Sonntag, 13. September 2009

Ein Bild und das Nachrichtenmagazin

"Fakten, Fakten, Fakten und an den Leser denken" --- richtig: Das Nachrichtenmagazin Focus, das ich (es sei zugegeben) lange Jahre viel gelesen habe.

Es ist sicher nicht die wichtigste Meldung des Tages und der Website und somit auch nur in einer Bildstrecke zu finden. Was aber die Redakteure der Online-Redaktion des Blattes geritten hat, dies hier zu der gezeigten Reuters-Aufnahme zu schreiben, das entzieht sich mir: "Hier geht es nicht um Schönheit. Die Brasilianerin Anne Luis Becker zeigt auf der Südamerikanischen Bodybuilding-Meisterschaft in Lima ihren Oberkörper."

Schöner Beitrag. Halten wir fest: Bei einem Bodybuilding-Wettkampf geht es nicht um Schönheit, indeed, sondern um Sport. Aber niemand käme auf die Idee, unter ein Bild von, sagen wir, Birgit Prinz beim Toreschießen oder Susi Kentikian beim Boxen zu schreiben, es ginge hier nicht um Schönheit. Da steht die athletische Leistung im Vordergrund.

Gott sei Dank, muss man inzwischen sagen, denn angesichts der beiden genannten und völlig zu Recht weithin populären Vorzeigevertreterinnen ihrer jeweiligen Disziplin denkt man kaum noch daran, dass sowohl Frauenfußball als auch Frauenboxen noch vor gar nicht allzulanger Zeit überhaupt nicht als comme il faut galten. Auf deutsch (oder das, was heute so dafür angesehen wird): als socially acceptable.

Also, wenn das so ist: Was soll dann das Gefasel von der Schönheit bei einem Sportfoto? Ist doch wohl absolut abwertend und überheblich. Kommt doch immer wieder gut, nur den Mainstream zu loben und alles, was da nicht reinpasst, zu verreißen. Das ist echt mal investigativ!

Aber andererseits, das mit der Schönheit. Ist ja wohl eine Geschmacksfrage. Und das ist es seit altersher, auch wenn sich in jedem Zeitalter die Geschmäcker wandeln. Ohne jemand auf die Füße steigen zu wollen, würde ich mal annehmen, dass heute die gepuderten Perücken, die weiß geschminkten Gesichter mit den rot bemalten Backen aus dem 18. Jahrhundert weniger Fans haben als seinerzeit.

Und so ist es eben, dass da im Lauf der Zeit immer wieder andere durchaus extreme Sachen aufkommen: Heute etwa die superdünnen Models, die heute die Modestege bevölkern und für viele Mädchen ein Rollenvorbild darstellen. Und eben die muskulösen Damen, die ihren gestählten Leib mit den breiten Schultern, den starken Armen und den brettharten Bauchmuskeln in Wettkämpfen präsentieren.

Wie gesagt: Jeder Zeit das ihre. Und jedem seinen Geschmack. Sollte man tolerieren. Und damit die Leutchen in München beim Focus das auch kapieren, schreibe ich's groß: TOLERIEREN.

Abschließend noch was zum Thema Schönheit. Die bemisst sich ja unter anderem auch in der Symmetrie des Gesichtsaufbaus und in einem entsprechenden Körperwuchs, oder? Insofern geht es beim Bodybuilding natürlich auch um Schönheit. Denn nicht nur Muskeln allein sind es, die beim BB aufgebaut werden sollen - ein symmetrischer Körperbau ist mindestens ebenso wichtig.

Insofern ist die obige Aussage nach allen Richtungen daneben - weil einerseits intolerant und andererseits sachlich falsch. Wie war das mit den Fakten?

Übrigens: Das Foto von Enrique Castro-Mendivil fand sich auch auf anderen Seiten aus aller Welt. Da aber ohne derart überflüssigen, weil abwertenden Beigeschmack! Und außerdem weniger stark zurechtgeschnitten - das Foto hier ist wohl die komplette Aufnahme.


1 Kommentar:

  1. komplette aufnahme ? da fehlt ja der kopf ! das macht den focus-kommentar noch unsinniger !

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...