Donnerstag, 23. November 2006

Storys über Muskelmaedels – wie entsteht so was? Und warum?

Der oder die hat eventuell (hoffentlich) schon eine Geschichte von mir gelesen. Und vielleicht (wieder hoffentlich!) wollen die Leser auch wissen, wie so etwas zustandekommt? Ja, und überhaupt: warum? Also spiele ich ein bisschen «Schizo», wie man dem Folgenden entnehmen kann. Hier kommen Frage und Antwort (oder neudeutsch: FAQ) in einer revolutionären Variante – nämlich der Verfasser, der sich selbst interviewt. Das ist doch mal etwas ganz anderes, oder?



Sind deine Muskel-Fetisch-Storys real?
Nein --- leider, leider. Ich wollte, das wäre so! Das meiste davon ist Phantasie, wobei ich mich natürlich inspirieren lasse. Halt! Real ist das insoweit, dass ich auch natürlich diesen Fetisch habe. Ich finde Muskelmaedels erregend, erotisch und sexuell attraktiv. Und weil mir das zum einen gefällt, es mich aber zum anderen auch quält, ist insoweit schon real, was in einigen von meinen Storys los ist.


Woher nimmst du deine Inspirationen?Mal von Fotos, mal von Reportagen, mal von dem, was ich irgendwo gesehen habe oder von dem ich gehört habe. Einiges aus den Geschichten habe ich auch in anderer Form und weniger spektakulär erlebt. Das wird dann umgeformt, meistens total. Vieles basiert auch auf Wunschdenken, also ungefähr so: Jetzt ist mir das oder das passiert, es wäre aber toll, wenn’s statt dessen so oder so ausgegangen wäre. Unter dem Strich arbeite ich nicht anders, als jeder andere auch, der Geschichten schreibt. Man muss, gleichgültig wie, Material sammeln. Das ist ein dauernder Prozess.


Schreibst du also ausschließlich derart methodisch?Tja. Da ist noch die Sache mit dem Autor, der sich nicht traut. Will heißen: Ich kann in den Musclestorys Dinge ausleben, die ich im wirklichen Leben so nicht umsetzen kann. Aber ich nehme mal an, dass das etwas ist, das auch viele «richtige» und anerkannte Künstler umtreibt. Sublimierung, Psychohygiene, Komplexe, das spielt alles da mit hinein.




Wie bist du dazu gekommen?
Ganz ehrlich? Ich habe schon als Junge im stillen Kämmerchen über körperlich kraftvolle, überlegene Frauen fantasiert . Je älter ich wurde, desto konkreter wurde das. So stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn auch Frauen ausgeprägte, starke Muskeln hätten. Zuerst schien das absurd. Jeder «wusste», dass es das nicht gibt, außer bei sowjetischen Sportlerinnen, die bis obenhin voll mit Chemie waren und entsprechend aussahen. Gesichter wie mit der Axt geschnitzt. Bis dann Ende der Siebziger Jahre wie auf meinen Wunsch die Bodybuilderinnen kamen: Muskeln und feminines Äußeres im Einklang. Für die Damen waren Muckis nicht das nötige Übel auf dem Weg zum Erfolg, sondern Sinn und Zweck an sich. Sie waren stolz darauf. Das war Dammbruch Nr. 1. Ich weiß noch, wie ich per Zufall das erste Bild einer derartigen Muskeldame sah. Was da schlagartig in meinen unteren Regionen los war ...

Hast du dann sofort angefangen, darüber zu schreiben?
Oh, nein. Das dauerte noch mal sehr lange. Ich habe immer wieder mal ein paar Fetisch-Zeichnungen für mich angefertigt. Aber auf die Idee, darüber zu schreiben, bin ich erst in den Neunzigern gekommen. Da habe ich amerikanische Muscle-Storys gelesen, dann ein paar deutsche. Das führte zu Dammbruch Nr. 2. Soll ich noch mal ganz ehrlich? Da dachte ich: «Das probiere ich auch mal, denn das kann ich besser.
»
Wieso denkst du da, du kannst das so gut? Und woher nimmst du das Selbstvertrauen?Schreiben ist seit über zwanzig Jahren mein Beruf, damit befasst bin ich noch mal zehn Jahre länger. Das habe ich auf die harte Tour gelernt. Ich lebe davon. Wäre ich schlecht, wäre ich weg vom Fenster. So simpel ist das.

Kannst du jeden Tag schreiben?Nein. Nicht über dieses Thema, in anderen Fällen muss ich das, da zum Beruf gehörig. Bei unserem Thema dagegen lasse ich’s darauf ankommen, wie und wann mich die Muße küsst. Da passiert auch schon mal wochenlang nichts. Ich muss ja nicht davon leben. Das ist ein Steckenpferd. Aber auch dann muss man sich schon darauf konzentrieren. Einfach nur aus der Phantasie heraus runterschmieren --- das funktioniert nicht. Das Storyschreiben funktioniert nur mit Hingabe richtig. Und das ist jenseits aller Begeisterung fraglos ziemlich anstrengend.Wie würdest du deine Storys einteilen?Zum einen sind da die Geschichten, deren «Setting» (nicht die Geschichte!) ganz alltäglich ist. Der Reiz muss sich dann daraus ergeben, wie sich die Story entwickelt. Zum anderen können die Szenerien auch mal ausgefallen sein. Wie in einem Krimi-, Action- oder Abenteuerroman. Hochhausschluchten, Urwälder, Ozeaninseln, Wüsten, so etwas. Das zuletzt genannte – die Wüste – habe ich gerade in einer großen, Episodengeschichte als Background benutzt. Das werde ich mal demnächst veröffentlichen. Vielleicht.

Wieso spielen all deine Geschichten in der Gegenwart?
Tja, ich lebe im Hier und Jetzt. Das ist das, was ich am besten kenne. Das macht mir das Schreiben leichter. Außerdem ist das Thema Muckimaedels in der momentanen Ausprägung sicher ein Gegenwartsphänomen, auch wenn es früher schon Muskeldamen wie Sandwina, Luisita Leers oder Charmion gegeben hat. Aber, hmmmm, wie ich jetzt darüber nachdenke ...

Weißt du vorher schon, wie eine Geschichte ausgeht?Nein. Deshalb schreibe ich sie ja, dann erfahre ich das ... hui, ein Witz! Ernsthaft: meistens habe ich eine ungefähre Ahnung, sehe also ein ungefähres Bild im Kopf. Habe eine Stimmung. Stoße auf irgendwas. Auf die Art. Beim Schreiben merke ich dann aber, ob das taugt oder nicht.



Was für Geschichten mit Muskelmaedels magst du?
Sobald die Story originell ist und dazu noch etwas Humor aufweist, gefällt mir das meistens. Das Ganze kann ruhig leicht sado-maso sein. Ich mag es, wenn die Männer als Würstchen und die Frauen als dominante, selbstsichere Wesen auftreten. Diese Geschichte von Unter- und Überlegenheit. Sozusagen Rollenspiele auf dem Papier. Es geht mir daher auch immer um die Psychologie und darum, wie die Personen aufeinander reagieren (zumindest habe ich den Anspruch an mich selber).
Muss eine Geschichte bei dir immer gut ausgehen?Wie heißt es in einem alten Hollywood-Film? «Ich bin ein Junge vom Land, ich will ein happy end». Das ist aber nicht zwingend. Es darf auch mal frustrierend ausgehen – das hängt alles von der jeweiligen Ausgangslage ab. Natürlich geht’s immer auch Sex. Aber hallo. Um den notgeilen Typen, um Frauen, die scharf sind, das wissen und es gezielt einsetzen. Russ Meyer wents muscle, sozusagen. All das nicht ganz zu ernst gesehen. Ja und dann achte ich ein bisschen auf die Szenerie.Was magst du bei Musclestorys nicht?Völlig illusorische Beschreibungen von neunzig Zentimeter dicken Bizepsmuskeln und dazu Körpergrößen von zweifünfzig und mehr. Frauen, die Hochhäuser umschmeißen und wüten wie ein Taifun auf Beinen. Es gibt wahrscheinlich nur eine Renné Tonney mit ihren prächtigen Fünfzig-Zentimeter-Armen – und diese Lady muss man doch schon als Ausnahmeerscheinung ansehen, wenn auch inzwischen als eine weltberühmte. Da liegt für mich daher auch die wirkliche Obergrenze. Als Ausnahme sehe ich in dem Punkt der Übertreibung Zeichnungen und Comics, doch funktionieren Bildergeschichten ja ganz anders als Geschriebenes. Außerdem mag ich keine Extremgewalt, bei der Schädel bersten, Knochen brechen oder gar die Geschlechtsorgane zum Töten herhalten. Ebenso möchte ich nichts mit Ausscheidungen zu tun haben. Das ist meiner Meinung nach für eine Fetischstory zu viel. Doch das ist mein Geschmack. Und der ist nicht allein maßgebend.Was würdest du nie schreiben?Klare Sache: Wenn’s um Kinder geht, ist eindeutig Schluss. Da verstehe ich absolut keinen Spaß. Null Toleranz. Auch wenn Kinder untereinander oft kleine Monster sind, so ist ihre Unschuld von Erwachsenen zu wahren. Das gilt auch für Storys. Und meine Meinung zu den entsprechenden Tätern sieht so aus: Sie können nichts für ihren Trieb. Das kann aber die Gesellschaft als Ganzes auch nicht. Da ich gegen die Todesstrafe bin, kann es nur eine Lösung geben: Wer sich derart vergreift und womöglich Schlimmeres tut, gehört zum Schutz Unschuldiger weggeschlossen. Für immer. Punkt. Themenwechsel.Was hältst du selber von deinen Storys?Tja. Manche finde ich richtig gut. Manche sind purer Trash, doch das sind sie, weil ich das so will. Aus allgemeiner dramaturgischer Sicht stören sicher die expliziten Beschreibungen der Femalemusclebodys, da für den Handlungsverlauf als solches in der Breite und in der Redundanz nicht nötig. Da es aber um unser spezielles Interesse geht, halte ich die für unverzichtbar. Ey. Hier geht’s um Underground und Subkultur pur. Fetisch. For adults only.Hast du einen künstlerischen Anspruch?Bestimmt nicht. Die Geschichten sollen unterhalten und alle die Leute an- und erregen, die den gleichen Fetisch haben wie ich. Das steht im Vordergrund. Doch damit die Storys das optimal tun können, muss ich mir beim Verfassen schon Mühe geben. Und etwas geistiges Rüstzeug gehört auch ins Gepäck. «Gewollt und nicht gekonnt», das funktioniert auch da nicht.Wie gehst du vor? Quasi handwerklich?Ich versuche auf die Stimmigkeit der Details zu achten. Logischer Handlungsaufbau etcetera. All das, was man bei Kursen zum kreativen Schreiben als Rüstzeug mitbekommt. Rhythmus ist auch wichtig, dann sollte auch die Länge der Story als solches kein Problem bilden. (Oder wie der kluge, alte, bebrillte Herr mit der Glatze, der Zahnlücke und dem lustigen Akzent dazu mal beim «Literarischen Quartett» sagte: «Es gibt keinen guten Rrrroman mit mehrrr als drrreihunderrrt Seiten. Biiiitte, ich lasse mich gerrrrn eines anderrren belehrrren».) Natürlich achte ich auf die Sprache. Die muss nicht universitär sein, aber auch nicht auf dem Niveau eines Höhlenmenschen, sondern der jeweiligen Story angepasst. Und dann noch das: Lesen, Lesen, Lesen – und das so bewusst wie möglich.

Worin liegt das Rezept für eine funktionierende Story über Muskelmaedels?
Kann ich so nicht sagen. Will ich auch nicht. Es ist wie bei der «Poker World Series» – ein paar Tricks bleiben im Ärmel. Ich denke aber mal, dass ich sagen kann, was meiner Meinung nach nicht funktioniert, wenn es um eine gute, phantasievolle Fetischstory mit ein klein bisschen Niveau geht. Nämlich das: Allzeit bereiter, unglaublich bestückter Typ öffnet Tür. Endgeile, super scharf aussehende Frau steht davor, fängt unverzüglich an und dann geht es so weiter. Das gibt es nur bei «Metro Goldene Eier». Leider, leider. Das mag zwar viel Geld in die Kassen der Produzenten spülen. Es erfordert zweifelsohne auch viel Arbeit, das sollte man nicht unterschätzen. Ein Storygerüst in Form eines nachvollziehbaren Handlungsaufbaus ist meist nicht vorhanden, weil es da schlichtweg nicht nötig ist. Das heißt: Diese Filme, Fotostorys und so weiter sind genauso, wie sie es aus verkaufstechnischer Sicht sein müssen. Doch dramaturgisch sind sie primitiv. Und das sind dann noch die guten Sachen aus der Ecke.
Wirst du alle deine Storys hier veröffentlichen?Diejenigen, die ich im Lauf der letzten Jahre bereits an mehreren Stellen ins Web gestellt habe, sicher. Ich bin gerade dabei, sie mit Bildern und Zeichnungen aufzuwerten. Dann stehen sie hier mal gebündelt an einer Stelle. Ein paar Storys habe ich in der Hinterhand. Da bin ich mir selber noch unschlüssig, ob ich die nicht in anderer Form unter die Leute bringen soll.

Würdest du deine Storys als Buch publizieren?Sofort. Wenn’ s einen Verleger dafür gibt, why not? Dürfte zwar nicht die Auflage von «Harry Potter» erzielen, aber ein Zehntel davon tät mir ja auch schon ganz gut, oder? Momentan denke ich darüber nach, sie vielleicht auf CD zu veröffentlichen und gegen einen entsprechenden Obulus zu versenden.

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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...