Samstag, 7. Juni 2008

Neue Story: Die Muskelrächerin






















Vorbemerkung: Wer sich durch diese Geschichte an vor einigen Jahren die Gemüter bewegende, den Datenschutz betreffende Geschehnisse erinnert fühlt, der liegt womöglich nicht ganz falsch. Es geht um Bespitzelung von Angestellten im Auftrag eines Konzerns. Der Rest ist Phantasie und hat keine Beziehung zu realen Ereignissen, Personen oder Firmen – doch so könnten die Medien berichtet haben ...


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Berlin: Die Einzelhandelskette Papl hat zugegeben, viele ihrer Mitarbeiter überwacht und bespitzelt zu haben. Jedoch wies die Geschäftsführung einen Generalverdacht zurück.

Berlin: Die Frage, ob Papl in vielen Filialen Mitarbeiter systematisch überprüft hat, beschäftigt jetzt die Datenschützer. Der Verdacht ist keinesfalls grundlos: Interne Protokolle der Papl-Überwachung, die dem BLICK-Magazin vorliegen, zeigen das Ausmaß der Bespitzelung: Papl ließ in den betroffenen Filialen reihum Überwachungskameras installieren, die jeweils zwei Wochen lang von einem Team eigens angestellter Detektive beobachtet und ausgewertet wurden.

Wiesbaden: Papl verteidigt Maßnahme. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Marek C. ging es vor allem darum, die Ursache des Inventarschwundes zu finden. »Wir reden hier von siebenstelligen Beträgen, da ist das legitim, da müssen auch etwaige Privatinteressen zurückstehen«, so der Papl-Chef bei einem Presseempfang im Wiesbadener Stammhaus der Kette.

Berlin: Verbraucherschützer schlagen Alarm. Sie haben die vom BLICK-Magazin veröffentlichten Papl-Protokolle ausgewertet. Es zeichnet sich ab, wie umfassend das Ausmaß der Bespitzelung war. Die Wächter notierten, wer wie oft seinen Arbeitsplatz verließ, wer wann und wie lange zum Rauchen vor der Tür stand, wer pünktlich, zu früh oder zu spät zur Arbeit kam, wer sich schlampig oder unhöflich zu Kunden verhielt oder den Beobachtern unfähig vorkam. »Das ist schon schlimm genug. Was den Skandal aber noch größer macht«, so ein Datenschützer, »ist der Umstand, dass sie auch vor intimen Details nicht haltmachten und völlig Nebensächliches bewerteten. Wen geht es etwas an, wer mit wem ein Liebesverhältnis hat? Wer welches Auto fährt? Welche Rolle spielt es für die Arbeitsleistung, ob jemand tätowiert ist oder viele Ringe in den Ohren trägt? Darf überhaupt jemand bewerten, ob eine erkennbar sehr sportliche Kollegin nicht mehr weiblich wirkt? Und ist Schwangerschaft gar ein Kündigungsgrund?«

München: »Wir haben nur unseren Job erledigt«, sagt Detlef S., Inhaber der Detektei Data-Det. »Unsere Observierungsmethoden sind völlig legal. Meine Mitarbeiter sind gehalten, dies stets zu beachten. Alles übrige entspricht im übrigen der Routine. Die jeweils an der Kamera eingesetzten Kollegen sollen auch ihre persönlichen Eindrücke notieren, so lautet unsere Vorgabe. Meine Leute können nichts dafür, wenn ein Papl-Mitarbeiter eindeutig lustlos arbeitet, wenn die eine Verkäuferin dauernd raucht, wenn die nächste extrem lange zum Kassieren braucht oder wenn eine weitere dauernd ein neues Firmenhemd trägt, weil sie so viele Steroide intus hat, dass ihr bei jeder Bewegung die Nähte reißen.«

München: Hängt es mit dem Papl-Skandal zusammen? Gestern fanden Passanten einen der Hauptakteure in der Papl-Affäre, Detlef S. vom Detektivüro Data-Det, in einer verlassenen Nebenstraße. Er lag nahezu völlig entkleidet zwischen Mülltonnen. Alle Anzeichen deuten daraufhin, dass er überfallen worden ist. Einen Raubüberfall schließt die Polizei aus, da die Kleidung von S. samt Handy, Goldkette, Armbanduhr und voller Geldbörse nahebei gefunden wurde. Momentan ist der Hergang des Geschehens noch unklar. Er könne keine Angaben zu dem Vorgang machen, so S. gegenüber der Polizei, ihm fehle jede Erinnerung an den Vorfall. »Ich bin sicher von hinten niedergemacht worden«, sagt das Opfer, »und bestimmt von mehr als einem. Wären die Schläger von vorn gekommen und nicht hinterrücks, dann hätten sie nichts zu lachen gehabt. Ich bin gut im Training.«

Leipzig: In die Affäre von dem Überfall auf den Papl-Detektiv Detlef S. kommt Licht. Und das beleuchtet einige pikante Details. So wirft sich die Frage auf, ob S. gelogen hat. Gestern entdeckte Internet-Userin Mandy E. nämlich in einem Video-Portal einen Kurzfilm, der den Hergang zeigt. Der aber verlief demnach anders, als es Detlef S. dargestellt hat. Und darüber lacht im Moment die Welt wohl ebenso, wie über das, was S. zu den Umständen erzählt hat. Der Film zeigt zweifelsfrei, dass es kein Überfall aus dem Hinterhalt war. Im Gegenteil. S. wurde zuvor angesprochen. Und er war es, der mit der Schlägerei begann. Als er erkannte, dass er damit keinen Erfolg hatte, versuchte er zu flüchten. Das aber gelang nicht. Dann bezog er Prügel. Das Pikante daran: Kein Mann setzte S. zu, auch nicht mehrere. Es war eine einzige Frau!

München: Neue Details vom Überfall auf Papl-Mann Detlef S. – wer hat da was vertuscht? Der inzwischen weltweit bekannte Film zeigt Details, die in der bisherigen offiziellen Berichterstattung fehlen – hier der Ablauf: Der Film beginnt damit, dass man S. auf der Straße sieht. Dann hört man die Stimme einer Frau, die wohl seinen Namen ruft. Das, was sie sagt, ist dann weggeblendet, statt dessen läuft der Text als Untertitel durch: »Das ist der Oberspitzel! Herr S., was jetzt mit Ihnen passiert, wird auch gefilmt. Und Action!« S. teilt Schläge aus, die seine Gegnerin abblockt. Dann versucht S. wegzurennen. Seine mit maskierte, ganz in Schwarz gekleidete Verfolgerin holt ihn aber scheinbar mühelos ein. Es gibt in einem Hinterhof ein Handgemenge. In dem hat S. trotz seiner augenscheinlichen Sportlichkeit keine Chance. Sie wehrt seine Attacken ab. Sie fasst ihn am Arm und drückt so zu, dass er schmerzverzerrt stöhnt. Dann steht sie über ihm, seinen Kopf zwischen ihren Schenkeln eingeklemmt, so dass er erneut wimmert. Schließlich hebt sie ihn hoch und schleudert ihn zwischen eine Reihe dort stehender Mülltonnen. Dann reißt sie ihm Jacke, Hemd und Hose vom Leib und hängt ihm ein Schild um: »Vorsicht, Kamera! Damit Sie nie vergessen, wie es ist, überwacht zu werden. Viele Grüße an Papl!« Von dem Geschehen nach dem Zweikampf war nirgends die Rede – warum wurde darüber Stillschweigen bewahrt?

Berlin: Die Papl-Aktien haben an den deutschen und internationalen Wertpapiermärkten deutlich verloren. Und noch ist da kein Ende abzusehen. Zumal immer mehr Kunden die Geschäfte der Kette meiden. Aus Insiderkreisen ist zu hören, es habe ein Umsatzminus von fast fünfzig Prozent gegeben.

Berlin: Gewerkschaftsvertreter fordern Kunden auf, Papl nicht länger zu schneiden: »Denken Sie bitte an die Mitarbeiter. Sie erweisen Ihnen einen Bärendienst, wenn Sie weiterhin die Papl-Geschäfte meiden. Denn die Mitarbeiter werden es als erste spüren, wenn die Zahlen weiter sinken – nämlich durch Entlassungen.«

Köln: Der Papl-Film bricht Rekorde. Bei Redaktionsschluss haben sich bereits weit über eine Million Web-User den Film angeschaut und ihn in mindestens drei weiteren Video-Portalen eingestellt. Das sind mehr Zuschauer, und es ging viel schneller, als das zum Beispiel mit den Videos bekannter Internet-Musikstars geschieht. Auch in den sozialen Netzwerken entwickelte sich dieser Film zum Hit, wie die Like-Zahlen von über einer Million belegen. Die zuständigen Behörden zeigen sich machtlos, so ein Vertreter der zuständigen Staatsanwaltschaft: »Diese Portale und Server liegen nicht in Deutschland. Und es dauert, bis wir entsprechende Genehmigungen haben, um die Verbreitung des Films übers Ausland zu stoppen.«

Berlin: Interview mit Prof. Dr. Peter G. von der Kriminaltechnik der Münchner Polizei. Er nennt einige Details zu der geheimnisvollen Frau aus dem Data-Det-Video.
Frage: »Kennt man inzwischen die Identität der Angreiferin?«
Prof. Dr. G.: »Nein, aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein.«
Frage: »Dr. G., das fraglos überraschendste Detail ist der Umstand, dass es sich da um eine Frau handelt. Wie konnte die einen so trainierten Profi wie D. S. überwinden? Ist es überhaupt eine Frau?«
Prof. Dr. G.: »Zu Ihrer letztgenannten Frage eindeutig ja. Unsere Fachleute haben das Video in zigfacher Vergrößerung und in Einzelbildaufnahmen zerlegt. Sie wissen zweifelsfrei, dass es eine Frau ist, auch wenn diese ihr Gesicht sorgsam verhüllt hat. Die Frau ist allerdings äußerst stark und extrem muskulös, weit mehr als manch ein gut trainierter männlicher Sportler. Das kann man klar erkennen, weil sie einen eng anliegenden Ganzkörper-Anzug trägt, wie man ihn vom Eisschnelllauf kennt. Und das trotz der dunklen Farbe glänzende Material offenbart ja jede Kontur und Form ihres imponierenden, machtvollen Körpers.«
Frage: »Klingt ja, als seien Sie regelrecht begeistert.«
Prof. Dr. G.: »Nein, nein. Ich wollte mich nur ganz präzise ausdrücken.«
Frage: »Nun stand in den Papl-Protokollen sowie in mehreren Berichten ein Querverweis auf eine Papl-Mitarbeiterin, die wohl Bodybuilding treibt. Diese Dame ist doch sicher auch sehr muskulös und kräftig. Könnte die denn nicht die Täterin gewesen sein?«
Prof. Dr. G.: »Unserem Wissensstand nach nicht. Denn diese Frau hielt sich zum Zeitpunkt des Überfalls nachweislich woanders auf und scheidet daher aus.«
Frage: »Wer kann es dann denn sein?«
Prof. Dr. G.: »Wir haben da so unsere Vermutungen, die wir dann veröffentlichen werden, wenn sie sich zu einem Verdacht erhärtet haben.«
Frage: »Dann müssen Sie doch im Moment jede extrem muskulöse Frau vorladen, oder wie geht das?«
Prof. Dr. G.: »Das werde ich Ihnen hier nicht beantworten.«
Frage: »Und die Psyche? Ist diese Frau vielleicht verrückt.«
Prof. Dr. G.: »Wir meinen, sie ist psychisch unreif. Vielleicht auch etwas paranoid.«
Frage: »Glauben Sie, sie schlägt noch mal zu?«
Prof. Dr. G.: »Das weiß ich nicht. Vielleicht. Jedenfalls ist sie geistig nicht gesund, sonst könnte sie so etwas nicht tun. Auch spricht schon ihr jede Norm sprengender Körperbau für eine anormale Disposition. Ich gehe davon aus, dass sie schnell gefasst wird, damit das Beispiel dieser völlig unangebrachten Selbstjustiz keine Schule macht. Der Staat hat schließlich das Gewaltmonopol.«

Hamburg: Der Gegenwarts- und Kulturforscher Dieter J.: »Das in dem Film dokumentierte Geschehen trifft wohl einen Nerv der Zeit. Angesichts der Globalisierung kommen sich immer mehr Leute solch großen Firmen und Konzernen gegenüber regelrecht machtlos vor. Wenn da jemand sich einen der Verantwortlichen greift, dann sehen viele Menschen in dieser rächenden Person so etwas wie einen modernen Robin Hood, auch wenn die augenscheinliche Gesetzesmissachtung in Form der Gewaltanwendung nun wirklich nicht gutgeheißen werden kann. Und für eine besondere Note sorgt in diesem Fall auch noch die Person, die all das möglich gemacht hat. Eine Frau, aber eine, die augenscheinlich über eine enorme körperliche Gewandtheit verfügt, gepaart mit einer schier unglaublichen Kraft in ihren außerordentlich trainierten Muskeln. Auch das ein Symbol dafür, dass man nicht ganz hilflos gegenüber multinationalen Konzernen oder einer abgehoben agierenden Politik ist.«, so Dieter J.

Berlin: Die Ermittlungen in der Papl-Bespitzelung dauern noch an. Jedoch zeichnet es sich ab, dass das Unternehmen wohl mit einem blauen Auge davonkommen dürfte. Wie aus Kreisen der Staatsanwaltschaft zu hören war, bereitet man wohl gerade einen Handel vor. Demnach soll Papl wohl eine »stattliche Summe« zahlen und in Zukunft derartige Überwachungen unterlassen. Denn, so ein Insider gegenüber dem BLICK-Magazin, »immerhin geht es hier um ein ansonsten besten beleumdetes und wirtschaftlich intaktes Unternehmen, das über fünfzigtausend Leuten Lohn und Brot gibt.«

Berlin: Der Film zum Überfall auf Papl-Detektiv Detlef S. wirft immer noch Rätsel auf. Zwar weiß nun alle Welt, was er zeigt, aber niemand kennt die Identität der Muskeldame, die in dem Film den Detektiv verprügelt. Auch lässt sich nicht klären, wer den Film ins Netz gestellt hat. Fachleute konnten feststellen, dass Mandy E. ihn wohl schon fast unmittelbar in dem Moment entdeckt hat, als er ins Netz gestellt wurde. Aber die Spur des Films endete bei einem Internet-Café – in Johannesburg. Und das liegt bekanntlich in Südafrika.

Wiesbaden: Gestern wurde Dr. Marek C., der Vostandsvorsitzende des Papl-Konzerns, Opfer eines Überfalls. Zumindest sprechen alle Anzeichen dafür, auch wenn die Presseabteilung des Hauses ebenso abwiegelt wie die Polizeisprecher. Dr. C. verließ gestern Abend sein Haus in der Nähe von Wiesbaden, nachdem mehrere Polizeifahrzeuge vorgefahren waren. Dem Vernehmen nach wirkte er unverletzt, erschien aber sehr geschwächt, da er gestützt werden musste. Das Besondere daran: Als man ihn aus dem Haus brachte, war er so gut wie nackt, weswegen ihn die Polizisten eilends in eine Decke wickeln mussten. Was ist da geschehen?

Berlin: Neues vom Vorfall bei Wiesbaden. Zeugen haben den BLICK-Reportern bestätigt, dass Dr. C. gestern nacht vor seiner Haustür von einer dunkelgekleideten Person angesprochen worden sei. Und daraufhin, so die Zeugen, habe diese Person den Vorstandsvorsitzenden an den Hüften gefasst, kurz angehoben und ihn durch seine Haustüre nach innen gestoßen, ja regelrecht geworfen. Dann sei sie gefolgt und habe die Tür geschlossen. »Eindeutig eine Frau, aber was für eine«, so ein Anwohner, »die hatte eine ziemliche Oberweite. Aber so ein breites Kreuz und so dicke Arme! Als die den Herrn C. angehoben hat, konnte man die gut sehen, die Muskeln an ihren Armen und so. Groß und eckig. Und stark wie sonst was. Die hat den Dr. C. angehoben, als wäre er eine leere Blumenvase! Das war mal ein gewaltiges Mädchen!« Die Zeugen verständigten sofort die Polizei. Die aber kam erst nach einer Dreiviertelstunde – wieder einmal ein Beleg dafür, dass die ländlichen Wachen sträflich unterbesetzt sind.

Wiesbaden: Im Zusammenhang mit der Affäre um Papl-Chef Dr. Marek C. weist der Polizeisprecher des zuständigen Landkreises den Vorwurf der Schlamperei energisch zurück. Gemäß einer Pressemitteilung verlief der Einsatz so: Um 20.34 Uhr ging der Notruf ein. Um 20.40 Uhr fuhren die Beamten los. Jedoch liegen zwischen der Wache und dem Wohnhaus von Dr. C. über fünfzehn Kilometer Wegstrecke, zum Teil mit schwer befahrbaren Serpentinen. Vor Ort sahen sich die Beamten noch einem unerwarteten Hindernis gegenüber. Das Haus von C. befindet sich am Ende einer langen Sackgasse (Straßennamen und Ort dürfen wir nicht nennen – d.Red.). Aber am Anfang der Straße stand ein LKW mit einem qualmenden Motor quer. Bis die Polizisten dieses Hindernis beseitigt hatten und zum Haus des Dr. C. vorgestoßen waren, verging alles in allem gut eine Dreiviertelstunde.

Berlin: Was geschah im Haus des Papl-Chefs Dr. C.? Auf diese Fragen gibt es noch immer keine Antworten. Heute konnte er das Krankenhaus verlassen, gab aber keine Antwort auf die Fragen der wartenden Journalisten. Immerhin stand er wieder auf seinen zwei Beinen, perfekt frisiert und mit tadellosem Geschmack gekleidet in einen taubengrauen italienischen Maßanzug mit cremefarbenem Hemd und altrosafarbener Seidenkrawatte. Vor zwei Tagen aber jedenfalls konnte er sich nach dem Angriff nicht auf eigenen Beinen halten, sondern musste links und rechts gestützt werden. Er wirkte sehr geschwächt, so die Zeugen. Die bestätigen auch, dass an jenem Abend kaum noch Kleidung getragen habe und dass er zudem völlig durchgeschwitzt gewesen sei. Angesichts eines neuen Vorfalls drängt sich eine Frage auf: War es wieder die unbekannte Muskellady?

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Aus dem Brief einer Person, deren Namen wir hier nicht nennen können, die aber allem Anschein nach verblüffende Einzelheiten der Affäre kennt:» ... Nun überschlagen sich wieder die Zeitungs- und Fernsehleute. Recht so. Es kann nicht sein, dass diese Konzerntypen die Rechte von uns einfachen Angestellten einfach mit den Füßen treten und dann hinterher rotzfrech sagen, wir hätten das durch unser Verhalten erst provoziert. Tja, dann müssen sie eben auch die Konsequenzen tragen.

Wie das nun gelaufen ist? Meine Liebe, dazu nur so viel: Es hat schon seine Vorteile, wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt und so fort. So fand sich jemand, der gefilmt hat. Und ein anderer jemand leitete dieses Kunstwerk dann zu jemand, der ihn dann weit entfernt ins Internet gestellt hat. Und wie praktisch, dass alle diese Personen von der Papl-Überwachung betroffen waren. Ja, und das mit meinem Alibi, das weißt du ja am besten: Ich bin ein paar Monate, ehe die Sache mit den Überwachungen bekannt wurde, mit meinem Liebsten ausgewandert. Offiziell war ich daher im Ausland. Und die Polizisten, die da in meiner neuen Wohnung nachgefragt haben, nun, wir hatten ein Double, sagen wir’s mal so.

Jedenfalls war ich wieder in Deutschland War eigentlich Zufall. Ich war für einen Wettkampf in einem anderen EU-Land unterwegs, als das mit Papl hochkochte und auch der Überwachungsfilm von mir im Fernsehen kamen. Ich beim Arbeiten. Und gefilmt haben sie mich ungefähr ein halbes Jahr, bevor diese Überwachungsfilme in die Öffentlichkeit kamen.

Ich weiß noch, wie ich im Lager die Milchkarton-Kisten wuchtete, weil mal wieder der große Gabelstapler defekt war und weil dieses Weichei von Lagerverwalter die vielen Pakete nicht allein heben konnte. Der war ja kurz vorm Verzweifeln, bis ich dazukam. Da habe ich’s eben gemacht, alles vor dieser blöden Kamera, von der niemand was gewusst hat. Und natürlich sieht man da klar, wie meine Muckis arbeiten.

Es waren ja hunderte dieser Kartons, immer mit zwölf Liter Milch im Tetrapak. Das Anpacken, Liften und Stapeln sorgte für einen ordentlichen Pump. Meine Muskeln wölbten sich prächtig. Ich schwitzte. Kein Wunder, es war ein heißer Tag, der Lagerraum ist überhaupt nicht klimatisiert, und es waren bestimmt über 30 Grad dadrin. Echt prima für die Milch, sage ich dir! Jedenfalls klebte die Firmenbluse bald an meinem Leib. Die war eh schon recht eng. Und all das Stemmen und Heben machte es nicht besser, wie gesagt: meine Muckis hatten einen guten Pump, da knackten schließlich die Nähte. Tja, und ehe ich mich versah, da riss eben der Stoff, zuerst längs der Wirbelsäule. Und dann über den Schultern. So, bis die Ärmel fast ganz ab waren..

Damals habe ich mir nichts dabei gedacht. Ich hab’s bis zu einem gewissen Grad sogar genossen. Dem Lagertypen gehen die Augen über. Die quellen dann förmlich raus aus dem Kopf, vor allem, als ich die Ärmel ganz abreiße. Wegen der Bewegungsfreiheit und so. Jedenfalls biete ich dem Kerl dann mal eben eine kleine Show. Stemme die Kisten, bis meine Muskeln zittern und ich fühle, wie sie sich mit Blut füllen. Und weil die Haut vor Schweiß glänzt, sieht man auch bestimmt jedes Detail. Meine dicken, eckigen und harten Arme. Die Bizeps. Die Teilung in den Muskeln und die ganzen Adern unter der Haut. Die treten wegen der ganzen Lifterei ja nun besonders gut hervor.

Und all so was bei einer Frau! Der Typ ist ganz baff und weiß nicht, was er von alldem halten soll. Und davon, wie er auf all das reagiert. Und ich merke das und lege noch mal nach, in dem ich das ein oder andere mal meine Muckis spielen lasse, so ein oder zwei Bizeps-Posen, ihr wisst schon.

Alles in allem aber habe ich das Milchkartonlager schneller nachgefüllt, als der Typ das jemals hingekriegt hat, auch nicht mit seinem Gabelstapler. Zu allem Überfluss steht der nur nutzlos rum und stiert. Da reißt mir dann aber der Geduldsfaden. Baue mich nach dem letzten Paket vor ihm auf. Voll empört geige ich ihm die Meinung, dass er ein Faulenzer sei und dass er sich hüten solle, das noch einmal mit mir zu machen, denn sonst ....

Dass er sich aber dann voller Angst vor mir wegduckt und nach oben zu mir guckt und flüstert: »Ja, ja, mach ich nie wieder, bestimmt nicht«, das konnte ich mir erst erklären, als ich dann das Video sah: Ich stand vor ihm, breitbeinig in verwaschenen, engen Jeans, die Hände in die Hüften gestützt, am Oberkörper das Firmenshirt, zerrissen und förmlich am Leib klebend.

Aus seiner Sicht muss ich ausgesehen haben, als wollte ich ihn im nächsten Moment fressen, so mit dem wütenden Gesicht und den Händen so in der Hüfte, dass meine Lats links und rechts heraustraten und riesig wirkten und meine Arme sowieso. Also ich meine, dass meine Arme ihn natürlich auch eingeschüchtert haben und mächtig wirkten. Was heißt wirkten – sie sind mächtig!

Und dann kommt zu diesem Überwachungsfilmchen dieser dümmliche Kommentar von diesem Schwein von Spitzel! Was erlaubte der sich eigentlich? Schlimm genug, dass er uns überwacht hat, aber das kann man noch damit erklären, dass er nur seine Arbeit gemacht hat. Seine Kommentare aber, die gehören dazu nicht. Die waren einfach derart herablassend und arrogant, dass ich nicht anders konnte, als ihm mal eine Lektion zu erteilen.

Ihr habt ja den Film gesehen, den wir gemacht haben und dann im Internet untergebracht haben. Wer wir sind? Nun, das sage ich nicht. Nur so viel: Die Sache ging uns alle etwas an, wir waren alle davon betroffen. Und der eine konnte filmen, der nächste hatte ein paar Beziehungen. Und ich, nun, ich hatte die Idee, den Schnüffler in so einer Art Comicfigur-Outfit zu überraschen und es ihm heimzuzahlen.

Ja, und so entstand das inzwischen berühmte Kostüm der Muskellady. Es ist eigentlich nichts anderes als eine selbstgemachte Maske und ein schwarzer Body, ganz eng, aber so, dass ich mich ungehindert darin bewegen kann. Außerdem bringt das glänzende Zeug meine Muckis so richtig zur Geltung. Das ist nicht unwichtig, weil es den Gegner einschüchtert.

Den Detektiv zu vertrimmen, das machte richtig Spaß, weil der damit die Quittung bekam. Ein Großmaul mit nichts dahinter, zumindest, was seine körperlichen Fertigkeiten angeht. Der hatte nichts auf der Naht, wie man so sagt. Ich könnte mir denken, dass der in Zukunft aufpasst, was er in der Öffentlichkeit so sagt.

Ja, und dann die Nummer bei dem großen Boss zuhause. Das mit dem LKW und der blockierten Straße, das kannst du und die anderen euch selber zusammenreimen. Aber das, was bei dem zuhause geschah, das hätte ich mir nicht vorstellen können:

Also, ich warte in meiner Maske hinter der Hecke, bis er kommt, spreche ihn an und bugsiere ihn ins Haus, das wisst ihr ja, weil es so ganz richtig in den Zeitungen stand. Schubse die Tür mit dem Popo zu und stehe mit ihm in meinen Armen in seinem Flur. So. Eigentlich hätte der nun erst mal reagieren müssen wie alle anderen auch: Erschrocken und wütend und dann der Beginn seiner Bemühungen, sich zu verteidigen. Bei so einem reichen Mann hätte ich damit gerechnet, dass er anfängt, mit seinen Beziehungen zu drohen. Ihr wisst schon: »Sie können Ihre Identität nicht verheimlichen. Nicht auf Dauer. Und nicht bei meinen Möglichkeiten. Und dann mache ich einen Telefonanruf und erledige Sie bis ans Ende Ihres Lebens.«

Nichts in der Art. Überhaupt nicht. Ich mache es kurz: Der fuhr voll auf meine Muskeln ab! Kaum war die Tür drin, kaum hatte ich ihn runtergelassen, da lag der auch schon vor mir auf den Knien und fing an, mich zu betasten und zu befühlen! Stellt euch mal vor, der oberste Chef dieser Riesenladenkette! Nix da mit seinem üblichen vornehmen Getue, mit der gesetzten Zurückhaltung, oder wie das heißt. Der kniete da mit weit aufgerissenen Augen, murmelte und brabbelte Wörter wie »Göttin« und »jetzt ist die Muskelrächerin auch bei mir.« Diese Bezeichnung »Muskelrächerin« finde ich übrigens nicht übel!

Dann landeten seine Hände auf meinem Popo und meinen Oberschenkeln. Und er sagte ganz abgehackt immer wieder Dinge wie »Muskeln! Eine Frau mit Muskeln! Solche erregenden Muskeln!«, so was in der Art.

Da dachte ich mir: »Hallo, was geht denn hier ab?« Schließlich war ich ja nicht hier, um mir mein Geld mit einer muscle-worship-Session zu verdienen, mal abgesehen davon, dass ich das noch nie gemacht habe und mein Liebster sicher dagegen wäre. Ich wollte ja die ganzen Papl-Kollegen rächen, die er so fies behandelt hatte. Ja, und mich natürlich auch.

Also bückte ich mich, packte ihn bei der Gurgel, hob ihn hoch und liftete ihn, bis er quer über meinen breiten Schultern lag, und sagte: »Jetzt geht’s rund, du großer Chef«. Nun verhakte ich meine mächtigen Arme an einem seiner Beine und um einen seinen dünnen Oberarme bog und drehte ihn ein bisschen, bis er ächzte und stöhnte.

Dann änderte ich packte ich ihn an seinem knochigen Gerüst und an seinem dürren Hintern und liftete ihn hoch. Hielt ihn einen Moment, ehe ich ihn auf den Boden warf, nur um ihn sofort am Krawattenknoten zu packen und wieder auf die Füße zu ziehen. Jetzt riss ich ihm seine Klamotten vom Leib, bis er nur noch in seinem Slip dastand und den Schuhen und den Socken mit den Strumpfhaltern. Könnt ihr euch das vorstellen? Der trug tatsächlich unten an den Waden solche Sockenhalter! Und seine Unterhose, das war ein weißes Boxerteil mit kleinen roten Elefanten drauf!

Er kam gar nicht dazu, sich zu wehren. Hätte ihm auch nichts genutzt. Er war zwar ungefähr so groß wie ich und sehr schlank, aber so wie einer, der beim Essen aufpasst und nicht wie einer, der sich viel bewegt. Auf gut Deutsch: Ein Schwächling, wie man ihn sich vorstellen kann. So gesehen das ideale Opfer. Der hatte überhaupt keine Chance gegen mich. Selbst nicht, wenn ich mir einen Arm auf den Rücken gebunden hätte.

Angst hatte der schon, aber da war noch etwas ganz anderes! Denn als ich ihm die Hosen runter riss, nahm der nicht etwa die Hände hoch gegen mich. Nein. Der legte die wie ein Fußballer beim Elfmeter vor seine Körpermitte. Nutzte aber nicht viel. Ich hatte das Zelt schon gesehen, wenn du verstehst, was ich meine.

Einerseits konnte ich die Reaktion nachvollziehen. Stellt euch das mal vor, wie ich aussah! Mit meinem hauteng anliegenden Ganzkörperanzug aus schwarzem glänzenden Stoff. Der betonte nun meine harten, dicken, starken Muskeln und jede Rundung, wovon ich ja unübersehbar auch die ein oder andere habe. Zudem dürfte das alles im Licht geglänzt haben wie lackiert. Und dann noch die Maske!

Andererseits aber dachte ich: »Na, ich werde schon dafür sorgen, dass das hier kein Vergnügen wird für dich« und schubste ihn mit der Macht von meinem Vierundvierzig-Zentimeter-Bizeps mal eben durch die nächste Tür. Die war zwar zu, aber wie gesagt: die Macht von meinem Vierundvierzig-Zentimeter-Bizeps. Er flog dagegen und nahm das Holz mit ins nächste Zimmer. Und damit er sich dran gewöhnen konnte, wiederholte ich das noch ein paar Mal. Es gab viele Türen. War ja ein großes Haus. Ist es wohl immer noch, sollte ich besser schreiben.

Und so landeten wir dann auch in diesem Zimmer. Einem unglaublichen Zimmer. An den Wänden hingen lauter Gemälde von Superheldinnen aus Comics! Riesengroß! In Öl! Sie waren alle da, Wonder Woman, Supergirl, Power Girl und wie die alle heißen. Alle sehr gut gemalt. Machte er anscheinend selber, darauf deutete in der Ecke eine Staffelei mit einem halbfertigen Bild hin. Aber diese Ladies hier, die unterschieden sich von denjenigen der Heftchen aus dem Comic-Laden durch ihren Körperbau. Sie hatten nämlich alle gigantische Muskeln!

Unser großer Chef! Der Herr Doktor. Nach außen Mister Weltgewandt, im stillen Kämmerlein aber ein kleiner Junge mit einem heimlichen und ziemlich schrägen Tick. Den lebte er hier wohl aus. Ein zweiter Blick zeigte mir, dass er auch noch einiges an mir bestens vertrauten Bodybuilding-Journalen und an Videos und DVDs gebunkert hatte.

Als ich all das sah, konnte ich es mir nicht verkneifen und sagte: »So, du Wiesel, da hast du ja den idealen Ort, an dem wir jetzt deine Phantasien mal ausleben können!« Genau das tat ich dann auch mit ihm. Ich nahm ihn in die Beinschere, bis er laut stöhnte und hilflos um Gnade und Erbarmen bettelte. Ich warf ihn auf den Bauch und verdrehte seine Arme und versohlte ihm den Hintern. Ich nahm ihn eigentlich in alle Ringergriffe, die ich kenne. Und das sind ganz bestimmt nicht gerade wenige.

Dann kam der sportliche Teil: Ich zwang zum Armdrücken und knallte ihn ein paar Mal so um, dass sein Unterarm mit Karacho auf der Holzunterlage landete und ihm fraglos noch Wochen wehtat. Und ich ließ ich Liegestütze und Kniebeugen und Ausfallschritte machen, bis er mit einem Japsen kollabierte. Jedenfalls fast.

Wie endete es? Er kauerte vor mir auf dem Boden, den Hintern in die Luft gestreckt, völlig fertig, nicht mehr in der Lage sich groß zu rühren. Und er musste es erdulden, dass ich da bequem in einem seiner schicken Ledersessel saß und meine Füße auf seinem Rücken abgestellt hatte. Sozusagen als Beweis dafür, dass er mir überhaupt nicht gegenhalten konnte. Er total unterlegen und unterworfen. Und dass er sich nicht mehr rühren konnte, das sah ich, als er versuchte, sich aufzurichten. Ging aber nicht. Ihm knickten immer die Ärmchen und die Beinchen ein, so fertig war der.

Schließlich meldete sich mein Handy. Das hatte ich nämlich mit. Damit informierten mich die Jungs, die am Anfang der Straße von unserem Herrn Doktor die Straßensperre mit dem kaputten LKW aufgebaut hatten, dass die Polizisten die jetzt umfahren hatten.

Da kam ich zum Ende. Und damit auch der Rest der Welt von alldem was hatte, fesselte ich den Chef mit einem Stück Kordel und ließ ihn da sitzen, in seiner lächerlichen Unterhose und zwischen all seinen selbstgemalten Muskelmaedels in Öl. Schick waren die, bestimmt nicht ohne Talent.

Wobei ich übrigens beim Weggehen nicht so den Eindruck hatte, dass ihn in dem Moment all das großartig gestört hätte. Das kam bestimmt später, aber in dem Moment kratzte ihn das sicher nicht. So überhaupt nicht. Nein, nein. Ganz im Gegenteil.

Ich sage nur wieder »Zelt«. Denn als ich ihn festband, da sah ich mit einem Blick auf seine straff gespannte Unterhose, dass er gerade wieder in seinem Lieblingszustand war. Ich hab’s nicht gesehen, aber ich vermute mal, dass der noch da auf dem Boden so mancherlei losgeworden ist. Ganz unfreiwillig. Jedenfalls würde das erklären, warum er dann auf den Fernsehaufnahmen so drauf geachtet hat, dass man seine fraglos feuchte Leibesmitte nicht sieht und dass die immer schön bedeckt ist.

Ihr habt gefragt, ob’s auch dazu einen Film gibt. Ach ja. Dieses Mal kam ich zwar allein, aber ich hatte eine Kamera samt Stativ mit. Ein Supergerät zum Knipsen und Filmen. Und das Ding habe ich in dem Zimmer mit den gemalten Muskelmaedels benutzt. Ich muss das noch von unserem Freund – ihr wisst schon, wer – schneiden lassen. Dann schicke ich euch das und ihr könnt es ins Web stellen.

Einen Titel habe ich auch schon: »Neues von Papl: Die Muskelrächerin schlägt wieder zu«. Das müsste dem Papl-Cheffe doch besonders gut gefallen, was meint ihr?

Und das nächste Projekt startet auch bald. Nämlich das mit dem Psycho-Doc, der mir eine »anormale Disposition« bescheinigt hat. Wollen mal sehen, wie dieser Geistesriese sich verhält, wenn ich direkt vor ihm stehe und er alles live sieht. Wie hat er es genannt? »Jede Kontur und Form ihres imponierenden, machtvollen Körpers«. Das kann er haben. Was heißt »kann« – er wird! ... «

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