In den vergangenen Wochen und Monaten kamen mehrfach Mails an, aus deren Inhalt sich die eingangs stehende Frage „destillieren“ lässt. Zum einen fragten die Schreiber sich und auch mich, wieso es diesen Fetisch beim FBB (und anderen kraft- und muskelwachstumsförderlichen Sachen) gibt und nicht in anderen Sportarten, in denen die Frauen tätig sind. Zum anderen: Uübersehbar ist da bei so manchem die Verzweiflung darüber, diese Art von Trieb/Neigung/Fetisch/Spleen/Tick zu haben.
Zuerst einmal etwas Etymologie, also Wortgeschichte:
„Schmoe“ = das ist der FBB-szeneübliche Begriff für all die Kerle, die sexuell auf sichtlich muskulöse Frauen stehen, am besten solche, die ihnen körperlich überlegen sind. Damit ist auch klar, warum es vor allem das FBB betrifft: Es geht ja den hier tätigen Maedels explizit darum, die eigenen Muskeln auszubilden und sie - sofern Wettkämpferin - auch zur Schau zu stellen. Bei anderen Sportarten stehen die Muckis quasi im Dienst der Sache (etwa dem Kicken, Boxen, Hürdenlaufen ...), beim BB sind sie das, um das es geht. Daher zieht das auch Leute wie uns an, die derlei bewundern.
Der Begriff „Schmoe“ stammt aus dem durchs amerikanische Englisch gefärbten Jiddischen. Er ist eine Ableitung von „Schmock“ und heißt so viel wie „Depp“ oder „Blödmann“. Als Bezeichnung für die erklärten Muskelmaedel-Liebhaber setzte sich das zirka vor fünfundzwanzig Jahren durch. Seine neue, zusätzliche Bedeutung bekam „Schmoe“ von Teresa Jean Bell alias „Pillow“ aus Alaska. Sie war in den 1980er Jahren als Weltklasse-Bodybuilderin berühmt und zudem als Varieté-Stripperin im Stil der 1950er Jahre tätig – doch, echt! Anderen Quellen zufolge soll Kay Baxter, ein anderes legendäres Muskelmaedel (1988 infolge eines Unfalls verstorben), den Begriff erstmals in der für uns relevanten Weise angewendet haben. Sprich: Mit Blick auf und als Sammelbegriff für die schüchtern-schwächlichen und nervig-notgeilen Frauenmucki-Fans ...
Also: Pervers, oder was: Warum ist man ein Schmoe? Ich maße mir mal eine Antwort auf die Frage an. Gegliedert in zwei Teile. Einen eher gesellschaftlichen und einen eher psychologischen. Das soziale zuerst.
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1) „Pervers, oder was?“
Dazu von mir als erstes dies: Es ist absolut nichts Schlechtes, Verwerfliches oder Verächtliches, wenn ein Mann Frauen mit richtig stark ausgeprägten Muskeln mag. Ja und? Am besten einfach genießen – Himmelherrgott, die von vielen hier vermutete Ächtung hat doch nur etwas mit gesellschaftlichen Konventionen zu tun. Bei genauem Hinsehen zeigt sich der Grund dafür, warum das viele Männer nicht öffentlich zugeben: Sie haben schlicht und einfach Angst, dass man sie beim Verstoß gegen diese gesellschaftlichen Regeln erwischt. Die Angst lässt sich in den Anwurf zusammenfassen: „Du bist ja wohl pervers“ und eine damit verbundenes, eventuelles Absinken in der Achtung der anderen.
Ich würde lügen, würde ich sage, dass ich das Gefühl nicht kenne.
Aber noch mal: Ja und? Diese ganz enge Art der Begriffsdeutung des Wortes pervers (auch: deviant) stammt ursprünglich wohl aus der Vergangenheit des Wilhelminismus und soll auch da bleiben. Verkürzt gesagt: Demgemäß wich alles von der Norm ab, was nicht zur Missionarsstellung und zum Arterhalt passte. Prostitution war mancherorts verboten und auf bestimmte Ecken beschränkt; Homosexualität und andere sexuelle Praktiken (zwischen eigenverantwortlichen Erwachsenen, ich rede absolut von nichts anderem) waren strafbar – nichts da mit „Ich bin schwul, und das ist auch gut so...“
Toleranz und Akzeptanz sehen anders aus.
Heute haben wir uns wenigstens in Mitteleuropa gesellschaftlich darauf verständigt: Das, was hinter der Tür zwischen Erwachsenen in gegenseitigem Einvernehmen vorgeht, ohne dass jemand Schaden nimmt, das geht niemanden etwas an. Mehrere Ehen/Beziehungen im Laufe eines Lebens sind doch völlig normal; die Soziologen haben für die daraus ergebenden Folgen den Begriff „Patchwork-Familie“ geprägt. Wir haben offen homosexuelle Politiker und sonstige Prominente. Und ganz aktuell schaut Deutschland wie der Rest der Welt einigen höchst sportiven jungen Damen beim Kicken zu, von denen manche (auch oder ganz) gleichgeschlechtliche Neigungen haben.
Darf ich etwas Negatives sagen, wenn jemand wie ein Satyr herumpoppt, seine Partnerinnen wie das sprichwörtliche Hemd wechselt oder zum x-ten Mal heiratet?
Nein, natürlich nicht!
Zum Andersrum-Sein?
Wieder entschieden: Nein!
Schmälert das Bi-Sein Leistung, Ansehen oder Vorbildcharakter zum Beispiel einer Nadine Angerer?
Nein, natürlich und selbstverständlich nicht im mindesten. Die Frau ist eine nachgerade brillante Torhüterin, hat eine makellose sportliche Karriere absolviert und ist zudem ein mir sympathischer Paradiesvogel mit viel Sinn für skurrilen Humor und Selbstironie.
Ich darf mich auch nicht (vollkommen zu Recht!) einmischen, wenn jemand eine schwule Beziehung lebt, stets in Seidenbettwäsche Sex haben will, als Frau vorzugsweise auf behaarte Südländer steht, als Mann nur dicke Frauen mag oder solche aus Zentralafrika, weil er auf die dunkle Haut abfährt (das beschreibt so ungefähr das, was ich im weiteren Umfeld alles schon an individuellen Vorlieben mitbekommen habe, unter anderem).
Diese tolerante Einstufung sexueller Ausprägungen ist doch inzwischen in Mitteleuropa gesellschaftlicher Konsens!
Wenn das so ist, dann gilt folglich auch: Warum soll mir irgendjemand etwas anhaben dürfen, wenn ich Muskelmaedels mag?
Die Antwort ist klar: Dürfen tut’s niemand, passieren tut’s doch. Weil es überall – hier passt das deftige Wort – Arschlöcher gibt. Die machen sich in ihrem kleinen intoleranten Geist einen Spaß daraus, diese Neigung als Schwäche auszulegen, hintenrum die Betroffenen schlecht zu machen und ihnen nur allzuoft wahrheitsverzerrend bestimmte Dinge wie „schwule Tendenz“ oder „wohl ein Weichei“ zu unterstellen.
Hier hilft nur eins, wenn es zum Schwur kommt: Selbstbewusst und offensiv dazu stehen. Und auch dem intriganten Gegenüber klar machen: „Das geht dich nichts an, wie mich auch dein Sexualleben nichts angeht.“ Und es gilt die Ansage: „Wenn du mich magst, dann mit allen meinen Facetten. Mich gibt es nur ganz oder gar nicht.“
Denn Sexuelles ist in den meisten Fällen Gott sei Dank privat, auch wenn altersgeile Lustgreise wie Signore Bunga-Bunga und Mister Playboy das anders sehen. Ihre Sache. Abgesehen davon: Ein bisschen neidisch bin ich irgendwie schon.
Aber im übrigen möchte ich eigentlich nicht im Detail wissen, mit was sich meine Bekannten vergnügen und was sie so inspiriert. Wenn ich’s erfahre: okay. Wenn nicht, auch gut. Und wenn man Computerfachleuten glauben darf, wenn man das entsprechende Angebot im Web hinzunimmt: Das sexuelle Tun beschränkt sich eben nicht nur auf den Verkehr als solchen. Wer das sagt, der lügt oder hat keine Ahnung.
Die zunehmende gesellschaftliche Toleranz in diesen Dingen speist sich auch aus der Erkenntnis, dass zum normalen Sex vielerlei gehört und viele da ihre eigene Art haben. Und eben auch ihren Fetisch.
Es ist doch wohl ein himmelweiter Unterschied zwischen folgenden zwei Dingen. Zum einen solche für den Rest des Umfeldes völlig harmlose, wenn auch von der angeblichen Norm etwas wegtendierende Neigungen in einem ansonsten selbstbeherrscht geführten Leben. Und zum anderen ein ganz und gar nicht harmloses Dasein als schändender oder gar mörderischer Triebtäter! (Ich habe auch Kinder in meinem Umfeld und möchte nicht darüber nachdenken, was ich mit dem täte, der ihnen was täte!) Wer diesen Unterschied nicht rafft und einen deshalb herabsetzt, dem würde ich die Freundschaft aufkündigen.
Also: Bangemachen gilt nicht – aber Diskretion schadet auch nicht. Ich denke, wer so verfährt, sollte einigermaßen damit klarkommen, ein Schmoe zu sein. Eigentlich ja nicht viel anders als sonst auch, oder?
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2. „Warum ist man ein Schmoe?“
Die Antwort darauf ist die, die bei allen Menschen gleich ist: Irgendwann im (meist ganz frühen) Leben gibt es entsprechende Prägungen. Die reagieren sozusagen mit dem, was man bei der Zeugung mitbekommen hat. Zuerst wirkt sich dieses Aufeinandertreffen von äußeren Einflüssen auf die Veranlagung wohl nur psychisch aus. In der Pubertät kommt dann der Effekt auf die Sexualität hinzu.
Noch einmal: Dies beschreibt – in sehr vereinfachter Form – das für alle Menschen identische Grundprinzip, wie sie zu ihrer sexuellen Ausrichtung kommen, auch wenn sie Teile davon erst sehr viel später ausleben sollten.
Hat man das Prinzip kapiert, weiß man eigentlich auch, warum man ein Schmoe geworden ist:
- Es gibt eine bestimmte Grundveranlagung.
- Es fanden entsprechende Prägungen statt.
Welche Prägung, wie und wann? Wenn es anderen Betroffenen so geht wie mir, dann dürften sie über diese Frage noch und nöcher nachgegrübelt, ja, sich regelrecht das Hirn zermartert haben. Und dies, ohne die alles entscheidende, erklärend-erlösende Antwort zu finden.
Warum ist das so? Ganz einfach: Die meisten dieser entscheidenden Grundprägungen finden zu einem Zeitpunkt statt, an dem wir als Kinder noch gar nicht um deren Bedeutung wissen und uns das daher auch überhaupt nicht bewusst merken. Aber das Unterbewusstsein registriert das sehr wohl. Es kommt meiner Meinung noch hinzu: Das sind meistens keine singulären Ereignisse oder Erlebnisse. Solche Prägungen erfordern über längere Zeit ein entsprechendes Klima.
Von und für Schmoes immer wieder gern genommen, weil so schön offensichtlich: Dominante Mütter respektive sonstige in dieser frühen Phasen prägende Frauenspersonen. Neben Großmüttern, Tanten oder älteren Schwestern etwa die herrische Kindergärtnerin, die kräftig-rabaukige Nachbarstochter oder irgendeine andere ältere und/oder körperlich und/oder geistig überlegene Frau, die einem kleinen Jungen Respekt/Angst einflößt.
Isses das?
Die Antwort reicht je nach Fall von „nö“ über „vielleicht“ bis „ganz sicher“. Wie gesagt: Es hängt auch von der eigenen Veranlagung (Disposition) ab. Der eine reagiert auf solche frühkindlichen Lebensbedingungen so, der nächste auf dasselbe anders.
Und: Es muss ja auch nicht etwas sein, das man selber erfahren hat. Es kann ja auch etwas sein, das man in der Altersphase bei anderen beobachtet oder sonst wie mitbekommen hat: Viel Spaß beim Nachgrübeln aber auch.
Egal wie: In dieser allerersten Phase wird nur die Basis für unser Faible gelegt – also noch nicht die konkrete Neigung für muskulöse Frauen oder die Vorliebe für körperlich normale, aber herrische Frauen oder die Vorliebe für Sado-Maso und was es sonst alles noch gibt. Solche konkreten Neigungen brauchen meinem Dafürhalten erstens und unabdingbar diese Grunddisposition aus zumeist unbewusster Prägung und individueller Veranlagung. Das ist die erste Phase.
In der zweiten, vielleicht auch noch in mehreren weiteren Phasen erfährt man dann einen oder mehrere entsprechende Reize – in unserem Fall das Faible für Muskelmaedels. Und mit Einsetzen von Phase zwei weiß man zumeist auch, dass da etwas für die eigene Neigung Entscheidendes passiert. Daran erinnert man sich meistens auch später noch.
Der Ablauf dieser Phase ist in meinem Fall ganz klar: Ich war ein schwächliches Kind, der beginnende Aufbau und die Steigerung der Körperkraft kam bei mir erst am Übergang vom Teenager zum Twen (sagt man das heute noch?). Ich weiß, dass ich schon mit sieben, acht Jahren von kraftvollen Frauen phantasierte, mir aber auch immer wünschte, selber stark zu sein. Zu Beginn der Pubertät habe ich kurz davon fantasiert, wie es wäre, ein richtig muskulöser Kerl, ein Superheld zu sein, und mich in solche Figuren hinein fantasiert, auch sexuell, das machte mich an: die Erregung, geboren aus dem Wunschbild, auch so aussehen zu wollen. Hat schon was Narzisstisches, das weiß ich. Dieser Teil von Phase 2 hat mich auch lange ganz arg in meinem Selbstverständnis als (werdender) Mann beschämt.
Dann kam bei mir in meinem Denken immer mehr zum Tragen, dass sich doch Frauen mit schönen Beinen, Brüsten und Popos für solche Phantasien (und natürlich auch für bestimmte praktische Tätigkeiten, so von Mensch zu Mensch) viel, viel, viel besser eignen. Vor allem mit kurzen und/oder engen Röcken, tiefe Dekolletees und hohen, engen Stiefeln… Parallel dazu begannen meine sexuellen Phantasien auch um körperlich starke Frauen zu kreisen – das Wort „auch“ ist hier ganz wichtig.
Solche kraftvollen Frauen tauchten allenfalls in den Comics mit Superheldinnen auf und mit Figuren wie „Emma Peel“ auch mal im TV. Doch sah man die stets in klassisch weiblicher Form. Also ohne, dass ihr Äußeres auf ihre Fähigkeiten hingewiesen hätte. Richtig ausgeprägte Muskeln bei Frauen, das galt in meinem Umfeld als biologisch unmöglich. Allenfalls in den Underground-Geschichten von Robert Crumb gab es Hinweise auf solche Wesen. Aber das waren ja nur Comics, nicht wahr?
Dann kamen die ersten Fotos von Bodybuilderinnen. Ab dem Moment hing ich, mal als Angler gesprochen, am Haken. Das war mir anfangs natürlich auch nicht recht: „Wieso habe ausgerechnet ich solche Vorlieben?“ Und mit Blick auf die ein oder andere Flamme: „Was ist, wenn sie davon erfährt, dass ich Frauen mit solchen Supermuckis anbete?“
Heute sehe ich’s so: „Wieso denn nicht?“ Denn es macht bei allem damit verbundenen seelischen Driss eben auch Spaß. Manchmal sogar ganz viel! Und den gedenke ich damit noch zu haben, solange es mir als mittelaltem Menschen noch irgendwie möglich ist.
Das ist das, was ich jedem anderen Schmoe auch empfehle. Dies als meine Antwort auf die „große Frage“ – zumindest auf diejenige in unserem vergleichsweise kleinen Fall. Denn wie uns der Prophet Douglas Adams mitgeteilt hat, lautet die Antwort auf die wirklich und tatsächlich ganz große Frage ja bekanntermaßen: --- „42“ …
Wow, danke für Deinen ausführlichen Bericht. Genaus die Frage, woher kommt meine Neingung, beschäftigt mich schon seit Jahren. Die eine oder andere Idee habe ich von verschiedenen Seiten bekommen, hat mit bisher nicht so wirklich weiter geholfen. Deine Ausführung hat nun neue Aspekte aufgworfen, über die ich mal grübeln werde.
AntwortenLöschenEbenso kenne ich das Gefühl, gegen die Wellen zu kämpfen, wenn man offen über seine Vorliebe zu muskulösen Damen redet. Frauenquoten sind in den Firmen zumindest schon mal angekommen. Vielleicht kann man in nicht allzu ferner Zukunft offener über unsere Vorliebe sprechen.
Peter
Von einer Prostituierten, mit der ich (natürlich nur) beruflich zu tun hatte - in meinem Beruf, nicht in ihrem :o) - erfuhr ich einmal, dass die Dienste von Dominas mehrheitlich von Männern gewünscht werden, die in ihrem Leben beruflich "ziemlich weit oben" stehen, denen sich im Job niemand zu widersprechen getraut und welche sich bei diesen lederbekleideten Damen auch einmal "klein", "unterlegen" und "ausgeliefert" fühlen möchten.
AntwortenLöschenUnd was meine amateurpsychologische Selbstbeurteilung bezüglich meiner Vorliebe für muskulöse und überdurchschnittlich kräftige Damen betrifft, so führte mich diese zu der Schlussfolgerung, dass ich, von Kindheit an immer schon schwerer als der Durchschnitt, mich bei solchen Muskelmädels endlich einmal "schlank" und "leichtgewichtig" fühlen kann, denn was ich an Gewicht zuviel habe, das macht sie mit ihrer größeren Kraft mehr als wett.