Donnerstag, 12. Februar 2009

Steve Wennerstrom + der Zustand des FBB

Wie schlecht geht’s dem Frauen-Bodybuilding? Klingt gewagt, diese These, aber es hat seinen Grund, wenn ich das hinschreibe. Denn zu den Leuten, die das FBB überhaupt einmal etabliert haben, gehört auch der Journalist Steve Wennerstrom. Und dessen aktuelle Lebensphase spiegelt hübsch hässlich wieder, wie es um diese Szene bestellt ist.

Steve who?

Na denn. Dann sei das mal für die Internet-Generation erklärt. Steve Wennerstrom ist der Mann mit dem schwarzen Cowboyhut, der einem in jedem (zum Teil geschliffen geschriebenen und mitunter richtig kämpferischen) Geleitwort von »Womens Physique World“ in schwarz-weiß entgegengeguckt hat. Der Mann, dessen publizistischer Arbeit das moderne FBB einen Gutteil seines Bekanntheitsgrades verdankt. Er war es, der serin Blatt vom Beginn an für die Hardcore-Maedels geöffnet hat; er war es, der als erster ohne Rücksicht auf die Farbe ihrer Haut und ihre extreme (und dabei super-symmetrische) Muskulatur Lenda Murray aufs Titelbild gesetzt und ihr auch gleich die legendäre Back Page seines Magazins gewidmet hat.

Steve Wennerstrom ist der offizielle Historiker des Frauen-Bodybuildings, zusammen mit dem Wissenschaftler Al Thomas (ebenfalls ein erklärter Fan weiblicher Muskeln) hat er auch das Buch »The Female Physique Athlete« geschrieben. Das ist die erste Chronik des FBB überhaupt, sie umspannt die Jahre von 1977 bis 1983, hat reichlich (z.T. tolle) Fotos und bietet auch was zu lesen.

Unter den Muskelmaedels gilt er auch als der Mann, der sich immer für die richtig starken Weiber eingesetzt hat, der sie immer gefördert hat. »Sein Herz hatte keine Boden«, schrieb eine Bodybuilderin und meinte, dass sich Wennerstrom stets für sie alle verwendet hat.

So. Zurück zu meiner eingangs geäußerten These. An SW zeigt sich nämlich, dass es da schief liegt. Denn seine von ihm betreute Zeitschrift WPW ist seit Jahren platt; Fotos werden im Web verwertet – wer da was daran und wie viel verdient, weiß ich nicht. Kann sein, dass es jemand anderes als SW ist, kann sein, dass es nur wenig abwirft. Jedenfalls lebte unser FBB-Pionier nun in den letzten Jahren von einer Kolumne in der Zeitschrift »Muscular Development«. Die aber hat man nun gekippt.

Warum? Immer mehr BB-Zeitschriften haben die extremen Muckimaedels aus ihren Seiten ins Abseits gehievt. Wieder warum? Tja, passt nicht in den »Gender Mainstream«, wie das in USAmerika heißt. Und dann das Doping. Alles vordergründige Argumente: Auch extreme Masseathleten männlichen Geschlechts sind für den Joe oder Jim Normaluser nichts als irre Freaks. Und Doping – nun, was Männern recht ist, ist für Frauen nicht billig, oder was? Jedenfalls ist die ganze Diskussion verlogen. Hinzu kommt noch die ominöse 20 Prozent-Regel (oder so) von vor einigen Jahren, die Frauen-Wettkämpferinnen um eben diese Prozent-Zahl in der Masse (der jeder einzelnen FBB) reduziert sehen möchte.

Dass man sich so einen kompletten Teil des Kundenkreises verprellt, nimmt man wohl hin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein an Infos aus der Hardcore-Szene interessierter Leser ein zirka 150 Seiten dickes Heft nun nicht kauft, weil da 20 Seiten FBB drin sind. Den Leserteil gewinnt man nicht, wenn man die Frauen kickt und nur noch T & A zeigt – den hat man verloren. Aber: Die Entscheidung der Kollegen und ihrer Herausgeber.


Jedenfalls scheint Wennerstrom so sein derzeitiges Einkommen verloren zu haben: Keine Kolumne, keine Kohle – so simpel ist das. Und das mit einer bettlägerigen, dementen Mutter von um die 90 Jahren, um die er sich kümmern muss. Jedoch haben einige FBB schon zur Selbsthilfe gegriffen und Spendenfonds gegründet. Auf einen oder zwei sei verlinkt (in der Hoffnung, dass das alles kein Hoax ist ...).

Hier die Adresse des Fonds:

The Steve Wennerstrom Fund at Bank of Oklahoma Attn: Tellers 9520 North May Ave. OKC, OK 73120

Stellt sich auch die Frage, ob sich hierzulande nicht jemand findet, der SW vielleicht einen Job geben könnte, als Kolumnist oder als Fotograf vielleicht. Jedenfalls zeigt es: Die Muckimaedels haben Steve Wennerstrom nicht vergessen – die Offiziellen in den Verbänden und Magazinen wohl schon. »Wird nicht mehr gebraucht«, so klingt das in meinen Ohren. Warum nicht? »Er ist der Mentor des FBB --- und wer braucht das? Wer will das?«

Okay, der Dialog ist erfunden. Aber die Message erklingt doch wohl klar und laut, deutlicher geht’s ja wohl kaum.

P.S.: Die Bilder stammen aus den Weiten des Web, waren nicht gekennzeichnet und tauchen zT mehrfach auf. Daher habe ich mir's erlaubt, die zu nutzen. Ist ja für einen guten Zweck. Wenn da wer Probleme damit sieht: Bitte melden! Danke.

1 Kommentar:

  1. Anonym17/2/09

    SW ist unzweifelhaft DER freund und förderer des FBB. Die Zusammenfassung seines Wirkens ist ziemlich genau.

    Doch muss man Wennerstrom und seiner Womens Physique World schon vorwerfen, die Umstellung in die Internetzeit verschlafen zu haben... seine Website war nie sonderlich knackig und seine Fotos ohnehin immer sehr bieder und wenig experimentierfreudig. motto... wer nicht mit der zeit geht, geht mit der zeit...

    Aber es ist natürlich schon super, dass die BB-Frauen nun für ihn sammeln!

    AntwortenLöschen

--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...