Zur Zeit kursiert via Diskussions-Forum ein Photo, das die diesseits sehr geschätzte Nicole Pfüt- zenreuter bei eindeutig-zweideutigem Tun zeigt (einer Tätigkeit übri- gens, für die laut einer etwas älteren Umfrage von Sexual- forschern knapp 100 % der Männer liebend gern ihr bestes Stück zur Verfügung stellen ...).
Es kam, wie es kommen musste: Einige Leute nahmen das frivole Tun mit Amüsement, die anderen dagegen beklagten den Sittenverfall im FBB und die Tendenz, dass sich das selbst bei hochkarätigen Muskelmaedels wie Nicole immer mehr in Richtung Porno begebe.
Dazu meinerseits mehrerlei:
1. Nicole selber macht auf ihrer Homepage keinen Hehl über ihre offenherzige sexuelle Gesinnung und beschreibt klar, dass sie darin einen Schlüssel zu persönlichem Wohlbefinden und zur Selbstentfaltung sieht. Daher habe, so der aus der Erinnerung paraphrasierte Text, kein Erewachsener das Recht, anderen Erwachsenen da in ihr Privatissimum hineinzureden. Dem kann ich mich nur aus voller Überzeugung heraus anschließen (auch wenn mein Sexleben erfüllter sein könnte - grins...)
2. Der Sittenverfall im BB. Tja. Der ist - wenn man denn so moralisch urteilt - bliebe, sicher da. Nur --- neu ist er nicht. Wer wie ich seit 25 Jahren Unmengen an Material zum Thema BB gelesen hat, der weiß auch, dass es da schon lange heimliche Prostitution gibt. Und zwar erstmal bei den Männern. Da hat sich der ein oder andere wohl verdingt, um Geld für seinen Sport zusammenzubekommen, vielleicht auch aus entsprechenden Neigungen heraus. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich in irgendeinem Text von/über Arnold S. aus G. gelesen, dass auch er als Anfänger entsprechende Anträge von reichen, aber schwulen Fans bekommen hat, nach dem Motto: "Sei mir sexuell gefällig, dann fördere ich finanziell deine Karriere". Arnold hat das wohl deutlich abgelehnt. Andere nicht, definitiv nicht.
Ja, und? Sind das deswegen schlechtere Bodybuilder? Noch was: Diese Art von Symbiose ist kein Phänomen der letzten 50 Jahre. Der (um 1900 in spiritistischen Kreisen geschätzte) Maler Sascha Schneider war andersrum und leidenschaftlicher Fan von Athleten, die er reihenweise portraitiert hat. Mit einigen davon hat er wohl auch etwas gehabt, mit dem Unterschied, dass das seinerzeit noch als Straftatbestand galt.
3. Fragt sich nur, ob es sich in dem Fall um Prostitution handelt oder - Spekulation - um Spaß an der Freud und an der Provokation.
4. Dass es hinter den Kulissen des Leistungssports anders aussieht als die schöne Fassade davor glauben machen will, das sollte auch nichts Neues sein. Das gilt nicht nur für solche sexuellen Eskapaden, das zeigt sich auch immer wieder in Doping-Fällen (siehe Jan Ullrich - pars pro toto genannt) oder in finanziellen Ungereimtheiten (siehe Papa Graf und die Tennis-Gelder in den Aldi-Tüten).
5. Bodybuilding auf dem Niveau, auf dem Nicole es betreibt, ist fraglos Hochleistungssport. Die Betreffenden müssen, um bestehen zu können, über Gebühr viel an Aufwand und Zeit investieren und erhalten gleichsam unter Gebühr wenig dafür zurück --- wenn man mal die persönliche Erfüllung und den Ruhm außer acht läßt. Nur in einigen Sportarten können die besten Athleten davon gut, in vergleichsweise wenigen Fällen sehr gut leben. Schon im alten Athen waren es nur die Olympiasieger, die von der Gesellschaft gehätschelt wurden. Und was war mit den Zweit-, Dritt-, Viertplazierten, die genauso lang und hart und entbehrungsreich trainiert hatten? Wie finanzierten die ihren Traum? Und wie sollen es die Athleten heute tun? Merke: Viele Fan lieben das Ergebnis, ignorieren aber den steinigen Weg, auf dem Athleten - in dem Fall Muskelmaedels wie Nicole - ans Ziel gelangen.
6. Frauenbodybuilding ist immer noch eine Randgeschichte. Immer noch ist es etwas, das ein G'schmäckle hat. Immer noch werden Frauen (wenn auch hinter vorgehaltener Hand) als "Mannweiber", "Kampflesben" oder ähnliches diskreditiert, wenn sie sich dem Aufbau spektakulärer Muskeln mit Hingabe widmen. Allerdings werden zusehends wenigstens die Leistung und die Disziplin anerkannt, freilich kopfschüttelnd.
7. Es gibt aber eine zusehends wachsende Fangemeinde. Das Wort sei expressis verbis erklärt: Es geht um Männer, die extrem muskulöse Frauen sexuell anziehend finden. Die meisten dieser Fans aber leben in den allermeisten Fällen anonym. Wenn schon über die Muskelmaedels abschätzig geredet wird, dann trifft das erst recht auf all jene Burschen zu, die derlei schätzen. In breve: Die meisten haben Angst vor dem outing.
8. Aus den drei vorangegangenen Punkten ergibt sich aber, dass viele FBB und ihre Fans nur unter klandestinen Bedingungen zusammenkommen können, dass hier auch viel Geld im Spiel ist, und dass es um sexuelle Leistungen geht. (Wobei das mit dem "klandestin" bei manchem Typen den Reiz noch zusätzlich erhöht - aber that's another story).
9. Also: Wenn's Nicole Spaß gemacht hat, so what? Wenn nicht, hielte ich das für schlimm. Aber egal wie: Wir Fans sollten uns darüber klar sein, dass solche Auswüchse (falls es welche sind) mehr oder weniger stark, mehr oder weniger offen zum BB (wie auch zu anderen Sportarten) dazugehören - gut heißen muss es deshalb nicht jeder. Aber man hat auch nicht das Recht, diejenigen, die sich ihrem Sport mit Leib und Seele verschrieben haben, moralisch zu verurteilen. Schließlich geht es ja immer noch um freiwillige Handlungen zwischen Erwachsenen.
10. Nicole ist allein schon deswegen kein Vorwurf zu machen, weil sie diesen Teil ihrer Lebensführung offenherzig behandelt und eben nicht unter der Decke hält. Wie viele andere FBB (und BB) gibt es, die ähnliches tun, aber dabei ganz still und leise vorgehen, damit sie zwar Geld (falls überhaupt) bekommen, aber nach außen hin als saubere Sportlerin oder als echter Kerl dazustehen? Dann ist mir das mit Nicole lieber!
Also, Nicole: Lass dich nicht beirren!
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Nachtrag: Das Foto habe ich vor zwei Jahren in Frankfurt gemacht und heute morgen grafisch bearbeitet, sprich: den Hintergrund verfremdet. Dies bringt den tollen Body von Nicole meiner Meinung nach so richtig zur Geltung. Ich hoffe, sie hat nichts gegen die Veröffentlichung. Wenn sie das bearbeitete Foto in höherer Auflösung braucht: bitte melden.