Sonntag, 9. Dezember 2018

Wie alles begann - Zuschrift Nr. 8



Heute traue ich mich und schreibe auch. Vielleicht kann man das ja noch posten, ist ja schon was länger mit dem letzten Posting zu dem Thema, bei dem es darum geht, wie man entdeckt hat, dass man Frauen mag, die stark sind und Muskeln haben, Frauen, die mir das dann auch vorführen und mich ihre Kraft spüren lassen. 

(Zwischenbemerkung von mattmuscle: Wie man sieht, geht das natürlich noch. Das Thema wird hier nämlich so lange besprochen, wie es Zuschriften dazu gibt. Also, wer seine dazu passende Geschichte erzählen will: keine falsche Scheu, bitte schreiben und herschicken. Lesen tue ich das alles. Und wenn die Geschichte halbwegs für eine Veröffentlichung taugt, dann prüfe ich die Rechtschreibung und korrigiere gegebenenfalls auch andere Fehler wie falsche inhaltliche Bezüge, unstimmige Satzanschlüsse, grammatikalische Schnitzer und so weiter. Ich schicke das vorm Veröffentlichen dann aber noch mal an den jeweiligen Schreiber, ob dem meine Korrekturen passen, so wie in diesem Fall auch geschehen. Ist das zu beiderseitiger Zufriedenheit, poste ich das. Und das mache ich das wie immer ohne Namensnennung.)




Bei mir ging das nicht mit Fotos los oder so etwas, obwohl es da die Bodybuilding-Zeitschriften schon gegeben hat. Darunter waren dann auch solche wie Womens Physique World, wo es nur um Frauen gegangen ist. Also, die gab es damals schon, aber das war es nicht. Denn das habe ich erst alles später rausgefunden. Auch war da nichts im Fernsehen, keine Übertragung bei Eurosport oder so. Bei mir ging das so. 

Es fing damit, dass ich in den Ferien ein paar Mal wegen meiner Allergien ans Meer geschickt wurde. Da war ich immer bei derselben Familie, wo es auch ein Mädchen ungefähr in meinem Alter gab. Die nahm mich dann immer mit, so dass ich da ganz gut Anschluss zu anderen Kindern hatte. Die hatten da eine Bücherei, wo man sich Bücher ausleihen konnte, ich meine für vier Wochen oder so, ich weiß gar nicht, ob es so was noch gibt. Und eines Tages waren wir wieder da und es hieß von dem älteren Mann an dem Ausleihtresen, gut dass ihr da seid, ihr könnt mir helfen, gibt auch hinterher ein Eis. 

Es war so, dass es da wohl in der Etage oben drüber einen Wasserschaden oder so was gegeben hatte. Da musste man auch in der Etage unten drunter an die Wände und an die Decke, um zu gucken, ob es da auch einen Schaden gegeben hatte. Aber dazu musste man die Regale wegrücken und dafür aber mussten die Bücher raus. Der Mann hatte eine ganze Wagenladung Pappkisten organisiert, darunter jeder Menge Bananenkisten, was er halt kriegen konnte, war ja alles kurzfristig. Die Bücher sollten in die Kisten und die dann auf einen Trecker-Anhänger, den man dann irgendwo abstellen wollte, wo es trocken war und man die Bücher aus dem Weg hatte, bis das mit dem Wasserschaden ausgestanden war. Soweit der Plan.

Nun waren diese Bananenkisten groß - erst recht für Knirpse wie uns. Wir luden die voll, dann sollten die raus zu dem Anhänger. Und bis dahin hatte ich nie drüber nachgedacht, wie schwer Papier ist. Ich packte die Bücher in die Kiste, machte den Deckel drauf und wollte die dann zum Tragen heben. Das mit dem Heben ging noch, das Tragen nicht: Es machte "ump", als sie runterkam. Auch ein zweiter und dritter Versuch machte mich nicht stärker. Da ließ ich die Kiste stehen und packte weiter, gab ja zum Tragen den älteren Mann und einen Kumpel von dem, das war der mit dem Trecker. Zu meiner Freundin von der Gastfamilie sagte ich, los, wir packen die Kisten voll, tragen sollen die Erwachsenen, die Kisten sind schwer, wenn sie voll sind. Sie nickte und packte in ihrer Ecke weiter, ich in meiner. 

Wie das so ist, wenn man einen Krimi und ein Abenteuerbuch nach dem anderen verpackt und wenn man ein Junge ist, ich fing in einem an zu lesen und vergass für eine Zeitlang alles um mich herum. Ich las irgendwas mit einer Entführung von einem kleinen Grafensohn, der dann im Norden von Mexiko bei den Pferdefängern, bei den Indianern und den Trappern war. Den Namen der Geschichte habe ich vergessen. Plötzlich kriege ich mit was Eckigem einen leichten Knuff gegen die Schulter. Ich höre, wie die Freundin sagt, he, nicht lesen, packen! Und wie ich aufgucke, steht sie da hinter mir, mit einer von den prallvollen Bananenkisten. Als sie sieht, wie ich gucke, sagt sie wie zur Entschuldigung, die zwei Männer stehen draußen und rauchen. So schwer sind die nicht, ich trag die schon mal raus. Und das tut sie dann, ihre Kisten und meine auch. 

Und ich sitze da mit meinem aufgeschlagenen Buch von diesen Trappern und diesem entführten jungen Grafen und glaube es nicht. Ich denke, sollte ich mich denn so vertan haben, das sieht ja einigermaßen einfach aus bei ihr. Und wie sie gerade zur Tür raus ist, hebe ich eine von den fertig gepackten Kisten. Ergebnis: Wie vorher, hochheben konnte ich sie, aber auf keinen Fall tragen. Immerhin ließ ich die nicht aus der Hand rutschen, daran erinnere ich mich noch. Und daran, dass meine Freundin ein paar Augenblicke später wieder reinkam und gerade genau diese Kiste nahm und sie hochhob und wegtrug und sagte, och die geht ja, die ist gar nicht so schwer wie die anderen!

An dem Tag war ich fertig, das darf man mir glauben! Ein Mädchen und stärker als ich. Ich war doch  ein Junge! Da kann man heute reden mit der ganzen Geschlechterwissenschaft, wie man will, ich schämte mich dafür, dass sie stärker war als ich. 

Nun war ich ja noch ein paar Wochen da. Und natürlich wollte ich wissen, wieso sie das konnte. Aber sagen wollte ich ihr das nicht, dass ich das wissen wollte. Klar, die machte wohl viel Sport, aber ich machte ja auch Sport, war immer beim Fußball und ich wurde beim Spielen eigentlich immer aufgestellt. Ich konnte es mir nicht erklären. Also guckte ich heimlich. Ich sah dann auch, dass ihre Arme irgendwie anders waren als meine. Und dann kriegte ich es irgendwie hin, dass ich mal zu ihr sagte, mach mal Muskeln, oder so etwas in der Art. Das machte sie dann auch. Und ich fühlte ihre Arme. Die hatte einfach mehr Muskeln als ich, dicker und auch noch härter, so sah das aus! Da war ich vielleicht neidisch! Und ich schämte mich noch mehr! Vor allem, als ich so ein ganz komisches Gefühl hatte und merkte, dass mir irgendwas daran gefiel!

Und wie heute erinnere ich mich daran, dass ich in diesen Wochen immer wieder jede Gelegenheit benutzte, um sie dazu zu bringen, was Schweres zu heben. Und ihre Arme anzufassen, was am Strand ganz gut ging, da wir uns da gegenseitig mit Sonnenschutz einrieben und ja auch miteinander balgten.
 

Dieses komische Gefühl, das blieb auch, als ich wieder zu Hause war. Ich fand dann schnell raus, was das war, das kann man sich ja denken. Damit war ich irgendwie festgelegt. Was ich sagen will, ist, dass ich mich ja schämte, was ich für ein Junge war, der schwächer war als dieses Mädchen und dem dann auch noch ihre Arme gefielen. Aber zuhause musste ich immer daran denken, es wurde gar nicht weniger! Ja, und dann kam auch noch dieser Gedanke: Was ist, wenn es noch mehr so Mädchen gibt, die stärkere Muskeln als ich haben? Was mache ich denn dann? Und dann war es wie ein Zwang: Ich musste das rausfinden! Und so ist es immer noch! Ich habe viele Mädchen und Frauen getroffen, die stärker waren als ich. Habe noch in der Schule damit angefangen. Armdrücken, Ringen und was hochheben, diese Art von Vergleichen. Und immer, immer will ich ihre Muskeln fühlen! Und noch immer habe ich Angst, dass sie es merken, dass ich schwächer bin und dass mir das auch noch gefällt!




Aber was mich mal interessieren würde, ist, ob es den anderen auch so geht: Immer wenn ich an diese Zeit oben am Meer denke, denke ich daran, wie erschrocken ich bin, als sie diese Bananenkiste voller Bücher rausträgt und daran, wie es für mich ist, als sie mir ihren Arm vor die Nase hält und ich den anfasse. Eigentlich denke ich noch immer daran, und immer noch ist es halb und halb, ich schäme mich und ich genieße es. 



          

1 Kommentar:

  1. Anonym10/12/18

    toller text und aufregendes erstes foto. aus reiner neugierde würde mich interessieren, wie denn die maedels und frauen auf deine wuensche reagiert haben.
    Kevin

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