Sonntag, 5. Juni 2011

Tracy Trask - Muskelschurkin im Comic

Comics, namentlich die mit den Superhelden, sind bei Licht betrachtet oft nichts als eine grotesk übersteigerte Reaktion auf den Alltag. Ist auch logisch, woher sonst nimmt die Phantasie ihre Anregung? In diesem Falle heißt das: Es geht um ein Muskelmaedel im Comic. Der Name der Guten, äh, der Bösen: Tracy Trask (ein Hoch der Alliteration).

Und sie ist die Superheldencomic-Reflektion auf das Bodybuilding im richtigen Leben: Tracy Trask verdankt ihre Muskeln nämlich einem Titan-Serum (im richtigen Leben hieße das: Sie hat gedopt). Das lässt nicht nur ihre Muckis explodieren, sondern verhilft ihr auch dazu, dass sie sich zusammen mit ihrem chemisch ähnlich bemuskelten Bruder und gesteuert von einem geheimnisvollen Mann im Hintergrund den Weg zur Gewaltherrschaft einschlägt...

Soweit, so gut - aber es ist mal wieder typisch: Dicke Muckis bei Frauen heißt im amerikanischen Comic-Wesen eigentlich immer, dass da etwas schiefgelaufen ist. Sprich: Diese Maedels sind böse. Vor allem dann, wenn es sich da um eine Nebenfigur in einem Superheldencomic handelt. Denn die darf ja nur dann mehr Muckis als der stattliche Hauptheld aufweisen, wenn sie erstens böse und/oder zweitens absehbar vom Zeichner und vom Verfasser zum Tod verurteilt worden ist. 

(Auf She-Hulk und Powergirl passt all das nicht - das sind die Chefinnen in ihrem eigenen "Universum". So heißt die jeweils dargestellte Phantasiewelt im Superheldencomic-Bereich ganz unbescheiden. Daher sind die Muckis vor allem der grünen Dame logischerweise auch keine Ausnahme der gerade genannten Regel.)

Tracy Trask ist eine Figur aus dem Batman-Universum. Sie ist (wie ihr Bruder Terry) als durchgeknallte Punkerin mit Irokesen-Schnitt angelegt. Also als etwas, das dem durchschnittlichen Mittelklasse-Amerikaner als moralisch verwerflich, da nicht mainstream und ergo als böse gilt. Deswegen sieht man es auch in den Comics vergleichsweise selten positiv sieht (und das, obwohl die Punk-Bewegung inzwischen auch schon gut 35 Jahre alt ist und viele ihrer ursprünglichen Vertreter längst alte Leute sind).

Die Figur der Tracy Trask entstammt einer aktuellen Gemengelage von PC-Spiel und Comic; es geht um das, was nach Batmans bislang letzten Kampf gegen den Joker geschah. Und um die merkwürdigen Pläne, aus Arkham Asylum Arkham City zu machen. Nicht ganz ohne, wie die Batman-Fans wissen. Denn in diesem abgeschotteten Slum ist ja laut Handlungsführung aller krimineller Psychopathen-Abschaum von Batmans Welt zusammengefasst. In einer Art Superknast also. Veranlasst hat das niemand Geringeres als der Bürgermeister von Batmans Heimatgemeinde Gotham City - und natürlich im Knast prompt den Bock zum Gärtner gemacht ...

Auch das ist wieder ein übersteigerter Reflex aufs wirkliche Leben.  Nämlich die überfüllten Gefängnisse der USA. Und in den zum PC-Spiel gehörenden, gedruckten Comics geht es um das, was danach folgt. (So habe ich das zumindest verstanden. Wer's genauer weiß: Gern, die Kommentarfunktion ist aktiviert.)

Zeichner des Ganzen ist Carlos D'anda, der Autor heißt Paul Dini (nicht gerade ein Unbekannter). Gedruckt gibt es das Comic hierzulande wohl noch nicht, wohl aber in den USA. Jedoch soll es später als Teil der Sammler-Version des Spiels zu erhalten sein. Auch erhält man das wohl schon online und als DC-Comics-App (doch, das gibt es) für die diversen Geräte mit dem kleinen "i" in der Modellbezeichnung.  

Jedenfalls fällt da Frau Trask und ihrem Bruder das entsprechende muskelsteigernde und noch böser machende Serum in die Finger. Mit den unausweichlichen Folgen: So präsentiert sich die Figur alsbald mit mächtigen Muskeln und im knappen Leibchen und so richtig fies-sexy. Aber im Lauf der Story scheint, das lassen die beigefügten Ausschnitte vermuten,  die Muskulatur wohl ins Groteske zu wachsen. Eben wegen des unheilvollen Serums, so die mir bekannten Infos. Wieder der Blick auf die Vorlage des wirklichen Lebens: Das ist sozusagen die Comic-Variante dessen, was man in BB-Kreisen als "steroid-rage" kennt ...

Unser Fledermaus-Held bekommt mit Tracy Trask und ihrem Bruder Terry alle Hände voll zu tun. Und mit der geheimnisvollen Figur eines Doktor im Hintergrund --- Doktor Mabuse lässt grüßen.

Wie gesagt: Tracy Trasks Lebensdauer ist allem Dafürhalten nach begrenzt. Nun ja, solche Schurken haben es in diesem Gegenentwurf zu der wirklichen Welt vielleicht auch nicht anders verdient. Und Batman-Fans wollen schließlich, dass ihr Held mit dem Spitzohrcape die Welt vor dem Bösen bewahrt. Das ist ja auch gut so, weil es immer noch eine klare moralische Botschaft hat. Derzufolge hat das Böse dem Guten zu unterliegen. Natürlich bedeutet das dauerhafte Auseinandersetzung (die aber im wirklichen Leben mehr psychisch als derart physisch wie in der Welt der Tusche-Zeichnungen und der Kolorierung per Bildbearbeitungsprogramm sein dürfte. Aber ich schweife ab).

Bleibt nur ein Wunsch: Es wäre eigentlich an der Zeit, mal eine positive Muskelmaedelfigur in einem mainstreammäßigen Superhelden-Comic einzuführen. Aber: Habe ich das nicht schon mal geagt? Und ob ich das noch erleben darf?       

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...