Dienstag, 24. Dezember 2013

Wenn Wünsche wahr werden würden ...


Weihnachten --- wenn es denn wenigstens einmal so wäre, wie ich mir das so im Tagtraum durchaus anzüglich vorstelle: 

Ich im Superduper-Apartment, alles tipptopp und picobello: Weit oben im Monster-Hochhaus, drei Schichten Perser auf dem Boden, eine Großfamilien-Couch mit weißem Lederbezug, ein Wasserbett in Hubschrauberlandeplatz-Format, eine Tafel wie in Schloss Camelot und an der Wand jede Menge Gemälde, von denen nur Kunstkenner wissen, wie man sie richtig herum aufhängt. Das Dojo aufgeräumt, die Hanteln in Reih und Glied, die Sportmatten sauber. Bar und Küche perfekt vorbereitet und reichlich bestückt. Den Champagner gekühlt, den Wein dekantiert, das Brot gewärmt, den Salat geschnitten neben dem Dressing, den Hummer neben dem kochenden Wasser. Das Licht ebenso gedämpft wie die Musik, den Leib gebadet, gesalbt und geölt --- und dann klopft es. Zuerst an der Tür, dann in meiner Brust...

Ich öffne.
Draußen steht - sie.

Auf den ersten Blick unauffällig: Die blonden Haare bedeckt von einer Art Baskenmütze, über der Schulter einen olivfarbenen Seesack, den Oberkörper bis zu den Knöcheln hinab in einem eher weiten, beigefarbenen Trenchcoat, dessen Gürtel auf Nabelhöhe leger zusammengeknotet ist. An den Füßen hochhackige, dunkle Stiefel, deren Schäfte unter dem Mantelsaum verschwinden - eine Anmutung fast schon wie bei einer französischen Resistance-Kämpferin.

Sie schaut mich an und lächelt. Kein schönes Gesicht, aber ein äußerst attraktives: gebräunt, leichte Lachfältchen, mit extrem selbstbewussten, gletscherblauen Augen und schmalem Mund mit weißen Zähnen, von denen zwei schief stehen - mir gefällt das.

Aber Kraft? Muskeln?
Sie reicht mir bis zum Kinn.
Und wirkt eher zierlich in dem lässigen Mantel.

Sie scheint mein Zögern zu spüren und beschließt, mich sofort zu überzeugen. Mittels ihres Händedrucks - sie lässt mich höflicherweise nicht in höchsten Diskant-Tönen aufjaulen, demonstriert mir aber, dass ihre Hände wie stählerne Krallen zupacken können. Und lächelt durchaus leicht fies, während meine Handknöchel schmerzhaft aneinanderreiben und es durch mein Gesicht zuckt.

Ich bitte sie herein, schließe hinter ihr die Tür. Ohne viel Umstände legt sie ab - und mir bleibt die Luft weg: Unter dem Mantel trägt sie glänzende  Lederstiefel, deren Schäfte die imposanten Ausmaße ihrer Schenkel und Waden noch betonen und deren obere Säume fast bis an den Schritt reichen. Am kraftvollen Leib dann ein schwarzes Trikot - tief ausgeschnitten, arm- sowie schulterfrei und hinten herum bis auf einen String ebenfalls offen. 

Sie hat die am besten ausgebildeten Muskeln, die ich je bei einer Frau gesehen habe. 

Unter der Haut spielen harte und härteste Muskelstränge, hier und da von einem Geflecht blauer Venen überzogen. An diesem Körper gibt es nichts als kurvenreiche Festigkeit, selbst ihre kleinen, aber prallen Brüste wirken straff. Und fraglos ist sie sehr, sehr stark. Davon künden allein schon ihre Bizeps! Bereits bei entspannt hängenden Armen sind die unübersehbar, so groß wie ein Ciabatta-Brötchen ...wie werden die wohl aussehen, wenn sie flext? Und was kann sie mit mir machen?

Ich schlucke.
Sie lächelt.

Dann fängt sie an zu posen. Spreizt den Rücken, lässt die Oberschenkelmuskeln regelrecht zur Seite und wieder nach vorn springen, presst ihre Abdominals zu flachen, gitterförmig  gegliederten Skulpturen, wölbt ihre Brustmuskeln und damit ihre Brüste so, dass ihre Nippel unter dem Stoff schräg nach oben zur Decke zeigen. Und dann schwellen beim Anheben und Beugen ihrer Arme die Bizeps, türmen sich regelrecht in die Höhe, wachsen nach vorn und zeigen mit zunehmender Spannung eine klare Unterteilung.

Wieder schlucke ich.
Wieder lächelt sie.
Kommt ganz nah an mich heran, fasst mich unter den Achseln, hebt mich hoch und fragt mit leiser Kleinmädchenstimme und unschuldigem Blick zu mir nach oben: "Ein Schlückchen zu trinken wäre jetzt toll, auch etwas zu essen wäre herrlich. Das würde uns beide stärken, oder?"

Ich nicke. 
Sie setzt mich ab.
Ich serviere den Champagner.
Dann bereite ich das Essen zu, senke den Hummer in sein brodelnd-heißes Grab, mache den Salat an, schneide Zitronen und Weißbrot, lasse die Butter aus, serviere schließlich.
Wir essen, trinken und erzählen.
Stellen fest, dass wir uns mögen.
Schätzen diesselben Sachen, lieben diesselben Filme, lachen an denselben Stellen ...

Schließlich steht sie auf. 
Stellt sich vor mich, breitbeinig: "Na, du kannst es doch kaum noch erwarten, oder?"
Eine Hand an der Hüfte, packt ihre andere den Kleidungsstoff unter meiner Kehle und zieht mich daran nach oben - ihr Bizeps schwillt erneut, eine dicke Vene zeigt sich unter der braunen Haut.

Ich rucke nach oben, fliege förmlich gegen sie - und kann so natürlich nicht vermeiden, dass sie warm und hart und pochend spürt, was mir die ganze Zeit schon fast schmerzhaft zu schaffen macht.

Sie lacht wieder.

Und dirigiert mich zu der Spielwiese von Wasserbett, die in der Mitte des Apartments steht.

Hebt mich hoch -- h-e-b-t-m-i-c-h-h-o-ch! Wie nichts macht sie das, pflanzt mir einen heißen, tiefen, feuchten Kuss auf, lässt mich aufs Bett fallen, hüpft auf mich drauf, demonstriert mir ihre absolute Überlegenheit, dominiert mich ganz nach ihrem Willen. Nimmt mich in die Beinschere, schlingt ihre Waden um meinen Hals, führt mir beim Armdrücken vor, was für ein Schwächling ich bin, macht abschätzige Bemerkungen über meine Kraft und überhaupt meine Eigenschaften als Kerl und fixiert meine Handgelenke mit einer Hand, während sie mich mit der anderen neckt und knetet und bremst und wieder neckt und knetet und bremst und überhaupt tut, was sie will ...

Tja, und dann?

Packe ich mein Geschenk endlich ganz aus. Bewundere es, befühle es, erkunde es. Küsse ihre Füße und Zehen, die noch leicht nach Leder riechen und nach Schweiß. Massiere und öle alles langsam und gründlich ein. Sie setzt sich rittlings so auf mich, dass ich ihre unglaublich festen, perfekt gerundeten Pobacken direkt vor meiner Nase und meinen Augen habe und ich sie hingebungsvoll streicheln und küssen darf, ehe sie ihre Rückenmuskeln spannt und ihre Bizeps- und Schultermuskeln schwellen und sie von meinen Fingern liebkosen lässt. Dann dreht sie sich um, immer noch auf mir drauf. Sie kommt ganz nah, noch näher, lässt mich ihre feuchte, glitzernde Verlockung sehen und riechen und schmecken und dann macht sie ...

Als ich am nächsten Morgen wach werde, spüre ich infolge des nächtlichen Gerangels jeden einzelnen Muskel und fühle mich dennoch herrlich entspannt. Ich liege einen Moment wach. Um mich herum ist es ruhig. Ungefähr hundert Stockwerke unter mir summt leise der Verkehr der Großstadt, draußen rauscht und orgelt der Wind und treibt Schneeböen gegen die Dreifachverglasung, irgendwo klickt und klackt etwas ganz leise. Ich koste die Muße aus, ehe ich feststelle, dass ich allein bin zwischen den Seidenlaken. 

"Schade", denke ich, "Heiligabend ist vorbei, das war's dann schon ..."

Ich hänge meinen Gedanken nach, döse etwas. Schließlich stehe ich auf, nackt wie ich bin. Stelle mich auf die ideal temperierten Terrakotta-Fließen. Recke und strecke mich. Und stelle fest, dass die Erinnerung an die vergangene Nacht, an die warme Haut über den superharten Muskeln, an ihre kühlen Brüste, an ihre heißen Küsse und an ihre saftige Feuchte mich wieder groß und stark werden lässt.

Ich genieße es.
Gehe, wie ich bin, in die Küche, um mir einen Grapefruitsaft zu besorgen.
Und höre ihre Stimme: "Da ist wohl jemand parat für den zweiten Durchgang! Hui, und wie parat!"

Mein Kopf dreht sich in Richtung des Klangs. Und tatsächlich: Sie ist noch da. Ist in meinem Dojo.Steht da in einem Paar kreppsohliger, schwarzer Turnschuhe und einem Paar dicker weißer Socken, um den Kopf ein breites weißes Band. Und in den Händen hält sie die schwersten Kurzhanteln aus dem vorhandenen Sortiment - ich erinnere mich an die in Schwarz aufschablonierte Angabe "30 KG" und an die Frage, die ich beim ersten Anblick dieser Ungetüme hatte: "Wer um Himmels Willen kann damit umgehen?"

Nun, sie. 

Während ich noch überrascht staune, nimmt sie wieder ihre Übung auf. Die besteht darin, abwechselnd mit links und mit rechts diese in unschuldigem Weiß lackierten Eisenungeheuer anzuheben, dann das Handgelenk zu drehen und den Arm nach oben zu strecken. Diese Tätigkeit sorgt wegen der sachte aneinander stoßenden Eisenscheiben für das leise Klicken. Dafür, dass ihre Arm- und Schultermuskeln unter der Belastung womöglich noch mehr schwellen und sich regelrecht aufpumpen. Und dafür, dass der Schweiß in Strömen fließt.

Alles das kann ich genau sehen.
Ganz, ganz genau.
Denn außer den Socken, den Schuhen und dem Band trägt sie - nichts. Absolut nichts.
Ihre Haut glänzt unter all der perlenden Feuchtigkeit, ihre Venen an Armen und Händen neigen schier zum Platzen, ihre Bauchmuskeln formen bei jedem Ausatmen aufs Neue das erwähnte Gittermuster, die Nippel ihrer straffen Brüste ragen steil und hart nach oben, während der Schweiß von ihnen tropft. Von ihnen und von einer anderen Stelle ebenso.

Ich starre. Und ich erstarre.
Sie sieht es und lacht ihr entzückend unverschämt-anzügliches Lachen: "Überrascht?"
"Ja", sage ich, "schließlich ist der Festabend doch schon wieder vorbei."
Darauf sie: "Das stimmt, aber Weihnachten dauert doch immer drei Tage, oder? Und wer weiß, vielleicht bleibe ich noch länger ..."
Ich stutze, dann nicke ich erfreut, sehr erfreut.
Darauf sie: "So, nachdem das geklärt ist - du siehst, ich trainiere. Mit Gewichten, die du nie im Leben bewältigen kannst. Und ich schwitze, wie du ebenfalls siehst. Was, du Held, gedenkst du dagegen zu tun?"

Zwei Schritte. Auf die Knie gehen. Und dann der salzige Geschmack des strömenden Schweißes ... 

 (Oh, jetzt aber, nachdem das Programm gestern gemeutert hat: Frohe Weihnachten - Buon Natale - Feliz Navidad - Merry Christmas - Joyeux Noël!)
  

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