Da hatte ich vor einigen Tagen eine Anfrage nach einem alten, zwischendurch online mal gratis zu findenden Video zu einer US-Bodybuilderin, die vor Jahren auf der Wettkampfbühne stand und sich durch
ihre Hammer-Arme auszeichnete: Nina Melidosian.

Traurigerweise konnte ich auf keiner
meiner Festplatten, auf keiner DVD/CD oder auf einem sonstigen Datenträger
Entsprechendes finden, da ich vor ein, zwei Jahren leider einen größeren Crash
erlebt habe. Kostenpflichtig findet sich Videos mit Nina Melidosian hier bei WPW und hier bei Muscleville2 (wobei ich mir bei der zuletzt angeführten Fundstelle nicht sicher bin, ob die abgebildete Sportlerin überhaupt Nina Melidosian ist). Aber diese Leseranfrage nach Nina Melidosian brachte mich dann dazu,
nach längerer Zeit wieder mal etwas zu schreiben.
Als das seinerzeit mit den Muskelmaedels losging, liebe
Schmoes, damals, lange vor der Erfindung von Internet und Smartphone, also
gefühlt ganz kurz nach dem Aussterben der Dinosaurier, da kam ich aus dem
Staunen nicht mehr heraus: Von kleinauf hatte ich von starken Leuten
phantasiert, bis sich meine Tagträume peu à peu auf starke Frauen
konzentrierten. Zuerst nur sexy und selbstbewusst beim Vertrimmen von fiesen
Kerlen, kam mir zunehmend auch der Gedanke, dass sie, wenn sie denn so viel
Körperkraft besäßen, sie eigentlich auch danach aussehen müssten.

Wohlgemerkt: »müssten«, denn, dachte ich als Jungspund, Frauen mit
Muskeln, geht das überhaupt? Hier und da mal sah man derlei mal im TV beim
Hochleistungssport aufblitzen, zugegeben. Aber das wurde dann bei der Berichterstattung ignoriert, auch
seitens der jeweiligen Besitzerin. Aus der Rückschau betrachtet, schien es so
zu sein, als ob man diese mich so erregende körperliche Entwicklung als
notwendiges Übel zur Ausübung der jeweiligen Sportart betrachtete. Keinesfalls
aber als etwas, dem ein eigener, vielleicht gar ästhetischer Wert beizumessen
sei – Gott bewahre.
Und dann war da das aus der Angst geborene Schlechtreden.
Dies geschah stets unter Verweis auf entsprechende chemische Mittelchen – was
ja im Falle diverser ostdeutscher Athletinnen (ob nun mit entsprechend aufgemuskeltem
Körperbau oder ohne) auch stimmte, da das Doping dieser Sportlerinnen zumeist ohne deren Willen erfolgte. Das
Schicksal der so »Geimpften« interessierte nicht. Einzig stand bei dem
rücksichtslosen Agieren der durch sportliche Erfolge zu erzielende Glanz des
dikatorischen Staatssystems im Vordergrund: ein vollkommen irres politisches
Verständnis. Und das zog zum Teil bis heute andauernde, katastrophale Folgen
nach sich.
Völlig richtig – und sicher war das damit zusammenhängende
Doping eben nicht in absolut jedem Fall die Ursache dafür, wenn eine sportliche
Frau Muckis aufwies. Dass zielgerichtetes sportliches Training und
entsprechende Ernährung derlei auch bei Frauen bewerkstelligen könnten, das
wurde außen vor gelassen zugunsten der geschlechtlich wie gesellschaftlichen
wohlfeilen Formel: »Frauen mit Muskeln, nee, geht nicht auf normalem Weg,
Hirngespinst«. Bis dann die Bodybuilderinnen kamen.

Ab dem Moment fühlte ich mich wie in einem Traum: Da waren sie
endlich, Frauen bepackt mit harten, starken Muskeln und auch noch darauf bedacht, sie möglichst unübersehbar herzuzeigen, diese schwellende
Pracht an ihren Armen, Schultern, Beinen, an Brust und Rücken. Und überhaupt,
dieses Stolz-Darauf-Sein, dieses Souveräne, gepaart mit dem Ewig-Weiblichen,
diese Kombination fand ich damals so erregend wie heute noch.
So begann ich dann die Muskelmaedels zu studieren – und
entdeckte bald, dass es da durchaus Unterschiede gab. Denn muskulös war nicht
gleich muskulös. Die eine war trotz ihrer unübersehbar breiten Schultern und
nervigen Arme eher zierlich, die andere hingegen wuchtiger. Dann gab es da den
Unterschied zwischen »Off Season« und »definiert«, also dem Zustand in der
normalen Trainingsphase und demjenigen unmittelbar vor und dann bei einem
Bodybuilding-Wettkampf, für den man durch entsprechende Diät die einzelnen
Konturen der Muskeln so genau wie möglich herausarbeitet. Tja, und dann waren
da die Maedels mit den richtigen Muskeln, sozusagen – genauer: die mit den
besonders ausgebildeten Bizeps’. Und damit dem, was solche Typen wie mich in
Ekstase versetzt.
Davon gab es auch schon in früherer Zeit einige, Joan Lauth,
Michele Maroldo, Renée Casella, Charla Sedacca, Susan Myers, Christa Bauch,
Kris Luebke, Linda Bevelander, Tommie Moreau, Vickie Gates, Klaudia Larson,
Sabine Wick, Laura Binetti und natürlich Marja Lehtonen, um nur mal einige zu
nennen, einige – nicht alle! Alle mit regelrechten Bizepsklötzen – aber Nina
Melidosian hatte an der Stelle etwas, das die Fans so bezeichnen: »Peak«. Und das sehen wir hier:

Heißt: Bizeps, die besonders hoch aufragen, noch höher als bei den auch schon extrem muskulösen Maedels. Die dann auch
von der Form her etwas anders ausfallen, nicht so spindelförmig wie oft sonst,
sondern eben sozusagen Höhen-betonter, wenn man den schiefen Vergleich einmal
verzeihen will. Exakt so war es der Fall bei Nina Melidosian. Denn sie hatte
besonders steil aufragende Bizeps-Gipfel, um es mal alpinistisch zu
formulieren. Denn nichts anderes bedeutet ja Biceps Peak auf Deutsch.
Von (dem Namen nach zu schließen) armenischer Abstammung und von Hause Krankenschwester, war die schlanke, eher kleine
Frau mit dem an Schläfen und Nacken kurz gehaltenen Lockenkopf und der Mörder-Oberweite in den 1980ern
und zu Anfang der 1990er aktiv. So gewann sie 1990 die Women’s Extravaganza und
machte damals die Fans mit ihren Bizeps-Gipfeln verrückt. Irgendwann danach
änderte sich ihr Nachname infolge einer Heirat von Melidosian in Forte. Dem
Vernehmen nach lebt sie heute im US-Südwesten und hat sich wohl zumindest aus
dem öffentlichen Teil des Mucki-Sports ganz zurückgezogen. Wenn ich auf Basis
der mir zur Verfügung stehenden Angaben richtig gerechnet habe, dürfte sie
jetzt auch um 63, 64 Jahre alt sein. So, und jetzt noch zweimal Nina Melidosian. In bunt. Und in Farbe:

Überhaupt kam ich angesichts dieser anbetungswürdigen Muckipracht darauf, mich mal speziell damit zu befassen – will sagen: mit dem Bizeps-Gipfel. Dazu habe ich diesen Beitrag von einem echten Hardcore-Fan gefunden, der das Ganze auch mal statistisch-mathematisch angegangen ist. Und das Rechen-experiment wollte ich der Welt nicht vorenthalten:
»Ich habe darüber nachgedacht, wie man die Frage »Wer hat
den besten Biceps-Peak?« etwas objektiver beantworten könnte. Der Peak ist ein
zweidimensional sichtbares Phänomen und sollte so anhand von Fotografien
messbar sein. Vorausgesetzt, die Ansicht ist gerade und echt und nicht
angewinkelt, ob nun rauf oder runter oder von der Seite, was die Geometrie
verzerren würde. Ich zog zwei Messverfahren in Erwägung.
Das erste nenne ich den »puren Peak«. Das ist einfach die
Höhe des Peaks, gemessen von einer horizontalen Linie, welche die Oberseite der
beiden Biceps-Inserts (dem Fundament des Peak) mit dem höchsten Punkt des
Piceps- Peak verbindet, dividiert durch die Horizontaldistanz zwischen den
beiden Punkten, an den denen der Biceps-Muskel auf die Inserts trifft [ich
nehme an, der gute Mann meint die beiden Punkte, wo die Biceps-Rundung vorn und
hinten in den Arm übergeht.]. Man stelle sich ein umgekehrtes »U« vor. Es ist
die Höhe des »U«, dividiert durch die Distanz zwischen seinen beiden Schenkeln.
Die zweite Messreihe nenne ich »komplette Armwölbung 1«. Das
ist die komplette Vertikalhöhe des angespannten Arms an seinem höchsten Punkt
dividiert durch die Vertikalhöhe des Arms an seinem niedrigsten Punkt,
typischerweise das Insert genau über dem Ellbogengelenk. Man kann eine Variante
dieser Vermessung benutzen, indem man die beiden kürzesten Vertikalhöhen
ausmittelt, also die Inserts auf jeder Seite des Biceps-Muskels. Und ich nenne
das »komplette Armwölbung 2«. Weil man bei dieser Messmethode mehr als nur die
Spitze des Arms in Betracht ziehen muss, ist es nicht das, was die meisten eine
Messung des »Peak« nennen würden, aber der »Peak« ist die Hauptkomponente der
Messung und die Messung ist intuitiv gesehen ein wesentlicher Beitrag zur
allgemeinen Ästhetik des angespannten Biceps.
Ich habe Messungen bei den meisten Frauen durchgeführt, von
denen man sagt, sie hätten die besten Biceps-Peaks. Wo immer möglich habe ich
Mehrfachmessungen durchgeführt, habe nur »Straight Shots« (also keine Aufnahmen
aus Ober- oder Untersicht) und Fotos mit hoher Auflösung benutzt (was einige
großartige Kandidatinnen wie Patricia Veldman ausschließt) und alles
ausgemerzt, das nicht normal aussah. Trotzdem erbrachte mein Experiment einige
interessante Ergebnisse. Die besten Frauen in allen Kategorien sind wie folgt
aufgelistet.
[Vorher aber zur Auflockerung ein Bild --- Joan Lauth]

»Purer Peak«
1- Sedacca 0.33
2- Wick 0.33
3- Larson 0.33
4- Toney 0.31
5- Binetti 0.31
6- MRussell 0.31
7- Klee 0.30
8- Bramble 0.30
9- Bevelander0.29
10- Mullinazzi 0.29
11- De Jaeger 0.29
12- Ferunkova 0.29
13- Maroldo 0.29
14- Sass 0.29
15- McMaster 0.29
16- Gaillard 0.29
[Zwischendurch dann wieder ein Bild --- Laura Binetti]
»Komplette Armwölbung 1«
1- Binetti 1.64
2- Klee 1.57
3- Zampa 1.56
4- Sedacca 1.52
5- Toney 1.52
6- Riehl 1.52
7- Lindquist 1.51
8- Bauch 1.50
9- MRussell 1.49
10- Lisa James 1.49
11- Wick 1.48
12- Ferunkova 1.48
13- Kloepfer 1.48
14- MMartin 1.46
15- Bramwell 1.46
16- Mullinazzi 1.46
[Und wieder ein Päuschen - da wäre noch das Bild hier: Charla Sedacca]
»Komplette Armwölbung 2«
1- Sedacca 1.43
2- Toney 1.43
3- Binetti 1.40
4- Wick 1.39
5- Klee 1.38
6- MMartin 1.38
7- MRussell 1.36
8- Riehl 1.35
9- Bramwell 1.35
10- Bevelander1.35
11- Mullinazzi 1.34
12- Melidosian 1.34
13- Bauch 1.34
14- MMorrison 1.34
15- Ferunkova 1.34
16- Zampa 1.33
17- De Jaeger 1.33
18- AYoung 1.33«
[Ach ja, ein Bild: Klaudia Larson]
Oooookay: Hier ist das dann diese Vermessung der Muskelmaedel-Welt erst einmal zu Ende. Jedenfalls hat sich der
gute Mann eine jenseitsmäßige Arbeit gemacht, deren Sinn einmal dahingestellt
sei. Anmerken möchte ich dazu aber, dass die Wirkung dieser und anderer Muskeln
sich auch aus der Gesamtkörpergröße und -struktur der jeweiligen Athletin
ergibt – und das zöge dann wieder ein anderes Rechen- und Messmodell nach sich ...
Falls man so etwas wie Muskulosität überhaupt auf diese
schematische Weise fassen kann. Na, aber wenn dazu mal Helfershelfer gebraucht werden, also zu dem Unterfangen, das Ganze am
lebenden Muskelmaedel praktisch und leibhaftig durchzuführen – hier, wo die Hand winkt: Ich melde mich direkt als erster
freiwillig!