Wie gesagt: war! Imperfekt, Präteritum, Vergangenheitsform.
Ich war im vergangenen Jahr letztmalig dort und beim Betreten sehr davon angetan, mit welcher Freundlichkeit und Höflichkeit ich empfangen wurde und wie man mir als Journalist weiterhalf. Auch sehr gut gefiel mir die großzügige Anlage in Köln, zumal mir das Leitsystem durch die Hallen logischer und übersichtlicher erschien als in Essen. Und imposant ohne Wenn und Aber das, was sich an Ausstellung rund um das Thema "Leibeserstüchtigung" entwickelt hat.
Soweit das Gute. Das Schlechte für die Mitglieder unserer Welt - ob nun als Athlet welchen Geschlechts auch immer oder ob als Fan - bestand darin, dass sich in Köln leider auch der Trend fortsetzte, "richtiges" Bodybuilding immer weiter hintan zu stellen, in diesem Jahr "gekrönt" von der Absage der Power Pro Show (siehe das eins tiefer stehende Posting).
Ich frage mich allerdings, was das eigentlich ist, "richtiges" Bodybuilding. Ehe ich den Gedanken weiterführe und mich an Antworten versuche: Die Kommentarfunktion ist aktiviert. Bitte, Liebe Leser, sofern noch vorhanden: go ahead und schreibt da rein, wie sich das euch darstellt und natürlich auch das, was ihr anders seht als ich.
Also: Erst einmal mag ich bekanntermaßen extrem muskulöse und sehr starke Frauen, sonst gäbe es diesen Blog nicht. Daher besuche ich immer wieder einmal Wettkämpfe oder Veranstaltungen wie beispielsweise die FIBO, um eben diese von mir als Muskelmaedels titulierten Ladies da zu sehen, ob nun im Publikum oder auf der Bühne oder hinter einem Messestand. Für mich ist das der Hauptgrund, um da hin zu fahren. Für viele andere sind es die Athleten, die das Maximum in Sachen Kraft und Körperentwicklung anstreben, hier sowohl bei der Masse wie auch bei der Ausprägung (Definition). Um das Folgende zu illustrieren, habe ich ein paar Bilder von FBB eingestellt, auch da mag jeder seine eigene Meinung haben. Aber ich denke in einem Punkt sind sich Fans und Sportler einig: Es muss etwas passieren!
Also, am Zustand des Sports scheiden sich nun die Geister. Selbst Arnold Schwarzenegger als einer der Granden des Muskelsports hat den MBB unlängst mit geharnischten Worten zu verklickern versucht, dass hier zu viel des Guten geschieht und die Kampfrichter-Richtlinien zu ändern seien (man folge diesem Link und lausche der Steirischen Eiche und Eddie Robinson). Ich breche das jetzt einmal runter: Extremste Muskelmasse gepaart mit extremster Definition bei den männlichen Athleten ist demnach nicht der Allgemeinheit zu vermitteln und auch nicht mehr vielen treuen Fans. Denn es wirkt demnach auf viele schlichtweg grotesk, auch, wenn Auswüchse wie die berüchtigten Bläh-Bäuche hinzukommen. Und, nein, ich rede jetzt bestimmt nicht von den - pardon - Vollpfosten, die sich diverse Extremitäten dermaßen muskulös aufspritzen lassen, dass selbst die Arme von dem Unglaublichen Hulk und von The Thing daneben zierlich und elegant-harmonisch wirken. Es geht immer noch um Wettkampf-Bodybuilding der Männer.
Inwieweit Arnie nun seinen Zeiten und damit denen seiner Kumpels, Konkurrenten und Wegbegleiter von Franco Columbu über Serge Nubret, Frank Zane, Steve Michalik, Mike Mentzer und Tom Platz bis Sergio Oliva und anderen nachtrauert --- keine Ahnung, vielleicht isses so. Ich weiß daher nicht, ob hier bloß ein alter Mann nostalgische Gefühle hegt. Aber wenn man sich anguckt, dass dieser reiche und erfolgsverwöhnte Kerl immer noch die BB-Szene mit Herzblut verfolgt und augenscheinlich immer noch an einige ihrer Ideale glaubt - wie jüngst zu sehen, als er einem im Studio verspotteten Anfänger per Facebook Mut zu sprach - dann ist an der Kritik dieses Fachmannes mehr als nur etwas Nostalgie dran: Lange stand Bodybuilding unter der Prämisse, dass die Muskelentwicklung in Relation zur Körpergröße zu stehen habe. Denn nur dadurch kann sich eine harmonisch wirkende Symmetrie ergeben. Wenn die schiere Masse jedoch vor allem anderen steht, wirkt das irgendwann eben genau der Symmetrie entgegengesetzt und folglich ungeschlacht oder ungestalt.
Zum einen dieser Aspekt, auf der anderen Seite sind dann da die - oft via Social Network selbstgehypten - Nachwüchsler, bei denen es schlicht an dem fehlt, was eine gelungene Gesamtentwicklung des Körpers ausmacht. Anstelle dieser Gesamtentwicklung ist dann da ein Oberkörper, der zumeist nicht zu dem im Vergleich dazu unterentwickelten Unterbau passt. Keulenarme versus Spargelbeinchen. Bei allem fraglos vorhandenen Trainingsfleiß --- in diesen Sportlern sehe ich nicht die Zukunft des Bodybuilding. Vor allem dann nicht, wenn sie sich anmaßen, bar aller Sporterfolge Ratschläge zu erteilen und damit die Geschichte und die genannte Grundforderung des Sports zu ignorieren. Nämlich die nach einer symmetrisch-harmonischen Gesamtentwicklung --- man kann's nicht oft genug sagen.
Wo liegt sie dann, die "Fjutscher"? Zwischen den beiden Extremen sehe ich idealerweise die Zukunft. Es sollte also wieder eine Betonung der symmetrischen Anmutung geben.
Symmetrie in der Ausbildung der Muskulatur - ein Hauptziel beim Bodybuilding. Wie das in Perfektion aussehen kann, hat Juliette Bergmann aus den Niederlanden immer wieder bewiesen. |
Ist das für die Sportlerinnen schon schlimm genug, so kommt noch die Forderung nach "Sie sollte aber weiblich aussehen" hinzu. Kann ich vom Prinzip her verstehen (ja, mein Fünfer liegt schon in der Chauvi-Kasse): Mein Faible oder Fetisch, meine Macke oder Marotte zum Beispiel dreht sich ja genau darum, dass die Frauen so stark sind und sich das mit unverwechselbar Weiblichem paart. Nur, was ist das "weibliche Äußere"? Ich habe da eine einfache Regel: Ich muss sie sofort und unverwechselbar als Frau erkennen können, fertig.
Hier demonstriert Denise Hoshor, was ich im vorstehenden Abschnitt meine, nämlich, dass auch extreme Muskeln und ein weibliches Äußeres sich nicht ausschließen. |
Diese Forderung nach dem unübersehbar Weiblichen treibt aber auch manche ins andere Extrem, nämlich dahin, das Frauliche überzubetonen: Wenn der Kunstbusen das Dolly-Buster-Format erreicht und Russ Meyer in seinem Grab zu rotieren anfängt, dann lenkt das bei einer Wettkampfathletin vom Rest der doch ästhetisch-sportlich zu bewertenden Form ab. Das verstärkt dann nur noch die ablehnende Haltung im Mainstream und wohl auch bei mehr und mehr bei manchem Fan. Das passiert auch deshalb, weil inzwischen Hintern und Waden zum Teil in obszön-lächerlicher Weise aufgespritzt/transplantiert werden und man sich fragt, was das dann noch mit Sport und Kraft zu tun hat.
Um es klar zu sagen: Nix gegen Busentransplantate, auch nicht gegen große, aber insgesamt bei sportlich tätigen Athletinnen bitte mit Augenmaß. Ich wiederhole: Auch die Größe dieser "Blubberpolster" hat Auswirkungen auf die Gesamtsymmetrie - und kann sie auch in dem ein oder anderen Fall komplett verhunzen. Dito sonstige OP's, die je nach Grad auf den Betrachter als "zu viel, zu viel" wirken.
Sollte also auch hier wieder eine Rückkehr her zu dem, was ein Grundforderung des BB ist, nämlich eine harmonische Ausbildung des Körpers? In dem vorgenannten Punkt: ja. Und sonst? Da bin ich freilich der Ansicht, dass es bei den Muskelmaedels, also den ihre Bezeichnung zu Recht tragenden Bodybuilderinnen, absolut nicht in dem Ausmaß im Argen liegt wie bei den Männern. Im Gegenteil. Guckt man sich zum Beispiel eine Iris Kyle an, dann sieht man eine Symmetrie und eine Körperentwicklung, die diejenige von manchem preisgekürten Mann toppt. Überhaupt - und das ist aus meiner Sicht ein Plus - haben viele Athletinnen (namentlich die aus dem lateinamerikanischen Raum) oft eine Beinentwicklung, die manchen männlichen Möchtegern vor Scham erblassen lassen müsste: So was erreicht man nur mit jeder Menge "ass to grass" und sonstiger Schinderei für den Unterbau. Und es führt auch zu einer zumindest mich erfreuenden Ausbildung des Hintern ...
Das Selfie von Mavi Gioia zeigt, was ich damit meine: Wenn Bodybuilderinnen entsprechend trainieren, haben sich pralle und unverschämt-ausladende und in der Kontur unübersehbar weibliche Hinterteile... |
Nur: Dies kann NICHT der Ersatz sein für das Hardcore-BB. Es wird immer Männlein und Weiblein geben, die an die Grenzen gehen wollen. Das aber dann bitte unter Berücksichtigung des Aspektes von symmetrischer Harmonie. Und in dem Punkt sehe ich - wie oben gesagt - die Leistungsspitze der Frauen klar vor den Männern. Eigentlich müssten sich die Männer genau daran orientieren.
Alles in allem: Ein bisschen haben es die Athleten beiderlei Geschlechts also auch selber in der Hand, etwas dafür zu tun, dass man sie wieder auf den ihnen bislang zur Verfügung stehenden Plattformen sehen will. Was hingegen gar nicht geht, ist sie mit Wischi-Waschi-Gründen kurzfristigst auszuladen. Das missachtet den Aufwand und die Hingabe, mit denen sich viele vorbereitet haben - auch wenn man über das Ergebnis streiten kann. Ob das der FIBO zuträglich ist, müssen die Verantwortlichen entscheiden --- das "BO" im Namen steht ja schließlich weder für "Boxen" noch für "Bowling" oder "Bootfahren" ...
Guter Beitrag jedoch eine kleine Korrektur:
AntwortenLöschenEs heißt "Steirische Eiche" und nicht "Steyrische Eiche" Steirisch leitet sich vom Österreichischen Bundesland Steiermark ab aus dem Arnold Schwarzenegger stammt und nicht von der Stadt "Steyr" im Bundesland Oberösterreich
Danke für den Hinweis! Ich habe den Fehler daraufhin behoben.
AntwortenLöschen