Comic-Künstler Siberianar schuf dieses "Selfie" eines Fitness-Girls. |
Man könnte auch sagen: Hilfe, es reicht!
Ich schreib' das jetzt mal,
auch wenn ich mir dabei vorkomme wie der Rufer in der Wüste - laut, aber
so allein wie Adam vor der Entnahme der Rippe und daher so ungehört wie
"Atemlos durch die Nacht" bei abgeschaltetem Ton (süß, sexy und witzig
finde ich die schöne Helene trotzdem). Natürlich ist es toll, dass das multifunktionelle, transportable Fernsprechgerät auch eine Kamerafunktion beinhaltet, angesichts deren prinzipiell möglicher Aufnahmequalitäten noch vor gut einer Generation jeder Profifotograf ausgeflippt wäre. Auch klasse, dass man sich zu jeder Zeit selber ablichten und das Ergebnis dieser Selbstportrait-Unternehmungen sofort begutachten kann - mache ich auch gerne.
Lenka Ferencukova - aus meiner Sicht ein gutes Selbst- portrait: Frische Farben, auch auf eine frische Art unschuldig-sexy. Und doch als Schnappschuss zu erkennen: passt! |
Aber muss man das wirklich immer und immer wieder ins Internet stellen? Stellt euch mal vor: Irgendjemand entwickelt für Facebook die "Lösch-Alle-Selfies!"-Funktion - was bliebe denn dann noch an Bildern übrig, gerade im Bereich der Muskelmaedels? Na? Eben.
Schöne Frau mit beneidenswertem, wunderschönem Mucki-Body. Nur: Was krabbelt da für ein Alien links an ihrem Bein hoch??? |
Warum ich diese Kritik hier schreibe? Nun, aus Überdruss, ganz einfach: Ich kriege das ja vorgesetzt. Hey, ich bin ein Fan, aber von Muskelmaedels, bestimmt nicht von "public facilities"!
Hier stimmt das Licht, auch der Ausschnitt ist okay. Ambiente? Nu ja. Aber schade, liebe Rachel Plumb, dass das Bild insgesamt verwackelt ist. |
Die Verwackelung habe ich nicht ganz rausbekommen. Aber auch hier half ein Bildbeschnitt zumindest etwas weiter. |
Denn Überdruss, den erzeugt diese Flut an Selbstportraits. Eventuell zu verzeichnender und so dokumentierter sportlicher Fortschritt, ein gerade spür- und sichtbarer Pump, das ist ja der eine Aspekt - aber die andere Seite ist eine ermüdende Flut von Fotos in immer den gleichen Posen, notgedrungen, weil das Handy ja irgendwie gehalten werden muss, auch mit Distanzhalterung. So kommt der Mensch dann nicht daran vorbei, dass man sich die Hand mit dem Smartphone nicht mal eben unter den Beinen hindurch schieben kann, bis sie oben im Genick rauskommt, um sie dann umzudrehen und sich von hinten oben aufzunehmen. Geht von unserer biologischen Grundkonstruktion her nun mal nicht. Also sind die möglichen Posen beschränkt, da von Länge und Bewegungsspielraum unserer Arme abhängig. Und das erzeugt Posen, die in der Summe des immer Gleichen langweilig werden.
Hinzu kommt eine aus fotografischer Sicht und in der Masse nachgerade schauderhafte Qualität. Derlei ist mal statthaft - bei ansonsten originellen und/oder einmaligen Schnappschüssen. Da geht es dann vor allem ums Dokumentarische. Auch arbeitet mancher Künstler damit - aber das ist dann gewollt und auch zu sehen.
Bei allen anderen aber kommt es geballt zu grobkörnigen Aufnahmen, falsch gesetztem Licht, "verrutschten Farben", also Farbstichigkeit. Und von Sachen wie Bildaufteilung oder Goldener Schnitt will ich jetzt ebenso wenig anfangen wie von dem Problem der Hintergründe: Nichts gegen tolle Muskeln, aber doch bitte nicht vor einem Hintergrund, der an einen Messie-Haushalt denken lässt (so wie zZ bei mir: wochenlange Wochenendabwesenheit und - schwupps: Chaos!) Auch nichts so ganz passend sind Toilettenschüsseln und Ähnliches, die sicher an sich auch Gestaltungswillen verraten, aber in diesem Kontext einfach nur deplaziert, ja unappetitlich wirken. Dito Küchen, die so sind wie derzeit meine: unaufgeräumt und nicht ganz so sauber, wie das etwa eine meiner Ex und meine Mutter gern gesehen hätten.
Drei tolle, entzückende Frauen - aber, Ladies: Guckt bitte beim nächsten Mal bitte auf den Hintergrund! Diese WC-Bildserie ließe sich endlos fortführen; drei Fotos davon mögen genügen. |
Die Lösung?
- Mal einfach das Smartphone JEMAND ANDEREM in die Hand drücken.Vielleicht sogar jemandem, der ein bisschen fotografieren kann. Dann kann man sich auf seine Übung oder seine Pose konzentrieren und das, was man "rüberbringen" will - jemand anderes erledigt dann den technischen Teil.- Mal einfach überlegen, ob man sich nicht ein SMARTPHONE-STATIV besorgt. Mal einfach bei dem allseits bekannten Internet-Versender gucken, dessen Name irgendwie so klingt, also ob der Firmengründer auch ein Faible für muskulöse Kriegerinnen hat. Kostet doch sicher? Aber sicher datt - doch wer's ganz günstig haben will, ist da schon mit weniger Geld dabei, als man für ein paar Proteinshakes im Fitnesstudio bezahlt. Oder die Offseason-Variante: Weniger als zwei Pizzen beim Lieblings-Neapolitaner. Die Dinger sind sperrig? Bestimmt nicht so, dass sie nicht neben dem sonst vorhandenen, mysteriösen weiblichen Allerlei noch Platz in einer großen Tasche finden würden.
- Gucken, was man da eigentlich veröffentlicht. Also nicht nur darauf achten, ob der Bizeps klasse aussieht und die Vene oben drauf gut zu sehen ist - auch auf den Hintergrund der Aufnahme gucken: Überquellende Küchenspülen oder jedwedes Toilettenambiente wirken allenfalls auf Sielratten attraktiv. Auch im eigenen Interesse und der eigenen Darstellung nach außen sollte man die veröffentlichten Bilder doch etwas steuern, auf dass man nicht ungewollt als unappetitlicher, weiblicher Voll-Honk "rüberkommt", auch wenn man das nicht im mindesten ist. (Wobei das für Männer natürlich gleichermaßen gilt, aber das ist hier nicht mein Thema.)
Von der sensationellen Nicole Savage: Super Close-up (ich denke mal, dass das ein Selfie ist ...). In jedem Fall ist das mal ein originelles, freches Motiv! |
- Wer nun nicht immer hinterher feststellen will, dass das Motiv zwar gut ist, aber das Ambiente übel, der sollte sich VORHER umgucken, wo sich gerade der Arm mit dem Smartphone ausstreckt und was die Kamera HINTER der werten eigenen Person noch so alles erfasst. Dazu hilft es, sich einfach mal umzudrehen ...
Bauchmuskeln zum Träumen und Einölen-Wollen -- aber das giftgrüne Fibo-Dingen vor dem Höschen stört. Deshalb ... |
- Hat man dennoch ein gutes Motiv, aber einen beschizzenen Hintergrund erwischt? Dolles Bild, die Schultern breit gereckt, der Bauch flach, zwischen den Päckchen jede lot- und waagerechte Teilung gut zu sehen, die Brüste prall, der BH knapp und schick, die Brustmuckis scharf konturiert? Prima Licht? Alles scharf? Blöd nur, dass im Hintergrund die Müllabfuhr mit ihren unübersehbaren Autos in Signalorange zu sehen ist. Hier hilft Bildbearbeitung.
Ach nein, es muss nicht die neueste Version von Photoshop sein, die man sich monatlich für wirklich teures Geld MIETEN muss. Längst gibt es künstigere oder sogar kostenlose Programme, die locker dasselbe leisten, was Photoshop in einer der alten Versionen konnte. Gimp und Magix seien stellvertretend genannt. Kriegt man wo? Mal einfach nach Begriffen wie "kostenloses Bildbearbeitungsprogramm" googeln: Manche Computerzeitschrift hält so etwas auch zum Gratis-Download bereit.
Das ist witzig und sexy dazu! |
Aber eine Tonwertkorrektur und das Schrauben an ein, zwei Parametern nutzen schon etwas, oder? |
- Und: Man nehme sich etwas Zeit zum Fotografieren oder Filmchendrehen. Gucke aufs Umfeld und das Drumherum, das nachher mit auf dem Bild zu sehen sein soll. Denke übers Motiv nach, indem man sich vorzustellen versucht, wie man's gern hätte. Probiere herum. Lösche das Misslungene und behalte das Gelungene. Experimentiere auch mal mit den Outfits, auf dass man nicht mit prallen Muckis, aber im verwaschenen Lieblingsslip mit Benjamin-Blümchen-Motiv dasteht. Denn: Wer immer nur mies Gemachtes von sich publiziert, setzt sich ja auch irgendwo - unterschwellig - selbst herab. Klingt psychologisch und ist auch so gemeint. Denn man sollte das, was die Leute außer der gewünschten Aussage eines Bildes noch so alles wahrnehmen, NICHT unterschätzen.
Aber ein bisschen probieren wollt' ich doch mal. Da habe ich die Tonwertkontrolle genutzt. Siehe da, es bleibt düster, ist aber klarer. Ob's der Stimmung nutzt? Geschmackssache. |
- Der wichtigste Hinweis: Immer auch dran denken, wie das jeweilige Bild nicht nur auf einen selbst, sondern auch auf einen möglichen Betrachter wirken kann.
Wieder: Sexy und witzig! Solche Selfies erfreuen das Auge und nerven nicht! |
Daher, liebe Muskelmaedels, steuert das doch einfach ein bisschen. Es muss keine Kunst sein, aber man sollte schon beachten, was man da veröffentlicht. Es hat übrigens auch den Vorteil, dass man damit Profi-Fotografen von den eigenen Qualitäten jenseits des Sportlichen überzeugen kann: "Die sieht gut aus, die weiß sich herzurichten, die achtet auf ihre Motive, die kann sich vor der Kamera bewegen, die kommt sexy/geheimnisvoll/aggressiv/witzig/kokett/verspielt rüber! Und guck mal, wie sie ihre Augen betont!" All das zeigt den Profi-Lichtbildnern, dass man da jemanden hat, den man auch mal für eine Bildsession o.ä. buchen kann, bei der man jemanden nicht erst umständlich anlernen muss.
Und jenseits des gerade Gesagten: Das ist selbstverständlich KEIN Appell gegen ALLE Selfies! Auch nicht gegen Spontanes und Unmittelbares, das das Leben zeigen will, wie es ist. Bitte weiterhin Selfies! Und ist da wirklich mal was nicht auszuräumendes Unpassendes im Hintergrund, dann hilft auch mal ein launiger oder selbstironischer Kommentar unter dem Bild weiter. Aber bitte das Ganze etwas steuern - oder zeigt ihr euch selber eure Muckis immer nur auf der Toilette, nach dem (hoffentlichen) Händewaschen?
Die Comic-Zeichner spielen schon länger mit dem Thema: Hier zeigt She-Hulk, wie ein Bizeps auszusehen hat ... |
... und hier sorgt Batgirl, dafür, dass Badgirl ein fraglos unvergessliches Erinnerungs- foto bekommt! |
Du scheinst zu vergessen das dort amateure am werk sind. In zeiten der handyfotografie wo man tägluch ohne weiteres bilder macht, wird nicht über bildaufteilung oder goldener schnitt nachgedacht. Der ottonormal-knipser kann mit diesen begriffen eh nix anfangen, und man hat ja auch nicht immer ne helfende hand zur seite. Außerdem ist es manchen vllt auch unangenehm zu fragen. Freu dich lieber an den massen von selfies die es gibt und geben wird
AntwortenLöschenJa, Unknown hat recht. Die Kritik dieses Blogeintrags geht an der Realität vorbei. Hätts nicht gebraucht, guter Matt ;-)
AntwortenLöschenVielen lieben Dank für die Kommentare, die ich leider jetzt erst besprechen kann. Und da erlaube ich mir, bei meiner Ansicht zu bleiben. Nämlich, dass es Fotos gibt, die man (genderneutral gemeint) im eigenen Interesse und im Interesse des Sports nicht veröffentlichen sollte. Viele der Fanszene namentlich bekannte Muskelmaedels haben doch wenigstens gelegentlichen Kontakt zu Fotografen, die ihr Metier/Hobby beherrschen, so dass man sich einiges abgucken kann/könnte. So habe ich das bisschen an Fotografiererei, das ich betreibe, ja auch gelernt. Natürlich habe ich nichts gegen Selfies per se, hallo, ich knipse mich ja auch immer wieder gern. Aber müssen im Hintergrund zu sehende Dinge wie extremes Wohnungs-Chaos, unaufgeräumt-unappetitliche Küchen, Müll-Container oder gar Toilettenschüsseln wirklich sein, wenn ein Muskelmaedel mal schnell was ansonsten Tolles und Bewundernswertes von sich zeigen will? Mein Posting war als Gedankenanstoß dafür gedacht, die Fotos zumindest mal KOMPLETT anzusehen, ehe man sie in die Welt "hinaushaut". Mit etwas mehr Hingucken ließe sich vielleicht seitens der selfieaffinen Muckimaedels das ein oder andere Bild vermeiden, das halt die eigene Person ungewollt in schlechtem Licht präsentiert. Nicht mehr, nicht weniger. Und: Ohne Kritik kommt auch nie was Besseres zustande!
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