Sonntag, 19. April 2015

Richtiges Bodybuilding???

Wegen solcher Muskelmaedels zog es mich jahrelang
zur FIBO: Athletinnen, die den Fans stolz zeigten,
was sie sich im Lauf der Zeit antrainiert hatten. Und die
gern für Fotos posierten und auch mal sexy
rüberkommen wollten. So wie hier die unvergleichlich-
umwerfende Brigita Brezovac.
FIBO --- lange Jahre bin ich da auch hingepilgert, ob nun in Essen, Stuttgart oder Köln. Hier war ja die Chance gegeben, einmal das ein oder andere Muskelmaedel life und in Farbe zu sehen, auch mal eine Bühnenshow mit Bodybuildern beiderlei Geschlechts. Und es bestand die Chance, den großen Stars der Szene zu begegnen.

Wie gesagt: war! Imperfekt, Präteritum, Vergangenheitsform.


Ich war im vergangenen Jahr letztmalig dort und beim Betreten sehr davon angetan, mit welcher Freundlichkeit und Höflichkeit ich empfangen wurde und wie man mir als Journalist weiterhalf. Auch sehr gut gefiel mir die großzügige Anlage in Köln, zumal mir das Leitsystem durch die Hallen logischer und übersichtlicher erschien als in Essen. Und imposant ohne Wenn und Aber das, was sich an Ausstellung rund um das Thema "Leibeserstüchtigung" entwickelt hat.

Soweit das Gute. Das Schlechte für die Mitglieder unserer Welt - ob nun als Athlet welchen Geschlechts auch immer oder ob als Fan - bestand darin, dass sich in Köln leider auch der Trend fortsetzte, "richtiges" Bodybuilding immer weiter hintan zu stellen, in diesem Jahr "gekrönt" von der Absage der Power Pro Show (siehe das eins tiefer stehende Posting).

Fraglos dürfte sie "die Allgemeinheit"
entsetzen --- ein bißchen habe ich aber bei
Virginia Sanchez  den Verdacht,
dass sie bewusst eine Art von Bürgerschreck
mimt und das auch noch unverfroren genießt:
Extrem-Muckis und dazu diese Stoppelfrisur ...
Für mich als ausgemachten Fan sind
ihre Super-Duper-Arme schlichtweg
sensationell und anbetungswürdig!

Ich frage mich allerdings, was das eigentlich ist, "richtiges" Bodybuilding. Ehe ich den Gedanken weiterführe und mich an Antworten versuche: Die Kommentarfunktion ist aktiviert. Bitte, Liebe Leser, sofern noch vorhanden: go ahead und schreibt da rein, wie sich das euch darstellt und natürlich auch das, was ihr anders seht als ich.
 

Also: Erst einmal mag ich bekanntermaßen extrem muskulöse und sehr starke Frauen, sonst gäbe es diesen Blog nicht. Daher besuche ich immer wieder einmal Wettkämpfe oder Veranstaltungen wie beispielsweise die FIBO, um eben diese von mir als Muskelmaedels titulierten Ladies da zu sehen, ob nun im Publikum oder auf der Bühne oder hinter einem Messestand. Für mich ist das der Hauptgrund, um da hin zu fahren. Für viele andere sind es die Athleten, die das Maximum in Sachen Kraft und Körperentwicklung anstreben, hier sowohl bei der Masse wie auch bei der Ausprägung (Definition). Um das Folgende zu illustrieren, habe ich ein paar Bilder von FBB eingestellt, auch da mag jeder seine eigene Meinung haben. Aber ich denke in einem Punkt sind sich Fans und Sportler einig: Es muss etwas passieren!

Also, am Zustand des Sports scheiden sich nun die Geister. Selbst Arnold Schwarzenegger als einer der Granden des Muskelsports hat den MBB unlängst mit geharnischten Worten zu verklickern versucht, dass hier zu viel des Guten geschieht und die Kampfrichter-Richtlinien zu ändern seien (
man folge diesem Link und lausche der Steirischen Eiche und Eddie Robinson). Ich breche das jetzt einmal runter: Extremste Muskelmasse gepaart mit extremster Definition bei den männlichen Athleten ist demnach nicht der Allgemeinheit zu vermitteln und auch nicht mehr vielen treuen Fans. Denn es wirkt demnach auf viele schlichtweg grotesk, auch, wenn Auswüchse wie die berüchtigten Bläh-Bäuche hinzukommen. Und, nein,  ich rede jetzt bestimmt nicht von den - pardon - Vollpfosten, die sich diverse Extremitäten dermaßen muskulös aufspritzen lassen, dass selbst die Arme von dem Unglaublichen Hulk und von The Thing daneben zierlich und elegant-harmonisch wirken. Es geht immer noch um Wettkampf-Bodybuilding der Männer.

Das ist der Zustand manches Wettkampf-MBB, was
meiner Ansicht nach nichts mehr mit dem zu tun
hat, was man jahrzehntelang unter Bodybuilding
verstanden hat - hier läuft etwas falsch. Und
das tut es bei den Männern entschieden mehr
als bei den Frauen.

Inwieweit Arnie nun seinen Zeiten und damit denen seiner Kumpels, Konkurrenten und Wegbegleiter von Franco Columbu über Serge Nubret, Frank Zane, Steve Michalik, Mike Mentzer und Tom Platz bis Sergio Oliva und anderen nachtrauert --- keine Ahnung, vielleicht isses so. Ich weiß daher nicht, ob hier bloß ein alter Mann nostalgische Gefühle hegt. Aber wenn man sich anguckt, dass dieser reiche und erfolgsverwöhnte Kerl immer noch die BB-Szene mit Herzblut verfolgt und augenscheinlich immer noch an einige ihrer Ideale glaubt - wie jüngst zu sehen, als er einem im Studio verspotteten Anfänger per Facebook Mut zu sprach - dann ist an der Kritik dieses Fachmannes mehr als nur etwas Nostalgie dran: Lange stand Bodybuilding unter der Prämisse, dass die Muskelentwicklung in Relation zur Körpergröße zu stehen habe. Denn nur dadurch kann sich eine harmonisch wirkende Symmetrie ergeben. Wenn die schiere Masse jedoch vor allem anderen steht, wirkt das irgendwann eben genau der Symmetrie entgegengesetzt und folglich ungeschlacht oder ungestalt.

Zum einen dieser Aspekt, auf der anderen Seite sind dann da die - oft via Social Network selbstgehypten - Nachwüchsler, bei denen es schlicht an dem fehlt, was eine gelungene Gesamtentwicklung des Körpers ausmacht. Anstelle dieser Gesamtentwicklung ist dann da ein Oberkörper, der zumeist nicht zu dem im Vergleich dazu unterentwickelten Unterbau passt. Keulenarme versus Spargelbeinchen. Bei allem fraglos vorhandenen Trainingsfleiß --- in diesen Sportlern sehe ich nicht die Zukunft des Bodybuilding. Vor allem dann nicht, wenn sie sich anmaßen, bar aller Sporterfolge Ratschläge zu erteilen und damit die Geschichte und die genannte Grundforderung des Sports zu ignorieren. Nämlich die nach einer symmetrisch-harmonischen Gesamtentwicklung --- man kann's nicht oft genug sagen.


Wo liegt sie dann, die "Fjutscher"? Zwischen den beiden Extremen sehe ich idealerweise die Zukunft. Es sollte also wieder eine Betonung der symmetrischen Anmutung geben.


Symmetrie in der Ausbildung der
Muskulatur - ein Hauptziel beim
Bodybuilding. Wie das in Perfektion
aussehen kann, hat Juliette Bergmann
aus den Niederlanden
immer wieder bewiesen.
Soweit die Männer. Bei den Frauen ist meiner bescheidenen Meinung nach ein Problem darin zu sehen, dass die Beurteilungsgrundlage zur Unterteilung viel unklarer ist als bei den Männern. Es wird mit Klassen über Klassen gehubert, es wird dies und das gefordert, um am kommenden Tag verworfen zu werden. Auch ist das massebetonte FBB (was aber meiner Ansicht gemäß immer noch insgesamt auf den gesamten Körperbau gesehen harmonischer wirkt als bei den Männern) manchem Funktionär ein Dorn im Auge, weswegen wacker daran gesägt wird. 

Ist das für die Sportlerinnen schon schlimm genug, so kommt noch die Forderung nach "Sie sollte aber weiblich aussehen" hinzu. Kann ich vom Prinzip her verstehen (ja, mein Fünfer liegt schon in der Chauvi-Kasse): Mein Faible oder Fetisch, meine Macke oder Marotte zum Beispiel dreht sich ja genau darum, dass die Frauen so stark sind und sich das mit unverwechselbar Weiblichem paart. Nur, was ist das "weibliche Äußere"? Ich habe da eine einfache Regel: Ich muss sie sofort und unverwechselbar als Frau erkennen können, fertig. 

Hier demonstriert Denise Hoshor,
was ich im vorstehenden Abschnitt meine,
nämlich, dass auch extreme Muskeln und
ein weibliches Äußeres sich nicht ausschließen
.
Und da geht es NICHT in erster Linie um ein superschönes Gesicht. Es gibt ja auch Bodybuilderinnen, die kein Modelface haben, ohne dass da irgendein Zweifel bleibt. Und umgekehrt tummeln sich auf der Welt auch Frauen, die nie im Leben Sport getrieben oder asketisch gelebt haben, aber ein "scharf gezeichnetes Gesicht" haben, wie das poetisch verbrämt heißt. Also ein Gesicht, wie man es eher bei einem Mann vermutet - ohne dass seine Besitzerin freilich irgendwie männlich wäre. Desungeachtet gibt es es bekanntermaßen einige Athletinnen, bei denen das Gesicht ganz eindeutig kerlig aussieht (auch in der Offseason), ab und zu sogar mit nicht mehr zu tarnenden Bartschatten und einer "receding hairline": Sorry, da ist es aus meiner Sicht dann eindeutig zu weit gegangen.

Diese Forderung nach dem unübersehbar Weiblichen treibt aber auch manche ins andere Extrem, nämlich dahin, das Frauliche überzubetonen: Wenn der Kunstbusen das Dolly-Buster-Format erreicht und Russ Meyer in seinem Grab zu rotieren anfängt, dann lenkt das bei einer Wettkampfathletin vom Rest der doch ästhetisch-sportlich zu bewertenden Form ab. Das verstärkt dann nur noch die ablehnende Haltung im Mainstream und wohl auch bei mehr und mehr bei manchem Fan. Das passiert auch deshalb, weil inzwischen Hintern und Waden zum Teil in obszön-lächerlicher Weise aufgespritzt/transplantiert werden und man sich fragt, was das dann noch mit Sport und Kraft zu tun hat.

Um es klar zu sagen: Nix gegen Busentransplantate, auch nicht gegen große, aber insgesamt bei sportlich tätigen Athletinnen bitte mit Augenmaß. Ich wiederhole: Auch die Größe dieser "Blubberpolster" hat Auswirkungen auf die Gesamtsymmetrie - und kann sie auch in dem ein oder anderen Fall komplett verhunzen. Dito sonstige OP's, die je nach Grad auf den Betrachter als "zu viel, zu viel" wirken. 

 
Weiblichkeit und extrem ausgeprägte Muskeln, das ist 
Oana Hreapca. Sie hat nicht nur Super-Arme,
sondern mit die besten Bauchmuskeln in der Szene.
Und sie ist symmetrisch. Warum also da
an ihrer Sportart seitens der Verbände gesägt
wird, kann ich nicht nachvollziehen.
Hier sei daher nun bitte unterschieden zwischen dem, was einer Wettkampfsportlerin ansteht und dem, was manchem Fetisch-Fan und wohl auch mancher der angebeteten Muscleladies selber gefällt. Denn das, was den einen aus erotischer Sicht neben den Muckis total mit anmacht, sind mitunter akkurat die Art von Implantanten und die Folgen sonstiger OPs, die dem anderen, sprich: dem Außenstehenden, schlichthin als "way too much" erscheint. Etwas, das diese Dreingaben mit Blick auf die Symmetrie und die komplette "Linienführung" oft auch sind. Was nicht heißt, dass den FBB die Betonung weiblicher Konturen durch solche ärztliche Nachhilfe unmöglich sein sollte. Schließlich machen das unzählige andere Frauen ja auch. Aber es sollte anders umgesetzt werden als nur mit der gerade angesprochenen und heillos überzogenen Künstlichkeit. Wobei die Grenze wie immer im Auge des gerade aktiven Betrachters liegt.

Sollte also auch hier wieder eine Rückkehr her zu dem, was ein Grundforderung des BB ist, nämlich eine harmonische Ausbildung des Körpers? In dem vorgenannten Punkt: ja. Und sonst? Da bin ich freilich der Ansicht, dass es bei den Muskelmaedels, also den ihre Bezeichnung zu Recht tragenden Bodybuilderinnen,  absolut  nicht in dem Ausmaß im Argen liegt wie bei den Männern. Im Gegenteil. Guckt man sich zum Beispiel eine Iris Kyle an, dann sieht man eine Symmetrie und eine Körperentwicklung, die diejenige von manchem preisgekürten Mann toppt. Überhaupt - und das ist aus meiner Sicht ein Plus - haben viele Athletinnen (namentlich die aus dem lateinamerikanischen Raum) oft eine Beinentwicklung, die manchen männlichen Möchtegern vor Scham erblassen lassen müsste: So was erreicht man nur mit jeder Menge "ass to grass" und sonstiger Schinderei für den Unterbau. Und es führt auch zu einer zumindest mich erfreuenden Ausbildung des Hintern ...

Das Selfie von Mavi Gioia zeigt, was ich damit meine:
Wenn Bodybuilderinnen entsprechend trainieren,
haben sich pralle und unverschämt-ausladende
 und in der Kontur unübersehbar weibliche Hinterteile...
 
Gegen die sonstigen Fitness-Klassen ist aus meiner Sicht rein gar nichts zu sagen. Es ist ja super, wenn Männlein und Weiblein auf sich achten (ich sollte auch ...). Und so ist auch ein moderat-muskulöser Körperbau auch bei Frauen inzwischen socially acceptable, ja sogar auf dem Weg zum Ideal. Das war vor einem Vierteljahrhundert noch anders und wurde in der berühmt-berüchtigten Öffentlichkeit flugs mit Anabolika und Steroiden assoziiert. Auch wenn es schon lange vor Erfindung dieser und anderer Mittel Athletinnen gegeben hat, die ein solches Maß an Muskulosität erreicht haben. Daher ist an der Stelle ja schon ein gesellschaftlicher Erfolg zu verzeichnen.

Nur: Dies kann NICHT der Ersatz sein für das Hardcore-BB. Es wird immer Männlein und Weiblein geben, die an die Grenzen gehen wollen. Das aber dann bitte unter Berücksichtigung des Aspektes von symmetrischer Harmonie. Und in dem Punkt sehe ich - wie oben gesagt - die Leistungsspitze der Frauen klar vor den Männern. Eigentlich müssten sich die Männer genau daran orientieren. 

Ich habe das in anderem Zusammenhang schon mal
gepostet: Ein, wie ich finde, interessanter Vergleich
zwischen einem Weltklasse-MBB und Iris Kyle: Man
achte mal auf Symmetrie und Fülle der Muckis: Iris Kyle
hat klar die besseren, volleren und höheren Bizeps.
Ihr Rücken ist voller und dabei klarer gezeichnet ,
auch wenn  bei diesem Bild ihre schöne dunkle
Hautfarbe das alles plastischer wirken lässt.
Und dann erst ihre prachtvollen Waden!
Um so mehr ist es eine Schweinerei, dass stattdessen versucht wird, Frauen-Disziplinen im Bodybuilding zu kappen. Dadurch will man wohl auch die Athletinnen in spe von vornherein vergrätzen, abschrecken und ihnen jegliche Motivation nehmen, einen vergleichsweise extrem muskulösen, aber symmetrischen, in sich ausgewogenen und damit den Grundforderungen des Sports folgenden Body aufzubauen: Widersinniger kann's kaum zugehen. Wenn etwas das Bodybuilding versaut, dann sind es Herrenbäuche wie die oben gezeigten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das vor zwanzig Jahren war, als MBB stolz darauf waren, dass sie zu den breiten Schultern eine schmale Taille hatten und einen richtig flachen Bauch, den sie unglaublich weit einziehen konnten. Wieder einmal stellt sich die Frage, warum die Frauen jenseits Jan Tana das nicht endlich selber in die Hand nehmen und ihre Wettkämpfe gestalten?

Alles in allem: Ein bisschen haben es die Athleten beiderlei Geschlechts also auch selber in der Hand, etwas dafür zu tun, dass man sie wieder auf den ihnen bislang zur Verfügung stehenden Plattformen sehen will. Was hingegen gar nicht geht, ist sie mit Wischi-Waschi-Gründen kurzfristigst auszuladen. Das missachtet den Aufwand und die Hingabe, mit denen sich viele vorbereitet haben - auch wenn man über das Ergebnis streiten kann. Ob das der FIBO zuträglich ist, müssen die Verantwortlichen entscheiden --- das "BO" im Namen steht ja schließlich weder für "Boxen" noch für "Bowling" oder "Bootfahren" ...

Yeon Woo Jhi --- sie halte ich für eine
Bodybuilderin, bei der starke Muskeln
und weibliche Ausstrahlung auch
der Allgemeinheit vermittelbar sind:
Das ist in jedem Fall eine starke
und dazu wunderschöne Frau!
       

2 Kommentare:

  1. Anonym29/4/15

    Guter Beitrag jedoch eine kleine Korrektur:

    Es heißt "Steirische Eiche" und nicht "Steyrische Eiche" Steirisch leitet sich vom Österreichischen Bundesland Steiermark ab aus dem Arnold Schwarzenegger stammt und nicht von der Stadt "Steyr" im Bundesland Oberösterreich

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  2. Danke für den Hinweis! Ich habe den Fehler daraufhin behoben.

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...