Mittwoch, 26. Mai 2010

Verborgene Leidenschaft: Muskelmaedels

Eine versteckt, heimlich und im stillen Kämmerlein ausgelebte Leidenschaft, die mitunter in ein richtiges Doppelleben mündet – so lässt sich das beschreiben, was nicht wenige Fans muskulöser Frauen tagaus, tagein tun. Dank des Internet können sie das vergleichsweise einfach durchführen, weil es im Web eine Flut an Fotos und – seit ein, zwei Jahren auch verstärkt – Film(ch)en gibt. Und allen Bezahlseiten zum Trotz findet sich für den, der ein bisschen sucht, alles das auch in überreichem Maße gratis.


Eins sticht aber bei alldem ins Auge: Das entsprechende Angebot steigt – die gesellschaftliche Akzeptanz hingegen nicht. Warum das so ist? Hier eine Erklärung dazu, auf die ich im amerikanischen areaorion-Blog gestoßen bin (und die sich mit den Erklärungen, die ich für das klandestine Treiben von uns „Schmoes“ gefunden und in meinem eigenen Blog dargelegt habe, auch weitgehend deckt):

„Es scheint, dass viele Leute, die Bodybuilderinnen anziehend finden, dies in ihrem öffentlichen Leben streng verdeckt halten. Diese geheimen Bewunderer durchsieben Websites und Foren rund um das Thema weiblicher Muskeln, immer voller Angst, dass dies die Außenwelt erfährt. Warum ist das so?

Das Internet hat eine neue Kultur geschaffen, innerhalb derer jeder anonym Informationen zu jedem Interessensbereich oder Fetisch finden und abrufen kann. So entstand eine Art von digitalem Spanner oder ... „Lurker“.
(Anm. mattmuscle: der Begriff "Lurker" stammt aus dem Web-Jargon und sei kurz erklärt: Das ist jemand, der zum Beispiel Debatten in einem Nachrichtenboard, einem Chatroom oder einem Diskussionsforum mitliest, aber sich selber höchst selten aktiv an der Diskussion beteiligt. Also sozusagen ein „stiller Beobachter“, was aber in der anonymen Welt des Web meist abwertend zu verstehen ist. Das Wort hat aber auch eine andere Bedeutung: Ursprünglich heißt „Lurker“ soviel wie „Penner“ oder „Schleicher“.)

Lurker sind allgemein üblich im Internet. Nachforschungen zeigen, dass sie „in Online-Gruppen über 90% ausmachen“ (so Nonnecke & Preece im Jahr 2000). Ich schätze, unter den Frauenmuskelfans ist der Prozentsatz noch höher. Hier ein paar Gründe, warum das so ist.

MSNBC veröffentlichte kürzlich einen Beitrag dazu, in welchem Maße kulturelle Bilder unsere Wahrnehmung von Attraktivität beeinflussen.
(Anm. mattmuscle: Die Soziologen benutzen für diese Wahrnehmung den Begriff der „Perzeption“).
Laut einem in diesem Beitrag zitierten Artikel aus der Zeitschrift Psychological Science“ heißt es, wir fänden attraktiv oder schön, was die wenigsten Mühen erfordere. Hauptsächlich das, was einem am leichtesten zu erreichen und am vertrautesten erscheine. „Was Sie mögen, ist eine Funktion dessen, worauf Ihr Geist trainiert ist“, sagt Piotr Winkielman von der Universität of California in San Diego.

Ich habe viele Blogs gesehen, die Bodybuilderinnen als „erschreckend“ oder als „Freaks“ bezeichnen, aber ein Foto ums andere zeigen. Ein Schreiber nannte sie „Brechreiz-erregend“, was „mich dazu brachte, diese Sammlung von schrecklich unattraktiven Muskelfrauen zu erstellen“. Das gezeigte Foto war das der schönen Lenda Murray mit dem Etikett „hässliche Frau“. Ein anderer schreibt: „Bodybuilderinnen sind wie futuristische Cyborg-Soldaten, zur Erde gesandt, um erwachsene Männer, Kinder und Kleinlebewesen zu Tode zu erschrecken.“ Nach diesem Schema geht das. Die allgemeinen Medien halten Frauen mit Muskeln nicht für attraktiv – oder tun sie das heimlich doch? Warum sich sonst die Mühe machen, diese Frauen derart zu kritisieren?


Ein Artikel von asylum.com stuft Bodybuilderinnen als Nummer Eins-Typ von Frau ein, nach dem Männer heimlich am meisten lechzen.
(Anm. mattmuscle: kein Wunder, man sehe einmal bei Alina Popa - hier links -  auf die unwiderstehliche Kombination von Schönheit und Muskeln. Oder bei Brigita Brezovac - zweites Bild von oben - auf die Sexyness, mit der sie ihren Body präsentieren kann).
Es heißt da: »Sexuelle Anziehungskraft ist ein mystisches Voodoo, und oft wünschen wir heimlich mit den Körpertypen und Persönlichkeiten zusammenzusein, die nicht als ideal gelten – und manchmal mit denen, die als tabu gelten“. Sind demgemäß Frauen mit Muskeln tabu?

Ein Tabu ist ein von der Gesellschaft geschaffenes Verbot. Selbst wenn Bodybuilderinnen heimlich von Männern und Frauen bewundert werden, lehnen viele sie noch öffentlich ab. Bodybuilderinnen erhalten Kommentare von „Sie sieht aus wie ein Mann“ bis zu „Sie könnte mich hochstemmen“. Die Bodybuilderin Kristi Bruce sagt: „Ich will nicht wie ein Mann aussehen. Ich will aussehen wie eine kraftvolle Version meinerselbst.“ Gut formuliert. Und ich bin sicher, so denken die meisten Bodybuilderinnen.


Irgendjemand beleidigte Suzanne Germano mit dem Kommentar „mit ihr zu schlafen, wäre wie mit einem Mann zu schlafen“. Ein anderer ignoranter Kommentar, wie ich ihn in vielen Artikeln mit ablehnender Tendenz gefunden habe. Eine gewisse Homophobie der Gesellschaft scheint sich da des Bewunderers zu bemächtigen und zu der Frage zu führen: „Macht es einen schwul, wenn man sich von Bodybuilderinnen angezogen fühlt?“

In den Foren von Unreal Muscle fragte Isabell Turrell einfach nach den Facebook-Links der User. Das führte schnell zu einer Diskussion darüber, wie viele Bewunderer sich nicht wohl dabei fühlten, Bodybuilderinnen als Facebook-Freunde zu haben. Einer schrieb: „Ein Bewunderer weiblicher Muskeln zu sein, ist so, wie vor 50 Jahren schwul zu sein. Günstigenfalls wird’s als komisch angesehen, schlimmstenfalls als sehr perverse Krankheit.“ Die Angst vor dem, was die Gesellschaft sagt, ist eine mächtige Kraft.

Dies sind verblüffende Gründe dafür, warum manche Leute ihre Leidenschaft für muskulöse Frauen vor der Außenwelt verbergen. Möglicherweise werden Bodybuilderinnen seitens der Gesellschaft immer als Tabu und als kranker, perverser Fetisch eingestuft werden. Lässt sich da irgendetwas tun, um die Perzeption zu ändern, oder spielt es im großen Szenario von allem überhaupt eine Rolle?

Ich weiß die Antwort darauf wirklich nicht. Ich bin ja nur ein anonymer Fan.“

5 Kommentare:

  1. Anonym27/5/10

    Schöner Beitrag.
    Nur bin ich kein Lurker mehr. ;-)

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  2. Anonym27/5/10

    Es wird sich solange nichts ändern bis Hollywood die Muskelfrauen entdeckt.

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  3. Anonym28/5/10

    Kann es suende sein eine Frau mit einem breiten ausladenen ruecken unter deren Haut sich bei jeder Bewegung kleine muskelgebirge auf und ab bewegen attraktiv zufinden und fasziniert von ihrem riesig wohlgeformten bizeps zu sein wohl kaum sie einfach nur schoen aber zu welchen Preis einer kaputen Gesundheit dies ist mindestens ein ebenso großes tabu

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  4. Für ein Tabu halte ich das mit der Gesundheit nicht, aber für einen sehr diskussionswürdigen Einwand. Frage mich aber, inwiefern der alkohol-, medikamenten-, zucker- und fettgeprägte Alltag des bewegungsarmen Normalbrügers gesünder ist. Oder der eines magersüchtigen Mädchens. Fraglos ist Leistungssport auf Dauer ungesund. Fraglos kann man schweres Training nur über eine begrenzte Zeitspanne aussübern - selbst Christa Bauch, eins meiner Idole und Vorbilder für längstmögliche, sexy Fitness, hat sich mit Ende 50 massiv einschränken müssen. Fraglos tut Doping das Seine. Aber: Sterben müssen wir alle. Habe im letzten Jahr einen Freund aus meinem Heimatdorf verloren, der trotz (wegen?) gesündest-möglichen, sportgeprägten Lebenswandels, glücklicher Ehe und offenkundiger, zufriedener Entspanntheit sehr rasch mit Anfang 40 einem plötzlich aufgetretenen Krebs erlegen ist. Kann es daher sein, dass das durch den Sport, durch die tollen Muckis gesteigerte Selbstwertgefühl vieles wieder wettmacht, was ansonsten schädlich ist? Wer weiß schon, wie lange er/sie leben darf? Ich bewundere daher jeden, der sich JETZT traut, das zu tun, was ihm Spaß macht.

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  5. Anonym29/5/10

    Nur weil ich morgen sterben koennte werfe ich all moeglichen Drogen ein diese Argumentation kann ich nicht ganz nachvollziehen trotzdem ich bewundere die Fbb und lasse mich gerne vom Zauber und der schoenheit der muskelbepackten koerper betören aber leider zerplatzt der Zauber wenn bei mancher eine tiefe bassstimme erklingt schade eigentlich

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...