Sonntag, 26. Januar 2014

Studie zu jungen Frauen zeigt:
Bist du zu dünn, bist du zu schwach

Was im Alter noch gehen kann, zeigt die Schwedin
Wanja Sjödin mit ihren über siebzig Lenzen.
Die beigefügten Fotos zeigen unter anderem auch zwei unübersehbar alte Ladies, die eine augenscheinlich fitter als Turnvater Jahn zu seinen besten Zeiten, die andere weit über siebzig Jahre alt, aber im Besitz starker und praller Muskeln, speziell an den Armen. Man könnte nun vermuten, dass ich nun den Beleg dafür antrete, dass die jetzt lebenden Frauen mit zunehmendem Alter immer fitter, stärker und muskulöser werden - das mag bei der älteren Generation zutreffen, aber es ist nicht der Fall bei den jungen. Das zeigte eine vor gut einem Jahr hier zitierte und damit halbwegs aktuelle Studie von Dr. Grant Tomkinson, University of Soouth Australia. Seinen Untersuchungen zufolge sind die jungen Frauen heute im Schnitt um acht bis zehn Prozent schwächer als ihre Mütter und Großmütter. Die Studie bezieht sich auf Länder der westlichen Welt.

Gründe?

Einmal der Trend zu dünn und noch dünner (was übrigens den meisten Männern NICHT gefällt). Also wird zu wenig gegessen und sich zu wenig bewegt. Wobei aber das Dünnerwerden nur das Ideal ist - das tatsächliche Gewicht hat der Studie zufolge sogar zugenommen. Das zu wenig Bewegung zu gesundheitlichen Problemen führt, von denen Rückenprobleme noch die mildesten sind, das nehmen viele Mädchen in Kauf. Und bloß kein Hanteltraining, davon, so das unausrottbare Klischee, bekomme man Muskelberge. Etwas, das selbst Olympionikinnen bei ihrem ersten Kontakt zum Eisen von sich geben.

Laut der Studie fängt das schon in der Schule an. Körperliche Betätigung führt mitunter zu Schwitzen, das gilt als unweiblich - eine Ansicht, die direkt aus dem Bürgertum des Viktorianismus zu stammen scheint. Zudem mangelt es an entsprechend ausgebildeten Lehrern der ersten Klassenstufen. Und so gibt es laut der Studie immer mehr Kinder, die keinen Purzelbaum schlagen, keinen Ball werfen oder schlagen, nicht richtig laufen und springen können - geschweige denn das hier:

Da kann man einfach nur Resepekt bekunden und sich
diese Fitness als Vorbild nehmen. Und von wegen
Muskelpakete - die Lady ist offensichtlich
alt, aber fit und zudem auch gertenschlank!

Dies untermauern die Ergebnisse einer anderen Studie von 2008: Dr. Sandercock, Fachmann für Sportwissenschaften an der Essex-University führte eine Untersuchung an 315 Zehnjährigen aus Essex durch und verglich die ermittelten Leistungen mit den Resultaten diverser Fitnesstests, die man mit Zehnjährigen anno 1998 durchgeführt hatte. Trauriges Ergebnis: Die Kinder von 2008 schnitten in allen Belangen schlechter ab. Sie schafften bloß zwei Drittel der Situp-Menge, die zwanzig Jahre zuvor von ihren damals Gleichaltrigen hingelegt wurde. Ihre Armkraft sei, so Sandercock, um sechsundzwanzig Prozent und ihre Griffkraft um sieben Prozent gefallen.

Und nochmals Wanja Sjödin - hier mit zweiundsiebzig
Jahren und neiderregenden Armen!

Insgesamt wird diesen Studien zufolge auch zu wenig Protein gegessen, mit den entsprechenden Folgen für den Stoffwechsel und damit die Zusammensetzung und den Aufbau der Muskulatur. Auch sinke die körperliche Betätigung. Klingt wie ein alter Hut - ist aber keiner, wenn man bedenkt, dass immer mehr Leute vorm Rechner arbeiten (ich selber quäle mich mit den Folgen von über einem Vierteljahrhundert PC-Arbeit) und dass gerade für Mädchen selbst die körperliche Betätigung des Shoppengehens entfällt - mussten früher die Freunde und Scheichs stundenlang Pflaster treten und unermesslich lange Zeit in Dutzenden Boutiquen und Läden verbringen, so sind sie heute dieser Leiden entbunden: Wie der Rest der westlichen Menschheit bestellen auch die jungen Ladies heute online. Und berauben sich so einer weiteren Möglichkeit zur körperlichen Betätigung.

Man muss nicht die Extreme
im Bodybuilding befürworten,
um diesen Körperbau und seine
Idealisierung für verkehrt, weil
völlig ungesund zu halten.

Dies sei deshalb mal hingeschrieben, weil der in sozialen Netzwerken und überhaupt im Web anzutreffende und fraglos ständig wachsende Nachschub an Fotos von Bodybuilderinnen sowie Crossfit-Athletinnen und Fitness-Sportlerinnen zwar fraglos zeigt, dass die Fraktion der mehr oder minder muskulösen Maedels zunimmt. "Strong is the new skinny", verlautet es da sehr zu Recht selbstbewusst, dies auch mit Blick auf ein als modisch empfundenes Erscheinungsbild des eigenen Körpers. Und tatsächlich scheint ein - früher schon als extrem empfundenes - Maß muskulärer Entwicklung heute bei jungen Frauen nicht nur akzeptabel, sondern auch in gewissem Maße "trendy" zu sein. Was solche wie mich wiederum freut...

Wer es kann, mache es nach ...

Trotzdem scheint - allein schon unter Verweis auf die o.g. Studien - sicher zu sein, dass in der Gesamtheit der Trend bei den Mädchen der westlichen Welt in eine andere Richtung zu gehen scheint. Nun sind Studien gemeinhin als das zu sehen, was sie sind: Augenblicksaufnahmen mit mehr oder minder verbindlichem Charakter, zudem oft von vornherein tendenziös und damit korrupt. Bei den zwei genannten Studien sehe ich keinen Anlass dafür. Es geht ja nicht darum, mit Blick auf Umsatz und ansonsten skrupellos angebliche "gesundheitsförderliche" Aspekte von Tabakprodukten zu belegen, sondern anhand von Feldforschung seriös zu konstatieren und mit aller gebotenen Vorsicht hochzurechnen. Und unter der Prämisse ist das Ergebnis wohl weithin erschreckend: Die Magertrullas der Modeblätter gelten immer noch bei den weiblichen Kids als das anzustrebende Ideal, gleichzeitig sinkt das Maß der körperlichen Fertigkeiten und damit auch an Kraft, symmetrischem Muskeltonus und Ausdauer.  

Klar, welcher der beiden Popos seine erregenden
Konturen zielgerichteter Bewegung und gesunder
Ernährung verdankt und welcher das nicht tut.
An dem Bild (zumindest für weite Bereich der westlichen Großstädte) kann wohl auch das zunehmende Maß extrem sportlicher und austrainierter Mädchen und junger Frauen nichts ändern - hier klafft einfach eine Schere auseinander: Was zunehmend zu fehlen scheint, ist das Feld in der Mitte. Und das ist schlichtweg schlecht.

Zum Abschluss noch ein Bild eine Crossfit-Athletin beim Steineheben. Nun muss kein Mädchen solche Fertigkeiten und den damit verbundenen Körperbau entwickeln - das geht ja auch nur mit entsprechend intensiver und hingebungsvoller Schinderei. Aber ein gesundes Maß an körperlicher Betätigung sollten wir alle bei den "Young'uns" fördern - vom Purzelbaum auf dem Teppich über das Rennen auf der Wiese und das Fahrradfahren zum Schwimmbad und retour, aber allem voran erst einmal eins - nämlich: Gehen.

Wow!
    

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