Samstag, 16. Juni 2018

Filmcasting für Bodybuilderinnen - ein paar Gedanken.

Ein Bodybuilding-Film soll's werden, so kündet dieses Plakat oder dieses Meme, wie das in Fratzenbuch-Sprechweise heißt. Das Foto zeigt die umwerfende Carla Dunlap - und damit fängt mein Unwohlsein schon an, auch wenn ich das beschriebene Projekt ganz spannend finde.



Ich will nicht, aber ich muss hier mal unken: Carla Dunlap (heute Dunlap-Kaan) sah zu Beginn der 80er Jahre nicht nur atemberaubend aus, sie hatte ihre sportlichen Höhen eben auch in den 80er Jahren. Will sagen: Sie ist (leider) längst nicht mehr die Person, welche das FBB maßgeblich mitprägt und die damit auch für das hier beworbene Projekt passt. Wer aber heute mit ihrem Bild wirbt, der zeigt eigentlich auch, dass er seine Hausaufgaben nicht ganz zu Ende gemacht hat ... eben dann, wenn er für eine zu besetzende Rolle nach einem Muskelmaedel im Alter zwischen Ende Zwanzig und Anfang Vierzig sucht. Denn (wieder leider) in das Raster passt Carla Dunlap als aktuell 63-Jährige sicher nicht mehr hinein. Okay, vielleicht bin ich auch bloß zu beckmesserisch.

Folgt man denn dem angegebenen Link, landet man auf einer Website und erfährt den Titel des Films "The Space Between". Um was es geht, das kann man dann den beiden ausgeschriebenen Rollenbezeichnungen entnehmen:

****KEINE SCHAUSPIELERFAHRUNG NOTWENDIG. IRGENDWO IN DEN USA ANSÄSSIG. Wir suchen nach einer echten Bodybuilderin [das ist wohl hier gemeint, der englische Text ist da zweideutig, weil nur "bodybuilder" da steht --- mattmuscle], die dieser sehr speziellen Rolle Wahrhaftigkeit und Authentizität verleihen kann und die eine Welt sichtbar machen kann, die allmählich verschwindet (da man Frauenbodybuilding bei großen Wettkämpfen auslaufen lässt)****

SERENA MOSS [Hauptrolle]: Weiblich. Afroamerikanisch. Altersstufen: Später 20er bis frühe 40er. Bodybuilder (Physique und Figure sind ebenso willkommen). Offenes Gesicht und ausdrucksstarke Augen, die ihre Gefühle besser ausdrücken als Worte. Serena ist eine Amateur-Bodybuilderin mit dem Bestreben, "Profi" zu werden. Im Verlauf des Films, wenn die Gesundheit von Serenas Vater schwindet, steigert sich ihre Obsession mit Bodybuilding zu etwas Allumfassendem. Bei steigenden Medizin- und Bodybuilding-Kosten, erfahren wir schnell von den Schwierigkeiten, die Serena zu bewältigen hat, um ihr Ziel zu erreichen. Und obwohl Serena ihre Haut wie eine Rüstung trägt, ist die Kraft ihrer angespannten Gefühle spürbar.

Daisy Kent [Nebenrolle]: Weiblich. Alle Ethnien. Altersstufen: 40er bis 50er. Eine ehemalige Ms. Olympia und der "Muss man hin"-Guru für alle Amateurbodybuilderinnen mit dem Wunsch, Profi zu werden. Daisy ist absolut gradlinig ["straight shooter", heißt's im US-Original, mattmuscle] und eisenhart. Sie hält ihren Körper in robuster Form.

WIR BESETZEN VERSCHIEDENE ROLLEN – ALLE BODYBUILDERINNEN SIND EINGELADEN, SICH ZU BETEILIGEN (ALLE ALTERSSTUFEN; ALLE ETHNIEN).
Soweit das Zitat.

Was mich daran wundert, ist zweierlei: Kann eine rudimentär erfahrenere Akteurin die mit dieser Rollenbeschreibung verbundene Gefühlspalette ausdrücken? Offensichtlich findet man ja keine Profi-Schauspielerin, die sich dann etwa für ihre Rolle entsprechend aufmuskelt. Das solche extremen Wandlungen möglich sind, haben Schauspieler wie Robert de Niro, Dennis Quaid oder Matthew McConaughey ja schon bewiesen. Und auch Hillary Swank hat das für "Million Dollar Baby" getan. Also sucht man eine Bodybuilderin ud hofft auf etwas Kamera- oder Bühnenerfahrung oder gar auf ein Naturtalent. Man bittet noch um ein kleines Selbstportrait (Selfie-Qualität reicht, wie's scheint, ich habe das jetzt nicht übersetzt), stellt noch ein paar Fragen und informiert, dass der Film binnen zirka vier Wochen in New York abzudrehen sei; Drehzeit kommende Jahreswende.

Sprich: Das ist sicher kein Hollywood-Blockbuster, sondern läuft auf eine Indie-Produktion hinaus. Da bin ich mal gespannt, ob das etwas werden wird. Zumal die hinter alldem steckende Autorin und Regisseurin Philiane Phang (das Bild zeigt eine wunderschöne junge Dame), aus Jamaica stammend, eigentlich Anwältin, aber mit dem Betrachten von John-Wayne-Filmen(!) groß geworden, derzeit im Indie-Filmbereich tätig ist; sie hat da einen Preis kassiert und ist wohl schon mit dem Skript länger zugange. ("Indie" steht hier nicht für "Indiana Jones", sondern für "independence movie", das bezeichnete ursprünglich, die Filme, die außerhalb der üblichen etablierten Strukturen des großen Hollywood-Studiosystems gedreht worden sind; so was gab's in Ansätzen schon zu Zeiten des Ersten Weltkriegs. Heute sind da die Grenzen fließend, da auch Blockbuster aus allen möglichen Quellen finanziert werden. Es steht - vereinfacht gesagt - für kleinere Filme, die außerhalb eines großen Studios entstehen.)
 

Viel bemerkenswerter finde ich die Aussage, das das Frauenbodybuilding auf dem absteigenden Ast sei, weil die großen Wettkampforganisatoren es ausgemustert haben. Gegenfrage: Reicht das dafür? Oder wird es künftig immer Maedels geben, die einfach deshalb Supermuckis haben, weil ihnen das gefällt, auch ohne IFBB und andere Wettkampf-Organisationsformen? Fragen über Fragen, die der Antworten harren ...

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