So, und weil mir danach ist, präsentiere ich heute mal wieder eine neue und - wie von dem ein oder anderen gewünscht - auch längere Geschichte. Text und Titel-Artwork stammen von mir, das belegt auch dieser Schriftzug: © by mattmuscle. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!
»Schreib’s auf« – so heißt der Rat, den wir an der
Journalistenschule bekommen haben. »Was immer du an Besonderem siehst, hörst
oder erfährst, schreib’s auf – selbst wenn du keine unmittelbare Verwendung dafür hast, so schult es doch deine Schreibkunst und deinen Umgang mit den
verschiedenen Stoffen. Außerdem kommst du so zu einer Stoff- und
Themensammlung. Und wer weiß, vielleicht kannst du es ja eines Tages
verwenden?«
Nun, das tue ich hiermit. So, wie ich es mal gelernt habe.
Ganz im Sinne des Philosophen Schopenhauer: „Gewöhnliche Worte für eine
ungewöhnliche Geschichte“. Und ungewöhnlich, das ist sie schon, auch wenn es
»nur« um einen Mann und eine Frau geht. Und ungewöhnlich daran ist auch, dass
ich der Mann bin und das erlebt habe, ja immer noch erlebe. Ich muss also nur
aus mir selber schöpfen, um zu erzählen. Die Frage ist nur: Wie tief kann ich
in mir graben, was will ich preisgeben? Auch vor mir selber. Denn zum Schreiben
muss man bestimmte Gedanken ganz klar fassen, die sonst nur vage auf einer der
tieferen Bewusstseinsebenen liegen oder die man von sich wegschiebt, wenn sie
mal auftauchen.
Es geht um mich und die Frau, mit der ich zusammenlebe.
Nicht nur, dass sie als Mittvierzigerin deutlich älter ist als ich, der noch ein paar
Jahre bis zu seinem vierzigsten Geburtstag vor sich hat. Sondern auch, dass sie
durch ihr spezielles Äußeres auffällt.
Denn sie hat außerordentlich stark trainierte und
ausgebildete Muskeln. Unter der Haut sieht das aus wie geschnitzt und poliert,
so sehr grenzen sich die einzelnen Partien ihres Körpers voneinander ab.
Derart, dass sie im Sommer mit leichter Bekleidung durch ihr bloßes
Erscheinungsbild sofort und stets Reaktionen auslöst: Nur selten offene
Bewunderung, aber fast immer Neid, Verunsicherung, Ablehnung – mitunter sogar
Hass. Das alles, weil sie es wagt, derart offen ihren Körper zu trainieren und
zum Beispiel Oberschenkel zu haben, deren Form und Ausprägung die
entsprechenden Partien aller anderen Frauen und auch die der meisten Männer bei
weitem übertreffen. Von der darin steckenden Kraft gar nicht zu reden.
Eine besondere Frau also. Sie verstößt gegen Konventionen,
vor allem gegen geschlechtliche. Demnach sind Männer unverrückbar die Starken
in unserer Kultur. Wer das anders sieht, stellt die immer noch gängige
Rollenverteilung auf den Kopf. Und folglich ist derjenige wohl kein richtige
Mann, der solch eine Frau attraktiv findet – das ist das, was unterschwellig
bei all diesen Gefühlen mitschwingt, die ihr und vor allem mir immer wieder
entgegenkommen.
Deswegen habe ich eigentlich angefangen, dies zu schreiben,
um so das präzise herauszuarbeiten, was da in mir steckt. Und daher auch, wie
es um meine männlichen Züge bestellt ist und ob diese Anwürfe von außen
überhaupt Sinn ergeben. Aber je mehr ich schreibe, desto mehr stelle ich zu
meiner Überraschung fest, dass mich das völlig gleichgültig lässt. Mich nicht
kümmert, kratzt oder juckt, mir schnurzpiepegal ist – aber so was von. Sollen
sie sich die Mäuler zerreißen. Hier geht es um mich. Und ich bin erstmals in
meinem Leben glücklich. Sowohl in der Beziehung als solches wie auch in
erotischer Hinsicht. Gerade und vor allem in erotischer Hinsicht. Und das,
obwohl ihr Körper so ungewöhnlich ist. --- Nein, das ist völlig falsch
ausgedrückt. Es muss heißen: gerade weil sie solche Muskeln hat.
- Wenn sie ihren Leib ertüchtigt, ihn durch vielfaches
Gewichtestemmen stärkt, ihn durch Yoga, Gymnastik, Tanzen und Ringerübungen
geschmeidig und beweglich hält.
- Wenn sie abends etwa einen Tanga anlegt und
ihre kraftvollen Glieder langsam und intensiv mit Öl einreibt.
- Wenn sie mir
ihre Muskeln vorführt und mich dazu auffordert, sie gebührend zu bewundern.
- Wenn sie mich in einen Kraftvergleich nötigt.
- Wenn sie leise spöttische
Bemerkungen darüber macht, wie es denn komme, dass ich als Mann ihr körperlich
unterlegen sei.
- Wenn sie mich mit spielerischer Leichtigkeit niederringt.
- Wenn
ich in ihrer Armbeuge stecke und diese unwiderstehliche Mischung aus Parfüm, Öl
und Schweiß rieche.
- Wenn sich ihr klotziger Bizeps so fest wie ein Stück
Hartholz an meinen Hals presst.
- Wenn sie rittlings auf meiner Brust thront und
mit einer kraftvollen Hand meine beiden Handgelenke wie im Schraubstock
fixiert.
- Wenn sie schließlich ihren prallen, nackten Hintern auf mein Gesicht
senkt und ihre Hände über meinen Bauch wandern, erst in meinen Slip, und dann zu
meiner fleischgewordenen Erregung – – –
dann ist für mich der Höhepunkt des Tages
erreicht.
Ich genieße es, dieser Frau aussichtslos ausgeliefert zu
sein, von ihr nach ihrem Gusto dominiert zu werden und ihre in einen äußerst
muskulösen Körper gepackte unbezwingbare Kraft ebenso zu spüren wie ihre mit
ausschweifender Phantasie gepaarte enorme erotische Ausstrahlung. Als halbwegs
belesener Mensch kann ich über Gunther von den Nibelungen nur lachen. Der hat
ja gar nicht gewusst, was er an der starken Königin Brünhild gehabt hat.
Lachen muss ich auch, wenn ich darüber nachdenke, wie meine
Geschichte vor gut einem Jahrzehnt begann. Das war nämlich ganz banal. Es fing
alles mit eine Diskussion in unserer Clique von Filmverrückten an. Wir
debattierten darüber, ob sich die damals immer mehr aufkommenden
Internet-Filmchen durchsetzen und vielleicht sogar Fernsehen und Kino
Konkurrenz machen könnten. Als erklärter Fan alter Kinosäle mit
Riesenleinwänden und Plüschsitzen wehrte ich mich heftig gegen diesen
»Kleinkram«. Das tat ich solange, bis einer aus der Runde fragte: »Sag mal,
hast du dir das eigentlich überhaupt mal angeguckt?«
Die Frage nahm mir allen Wind aus den Segeln. Nein, ich
hatte nicht. Das hatte ich bislang für unter meiner Würde gehalten: »Titanic«,
»Tomb Raider« oder »Terminator« nicht auf meterhoher Leinwand, sondern im
Maßstab einer Zigarettenschachtel – also, das hielt ich schlichtweg für einen
Verstoß gegen die Menschenrechte. Und sagte das auch so oder so ähnlich. Alles
lachte. Dann sagte mein Bekannter: »Seh’ ich ähnlich, ganz klar. Aber darum
geht’s jetzt nicht. Sondern darum, dass nun jeder zeigen kann, was er will. Und
jeder auf der Welt kann’s sehen. Ohne Verleih, ohne Sender. Sind doch ganze
neue Möglichkeiten!«
Treffer, versenkt: Das Argument saß. Ebenso das nächste:
»Pass mal auf, was wir noch für Sachen zu sehen kriegen. So Sachen, die man nie
im Fernsehen oder im Kino sehen würde. Aus allen Richtungen. Ihr werdet es
erleben.«
Tja, und das machte mich neugierig. Da traf es sich gut,
dass ich seit zwei, drei Monaten einen
nagelneuen Rechner zuhause stehen hatte. Einen Rechner samt Internetverbindung.
Etwas, das ich lange abgelehnt hatte, aber nun auch aus beruflichen Gründen
brauchte.
Also machte ich mich mal ein paar Abende lang dran, surfte
und fand einen unglaublichen Müll: Kleinformatige Kurz-Filmchen, kaum länger
als ein Werbespot und zumeist in nicht mehr messbarem Maß schlecht. Es gab da
völlig unbegabte Teenies bei »künstlerischen« Darbietungen. Dann unsägliche
Familienfeier-Mitschnitte. Filme mit den lieben Kleinen und/oder den lieben
Tölen. In allen erdenklichen Fremdsprachen brüllende, schreiende, ja geifernde
Politiker. Ansammlungen von (miesen) Einzelfotos, die wie eine Diashow liefen
und genauso langweilig waren. Ödes über Randsportarten von Schach bis hin zu
Steckenpferdpolo. Schlecht aus dem TV Abgefilmtes. Und natürlich die
unverzichtbare Fleischbeschau vom Nacktfoto am Strand bis zum üblen
Privatporno.
Das alles bot sich der Welt in einer technischen Qualität,
die schlicht unterirdisch war. Extrem grobe Pixel verdarben viele Details. Und
je nach Web-Verbindung lief das ganze auch noch mehr oder weniger ruckelig: Es
war einfach nur zum Erbarmen.
Aber dann.
Dann kam dieser spezielle Film.
Dieser eine.
Der formal genauso schlecht war.
Aber alles anders machte.
Er begann mit einem Vorspann. Keinem in Kinofilmlänge,
sondern einem kurzen und ganz einfach gemachten. Ein blau leuchtendes Feld, auf
dem diese – mir unvergessliche – dreizeilige Angabe in unscharfer weißer
Schrift stand: »FSP. The
CB-Files. Vol. 8«. Das war alles. Und natürlich wusste ich weder, was
sich hinter »FSP« verbarg und was hinter »CB« steckte. Immerhin waren mir
»Files« und »Vol.« sofort klar: Das war das achte Kapitel, die achte Folge von
irgendeiner Serie oder »Akte«.
Ja, und dann fiel mir noch der Bindestrich auf. Der wird ja
in der englischsprachigen Welt kaum benutzt, schon gar nicht bei
zusammengesetzten Begriffen. Da dachte ich mir: »Das Ding stammt bestimmt aus
Deutschland oder Österreich und macht einen auf USA. Hahaha, wie lustig. Mal
sehen, was ich da wieder für einen Schrott gefunden habe.«
Der Vorspann hakelte, ein Streifen flirrte. Als es weiterging,
gab es erst einmal einen wilden, schnellen Kameraschwenk. Und Stimmen, die
unter einem unangenehm lauten Geraschel dumpf und unverständlich klangen. Dann
kam der Kameramann zur Ruhe – und zeigte --- sie.
Sie war gerade dabei, sich mit dem Rücken zur Kamera zu
drehen. Aber einen Moment lang, da sah man noch ihr Gesicht in Frontal-, dann
in Seitenaufnahme. Dieses Gesicht, diesen Kopf, die ich beide seitdem
zigtausendfach aus allen Winkeln gesehen habe: Lockiges schwarzes Haar, oben
auf dem Kopf üppig wuchernd und ihr vorn fast bis zu den Augen herunter
fallend. Aber seitlich auf Höhe der kleinen Ohren und im Nacken bis zur Mitte
kurz gestutzt. Große, irgendwie italienisch anmutende braune Augen. Eine ganz
leicht gebogene, etwas zu lange Nase. Einen schmalen, lächelnden Mund mit sehr
schönen Zähnen.
Aber das war keine junge Frau mehr. Bestimmt Ende Dreißig.
Die hatte schon ein paar Falten. Und das Gesicht war zwar insgesamt sehr
regelmäßig geschnitten. Aber es hatte ein scharf konturiertes Kinn und hohle Wangen
unter klar ausgeprägten Jochbeinen. So wirkte die schmale Physiognomie hager,
ja, beinahe eckig. Ich weiß noch haargenau, wie ich beim ersten Hingucken
dachte: »Boah, wer will denn noch Weiber in dem Alter im Bikini sehen?«
Denn das trug diese Frau. Dieser Bikini fiel mir als
nächstes auf. Roter, glänzender Stoff, aber in Copa-Cabana-mäßigem Ultraknapp:
Über der Brust gab es zwei Dreiecke, ungefähr so groß wie eine diagonal
durchgeschnittene Toastbrotscheibe. Den Stoff im Schritt hätte man mit einem Salatlöffel
verdecken können – mit einem kleinen. Zusammengehalten wurde das durch ein paar
dünne Schnüre. Das war’s mit dem Stoffanteil. Kleiner als jedes Taschentuch.
Damit aber lag der restliche Körper frei. Um den ging es
auch, um diesen sonnenbraunen Leib. Das heißt, in dieser achten Folge ging es
um zwei spezielle Teile davon. Nämlich um ihre Arme. Die hob und drehte sie,
mal einzeln, mal zusammen. Aber immer, so dass man sie aus allen erdenklichen
Perspektiven sehen konnte und jedes Detail erkennen konnte.
Der Mensch mit der Kamera ging ganz nah ran und machte
extreme, zum Teil wackelige Nahaufnahmen, bei denen er erst zoomte und dann die
Schärfe korrigierte. Völlig untalentiert und ganz unroutiniert. Aber mein sonst
so ausgeprägter Anspruch an die cineastische Güte der Kameraarbeit, an klare,
nicht immer wieder von Pixeln beeinträchtigte Bilder war mir mit einem Mal
gleichgültig. Völlig egal angesichts dessen, was ich trotz all dieser Fehler
sah, als der wilde Schwenk direkt nach dem Vorspann vorbei war:
Die Frau hob da gerade ihren Unterarm und stellte ihn
senkrecht.
Als die Hand auf Augenhöhe war, machte sie langsam eine
Faust und einen kleinen Ruck.
Und da sprang am Oberarm ein Muskel in die Höhe!
Und was für einer!
Das war nicht nur die mal mehr oder weniger sanfte Rundung,
die es bei jedem gibt, der seinen Arm so hält. Nein, sie hatte da einen
regelrechten, steil aufragenden Minihügel unter ihrer nussbaumfarbenen,
glänzend schimmernden Haut. Eine kantige Erhebung, die sich sowohl zur Armbeuge
wie zur Schulter und deren einzelnen Strängen hin klar abtrennte. Am höchsten
Punkt sichtlich höher als die ebenfalls weit nach oben gewölbten Schultern. Und
so dick, dass die Innenseite des Unterarms die ihm zugeneigte Partie des
Muskels berührte.
Der Rest des Armes passte dazu: Die Unterseite des Oberarmes
verlief nicht gerade, sondern wölbte sich in einem weiten Bogen nach unten. Das
trug natürlich das Seine dazu bei, dass der Oberarm von der Seite her so enorm
breit und hoch war. Der Unterarm wiederum wurde vom Handgelenk ausgehend zum
Ellbogen hin dramatisch breiter – das sah fast aus wie ein langes, schmales
Dreieck mit gebogenen Linien. Bei der Anspannung zeichneten sich unter der Haut
nicht nur einige dicke Venen, sondern auch die einzelnen Muskelstränge beinahe
so deutlich ab wie in einem Anatomiebuch. Und als die Frau die Spannung
erhöhte, hielt die Kamera auch fest, wie das die Muskeln vibrieren ließ: Man
musste gar nicht anfassen, um zu wissen, wie sich das wohl anfühlte: Bestimmt
ganz fest. Und hart. Sehr, sehr hart!
Nun, natürlich hatte ich vorher schon einmal derart
muskulöse Menschen gesehen. Ich bin ja nicht auf einer einsamen Insel
aufgewachsen. Das ließ sich allein schon gar nicht vermeiden, wenn man wie ich
in den 1980er Jahren den Löwenanteil seiner Zeit im Kino verbrachte. Denn das
war die Blüte von Muskelhelden wie Arnie und Sly. Und es war die Zeit, in der
überall Bodybuilding-Studios entstanden und in jedem Schwimmbad diese
Muskelprotze aufgebläht und breitgereckt herumstolzierten.
Auch ließ es sich damals nicht vermeiden mitzubekommen, dass
auch Frauen verstärkt Bodybuilding zu treiben begannen und ihre so erworbenen
Muskeln spielen ließen. Ab und zu sah man diese Athletinnen in Magazinen, in
Sportsendungen und auch mal in Nebenrollen bei irgendwelchen Trash-Filmen.
Hundertmal gesehen, ebenso oft die Achseln gezuckt und jedes Mal aufs Neue den
Kopf geschüttelt. Die Frau in diesem Schrottfilmchen war eigentlich auch nur
eine weitere Bodybuilderin, einmal mehr eine dem Fleischeskult erlegene Person.
Nur noch ein »Hohlkörper«,wie wir das in den achtziger Jahren nannten.
Alles richtig, und dennoch in eben diesem Fall anders: Ich
hatte einfach den Eindruck, noch nie solch einen Arm gesehen zu haben. Einen
Arm mit einem Bizeps-Muskel, dessen Form und Ausprägung mir einzigartig mächtig
vorkamen. So, wie es mir noch nie bei irgendeiner anderen Frau und bei kaum
einem Mann aufgefallen zu sein glaubte. Allein schon der schiere Umfang
überraschte, ja schockierte mich ebenso, wie er mir vom Fleck weg richtig
unanständig vorkam.
Unanständig,
Weil die schwarzhaarige Dame so stolz und ungeniert ihre
körperliche Seite präsentierte.
Weil sie offensichtlich so viel Zeit darauf verwandt hatte,
diesen Körper zu trainieren und diese Muskeln so unübersehbar gewaltig
auszubilden.
Weil sie unübersehbar überhaupt nichts darauf gab, ob ihr
Körperbau mit all dem wie stählern anmutenden Fleisch zu einer gängigen
Vorstellung von Weiblichkeit passte.
Weil ihre Superarme und damit ihr Äußeres verstörte und provozierte.
Weil sie genau das nach allen Regeln der Kunst zelebrierte.
Weil sie dabei aber mit allen Mitteln weiblicher Tändelei
spielte.
Und wie sie das tat!
Sie bot die Arme mit diesen gewaltigen Muskeln mit solch
hingebungsvoll-aufreizender Langsamkeit dar, dass man bei jeder Bewegung, bei
jedem Zucken spürte, wie sie das genoss.
Aber das war es nicht allein. Denn zum Schluss drehte sie
noch leicht den Kopf und schaute durch das Dreieck hindurch, das von Schulter,
Bizeps und Unterarm gebildet wurde. Sie schaute direkt in die Kamera, wie das
immer so schön heißt. Die großen, fast schwarzen Augen weit geöffnet, ohne
Flackern der Augenlider. Und mit einem Gesichtsausdruck, ebenso verlockend wie
selbstsicher, ja befehlend: Die Augen, wie gesagt, frank und frei weit offen –
und diese feinen, schmalen Lippen mit einem Minimallächeln, so dass die ganz
leicht hochgezogenen Mundwinkel durch ihre scharfen Wangenfalten betont wurden.
Ja, ich glaube, das gab den Ausschlag. Der mit unverschämter
Souveränität dargebotene Supermuskelarm und der ebenso
unverschämt-selbstsichere Gesichtsausdruck: Als das Filmchen vorbei war, saß
ich da wie vom Donner gerührt, den Mund sperrangelweit auf, die Augen auf
meterlangen Stielen vor dem Kopf. Ich starrte regungslos auf das Schlussbild.
Auf das Bild mit ihrem stolzen Blick, ihrem leicht süffisanten Lächeln und
diesem wuchtigen Muskelfelsen. Egal, ob ich das eine Sekunde wie in Trance
ansah oder tausendmal so lange, danach war das Bild unverrückbar in mein
Bewusstsein eingebrannt. Das ist es noch. Hätte ich etwas Zeichentalent, könnte
ich das bestimmt ohne Hinzugucken zu Papier bringen.
Als sich diese Schockstarre gelöst hatte, sah ich mir das
Filmchen noch mal an. Noch mal. Noch mal. Nochmalnochmalnochmalnochmal – wie
viele „Noch Mals“ es an dem Abend gab, ich weiß es nicht. Immerhin kann ich
mich daran erinnern, dass ich erst damit aufhörte, als sich meine Heizung
längst abgeschaltet hatte und es in meinem Arbeitszimmer empfindlich kalt zu
werden begann. Also weit nach ein Uhr in der Nacht. Schließlich erhob ich mich
widerstrebend, aber nicht, ohne mir noch die URL von dem Ding aufzuschreiben
(das war noch, ehe es auf jedem Rechner eins der vielen Programme zum
Film-Download gab).
Im Bett konnte ich erst einmal nicht schlafen. Nicht nur,
dass ich die Bilder dieses dilettantischen Filmchens nicht aus dem Kopf bekam.
Sondern auch, dass ich verstört darüber war, weil mich das dermaßen in seinen
Bann gezogen hatte. Aber so richtig verstört war ich erst am nächsten Morgen.
Da stellte ich völlig gerädert fest, dass ich nachts vom Superbizeps dieser
Muskellady geträumt --- und wie ein Teenager ganz feucht darauf reagiert hatte.
Und zwar mit einem so enormen Erguss, wie ich seit Pubertätstagen keinen mehr
erlebt hatte.
Zumal ich direkt beim Wachwerden gleich wieder gekonnt
hätte: Kaum dachte ich auch nur an die starke Dame mit den großen dunklen Augen
und den zwei sexy Mundwinkelfalten, als sich bei mir die Muskeln der Lust
erneut anspannten und sich gegen den unangenehm feucht-klebrigen Pyjamastoff
stemmten. Der fast schon schmerzhafte Erregungszustand hielt den ganzen Tag
über an – »wie gut, dass ich wieder Single bin«, dachte ich in einem Anfall von
Galgenhumor, »ich würde sonst den ganzen Tag lang über meine Jeweilige
herfallen.«
Das war der Anfang. Mühsam hielt ich es bis zum Abend aus.
Dann begann ich damit, dieser Muskelgöttin im Internet nachzustöbern. Ich fand
alsbald auch die anderen Teile von » FSP. The CB-Files«. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei
eigentlich um eine Art Video-Dokumentation handelte – nämlich der ihres
muskulösen Körpers.
Passend zu diesen mächtigen Armen hatte sie nämlich ein
enorm breites, von oben nach unten keilförmiges Kreuz, wuchtige Schultern, eine
superschmale Taille und wie geschnitzt wirkende Bauchmuskeln. Ihre Oberschenkel
wölbten sich bei jeder Bewegung nach außen. An der Innenseite über dem Knie
zeichnete sich eine dicker tropfenförmige Partie ab, von der ich noch gar nicht
gewusst hatte, dass es die überhaupt gab. Ihre Waden waren kantig-voluminös und
passten sicher nicht in normale Stiefel. Und ihr Popo war gleichzeitig so rund
und ausladend, wie er stramm und fest war. Im Vergleich zu dieser mittelalten
Athletin mit ihrem Hyperhintern hatte jedes Topmodel eine schlaffe Kehrseite.
In der Folgezeit fand ich auch heraus, was hinter den
ominösen Abkürzungen steckte. »CB« – das stand für ihren Namen, Clara Bein. Und
hinter »FSP« steckte »Female Supremacy Productions«. Das war wohl ein anonym
tätiges Produktionsteam, das sich auf Filme mit derart muskulös austrainierten
Frauen verlegt hatte. Es gab Dutzende dieser Streifen, in denen enorm
kraftvolle Damen ihre physische Überlegenheit demonstrierten. Wahrscheinlich
habe ich mir sie fast alle angesehen. Die Wirkung war meist ähnlich wie bei
Clara Bein – aber immer nur fast. Die schwarzhaarige Clara mit ihrem
kantig-attraktiven Gesicht, ihren braunen Kulleraugen und ihrem harten
Superbody blieb unangefochten meine Favoritin.
Zumal ich bald feststellte, dass sie bei Wettkämpfen von den
Fans zwar für ihre extrem ausgeprägten Muskeln und die herrliche
Gesamtsymmetrie ihres Körpers bejubelt wurde. Nicht aber von den
Bodybuilding-Kampfrichtern. Die verwiesen die Dame aus dem Südwesten
Deutschlands aus unerfindlichen Gründen öfters auf einen der hinteren Ränge.
Jedoch machte Clara alsbald im Internet eine steile Karriere: Nämlich im
virtuellen Untergrund bei den männlichen Verehrern weiblicher Muskeln. Und als
ich feststellte, dass es davon nicht nur einen, sondern viele gab, da begann
ich mich auch an all dem Material zu Clara zu delektieren – wenn auch nur
heimlich.
Weil diese Gemeinde ihr die Treue hielt, versorgte Clara
Bein sie im Gegenzug mit einer Flut von Filmchen und Fotos, die sie in
unzähligen scharfen Outfits zeigten: Schwarze, hautenge Miniröcke und
hochhackige Pumps. Wie auflackiert anliegende Lederhosen und -tops.
Durchsichtige Nylon-Leotards. Latex-Bikinis und schneeweiße Ganzkörperbodys.
Derlei betonte ihre sinnlich-erregende Muskulosität aus meiner Sicht mehr, als
dass sie sie verhüllte.
Sie posierte in Fotostudios ebenso wie in Hotelzimmern. Sie
war allein vor der Kamera oder mit Bewunderern, die ihre Muskeln hingebungsvoll
einölten und andächtig befühlten. Sie stand in Fetzenjeans im Fitnessstudio und
ließ sich beim Aufpumpen ihrer als »Guns« bekannten, venenüberzogenen
Bizeps-Muckis ablichten. Sie verwandelte sich mit Riemchensandalen und einem
aus Metallringen geflochtenen Brust- und Unterleibsschutz in eine Amazone im
Stil der Comic-Heldin Red Sonja. Das entsprechende Video zeigte sie im Abendrot
vor einer Felskulisse beim überraschend gekonnten Jonglieren mit einem großen
Schwert. Ich habe nie verstanden, warum sie daraufhin nicht in einem
Action-Film eine Hauptrolle gespielt hat . Sie hätte sowohl die Physis wie auch
die Ausstrahlung dafür gehabt.
Auch stöckelte sie in kaum popolangem, schwarzem Latex und
mit ebenfalls schwarzen Plateau-Stilettos verkehrsgefährdend durch Japans
Hauptstadt. Dabei spannte sie ihre satt eingeölten Mörder-Bizeps auch in der
bekannt langsam zelebrierenden Weise vor drei einheimischen Geschäftsleuten an.
Prompt bekamen sich die bebrillten, schmächtigen Kerlchen nicht mehr ein. Sie
schubsten und drängelten sich gegenseitig weg, um an ihre Arme zu gelangen.
Vergaßen, dass da eine Kamera lief, die alles fürs weltweite Netz festhielt.
Das und auch Claras rauchige Stimme in dialektgefärbtem Deutsch und ihren
fraglos ungeplanten, aber staubtrockenen Kommentar, der im Web ihren Kultstatus
nur noch mehr festigen sollte: »Ui, wie’s aussieht, brauchen die heut’ awwer alle
kän Viagra! Ob das die Buxen aushallen?«
Zwischendurch befasste sie sich immer mal mit allerlei
Szenekunst. Sie unterstützte eine Gruppe New Yorker Bodybuilderinnen, als die
eine Vernissage und eine Show zum Thema »Kraftvolle Frauen in der Gegenwartskunst«
zusammenstellten. Sie spielte auch in einigen Performance-Filmen mit. Davon
schafften es einer bis zur Documenta nach Kassel und der nächste bis zur
Biennale nach Venedig. In diesem posierte, schritt, hüpfte und sprang sie nackt
und von Kopf bis Fuß schneeweiß geschminkt herum – der künstlerische Ausdruck
des Films wurde ebenso gelobt wie der experimentelle Schnitt der Filmemacher.
Kunst hin, Kunst her – sie war sich auch nicht zu schade
dafür, in Underground-Streifen aufzutauchen und da in Minimalgewandung eingeölt
und aufgepumpt den ein oder anderen Kerl beim Kräftevergleich und Ringen
fertigzumachen. Und sie veranstaltete »Private Appointments«. Also private
Treffen, die üblicherweise in der Szene »Muscle Worship Session« heißen: Gegen
einen entsprechenden Obulus traf sie sich mit ihren Verehrern, meistens in
einem Hotel und immer in einer Aufmachung der Kategorie »männermordend-heiß«.
Die Typen konnten da ihre Muskeln bewundern, ihre Überlegenheit spüren und sich
auch mal herumtragen und sich von ihr nach Strich und Faden dominieren zu
lassen.
Im Lauf der Zeit bekam ich das alles heraus. Ich sammelte
jedes Fitzelchen an Information, den ich zu Clara Bein finden konnte. Trug ein
Riesen-Archiv an Fotos und Filmen zusammen. Kaufte Bodybuilding-Zeitschriften
mit Reportagen über sie. Schrieb sie schließlich sogar mehrfach an, um mir
Fotos mit Autogramm zu bestellen, sie zu der ein oder Sache zu befragen und ihr
ein paar private Informationen abzuluchsen. Damit erstellte ich dann eine
Biographie – die bei Wikipedia ist auch von mir.
Ich recherchierte alles von ihrer Geburt in einem kleinen
Dorf nahe der französischen Grenze, über ihre Schulzeit und ihre Ausbildung zur
Physiotherapeutin. Über ihre Ehe, die nach zwei Söhnen und gut fünfzehn Jahren
geschieden wurde. Über ihre jugendliche Begeisterung fürs Gitarrespielen,
Tanzen, Springreiten und Pistolenschießen. Auch wusste ich alles darüber, wie
sie sich nach ihrer Ehe »nicht mehr so flott« fühlte und schließlich in einem
Fitnessstudio landete. Wo sie der Betreiber schon nach vier Wochen fragte, ob
sie denn nicht einmal an einem Wettkampf teilnehmen wolle, bei den Armen und
Schultern? Ich wusste, wie sie da abgeschnitten hatte (Platz eins bei den Heavy
Weights) und welche Wettkämpfe noch folgten.
Natürlich kannte ich ihre »Stats«, also ihre Körpermaße: zum
Beispiel ihr Körpergewicht von fünfundsechzig Kilo, ihre Körpergröße von knapp
Einsdreiundsechzig, den Umfang ihrer Arme und Waden (jeweils einundvierzig
Zentimeter), Oberschenkel (sechzig Zentimeter) und Schultern (hundertvier
Zentimeter). Ich wusste, dass sie bei der als Bizeps-Curl bekannten Übung für
die Oberarme schon mehrfach Hanteln im Gewicht ihres Körpers bewegt hatte. Dass
sie bei einem Kraftvergleich-Wettkampf für Frauen bei einem solchen Curl-Durchgang
mit sechzig Prozent ihres Körpergewichts fünfundvierzig Wiederholungen schaffte
und beim Bankdrücken ihr Gewicht in Eisen dreißigmal hoch wuchtete. Und dass
sie da sage und schreibe dreiunddreißig Klimmzüge hinbekam.
Jedesmal, wenn ich Bilder von ihr sah, erlebte ich
Frühlingsgefühle und kam mir vor wie ein antiker Fruchtbarkeitsgott. Das ging
schließlich soweit, dass ich – von einer Ausnahme abgesehen – zu kaum einer
anderen Frau mehr hinfand. Clara Bein war meine Traumfrau. Und das kann man wirklich
wörtlich nehmen. Genau deswegen aber schaffte ich es auch nicht, mich in all
den Jahren einmal mit ihr für eins ihrer »Private Appointments« zu treffen. Ich
hatte einfach Angst, mein Bild von ihr zu zerstören. Freilich kann ich nicht
ausschließen, dass ich irgendwann zum Stalker geworden wäre und ihr heimlich
nachgestellt hätte. Gut möglich. Dass das nicht passiert ist, das lag ganz
einfach daran: Clara Bein kam mir zuvor.
Rein vom Ablauf her war das wieder nichts Besonderes: Eines
Abends klingelte es an der Haustür, ich ging hin und öffnete – und da stand
sie. Natürlich nicht halbnackt und eingeölt, sondern in knöchellangem
Trenchcoat, einer Ledertasche über der Schulter und mit einem Fleece-Schal um
Hinterkopf, Hals und Kinn. So, wie sich auch jede andere Frau anzieht, wenn ein
kühler Herbstwind durch die Straßen fegt. Zuerst erkannte ich sie nicht. Der
Wind zerzauste, was von ihrem Haar vorn unter dem Schal herauslugte. Und auf
ihrer Nase saß eine kleine schwarze Hornbrille. Als ich dann den Flitzer aus
Zuffenhausen an der Straße und den Zettel in ihrer Hand sah, dachte ich:
»Verfahren. Die will nach dem Weg fragen.«
Sie stellte dann auch eine Frage – aber eine andere, als ich
erwartet hatte: »Entschuldigen Sie, sind Sie Herr ***? Ja? Dürfte ich dann mal
für ein paar Minuten eintreten, bitte?«
Ich war völlig überrumpelt. Wie willenlos nickte ich, trat
zur Seite und schloss die Tür hinter ihr. Denn was ihrer Kleidung mit meinen
Augen gelungen war, das schaffte ihre Stimme mit meinen Ohren trotz des heulenden
Windes nicht: Diesen rauchigen Klang mit dem lustigen moselfränkischen Akzent
hatte ich zu oft gehört, um ihn nicht sofort zweifelsfrei zu erkennen.
Sie wartete in meinem Flur, betrachtete die Filmbilder an
den Wänden und ignorierte – so hoffte ich – das mittendrin geparkte Bügelbrett.
Wie in Trance ging ich vor, öffnete die Tür zu meinem Wohnzimmer und lotste sie
zur Couch. Aber sie setzte sich nicht direkt, sondern fragte: »Kann ich kurz
ablegen? Mantel un’ Schal sind doch arg warm hier drin!«
Sprach’s, schlüpfte ohne viel Getue aus beidem und drückte
mir die Kleidungsstücke sowie die Ledertasche in die Hand. Ich schaffte es
tatsächlich, die Sachen ordentlich über einen Stuhl abzulegen, ohne über meine
Füße zu stolpern. Sollte ich gehofft haben, sie trüge unter dem Mantel nur so
etwas wie einen ultrakurzen Mini, so sah ich mich ge- und enttäuscht. Ihr
Oberkörper steckte in einer normalen, bequem geschnittenen Bluse, ihre Beine in
modisch verwaschenen Blue-Jeans, ihre Füße in Stiefeletten. Immerhin hatten die
ziemlich hohe Absätze. Und die Jeans lagen eng genug an, um unter dem Stoff die
schwellenden Muskelpakete mehr als nur erahnen zu lassen.
Aber der Anblick bot sich nur kurz, dann saß sie schon auf
der Couch. Und ich ihr gegenüber auf meinem Fernsehsessel, heilfroh, dass ich
nicht wie sonst um die Uhrzeit eine verwaschene Pyjamahose samt altem
Sweatshirt anhatte. Oder gar eins meiner selbstgemachten T-Shirts mit frivolem
Muskelmaedel-Motiv. Das wäre nicht auszudenken gewesen! Nein, ich steckte in
einer leichten Cargohose und in einem halbwegs ordentlichen Hemd: Ich war
gerade aus dem Kino zurück, wo ich den Stoff für eine meiner Zeitungskolumnen
ermittelt hatte; als Feuilletonist lebe ich auch von Filmbesuchen. Ein paar
Augenblicke saßen wir so da und schauten uns an, sie durch die schicke
Hornbrille, die ihr überraschend gut stand. Sie brach schließlich das
Schweigen, wie es in alten Romanen immer heißt: »Ich brauch’ mich Ihnen nit
vorzustellen. Ich weiß ja, datt Sie ganz genau wissen, wer und watt ich bin.«
Es wäre die Untertreibung schlechthin, würde ich hier
schreiben, ich sei überrascht gewesen. Ich war von den Socken, erschrocken, es
hatte mich umgehauen – das trifft es eher. Ich wusste nicht, was ich entgegnen
sollte. Vermutlich sah sie mir an, welche Wirkung ihre beiden Sätze bei mir
ausgelöst hatten. Denn sie hob die Hand und sagte leise und freundlich mit
dieser mir so wohlbekannten, rauchigen Stimme: »Halt, junger Mann, Sie brauchen
sich kä’n Sorjen zu machen. Passiert scho’nix. Aber Sie wüssten schon gern,
watt ich hier will, stimmt’s?«
Pause. Ich war noch zu verdattert, um etwas zu sagen. Sie
lächelte und sagte: »Oh, oh. War wohl nit so gut, Sie so zu üwwerfallen. Also,
ich sag’ Ihnen änfach, worum’s geht.«
Das tat Clara Bein dann. Und das, was sie sagte, war
mindestens so überraschend wie ihr Erscheinen vor meiner Türe. Denn sie war
hier, um ihren »größten Fan« mal persönlich zu treffen. Ihren
»nachgewiesenermaßen größten Fan«, wie sie betonte. Mein Gesicht muss wohl ein
einziges Fragezeichen gewesen sein, weil sie mich kurz verwundert ansah und
dann kurz losprustete: »Oh, Sie wissen ja gar nit, wie ich zu der Ehre komme.
Oder besser Sie. Also ...«
Dann erklärte sie mir, wie sie mich aufgestöbert habe. Es
habe damit zu tun, dass der Programmierer ihrer Website ein ausgekochter
Informatiker sei und für einige Firmen neue Programme entwickelt habe. Alle mit
dem Zweck, die Anonymität im Web zu unterwandern, um Hackern und
Viren-Verbreitern nachzuspüren: »Genau weiß ich das auch nit. Ich weiß auch nit,
ob mir datt gefällt. Eher nit. Na, jedenfalls hat’s watt mit diesen IP-Adressen
zu tun. Und halt mit allen Spuren, die’s wohl beim Surfen im Internet immer
gibt.«
Um es kurz zu machen: Der Programmierer hatte Claras Website
als Versuchsinstrument benutzt. Und als er das gefundene Material nach
Häufigkeit sortierte und nach Herkunft entschlüsselte, landete eine Adresse
ganz vorn – meine. Neugierig geworden, wandte dieser Bursche seine »Tools« nun
auch an anderen Stellen im Internet an. In Video-Kanälen, Diskussionsforen,
Blogs, Bilderdiensten und so weiter. Gemeinsames Kennzeichen: Es ging an der
jeweiligen Stelle um Clara Bein. Stets fand dieser verhinderte Detektiv meine
Adresse häufiger als die von jedem anderen. Und weil das Internet bekanntlich
nichts vergisst, dehnte er den Test seiner Programme auch auf die Vergangenheit
aus. Mit demselben Ergebnis.
Als versiertem Hacker ermittelte er schnell Namen und
Postanschrift zu den stets wiederkehrenden Daten. So, dass ihm niemand auf die
Schliche kommen konnte. Natürlich informierte er Clara Bein über seine
Forschungsergebnisse. Woraufhin die ihre diversen E-Mail-Eingänge durchforstete
--- und als Folge bei nächstmöglicher Gelegenheit packte, in ihren Sportwagen
kletterte und die gut fünfhundert Kilometer zu mir herbrauste. Jetzt saß sie
mir gegenüber und sagte, dass ihr das sehr, sehr schmeichele, als Athletin
ebenso wie als Frau. Aber sie wolle jetzt nur noch eins wissen: »Warum machen
Sie datt überhaupt alles?«
Das war sie, die alles entscheidende Frage. Wie ich
geantwortet habe? Na, jedenfalls so, dass es ihr gefallen hat. Sehr sogar.
Sonst wäre sie ja wohl kaum eine Viertelstunde danach in das Nichts von
Minibody und in die Hochhacken geschlüpft, die sie in ihrer Ledertasche
mitgebracht hatte: »Vorsorglich. Man kann ja nie wissen.« Und nicht viel später
war ich damit beschäftigt, ihren starken Muskeln zu huldigen und ihre Kraft zu
testen. Sie nahm es hin, hielt mir lässig stand und machte anzügliche
Bemerkungen – ich möge mich mal anstrengen, schließlich sei ich doch ein Kerl
und sie nur eine Frau. Immerhin hätten aber selbst solche schwächlichen Männer
immer noch ihre Stärken. Sprach’s und spielte in unverschämter Weise damit
herum, während sie sich auf meiner Brust fläzte und mich nach dem Dominiert- aufs
Vernaschtwerden »vorbereitete«.
Übrigens tut sie das immer noch. Auch nach all den Jahren.
Aber das wissen Sie ja – schließlich haben Sie ja den Anfang dieser Geschichte
gelesen, oder?
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--- mattmuscle, der sich über möglichst viele sinnvolle Kommentare und Anmeldungen bei "Wer mitliest - die Muskelmaedel-Community" in der rechten Blog-Spalte freuen würde ...