Heda, Meister, Er da hinter dem Schenktisch! Bringt mir einen Rum mit Butter und Zimt, aber hinfort und hurtig! Das habe ich jetzt nötig. Denn alles schmerzt mir, nachdem diese Frau mich so ... --- Was soll das heißen, »unhöflich«? Was wagt Ihr? Das mir! Seit über zweihundert Jahren hat sich niemand so erdreistet!
--- Wie? Ob ich was will? Das Wort habe ich doch heute
schon einmal gehört. Und es nicht glauben wollen. Denn es klingt sehr, sehr
schlüpfrig. Darin steckt doch ein volkstümlicher Begriff für »Gesäß«, nicht
wahr? Und es soll wohl heißen, dass ich Euch auf den Arm nehme?
Aha. Das habe ich mir doch gedacht.
Nun, Ihr mögt euch bitte etwas ziemlicher zu Worte lassen.
Und nehmt geflissentlich zur Kenntnis, dass ich Euch nicht auf den Arm nehme.
Ich BIN so alt, wie ich gesagt habe. Allein mein weißer Bart und mein
ebensolches Haar sollten doch schon für die meinem Alter gemäße Ehrerbietung
sorgen, oder? Und mein Beruf erst recht. Als Kinder konntet Ihr und
Euresgleichen mein Erscheinen schließlich gar nicht abwarten. Und seht, wie
abschätzig Ihr mich jetzt behandelt!
--- Wie? Aber natürlich. Und ob ich das sagen will. Ich
BIN, wofür Ihr mich haltet. Also, um genauer zu sein: Ich bin einer davon.
---Wieso mir dann alles fehlt? Ich ahne schon, worauf ihr gerade Euer Augenmerk
gerichtet habt. Meinen roten Anzug mit dem weißen Pelz und den Stiefeln. Den
Sack mit den Geschenken. Und das Rentier Rudolph und der Schlitten, habe ich
recht geraten?
Nun ja. Das ist eine lange Geschichte. Ich säße nicht bei
dieser Eiseskälte in diesem Leinenhemd vor Euch, wäre sie nicht geschehen.
Wollen wir es damit bewenden lassen, dass sie geschehen ist. Nun, seid aber
daran erinnert, dass ich Euch eine Order erteilt habe. Für Rum. Mit Butter und
Zimt.
Ihr kennt das Rezept dazu nicht? Ihr als Wirt dieser
Taverne? Potztausend! Nun, es sei erklärt: Ihr verrührt eine kleine Menge
braunen Zucker mit einer Prise Zimt in einem Eurer Zinnbecher. Wie, habt Ihr
nicht? Nun, dann nehmt meinetwegen einen dieser kleinen Tonkrüge da. Zucker und
Zimt, jawohl, so. Darauf gebt Ihr nun Rum. Noch etwas mehr. So ist es gut. Eine
Flocke Butter hinein. Nun noch heißes Wasser darauf. Am besten sprudelnd heiß.
Ich sehe ein, dass Ihr das erst kochen müsst. Schneller Wasserkocher? Wenn Ihr
meint. Oh, tatsächlich, das geht ganz schnell. Darüber gießen – halt, das ist
hinlänglich genug. Nun umrühren und kredenzen. Na, also. Wie das duftet! Wie
lange ich das nicht mehr gehabt habe!
--- Pardon? ... Zahlen, ja. Moment, ich muss nur noch meine
Börse zücken. Aua, aua, pardon, mir tut alles weh. Kann mich kaum bewegen.
Börse, ja. Ich bin das gar nicht mehr gewohnt, für etwas bezahlen zu müssen.
Die Börsen sind nämlich nur für Notfälle und für die Leute, die Geld anstelle
von Sachgeschenken erhalten. Wir selber haben ja keine Bedürfnisse, wenn wir
diesen Anzug tragen und unterwegs sind. Und in unserer Welt haben wir alles,
was wir brauchen. Es ist einfach alles da und kostet nichts. Aber, oh jemine,
wo ist denn die Börse? Da nicht. Und da auch nicht. Ach ja, ich vergaß. Diese
Frau. Sie hat ja jetzt alles ...
--- Wie? Wie nennt Ihr mich? Zechpreller? Der Vorwurf
trifft mich jetzt aber ins Mark. Ja, er erzürnt mich regelrecht. Denn das
trifft nicht zu. Ich kann nicht zahlen, soweit habt Ihr recht. Aber ich will
mich nicht ungesehen ins Freie stehlen und Euch um euren Lohn betrügen. Das
wäre doch das eigentliche Prellen! Nein, ich muss auf Eure Milde hoffen. Auf
Eure Barmherzigkeit. Bedenkt doch, jetzt ist die Zeit der Liebe und ...
---Was, nichts da? Und was soll das heißen, Ihr habt den
Kaffee bis oben hin auf? Guter Mann, so redet doch verständlich. Ich weiß ja
gar nicht, was Ihr meint mit dem Kaffee. Wie war noch mal der drollige
Ausdruck? --- Was wollt ihr mit dem Schlegel? Baseball-Schläger. Meinethalben
auch das. Aber bitte, legt das weg. Ihr seid doch nicht unser Knecht Rupprecht!
Wollt Ihr mir drohen? Mir?
Lügner? Papperlapapp, ich BIN, was ich gesagt habe. Warum
ich dann hier sitze, nur in der Leinenhose und im Hemd? Da habt Ihr eine
empfindliche Saite berührt. Es ist ja schon schlimm genug, dass Ihr mich
überhaupt seht. Wenigstens seid Ihr der einzige. --- Wie, kein Wunder?
Natürlich sind an diesem Abend alle zuhause. Das gehört sich doch wohl so. Da
geht man nicht in die Taverne. Und Euer Zuhause? Hier? Und Eure Frau? Weg? Oh
pardon, ich wollte nicht zu nahe treten. Das ist keine erfreuliche Kunde.
Halt, nicht den Knüppel! Bitte. Wartet. Nur Ihr und ich
hier? Das bringt mich auf einen Gedanken. Ich mache Euch ein Angebot, das Ihr
nicht ablehnen könnt. Hört mich bitte an: Wie wäre es mit noch einem solchen
Rum? Dafür erzähle ich dann meine Geschichte. Nein, keine Weihnachtsgeschichte.
Obwohl. Eigentlich schon. Aber anders. Ja? Nun gut.
Wo anfangen? Am besten am Anfang, nicht? Also, Ihr wisst,
was ich bin? Nun, dann wisst ihr auch, was ich tue? --- Das ist korrekt. Nur,
wie ich schon sagte: Ich bin nicht der einzige. Das überrascht Euch? Aber
bedenkt doch: Es gibt immer mehr Menschen. Immer mehr feiern Weihnachten. Und
immer mehr wird verschenkt. Das Ausliefern aber ist für einen meiner Art allein
gar nicht mehr zu schaffen. Also hat man unsere Zahl im Lauf der vielen Jahre
erhöht und jedem seinen Wirkungskreis zugewiesen. Und den abzuarbeiten, das
erfordert immer noch einen ganz knapp kalkulierten Zeitplan. Das kann ich Euch
aber sagen!
Nun denn. --- Wie wir leben? Gut
leben wir. Wir haben in unserem Teil der Welt nämlich keine Ansprüche und
Wünsche. In keinerlei Hinsicht. Auch interessiert es uns nicht im mindesten,
was sich an Neuem tut und wie das wiederum auch bei euch Menschen neue Wünsche
weckt. Wir sortieren im Lauf des Jahres die Geschenke, beladen gemütlich unsere
Schlitten. Und ist die Zeit gekommen, spannen wir unsere Rentiere vor. Meines
heißt übrigens nicht Rudolph, sondern Barzilai. Wenn die Zeit gekommen ist,
dann fliegen wir los und bringen Freude unter die Menschen. Und so ist dann das
passiert.
Ja, so. Hm. Erst einmal eine
Stärkung. So. Nun. Hm.
--- Ihr habt recht. Ich habe
Schulden zu begleichen und werde daher erzählen. Also. Es war vor einigen
Stunden, als ich da über diesem Haus landete. Barzilai hielt über dem
verschneiten Dach an, direkt neben dem Schornstein. Ich packte den Sack,
schaute auf den Durchmesser und Zustand des Schlotes. Dann verkleinerte ich
mein Gepäck und mich mit meinem Minimator und rutschte hinunter. Minimator? Das
Gerät heißt nun einmal so.
Ärgerlich war dabei schon gleich, dass ich nicht in einem
offenen Kamin, sondern in einem geschlossenen Ofen ankam. Feuer? Natürlich,
aber das kann mir nichts anhaben. Die Schwierigkeit liegt an anderer Stelle.
Denn ich habe noch einen alten Minimator, der nur bis zu einem gewissen Maß
verkleinert. Um es kurz zu machen: Ich kam nicht aus der Ofentür heraus. Es
ging um Haaresbreite nicht.
Was tun? Nun, unser Handbuch kennt dafür eine
Ausnahmeregel. Nämlich noch einmal hoch in den Schlot. Alles ausziehen und
erneut versuchen. Aber recht hurtig, mein Schutz gegen Feuer und Hitze hält
ohne den Anzug nur für eine begrenzte Zeit. Zuerst den Geschenkesack ins Freie,
dann die Kleidung und dann man selber hinterher. Ist man erst mal draußen,
wächst man selber und alles andere wieder auf Normalgröße. Das geht im
Handumdrehen.
Bei dem Verfahren gibt es nur einen Nachteil: Ich bin ohne
meinen Anzug sichtbar. Und auch zu hören. Beides also so wie jetzt hier. Ich
empfinde übrigens auch schlagartig wieder wie ein normaler Mensch, der ich ja
einmal gewesen bin. Und zwar so, wie es meinem einstigen Menschenalter
entspräche. --- Wie? Wie alt? Oh, das meint Ihr. Nun, ich stand seinerzeit im
einundvierzigsten Lebensjahr. Das beste Mannesalter, wenn ich das sagen darf.
Ach ja, das waren noch Zeiten, damals ...
--- Wie meinen? Recht habt Ihr. Also, ich steckte im Ofen.
Spähte herum. Das Zimmer war dunkel. Und ich sah niemanden. Schob den Sack
hinaus, wo er sich sofort auf Normalgröße zurückverwandelte. Dito die Kleidung,
dito meine werte Person.
Vielleicht lag es daran, dass der Ausstieg aus dem Ofen
ohne den Anzug nicht ohne Geräusch vonstatten ging, obwohl ich bestimmt leiser
voran machte als selbst einer Eurer Meistereinbrecher. Ich weiß es nicht. Kaum
war ich draußen, kaum hatte ich den Stiefel in der Hand – da ging eine Türe
auf. Und dann wurde es schlagartig hell in dem Raum. Und ich sah, wer gekommen
war. Eine Frau. Und damit mein Schicksal.
Ja, Ihr lacht. Aber ich sage Euch, die Geschichte nimmt
nicht die Wendung, an die Ihr jetzt begreiflicherweise denkt. --- Wie? Eine
Hexe? Was meint Ihr damit? Eine alte, hässliche Frau? Pfui, wie unhöflich!
Nein, sie war nicht alt. Im Gegenteil. Sie war noch recht jung. Sie hatte ganz
kurzes blondes Haar, nicht ganz hell, aber ungefähr so in der Farbe von Honig.
Oder wie dieser Rum hier. Und sie hatte grüne Augen. --- Der Rest? Ach, Ihr
meint das übrige Äußere. Ja, nun, wie soll ich das beschreiben?
Ha, das trifft es: Wisst Ihr heutigentags noch, was eine
Walküre ist? Bravo. Jawohl, guter Mann, Wotan ist richtig. Eine Walküre bringt
die gefallenen Krieger nach Walhalla. Wenn man denn an derlei glaubt. Nun,
jedenfalls bezeichnet man mit Walküre auch Frauen von hohem, stattlichem Wuchs.
Ah, das tut man heute auch noch? Na, jedenfalls sah ich sofort, dass diese Frau
all das war. Also hochgewachsen und stattlich. Und fraglos auch kraftvoll.
Sehr, sehr kraftvoll!
Jetzt denkt Ihr, woher ich das weiß? Nun, das war unübersehbar.
Denn ihre Kleidung war sehr spärlich. Um nicht zu sagen schamlos unzüchtig. Sie
bestand oben nur aus einem weißen Hemdfetzen. Da waren die Ärmel abgerissen.
Und auch am Rumpf gab es kaum Stoff. Dieser Rest von Hemd reichte hinten
höchstens bis zur Hälfte des Rückens. Und vorn hätte sie es gar nicht zuknöpfen
können, weil es für ihren üppigen Busen gar nicht genug Stoff gegeben hätte.
Daher hatte sie das, was von dem Leinen übrig war, unter der Brust verknotet.
Dann trug sie noch eine Art von ganz kurzer schwarzer Hose.
Die war nicht viel breiter war als meine Hand. ---Was? So ein Aufzug und nicht
unzüchtig? In jedem Badehaus? Was für Zeiten sind das denn heute? Nun, ich will
fortfahren. Die Füße. Daran hatte sie ein paar Schuhe mit merkwürdig spitzen
und hohen Absätzen. Damit wirkte sie noch größer, als sie es an sich schon war.
Und man sah genau, dass sie sehr stark sein musste.
Sie war nämlich von sehr sehnigem, nervigem Körperbau,
wobei ihre Muskeln aber gleichzeitig bei jeder Bewegung enorm zu schwellen
schienen. Ich sah, wie jeder einzelne von ihnen unter der Haut spielte, sah
jede Faser beim Bewegen und beim Atmen. Es sah aus, als sei ihr Körper
geschnitzt.
All das sprach dafür, dass sie die Kraft eines Zyklopen
haben musste. Ihre Beine schienen dazu geschaffen, selbst einen Atlas zu
beschämen. Ihre Schultern quollen links und rechts regelrecht aus dem
Hemdfetzen hervor, während hingegen ihre Leistengegend bestimmt um die Hälfte
schlanker geraten war. Und dann erst ihre Arme! Das, was sich da wölbte, das
war bestimmt so dick wie ... wie ... nun, wie einer von diesen Bierkrügen da.
Und wie fest und unwiderstehlich das war, das stellte ich bald fest.
Ehe ich mich aufrichten konnte, stand sie vor mir. Sie
stellte sich hin mit gespreizten Beinen, die Hände in die Hüften gestützt. So,
wie es Herrscher vor ihren Untertanen tun. Bei ihr sorgte das dafür, dass ihr
Rücken sich in schier unglaublichem Maße nach beiden Seiten ausdehnte. Und ich
sah das Spiel der kolossalen Arme.
Sie blickte von oben auf mich herab. Mit so einem kleinen
Lächeln, aber eher spöttisch als freundlich. Und dann sagte sie mit einer
klangvollen, leicht heiseren Stimme: »Habe ich mich doch nicht verhört bei
meinem Posing. Wer sind Sie denn? Und was machense hier?«
Wie Ihr euch denken könnt, tat ich mein möglichstes, um die
Situation zu beruhigen und den Frieden zu wahren. Für solche Zwecke haben wir
eigens einen würdevollen Tonfall eingeübt, den wir mit unserer tiefsten
Stimmlage vortragen: »Gute Frau, ich bin das, wofür ihr mich haltet.«
Was hätte ich auch anderes sagen sollen? Es war doch alles
offenbar: der schwere, große Jutesack. Der rote, mit Pelz verbrämte Anzug, die
ebensolche Mütze. Der breite Gürtel und meine schwarzen Stiefel. Ja, und dazu
mein Äußeres. Wer, mit Verlaub, hätte ich denn sonst sein sollen?
Es lag also, wie man so schön freimütig sagt, nur eine
einzige Möglichkeit auf der Hand.
Jedenfalls sah ich das so. Die starke junge Dame hingegen
nicht. Mit ihren nervigen Fäusten in der schlanken harten Taille schaute sie
ungläubig auf mich herab. Dann fragte sie mich, ob ich sie wohl verhohnepipeln
wolle. --- Wie? Nein, sie sagte das nicht ganz so. Sie benutzte das Wort, über
das wir ganz zu Anfang unseres Gesprächs geredet haben. Ja. Das mit dem Gesäß.
Nun stand ich vor der Frage, was sie mit dem Wort meinte.
Ich wusste ja nicht um seine Bedeutung. Also fragte ich in unserer
typisch-ruhigen Art, ob sie mich denn nicht erkennen würde. Sie entgegnete,
während sie sich geschmeidig bückt, meine Mütze aufhob und sie wie im Spaß
aufsetzte: »Ich sehe schon, was du da mithast. Auf die Idee muss man erst mal
kommen. Clever, richtig clever. Lässt sich ’nen langen Bart wachsen. Und an
diesen Tagen hier wird niemand so einen wie dich aufhalten und kontrollieren.
Und das, was du da alles in dem Sack hast.«
Diese Reaktion verblüffte mich nun sehr. Sie schien mich
nicht zu erkennen. Im Gegenteil, sie hielt mich wohl für einen Einbrecher. Ich
wollte ihr nun noch einmal genauer erklären, wer ich war. Und dass ich wie
immer durch den Kamin gekommen sei. Aber dazu kam ich gar nicht. Denn sie
deutete auf das Fenster gegenüber an der Wand. Mein Blick folgte ihrem
Fingerzeig. Und sah, dass das Fenster zur Hälfte nach oben geschoben war.
»Da bist du wohl durch. Bist bestimmt draußen anner
Regenrinne und den Steinfugen rauf. Geht richtig gut, hab ich auch schon
ausprobiert. Ich trainiere nämlich nicht nur mit Gewichten, ich bin auch
Freikletterin. Aber Respekt. Dass du das in dem Alter und mit dem dicken Bauch
überhaupt noch hinkriegst.«
Sie machte eine Pause. Ihre Erklärung entbehrte nicht der
Schlüssigkeit – sieht man einmal von dem Umstand ab, dass wir in jedem Fall
durch den Kamin müssen. Vorschrift für unsere Zunft. Daran ändern offene Türen
und Fenster nichts. Das ist selbst dann so, wenn eine Wand vom Haus fehlen oder
ein Loch im Dach sein sollte.
Als ich zu einer Erwiderung ansetzte, hob sie ihre Hand von der Hüfte und gab mir so zu verstehen, dass sie noch nicht alles gesagt habe: »Aber das mit dem Einbrechen ist ja wohl nicht alles. Bist von der ganz schrägen Sorte, was? Kommst heimlich in meine Wohnung und reißt dir die Klamotten runter. Was ich da wohl von halten soll, was? Ey, Alter, bist wohl auch noch ’n Spanner, oder wie?«
Als ich zu einer Erwiderung ansetzte, hob sie ihre Hand von der Hüfte und gab mir so zu verstehen, dass sie noch nicht alles gesagt habe: »Aber das mit dem Einbrechen ist ja wohl nicht alles. Bist von der ganz schrägen Sorte, was? Kommst heimlich in meine Wohnung und reißt dir die Klamotten runter. Was ich da wohl von halten soll, was? Ey, Alter, bist wohl auch noch ’n Spanner, oder wie?«
Nun, Meister Schankwirt, das verschlug mir nun vollends die
Sprache! Mich für einen Dieb zu halten, das ist schon beschämend genug. Aber
dann noch das Ansinnen, ich sei bei ihr eingedrungen, um ... nun, Ihr wisst
schon. Nein, das durfte so nicht in der Welt bleiben. Ich musste diesen Irrtum
aufklären. Also machte ich Anstalten, mich zu erheben und ihr noch einmal den
tatsächlichen Grund für meine Anwesenheit zu erklären.
Doch so weit kam es nicht.
Denn ehe ich mich versah, hob sich ihr rechtes Bein ... und
Sohle und Absatz ihres Schuhes landeten auf meiner Brust. Wie ich schon sagte,
ließen die ausladenden Formen auch und gerade ihrer anstößig nackten Schenkel
auf ein außerordentlich hohes Maß an Körperkraft schließen. Eine Kraft, der ich
mich zuerst zu widersetzen versuchte. Das aber ließ sie lachen: »Ja, du Wicht,
probier es nur. Aber du bleibst jetzt erst mal schön unten.«
Mit diesen Worten verstärkte sie ihren Druck. Ich sah, wie
sich die Muskeln noch etwas mehr wölbten und dabei noch fester zu werden
schienen. Und ob ich’s wollte oder nicht – ich sank auf den Rücken.
So lag ich nun da, mit ihrem Schuh auf der Brust. Der harte
Druck ihres Beines presste mir die Sohle und den Absatz ins Fleisch. Vor allem
den Absatz spürte ich. Und wie ich den spürte! Das waren nämlich Schmerzen! ---
Wie, na klar? Guter Mann, oder soll ich sagen, ungläubiger Thomas? Das war das
erste Mal seit vielen, vielen Jahrzehnten, dass ich derlei gespürt habe!
Unsereins ist nicht mehr von dieser Welt und kennt das nicht. Und daher, hm.
Also, nun, ich stöhnte. Und betrüblicherweise bestimmt nicht leise.
Die Hände immer noch in den Hüften, lachte sie auf mich
herab. Das lenkte meinen Blick zu dem ihren. Vorbei an dem Schuh nach oben –
und erst einmal zu ihrer Wade. Mein lieber Freund, was das für eine Wade war!
Ihr Fleisch spannte sich unter der Haut hart, ja nachgerade kantig. Aber es
sollte doch wohl möglich sein, ihren Unterschenkel zu packen und dann...
»Kannste gern probieren.«
Jetzt wandte sich mein Blick dem ihren zu.
Aus ihren Augen funkelte es eisig-grün.
»Nur zu. Fass mich an und versuch, mich runterzubekommen.
Trau dich!«
Nun, der Worte waren genug gewechselt. Jetzt waren Taten
gefragt. Schließlich musste ich aus dieser misslichen Lage heraus und in meinem
Anzug samt Sack zurück zu Barzilai auf’s Dach. Sonst würde das dumme, arme
Rentier da bis in die Ewigkeit warten. Nicht, dass man ihn oder ein anderes von
unseren Schlitten-Rens sehen könnte. Das könnt ihr nämlich nicht. Aber ich
hatte noch einen Gutteil meines Pensums zu bewältigen.
So legte ich meine Hände an ihren Unterschenkel. Direkt
oberhalb ihres wohlgeformten Knöchels an der schlanken Fessel. Dann hob ich das
Bein an. Also, zumindest versuchte ich es. Doch ließ sich ihr Fuß nicht von
meiner Brust wegheben. Ich lag da, als sei ich an den Boden gekettet. Sie lachte.
Da änderte ich meinen Griff und packte sie oben an der Wade, um so vielleicht
aus dieser entwürdigenden Position zu entrinnen.
Moment. Ich muss etwas trinken. So. Hm, wie das mundet. Und
wie das in mir glüht! Herrlich, einfach nur herrlich!
--- Wie meinen? Ob das alles war? Ja, alles. So war das.
--- Roter Kopf? Wer hat einen roten Kopf? Und überhaupt, wenn ich da
unbeweglich auf dem Boden lag, wie bin ich dann hierher gekommen? Nun, das ist
eine gute Frage. Aber Verehrtester, wollen wir es dabei nicht bewenden lassen?
Wie, sonst – nein, nicht den Knüppel! Ich füge mich der Gewalt und erzähle
weiter.
Aber zuvörderst, guter Mann, bedenkt bitte meine Lage, ehe
ihr euch einen falschen Eindruck macht. Ich war vor meiner langen, langen Zeit
in diesem außerirdischen Gewerbe ein Mann von gut vierzig Lenzen. Ein gesunder
Mann, wie ich anfügen möchte. Mit rotem Blut in den Adern. Und bedenkt auch:
gut zweihundert Jahre!
Ich änderte also meinen Griff und packte ihre Wade. Diesen
prallen Muskel unter dieser warmen, glatten Frauenhaut, die sich mir da so
offenherzig ohne jede Bedeckung zeigte. Das war schön. Das fühlte sich derart
angenehm an. Ich gewann den Eindruck, es gäbe nun nichts Schöneres als das
Befühlen dieses kraftstrotzenden Frauenschenkels. --- Ihr lacht. Aber bedenkt
noch mal: zweihundert Jahre sind eine lange Zeit. Und überlegt, wie sich dann
Euer Körper verhielte. Nun, meiner verhielt sich so, wie sich der Körper eines
Mannes von vierzig Jahren nun einmal verhält.
Das war mir natürlich außerordentlich peinlich. Eine derart
anstößige Situation war mir in all den Hunderten von Jahren noch nicht
widerfahren. Ich lag da unter ihr und spürte, wie sich meine Männlichkeit
erregte und aufrichtete. Das hatte ich lange nicht gekannt und auch überhaupt
nicht vermisst. Doch, das ist so. Aber als es jetzt passierte, war es mir aller
Peinlichkeit zum Trotz auch nicht unangenehm. Im Gegenteil, ich genoss es,
endlich wieder einmal dieses Gefühl zu erleben. Dieses Prickeln in den Lenden,
wie die Dichter sagen.
Und so lag ich da, ihrer Kraft hilflos ausgeliefert und
gleichzeitig nicht in der Lage, ihre dermaßen unanständig offenbare Blöße zu
übersehen. Es war sogar noch schlimmer: Selbst wenn ich mich hätte abwenden
können, hätte mein Blick an ihr geklebt.
Sie strahlte so etwas aus, was Raubtiere in der Wildnis
haben. Diese Geschmeidigkeit in der Bewegung. Dieses völlig unbezweifelbare
Vertrauen in die eigene Kraft und das eigenen Können. In ihrem Fall: Ihre
unüberwindliche Kraft. Und dann diese Weiblichkeit, die aus jede Pore strahlte.
Schließlich hatte sie ein äußerst anziehendes Gesicht. Ja, und dann ragten ihr
Busen und ihr Derrière unübersehbar und prall und rund in die Welt, während
sich unter diesem Nichts von Hose alles abzeichnete, was ich so lange nicht mehr
gesehen hatte.
Also lag ich da, während es in meiner Leibesmitte in lange
nicht gekannter Weise pulsierte und pochte. Ja, Meister Schankwirt, da könnt
Ihr noch so schmierig grinsen. Aber ich gebe unumwunden zu, dass zu meinem
Entsetzen und Entzücken ein Erguss unmittelbar bevorstand.
Doch in dem Augenblick sah sie wohl die, hm, Erhebung. Und
da bückte sie sich, fasste mich ohne viel Federlesens unter den Armen und
wuchtete mich hoch! Einfach so! Nun war ich zu meiner Zeit schon nicht der
Längste – sie aber war so groß und trug noch dazu diese hohen Schuhe. Ich hing
also in ihren Armen, hilflos wie ein Säugling!
Doch das Gefühl dauerte nicht lange. Schon einen Moment
später hatte sie mich an die Wand gerammt und mir ihren knüppelharten Unterarm
unter den Kiefer gelegt. Ehe ich mich versah, drückte sie mich etwas nach oben.
Mit nur einem Arm! Und der andere, Meister Schankwirt, den hatte sie sozusagen
zu ihrer freien Disposition. Was sie nun tat, das könnt ihr Euch denken.
Nun, ich bekam zwar keine Luft, ächzte und krächzte unter
diesem Würgegriff. Aber gleichzeitig verspürte ich ihre kundige Hand an meinen
edelsten Teilen, erst tastend, dann knetend und schließlich so fest, dass es
beinahe schmerzte, aber alles blieb, wo es war. Ich wand mich und quälte mich
und war doch wie im siebten Himmel.
Schließlich ließ sie mich ab, schmiegte sich an mich, so
dass ich das volle weiche Rund ihrer Brüste spürte und die metallene Härte
ihres Bauches. Dann legte sie mir die eine kraftvolle Hand auf die Schulter,
während die andere sich weiterhin einige Etagen tiefer verlustierte. Und
während sie mich unter gesenkten Lidern heraus ansah, sagte sei wieder mit
diesem mokanten Lächeln: »Wusste ich’s doch. Du bist nicht nur ’n Einbrecher
und ’n Spanner, sondern auch noch ’n Schmoe. Einer mit Mucki-Fetisch, was?«
Ich wusste nicht, was ich ihr darauf entgegnen sollte. Ich
kenne ja immer noch nicht dieses Wort. Was, bei Barzilais Zügel, ist ein
Schmoe? Und was ist ein Mucki-Fetisch? Und so blieb mir nur, meine noch
verbliebene Würde zu sammeln und mit größtmöglicher Ruhe zu entgegnen: »Meine
Teuerste, Ihr müsst mir glauben, ich bin tatsächlich der, der ich zu sein
vorgebe. Ihr befindet Euch in einem Irrtum, wenn Ihr glaubt, ich sei etwas
anderes.«
Da kam sie ganz nahe an mich heran. Und plötzlich konnte
ich nicht nur ihre Wärme spüren, sondern auch ihren Duft riechen – nach Blüten
ebenso wie nach Schweiß und nach ihr. Und während sie mit ihrer Linken fest
packte, was ihr da entgegenragte, fragte sie: »Ach ja, du nachgemachter Santa
Claus, und was habe ich da in meiner Hand? Die Rute von Knecht Rupprecht, oder
wie?«
Nun muss ich sagen, dass ich eine solche Frau noch nie
gesehen, geschweige denn so nahe an mir gespürt hatte. Diese völlige Ignoranz
der Scham, mit der sie sich so offenherzig vor mir präsentierte. Ihr
wohlgeformter Leib. Und diese unglaublich kraftvollen Muskeln, die so
unüberwindlich und gleichzeitig so erregend auf mich wirkten.
Das Gefühl wich auch nicht von mir, als sie sich vor mir
aufbaute und sagte, sie werde mir mal jetzt eine kleine Vorführung geben. Das
sei ja lachhaft, dass ich kein Schmoe sei. Wenn ich keiner sei, wer dann?
Ich konnte sie nur fragend anblicken. Freilich war ich
alsbald begeistert von dem, was sie dann tat. Sie spannte in äußerst kunstvoll graziöser
Weise ihren Körper an. Sie nahm dabei verschiedene Haltungen an und führte mir
die Muskeln ihrer einzelnen Körperteile vor. Ihre breiten Schultern. Ihr
Rücken, der sich wie ein Keil von oben nach unten verjüngte. Ihre Arme, auf
denen sich das Fleisch so wölbte, als wüchse da jeweils ein dicker Stein unter
der Haut in die Höhe. Ihre Beine, für deren Umfang auch die Hände eines Titanen
nicht gereicht hätte. Sie ließ mich das alles auch berühren und erfühlen. Und
verhinderte ihrerseits mit gezieltem Griff die drohende Befleckung.
Dann machte ich einen Fehler und fragte, ob sie so stark
sei, wie sie aussähe und wie sich das wohl anfühle. Da lachte sie, warf die Mütze ab
und fiel über mich her. Meister Schankwirt, ringt man heute noch? Ja? Nun, sie
war darin eine Meisterin und führte mir eine Unzahl verschiedener und sehr
schmerzhafter Griffe vor. Sie bog und drehte und warf mich, ganz wie sie das
wollte. Sie bezwang mich nicht nur durch ein zweifelsohne oft geübtes Können,
sondern auch durch die schiere Kraft ihres Körpers. Und ich glaube, dass ich
mich bei all dem Hin und Her und Rauf und Runter grün und blau geschlagen habe.
Jedenfalls schmerzt mir mein gesamter Leib bereits beim leisesten Zucken.
Schließlich thronte sie wieder auf mir, mit dem Rücken zu mir.
Und das dralle Gesäß direkt vor mir. Ich begann es zu befühlen, zu kneten. Und
dann? Das wollt Ihr nicht hören. Ihr wollt? Meister Schankwirt, wenn Ihr vorher
noch die Güte hättet, mir noch einen Rum einzuschenken? Einfach einen puren
Rum? Danke. ---Aaaaah! Grrrrr! Der zieht aber durch!
Nun denn. Also, ich lag unter ihr auf ihrer Wohnung
Teppich. Meine Hände spielten mit ihrem kolossal straffen Gesäß. Und sie? Sie
zog schließlich den Hosenstoff weg und brachte ins Freie, was da alles
herumstand: »Soso, du bist kein Schmoe! Das sehe ich ja gerade.«
Und dann schnippte sie einmal mit dem Finger sacht dagegen.
Das reichte. Und wie das reichte!
Ihr lacht. Ich habe mir gedacht, dass ihr das tun werdet.
Aber stellt Euch vor: zweihundert Jahre Pause für einen gesunden Mann um die
Vierzig. ---Wie, das habe ich schon gesagt? Nun, aber wenn es doch wahr ist.
Nun, mein Zeitplan ist völlig aus den Fugen geraten.
Natürlich ist das ein Problem, aber keins, das wir nicht lösen können. Denn
tatsächlich werden andere die Lücke längst geschlossen haben, das läuft stets
so wie bei einem Uhrwerk. Ich weiß nicht, was geschieht, wenn ich zurückkomme.
Wenn ich überhaupt zurückkomme. Denn seht Ihr, da gibt es mehrere
Schwierigkeiten zu überwinden.
Zum einen benötige ich ja meinen Anzug, den Sack und alles
andere. Ohne den Anzug kann ich nicht nach oben und finde Barzilai nicht mehr
wieder. Denn mein Rentier kann ich im Augenblick nicht sehen, genauso wenig wie
jeder andere Mensch auf Erden. Und zum Zweiten – ja zum Zweiten. Wie soll ich’s
sagen? Mich bedrängt die Idee, gar nicht mehr zurückzugehen.
Einfach hier zu bleiben. Den Bart ganz abzuschneiden, die
Haare so ratzekurz schneiden wie die Euren. Ich biete die Wette an, dass ich
dann viel jünger aussehe. Ja, ich möchte meinen: anziehend. Und dann würde ich
einfach leben wollen. Wie, weiß ich nicht. Aber mit dieser starken Frau. Allein
schon der Gedanke, jeden Tag in dieses tiefe Dekolletee blicken zu können und
dann diese kraftvollen Armmuskeln zu streicheln und schließlich mit ihr und in
ihr ... ich könnte viel nachholen. Ganz viel.
So, nun seid Ihr im Bilde. Das ist meine Geschichte. Wie
gesagt. Auch weihnachtlich. Aber anders. Nur eins quält mich noch: Ich möchte
erfahren, was das ist. Ein Schmoe.
--- Wie, was? Meister Wirt, Ihr sprecht in Rätseln! Bitte,
erklärt es mir in Gänze. Ob ich weiß, was ein Smartphone ist? Natürlich, ich
habe ja unzählige davon unter Euch Menschen verteilt. Wie sie funktionieren,
was sie können? Äh, nein, ich muss gestehen, nein. Funkwellen? Speicherchip?
Internet? Ich fürchte, ich weiß nicht ...
---Wie meinen? Ihr könnt darin wie in einem
Konversations-Lexikon nachsehen? In dem kleinen Gerät? Nun, wenn Ihr das sagt.
Aber was wollt ihr denn nachschauen? Ach so. Schmoe. Es tröstet mich, dass Ihr
als Teil der heutigen Welt den Terminus auch nicht kennt.
--- Oho. Das ist aber nicht sehr fein. Und, potztausend,
steht das wirklich so da, so unfein und unverblümt? Bei allen Heiligen, was
sind die Menschen dann heutzutage offenherzig! Das ist ja schon fast wie
Sezieren!
Aber habe ich das richtig verstanden? Ein Schmoe ist
jemand, der von der Welt nicht sehr geachtet wird. Denn er gilt als schwacher,
ja fast schon verachtenswerter Mann, weil er durch das Befühlen weiblicher
Muskeln erregt wird. Und der jemand ist, der sich von der Besitzerin solch
eines kraftvollen Leibes gern dominieren lässt. Aha. Dominieren, ist das so
etwas wie, ja, wie spielerisch-erregendes Unterjochen? Ja?
Na, was kümmern mich nach zweihundert Jahren Konventionen
jedwelcher Art. Potzblitz, dann bin ich eben ein Schmoe!
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