muscle Worship (inklusive Armdrücken, oben im Bild) erklären, und stellte bei einem Jan-Tana-Wettbewerb zumindest fest, dass dieser Sport ein besonderes Maß an Hingabe verlange. 

 
L vs L = Lindsay gegen Louis - wer weiß,
 wie dieser Zweikampf ausgehen dürfte?


Allerdings entstand diese Fernsehdokumentation schon im Sommer 2000 und erlebte ihre Erstausstrahlung im Oktober desselben Jahres. Damit scheint sie zumindest bei den ganz aktuellen Zusatzstoffsachen so überholt zu sein wie die in Katie Arnoldis Roman "Chemical Pink" geschilderten und - ich wiederhole - von ihr klar in den 1990er Jahren angesiedelten Umständen. Dass Louis Theroux ansonsten Verhaltensweisen und Ansichten herausgearbeitet hat, an denen sich seitdem im Grundsatz nichts geändert hat, das ist aber ebenso eindeutig.

Tatianna Butler - heute ist sie wieder
gertenschlank und nicht mehr so imposant wie
hier im Bild vor gut zehn Jahren.
Unser Muskelkult hat fraglos für Außenstehende bizarre Züge - und manchmal frage ich mich ja selber, ob das nicht tatsächlich so ist (etwa immer dann, wenn ich sehe, was dieser Kult an Zeit und Gedanken verschlingt und zu was er mich mitunter treibt). Manchmal belastet diese Neigung - aber ebenso oft bereitet sie Freude und hilft mir durchs Leben. Aber die Frage sei erlaubt: Wirkt vieles im Leben nicht gerade deshalb "strange", weil man es nicht kennt? Weil es eben nicht dem Mainstream folgt und man deshalb sofort vom Schlechtestmöglichen ausgeht? Ist nicht genau das ein Herzstück der Definition von "bizarr"/"weird"? Aber unter wie vielen Dächern und in wie vielen Familien und Beziehungen spielen sich Dinge ab, die ein Außenstehender auch als "weird" bezeichnen würde, obwohl die auf freiwilliger Basis geschehen und niemandem schaden? Womit wir bei einer uralten Frage wären: Wer definiert, was "normal" ist und was nicht? Und hat diese Definition nicht auch etwas mit dem jeweiligen Grad der gesellschaftlichen Akzeptanz zu tun? Darf "bizarr" ein Kriterium zum Urteilen sein? Ich meine eigentlich nicht.

Aus meiner Fan-Sicht: wow!!!
Abschließend: Solange es Frauen möglich ist, ihre Muskeln auch bis ins Extrem auszutrainieren, solange wird es auch welche geben, die das tun werden. Diese Sache ist nun einmal in der Welt und wird daher auch nicht daraus verschwinden, ein Fortbestand der derzeitigen westlichen Gesellschaft und ihrer Lebensweise vorausgesetzt. Da nun aber die schiere Existenz von Muskelmaedels zu einer Schar von Fans geführt hat, wird es folgerichtig  diese Fan-Subkultur als Begleiterscheinung des Frauenbodybuilding auch fürderhin geben. 

Die umwerfende Lindsay Mulinazzi - nach wie vor aktiv,
quirlig, sehr muskulös, sehr sexy - letztgenanntes
ist etwas, das sie sehr gekonnt inszeniert.
Daran wird auch der Film nichts ändern, auch wenn er bei der breiten Masse wohl wie das wahrgenommen werden wird, was früher unverzichtbarer Bestandteil vieler Zirkusse, Vaudevilles und Wildwestshows war - nämlich als Freakshow. Aber fairerweise sollte ich nicht unken, sondern erst einmal warten, was im Hinblick auf die Verfilmung von "Chemical Pink"  überhaupt passieren wird: Wenn sich unsere Szene laufend gegen Vorurteile und Verunglimpfungen wehrt, sollte man diese nicht prompt anderen angedeihen lassen.

Ein Muskelmaedel sieht zu, wie ihr ein Mann
den stolz präsentierten, schwellenden Bizeps
küsst - also, mir gefällt das nach wie vor!



Dienstag, 23. September 2008

»Chemical Pink« – Belletristisches zum Thema Muskelmaedels

Katie Arnoldi heißt die blonde und (ansehnliche) U.S.-Schriftstellerin, die mit dem Roman »Chemical Pink« vor sieben Jahren für Aufsehen sorgte und damit ihren literarischen Durchbruch schaffte. Und weil das Buch gerade neu aufgelegt wurde, sei auch mal was dazu gesagt (oben übrigens der aktuelle, weiter unten der ältere Titel).

Worum geht es? Dies ist eine (in der Prä-Handy-und Internet-Ära angesiedelte) Geschichte aus dem kalifornischen Milieu des Hardcore-Frauenbodybuilding. Sie schildert, wie eine junge Frau systematisch von zwei Fachleuten für einen Bodybuilding-Wettkampf trainiert, präpariert und gemästet wird, was diese Frau einem der Fachleute an Gegenleistungen zu erbringen hat, wie alle Beteiligten zu weit gehen und wie sich all das auswirkt.

Die beiden Hauptpersonen sind
- der superreiche Muskelmaedel-Freak Charles Worthington
- die ehrgeizige Bodybuilderin Jeanine »Aurora« Johnson.

In den Nebenrollen sehen wir
- Auroras halbwüchsige Tochter Amy
- Auroras Mutter Eileen
- den deutschen Drogenpapst, Trainer und Nobel-Zuhälter Hendrik von Got
den geistesgestörten, in seinem Auto lebenden Skip DeBilda, ebenfalls ein Bodybuilder und ein Muckimaedel-Freak, der Aurora entdeckt und überhaupt erst mit dem Sport in Verbindung gebracht hat.

Und dann sind da noch eine Reihe von Bodybuilderinnen und einige weitere Personen.

Hört sich für Muckimaedel-Fans erst mal verlockend an, liest sich meistenteils auch spannend und zum Teil auch komisch, ist aber in diesen Kreisen nur was für den (und die), die auch willens sind, einen offenen Blick in den Spiegel und hinter die Kulissen zu wagen. Denn wie überall im Leben hat auch hier der schöne Schein seine dunklen Seiten: Ein durchaus verstörendes Buch, und das aus mehreren Gründen.

Erstens nimmt »Chemical Pink« beim Thema Doping kein Blatt vor den Mund. Hierin liegt eine der Stärken: Der Leser erhält einen super-akkuraten Einblick in die Vorgehensweise des chemischen Muckiaufbaus und auch in die damit einhergehenden unerwünschten Folgen, sowohl die körperlichen (tiefere Stimme, Klitoris-Wachstum, Bartwuchs, Gelenkschmerzen) wie die psychischen (partieller Realitätsverlust, Stimmungsschwankungen).

Und man liest auch in aller Deutlichkeit, wie die davon betroffenen Damen beim Wettkampf damit umgehen – zum Beispiel, in dem sie die entsprechenden intimen Stellen mit Klebeband, Plastikeinsätzen u.ä.m. abdecken. Dies, um zu verhindern, dass sich die vergrößerten Körperpartien durch den Bikinihöschen-Stoff abzeichnen.

Zweitens geht es – und das war laut Nachwort der Schriftstellerin ihr eigentliches Thema –um das Aufeinandertreffen zweier obsessiver Persönlichkeiten, dem Millionär Charles und der Athletin Aurora. Diese nimmt zur Finanzierung ihres ehrgeizigen Zieles naiv das großzügig klingende Angebot des reichen Mannes an, sie mittels üppiger Apanage zu finanzieren, wenn sie dafür nach seinen Bedingungen lebt.

Das heißt (ebenfalls wieder erschreckend klar zu lesen): trainieren nach seinen egomanisch-diktatorischenVorgaben beziehungsweise des von ihm angeheuerten Gurus Hendrik, minutiös nach Vorgabe essen, schlafen und --- spritzen.

Nicht zu vergessen die sexuellen Gefälligkeiten: Katie Arnoldi schildert den Millionär als komplett perversen Junggesellen-Freak, der ausschließlich seinem Fetisch lebt (und wohl, so wird’s angedeutet, ein gestörtes Verhältnis zu seiner dominanten, aber vor Handlungsbeginn verblichenen Mama gehabt hat).

Unser Mann, beschrieben als dürrer Schwächlich mit wenigen Haaren, aber dafür dicker Brille, liebt schräge erotische SM-Spielchen jeder Art, die genau nach seinen Vorgaben abzulaufen haben. Mitunter verkleidet er sich als Frau, das sogar in »Psycho«-Manier mit der Kleidung seiner Mutter. Sein ganzes Leben ist auf Muckimaedels ausgerichtet, sein Haus enthält eine Bibliothek mit »jeder Bodybuilding-Zeitschrift der letzten fünf Jahre, amerikanische, europäische und japanische«. Er hat sich eine eigene Posing-Ecke und sogar ein Dopinglabor eingerichtet.


Und unser superreicher Fetischist nimmt bei alldem auch in Kauf, was die ganze Spritzerei anrichtet --- die Heldin Aurora hatte nämlich eine (immerhin von Charles geliebte und nicht nur benutzte) Bodybuilding-Vorgängerin, bei der das Doping-Übermaß verheerende Folgen hatte – hier ein Zitat aus dem Roman: »Es ging zirka zwei Jahre lang gut und dann ging es gar nicht mehr. Nichts von dem, was Charles auch tat, konnte ihre natürliche Schilddrüsenfunktion stimulieren. Ihr Stoffwechsel stürzte ab und sie blähte sich auf wie ein Walross. Hilflos sah er zu, als sie enorm fett wurde, ihr Bart dick, die Gesichtszüge grob.«

Und wie ist all das geschrieben? Jetzt wird’s ein paar Sätze lang literaturwissenschaftlich. Arnoldi erzählt »auktorial«. Es gibt also keinen »Ich«-Erzähler, statt dessen wechselt die Autorin von einer Person zur anderen und beschreibt diese mit Innen- und Außensicht. Die Innensicht (also der Blick auf Gefühle und Gedanken einer Person) gibt’s aber nicht bei allen Figuren: Sie erstreckt sich vor allem auf den Millionär, die Bodybuilderin, die Tochter und den Vietnam-Veteranen.

Als Roman hat das Buch rein formal seine Schwächen; es gibt mehrfach dramaturgische Sprünge und wirkt somit mitunter unausgewogen. Außerdem merkt man, dass sich Arnoldi in der Welt, über die sie schreibt, sehr gut auskennt – mitunter zu gut. Mancherlei dürfte dem nicht mit der Bodybuilding-Welt vertrauten Leser unverständlich bleiben, vor allem das ein oder andere zum Thema Doping. Ansonsten aber ist die Sprache klar und prägnant, die Handlungsführung logisch, eindeutig und auch mit ein paar Überraschungen gespickt. Die Dialoge sind präzise und erscheinen glaubwürdig und realistisch, der Schluss mit Aurora und ihrem Mäzen/Peiniger arg Hollywood-mäßig.

Die Personen wirken allesamt wie überzeichnete Karikaturen – das Buch lebt von der grotesken Überzeichnung, aus der es seine Komik zu beziehen versucht. Das betrifft den deutschen Doping-Papst und Trainings-Guru, der immer »ja« sagt statt »yes», »yeah« oder »yup«. Außerdem hat der einen Namen, der klingt wie aus einem amerikanischen B-Movie der 1940er Jahre entliehen; da fehlen nur noch das Monokel und der zum deutschen Gruß erhobene Arm.

Grotesk auch der Charakter des Millionärs. Der lebt (natürlich) allein und ist mindestens so verschroben wie Norman Bates aus Hitchcokcks »Psycho«. Und richtig durchgeknallt wirkt der erste Trainer Auroras: Ein im Auto lebender Vietnam-Veteran mit dem wortspielerischen Nachnamen DeBilda (da steckt »debil« ebenso drinne wie »The Builder«), der sich nie wäscht und noch nach Jahren den Becher im Auto hat, aus dem sein Schützling einst getrunken hat.

Aber hier schleicht sich auch der Verdacht ein, dass da zwar manches der Dramatik und dem Stilmittel der bewussten Überzeichnung zu stunden ist, aber anderes gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt sein dürfte: namentlich die Sexspielchen und die Besessenheit, welche alle Beteiligten kennzeichnet (und die zumindest in Ansätzen bei Fans wie dem Verfasser dieser Zeilen auch vorhanden sein dürfte). Das wahre Opfer von alldem aber ist nicht die zur Höchstform gespritzte Bodybuilderin, sondern ihre Tochter: Die leidet am meisten unter der narzisstischen Körper-Manie ihres Umfeldes, weswegen sie – auch leicht klischeebehaftet – darauf reagiert, indem sie sich äußerlich vernachlässigt und mit Süßigkeiten voll stopft.

Und wie wahr ist all das? Als Antwort dies: Katie Arnoldi hat Anfang der 1990er Jahre selber in Kalifornien einen Wettkampf gewonnen, die »1992 Southern California Bodybuilding Championship«. Sie hat jahrelang in »Gold’s Gym« in Venice trainiert und kennt die Szene aus dem Effeff. Um das Buch wissenschaftlich auf festen Boden zu stellen, hat sich die Verfasserin zudem von – begreiflicherweise namentlich nicht genannten – FBB-Doping-Fachleuten beraten lassen. So kam sie, wie sie schreibt, zu einem Doping-Programm, das jemand wie Charles an jemand wie Aurora angewendet haben könnte.

Angeblich soll die wilde Mär auch verfilmt werden. Doch gibt es da noch das nicht unwesentliche Problem, auch eine rein äußerlich geeignete Aktrice zu finden. Eine, die vom Fleck weg die Muckis hat und der man dann den Wandel zur Super-Muskelbraut auch abnimmt. Mal sehen, was wird.
Ja, und wer will, kann die Autorin hier erreichen: Katie Arnoldis Homepage.