Samstag, 25. August 2012

Feminist Figure Girl: Lianne McTavish


Ehe ich nun mit dem eigentlichen Thema dieses Posts beginne, sei mir eine kurze Vorbemerkung gestattet: 

Ich habe das Ding hier vor einigen Jahren gestartet, weil ich als Mann ein Faible für muskulöse Frauen habe. Weil ich die extrem sexy und erotisch finde. Und weil ich gegen den Mainstream anschreibe, der den Muskelmaedels gern den subversiven Verstoß gegen wie auch immer definierte Geschlechterrollen attestiert und daher den Fans von Muskelmaedels sehr gern alle möglichen schlimmen Dinge unterstellt. Weswegen die Muckimaedel-Anhänger (vulgo: Schmoe) ja auch üblicherweise ihr Faible/Spleen/Fetisch anonym ausleben und sich nicht selten damit arg quälen - was ich kenne und wogegen ich anschreibe, weil es etwas mit gesellschaftlicher Intoleranz zu tun hat. 

So. Außerdem hat mich auch jenseits dieser persönlichen Komponente von jeher interessiert: Wie funktioniert das überhaupt sportlich, sei es im Training, sei es im Wettkampf? Was treibt die Muskelmaedels selber an? "Ticken" die anders als andere Frauen? Und dann auch noch, was  da alles an Drumherum stattfindet - zum Beispiel historisch, organisatorisch, publizistisch, künstlerisch, politisch. 

Apropos "politisch" -- damit lande ich beim Thema: Hier haben wir ein Muskelmaedel, das aus explizit feministischen Gründen auf der Bühne steht.

Wobei sich die Dame möglicherweise das Wort "Muskelmaedel" verbitten würde, weil sie darin möglicherweise einen Chauvi-Unterton vermuten würde. Hm. Als Mann habe ich sicher solche Tendenzen, das leugne ich nicht. Ich finde es aber auch nicht schlimm, sondern schlichtweg nur normal. Egal. Jedenfalls hat diese Frau anscheinend nicht den normalen Athletinnenweg hinter sich gebracht, sprich: eine sportliche Karriere betrieben, die sie schließlich ans Eisen geführt hat. Nein, bei Lianne McTavish lief das anders. Dies ist dem Studium diverser Online-Zeitungsartikel zu entnehmen, die wiederum die Basis meines Geschreibsels bilden. 



Nun, bei einem solchen Namen wie Lianne McTavish entstehen bei mir Assoziationen an schottischen Highlands oder auch an die alten Westernfilme von früher, wo die Leute so unwahrscheinlich-wunderbar hießen wie Glyn McLintock, Bret Maverick oder Lucas McCain. Nichts könnte ferner liegen außer, dass Lianne McTavish aus Kanada (und damit einem meiner Traumländer) stammt. Aber sie hat nichts mit dem Kino zu tun, dafür aber sehr viel mit Bildung. Sie ist Professorin für Kunstgeschichte an der Universität von Alberta und zudem eine in der Wolle gefärbte Feministin, die als Lobbyistin vehement für das Reproduktionsrecht der Frau streitet und dafür vielfach öffentlich eingetreten ist.



Okay, irgendwann kam sie auf's Thema Frauenbodybuilding: "Zuerst dachte ich, da würde nichts Feministisches sein an diesem Vorgang, weil es sich darum dreht, eine schmale Taille zu haben und im Spiegel auf den eigenen Arsch zu blicken und sich zu fragen, wie er aussieht, was ich nie zuvor getan habe. Ich dachte: 'Das ist anti-feministisch'."

Als sie sich aber näher mit den Damen aus dem Figure-Bereich befasste, stellte sie fest, dass da mehr dahintersteckt als nur die Aufmerksamkeit der Kampfrichter zu erhaschen: "Es ging um persönliche Herausforderung und Kraft. Und so fragte ich mich, ob ich nicht zu stereotyp über diese Angelegenheit dächte."

So startete sie schließlich selber ihr Training, wohl nicht nur aus politisch-wissenschaftlichem Antrieb heraus. Und begann sich körperlich zu wandeln, immer wieder getrieben von der Frage, was der 100fache Blick in den Spiegel noch mit Feminismus zu tun habe. Aber um das Ziel zu erreichen und festzustellen, wie sich der Prozess der körperlichen Umwandlung (wenn man das mal so nennen will) und das daraus folgende Ergebnis des gestählten Bodys anfühlt, machte sie auch mit einigen fraglos politisch motivierten Angewohnheiten Schluss. 

Als erstes stieg sie von ihrer nahezu lebenslangen vegetarischen Ernährungsweise auf eine stete Zufuhr von Fleisch um. Dann wurde sie immer wieder mit Aspekten konfrontiert, die ihren feministischen Ansichten zuwider zu laufen schienen und ihr das bereitete, was sich auf gut Deutsch als Gewissensbiss beschreiben lässt. In den Artikeln aus Kanada wird das nicht näher erklärt, also vermute ich mal, dass es da um solche Dinge geht wie weibliche Eitelkeit und männliche, vom Äußeren abhängige Aufmerksamkeit und dem Punkt, dass ihr das gefallen hat. Sie stellte aber schließlich fest, dass auch diese inneren Konflikte zu ihrem Dasein als Feministin gehören.

Sie musste sich darauf einlassen, dass mit dem Bodybuilding und der sportlich-wettkämpferischen Bewertung des so Erreichten eine gewisse Vergegenständlichung der eigenen Person einhergeht. "Ich wollte mich konform verhalten, um zu sehen, wie es sich anfühlt. Und ich mochte es."



Und so hat Professor McTavish sich nicht nur einen straffen, schlanken Mucki-Traumbody (klar, ist das eine männliche Sicht - ich leg' auch gern einen Fünfer in die Chauvi-Kasse!) erarbeitet, sondern inzwischen wohl auch schon an Wettkämpfen teilgenommen: Bikini, High Heels, Lockenpracht und Bräunungscreme inklusive.

Aber sie ist dabei ihren feministischen Ideen treu geblieben. Dem Vernehmen nach und dem Studium einiger kanadischer Zeitungsartikel zufolge plant sie ein Buch über ihre Erfahrungen im Bodybuilding-Sektor. Zudem betreibt sie einen Blog namens "Feminist Figure Girl" (guckst du hier). 

Ihre Mitstreiterinnen sehen in ihrem Tun Feminismus der dritten Welle: "Sie erfüllt keins der üblichen Feministinnen-Klischees, die allgemein als schäbig, hässlich, übergewichtig und langweilig gelten, nie Make-up anlegen und keinen Mann abbekommen. Sie attackiert die stereotypen Ansichten, wie eine Feministin zu sein habe und wie sie auszusehen habe."



Wie oben gesagt: Ich habe MEINE eigenen Gründe dafür, warum ich diesen Blog betreibe. Und einer davon ist der, dass ich immer wieder davon überrascht werde,was da für Geschichten hinter den Damen mit den auf mich erregend wirkenden Muskelkörpern stecken. Und dass eben auch diese Frauen ihr eigenes Päckchen zu tragen haben und ihr eigenes Schicksal und ihre eigenen Ansichten haben. 

Die mögen nun völlig konträr zu meinen sein - aber das muss ich natürlich hinnehmen (wie immer im demokratischen Pluralismus genau so weit, wie mit diesen Ansichten keine Gefahr für Leib und Leben anderer einhergeht. Also: Bei radikalem, gewaltbereitem Extremismus jeder Couleur ziehe ich die Trennlinie.) Also muss ich auch den Feminismus mit seinen mir weithin suspekten und nicht immer verständlichen Auswüchsen hinnehmen. Und das völlig zu Recht. Wie sonst will ich denn vom Rest der Welt Toleranz für meine Ansichten und Meinungen verlangen? 

Etwas Subversion muss aber sein, ich kann nicht anders (konnte ich noch nie)  --- in dem Fall ist es die Schriftfarbe dieses Postings ...   

      

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...