Sonntag, 8. Juli 2018

Das Muskelmaedel an der Tür -- kurze Story



... ein Gesicht wie ein Filmstar, dazu eine Frisur wie aus den 1950er Jahren, als die ein oder andere Hollywood-Schauspielerin ihre blondierte Haarpracht gern zu einer Dauerwelle auftürmte. Allein das hätte schon für Furore gesorgt, wäre da nicht noch ihre Stimme gewesen, eine tiefe Stimme mit so einem leichten Kratzen, dabei warm und weich und sanft und sehr erotisch.

Doch auch das allein wäre ihr nicht gerecht geworden. Denn da war das, was sie mit dieser Stimme sagte. Es bezog sich auf ihr Äußeres, das sie stolz präsentierte, und auf die anwesenden Männer. Es ging darum, dass sie mit spöttischer Selbstsicherheit sehr, sehr schmähliche Vergleiche anstellte und dazu aufforderte, sich mit ihr zu messen, im direkten Vergleich. Es handelte davon, dass sie die Stärke ihrer Muskeln als unüberwindlich beschrieb und dass sie von der Angst ihrer Zuhörer vor ihrem weiblichen und doch so starken Leib wisse. Davon, dass sie sich fürchteten, der Erotik ihrer Unbesiegbarkeit zu verfallen. Und damit eben ihrem imposanten und kraftstrotzenden Körper ...

Und so sah sie aus, eine der Lieblingsillusionen jenes bebrillten Muskelmaedelfans, jene Illusion, der er sich nur allzu gern ergab, während er doch eigentlich arbeiten sollte.

Stattdessen saß er gedankenverloren da. 

Denn er träumte und hoffte.

Und sein Hosenstoff spannte sich, bis seine Träume von einer starken, muskelbepackten Frau und ihm dafür sorgten, dass sich in seinem Schritt ein zeltartiges Gebilde erhob.

Eine Reaktion, angesichts derer sich die Leute aus seinem Umfeld mit den Ellbogen in die Rippen stießen, Hände vor die Münder hielten und auf ihn zeigten, während er das schon gar nicht mehr bewusst wahrnahm ...

Und so phantasierte er sich in eine Großstadt auf einem anderen Kontinent, in eine Welt voller Glitzer und Glamour, voller Sonne, Sand und Strand. Und träumte, wie etwa jene Athletin mit den extrem gut ausgebildeten, scharf ausgeprägten Schenkeln und diesen klotzigen Oberarmen vor ihm stünde, in einem ultrakurzen, einteiligen, figurbetonten Hosenanzug, hochgeschlossen, mit langen Ärmeln, aber unten so kurz, dass der Stoff noch nicht einmal ihre Pobacken komplett bedeckte.

Und wie um ihre schon enormen Muskeln noch gesondert zu betonen, trüge sie an den Füßen ein paar hochhackiger Schuhe mit extrem hohen, extrem steilen und extrem spitzen Absätzen.

Und dann bliebe sie vor ihm stehen.

Und zöge den eh schon super knappen Stoff in ihrem Schritt noch höher.

Und zwar so hoch, dass sich alles, was sie da zu bieten hätte, unter dem Stoff abzeichnete und sich der Stoff in die Spalte zöge.

Und sie präsentierte ihm mit Dreh-, Beuge- und Anspannbewegungen ihre extrem harten Beinmuskeln unter der dünnen, von einem Geflecht von Adern durchzogenen Haut.

Und die Sonne glänzte auf dem Kokosölfilm, der ihre nussbaumfarbene Haut bedeckte.

Und die Frau fragte ihn: »Na, du Schwächling, du magst starke Frauen, oder?«

Und träte nahe an ihn heran, so nahe, dass ihre Hände ihn erreichen könnten.

Und sie stünde vor ihm, die von oben herab blickende Herrin und der ihr zu Diensten seiende Leibeigene.

Und leibeigen, ja hörig wäre er ihr, wie sie mit einem festen Griff herausfände.

Und wie er sich unter ihrer starken, kundigen Hand wände, vor Schmerz wie vor Lust.

Und wie sie auf ihn herablächelte, sexy und verführerisch und lieb und doch böse.

Und wie ihr Blick den seinen finge und sich darin verhakte und ganz tief ihn sein Inneres dränge und es bis in den letzten Winkel seiner geheimen Sehnsüchte erkundete.

Und wie sie sagte: »Tja, dann wollen wir doch mal herausfinden, wer stärker ist und ob du mich überhaupt wert bist.«

An der Stelle erlebte sein bislang jüngster Bürotraum aber eine Unterbrechung, als ihn ein Kollege etwas zu fragen hatte und ihn die damit verbundene Antwort wieder in die schnöde Realität zurückholte, während eine unbekannte Instanz dafür sorgte, dass sich die erwähnte zeltartige Kontur wieder zurückbildete.

Und so ging er am Abend nach Hause, fuhr nach seinem Abendessen den Computer hoch und weidete sich über Stunden hinweg am Anblick der dort zusammengetragenen Filme und Bilder muskulöser Frauen, die allesamt nichts zu tun schienen, als ihre Körper zu stählen und das so erzielte Ergebnis in knappen und knappsten Stöffchen der Welt zu präsentieren – Tausende und Abertausende davon gab es, das wusste er, überall, nur nicht dort, wo immer er sich aufhielt. Seine Enttäuschung schwang sich wieder zu den altbekannten Höhen auf, nur noch übertroffen von jener pulsierenden Erregung, die sich immer einstellte, wenn er auf diese Filme und Bilder blickte. Wobei ihm die rauschartige Begierde des heutigen Abends schon eine neue Dimension darzustellen schien.

Es klingelte an der Haustür.

Jetzt?

Er blickte zur Uhr, fragte sich, wer wohl stören möge.

Vermutlich ein Nachbar, der eine Bohrmaschine brauchte oder dem irgendetwas in seiner Küche fehlte, Zucker, Salz, Kaffee, Milch oder so etwas. Er hegte auch gleich den Verdacht, wer aus seiner Straße für diese unzeitliche Attacke in Frage käme.

Fluchend rollte er auf seinem Stuhl nach hinten, warf einen letzten Blick auf den Bildschirm, sah ein perfekt geschminktes Gesicht unter schwarzer Wallemähne und feuerrot lackierte Fingernägel an einer auf Haupteshöhe erhobenen Faust, sah den dazugehörigen und auf Schulterhöhe liegenden Oberarm, dessen Bizeps nicht nur kolossale Ausmaße aufwies, sondern sich unter minimaler Bewegung und Anspannung stets aufs Neue zu felsartiger Härte zu verfestigen schien.

Die Klingel, so schien es ihm, schrillte jetzt mit gesteigerter Lautstärke und einer nachgerade penetranten Eindringlichkeit.

Er klappte den Rechner zu, warf einen Blick in die Runde, überprüfend, ob alles präsentabel sei, ohne einen Hinweis darauf, was er gerade zu tun beabsichtigt hatte. Er eilte zur Tür, wobei ihn ein kurzer Blick in den Flurspiegel dazu animierte, unverzüglich das weite Hemd aus dem Hosenbund zu zupfen und über die Leibesmitte mit dem fallen zu lassen, was infolge der gerade erfolgten, stundenlangen Inspiration immer noch die Starrheit eines Pfahles aufwies und keinerlei Anstalten machte, diesen angenehmen, aber momentan höchst verräterischen Zustand aufzugeben.

Er öffnete die Tür, innerlich dazu gerüstet, dem Nachbarn zur Begrüßung ein paar schlagfertig-sarkastische Worte an den Kopf zu werfen. Doch blieben ihm die im Halse stecken, als seine Kinnlade sich in Richtung Brustbein absenkte, seine Augenbrauen sich über den oberen Rand seiner Brille hinaus zum Haaransatz hoben, während sein Hosenstoff mit einem Mal richtig schmerzhaft spannte.

Da stand sie, eine Frau mit platinblonder, gewellter sorgsam aufgesteckter Hochfrisur, eine Frau mit einem Filmstar-Gesicht, die Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammengezogen. Das dünne schwarze Leder ihres wie um ihren Leib herum geschneiderten, oben wie unten knapp bemessenen Rockes knarrte leise, als sie ihre in oberarmlangen Handschuhen aus demselben Material steckenden Hände hinter ihrem unteren Rücken verschränkte. Als Folge dieser Bewegung verschoben sich die halbkugeligen Muskeln ihrer Schultern nach außen, während sich ihre Rückenmuskeln von der Taille aus mit einem Mal aufs doppelte Maß zu verbreitern schienen.Und ihre Oberarmmuskeln waren allem Dafürhalten nach kurz davor, das sie umhüllende Leder wegzusprengen, um dann der Welt ihre gigantischen, von den Kräften einer unbesiegbaren Urgewalt kündenden Formen frei und unbedeckt vorzuführen.

Einen Moment lang sagte keiner der beiden etwas.

Er starrte, sie blickte.

Dann trat sie näher, so nahe, dass nur noch eine hauchdünne Luftschicht ihre lederbekleidete Leibesmitte von dem trennte, was sich nun mit maximaler Steife in unübersehbarer Obszönität nach vorn reckte.

Sein Herzklopfen spürte er bis in die Schläfen.

Sein Mund wurde trocken, seine Hände hingegen feucht, während sie gleichzeitig anfingen zu zittern.

Er blickte zu ihr auf, dieser Erscheinung, die ihn um bestimmt eine halbe Haupteslänge überragte.

Er war zu keiner Äußerung fähig, starrte nur, als sei er paralysiert.

Wie um Himmels Willen kam denn dieser fleischgewordene Traum hierher, diese Inkarnation von alledem, was er sich immer für ein – sein! – Muskelmaedel zusammengeträumt hatte?

Sie trat noch näher, brachte dabei eine leichte Duftwolke mit, die ihn noch mehr erregte, als er es je für möglich gehalten hatte. Eine Mischung aus dem Geruch des Leders, einem auf maximale Sexyness ausgelegten Parfüm und dem, was ihr Leib ausdünstete – der schiere Moschus.

Ihr Oberschenkel stieß gegen den Teil seiner Anatomie, dem sie am nächsten gekommen war.

Er zuckte zusammen.

Sie hingegen reckte ihre Schultern in kaum merklicher Weise nach hinten, mit der Folge, dass ihre nur höchst unzulänglich bedeckte Oberweite sich in mehr als nur merklicher Weise gegen das schwarzglänzende Leder presste und das so, dass ihre Brustwarzen sich vor seinen Augen unter dem dünnen Material mit einem Mal so versteiften, bis sie so abstanden, als trüge sie oben herum nichts.

In dem Moment glaubte er kollabieren zu müssen.

Da zogen sich ihre Augenbrauen noch enger zusammen, bis sich über ihrer Nasenwurzel die bekanntlich mit dem Zorn assoziierte Falte abzeichnete. Ihm wurde angst und bange, ein Gefühl, das sich noch verstärkte, als er ihre Frage hörte, vorgetragen mit einer leicht heiseren Stimme: »Du mieser Ableger von einem Mann, du denkst echt, du packst es gegen ein Muskelmaedel? Na, dann ...!«

Wie, packen? Was meinte sie denn damit? Doch nicht er gegen sie! Das konnte sie doch unmöglich meinen! Es war ja unübersehbar, dass er da gar keine Chance haben würde, er wäre nie auf die Idee gekommen, sie herauszufordern. Was in aller Welt ging hier vor?

Sie bewegte ihre Schultern und ihre seitlich ausgestellten Ellbogen etwas nach vorn, was beiderseits ihre Rückenmuskeln in fächerartiger Weise hervorspringen ließ.

Da hörte er sein inneres Ich, wie es ihm mitteilte, er möge mit dem Sich-Wundern und der Frage danach aufhören, was hier gerade vor sich ginge, denn das sei gerade völlig gleichgültig, vor allem schon aus dem Grunde, weil sie ihm offensichtlich nichts dazu zu sagen beabsichtige und weil er außerdem an der Situation nichts ändern könne – ›du Schwächling gegen diesen Ausbund an gestählter weiblicher Erotik! Ergib dich einfach, das ist deine einzige Chance!‹

Ja, und da hörte er eine – seine! – Stimme, spürte das Krächzen im Hals, als er mit einem seiner Angst geschuldeten Tremolo hervorstieß: »Oh, nein, nein! Ich tue, was du willst!«

Es bliebe noch zu berichten, wie sie als Reaktion auf diese acht Worte die Wohnung betrat, mit der Haltung von jemand, der ganz allein ein neues Territorium erobert, die Türe mit dem Absatz schließend, um dann ... doch das darf jeder selber zu Ende träumen.

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...